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HISTOLOGIE: Gicht

Begonnen von Holger Adelmann, August 13, 2011, 20:28:23 NACHMITTAGS

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Holger Adelmann

Liebe Kollegen,

heute poste ich ein Bild mit dem ich sozusagen den Spagat von meiner neuen Leidenschaft Geologie/Mineralogie zurück zur Biologie schaffe  ;D

Abgebildet ist ein Schnitt durch das Mark einer Gichtniere mit auskristallisierter Harnsäure (POL).
Der Mensch hat im Gegensatz zu vielen Tieren nicht die Möglichkeit, die im Stoffwechsel der DNS und RNS Bausteine als Abfall anfallende Harnsäure weiter zum gut wasserlöslichen Allantoin zu verstoffwechseln.
Er bleibt sozusagen auf der Harnsäure sitzen und muss diese nur bedingt wasserlösliche Substanz über die Nieren ausscheiden.
Hohe Harnsäurewerte finden sich z.B. bei primären Störungen des Harnsäurestoffwechsels oder bei krasser, chronischer Fehlernährung (Gicht war immer besonders eine Krankheit der Reichen  :D).
Steigt die Harnsäurekonzentration im Körpergewebe über die Löslichkeitsgrenze, kristallisiert die Harnsäure im Gewebe aus und verursacht durch eine reaktive Entzündung im Gewebe auf den Fremdkörper einen Gichtanfall.
Dies führt im harmloseren Falle zu einer Gelenkentzündung, im schweren Fall z.B. zu einem Nierenversagen.

Herzliche Grüsse
Holger




Monsti

#1
Hallo Holger,

bin zwar keine Kollegin, finde das Foto aber dennoch interessant. Dazu sage ich spontan "AUA", weil ich mir solche Kristallbildungen auch in den Gelenken vorstelle. Oder sehen die dort anders aus? Gicht habe ich zum Glück nicht, mir reicht meine Psoriasis-Polyarthritis.

Liebe Grüße
Angie

crabtack

Hochinteressant, danke für das Bild bis jetzt konnt eich mir Gicht nie so genau vorstellen.
Woher hast du die Niere?

Gruß
Olaf

Holger Adelmann

Hallo Ihr beiden,
@ Angie: Ja, die Kristalle im Gelenk sehen vermutlich genauso aus.
@ Olaf: Das Präparat ist von einem befreundeten Pathologen.

Herzliche Grüsse
Holger

Peter Herkenrath

Beeindruckend! Das sind ja fast so viele Harnsäurekristalle wie Nierengewebe. Da kann man sich gut vorstellen, dass das Probleme macht. Vielleicht esse ich heute mal vegetarisch ...

Lieben Gruß
Peter

Heino Lauer

Hallo Holger,

eine sehr beeindruckende Aufnahme. Könntest Du ergänzend noch eine Übersicht im reinen Hellfeld bringen?

Herzlicher Gruß

Heino
Mikroskope:
Leitz Orthoplan
Zeiss Standard 18
Leitz SM

Ronald Schulte

Holger,

Wenn deine eingeblendete Maßen stimmen dann ist diese Struktur ungefähr 200x200 um groß. Stimmt das?
Mache doch bitte auch mal einen ubersichtsaufnahme zur Orientierung! Welches Bereich entstehen die Kristalle? Rinde, Margstrahlen?

Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Holger Adelmann

#7
Hallo Kollegen,

die Kristall-Struktur ist wirklich so gross, dabei habe ich nicht einmal die grösste abgelichtet ...
Die grossen Kristallcluster lassen sich sogar mit blossem Auge im Schnitt sehen.
Der (multimorbide) Patient ist letztlich auch im Nierenversagen verstorben.

Anbei noch zwei Bilder, POL (parallel), also quasi Hellfeld.

Das erste Bild ist eine Übersicht mit dem 6.3er Objektiv.
Das zweite eine Aufnahme mit dem 16er Objektiv.
Die Harnsäure kann im Gewebe auskristallisieren, oder wie hier in Bild 2 mit den Kristallmassen einen Nierentubulus komplett verstopfen.

Die Rinde mit den Glomeruli war übrigens nicht befallen.

Herzliche Grüsse
Holger









Ronald Schulte

Holger,

Danke. Schöne Bilder!. So wird es mich deutlicher.
Es muss wohl ein Plastik Schnitt sein weil sonst in Paraffin die Harten Teile sich nicht so schön schneiden ließen.

Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.