Gequollene Fasern im HF, Pol, Phasenkontrast und DIC(K)

Begonnen von detlef.q, Juli 06, 2012, 18:17:25 NACHMITTAGS

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detlef.q

Hallo zusammen,

da ich mich aus beruflichen Gründen mit der Anwendung von Celluloseethern beschäftige, habe ich schon öfters Fasern, die bei der Herstellung dieser Ether entstehen, unter dem Mikroskop betrachtet.

Allerdings sind diese Fasern relativ schlecht unter dem Mikroskop zu sehen. Im ,,normalen" Hellfeld sind sie nur schemenhaft zu erkennen. 

Da der Grundstoff dieser Fasern Cellulose ist, sind sie doppelbrechend, d.h. sie leuchten zwischen gekreuzten Polfiltern hell auf.
Wird Cellulose (wasserunlöslich) in einem chemischen Verfahren verethert, so erhält man wasserlösliche Celluloseether, die teilweise diese unerwünschten Fasern enthalten.
Sie quellen mit Wasser mehr oder weniger stark und weisen öfters Bereiche auf, in denen sie sogar in Lösung gegangen sind. Unter dem Begriff ,,Pilzkopfquellung" sind sie im Forum schon einmal gezeigt worden.

Ich habe nun diese Fasern in Wasser zur Quellung gebracht. Da an den Fasern viel löslicher Celluloseether haftet, erhält man eine relativ viskose Lösung.
Nach dem Absetzen der Fasern habe ich die überstehende Lösung abgegossen und durch frisches Wasser ersetzt (3 Mal wiederholt).

Die Bilder sind mit folgender Technik entstanden:
Leitz Panphot, Halogenbeleuchtung 75W/24V, Okular Leitz Periplan 10xBr, Adapter-Optik Zeiss Tessar 50mm/1:2.8, Kamera Canon EOS 1000D
Die Aufnahmen im Phasenkontrast sind mit dem Pv 10:1, A:0,25 aufgenommen worden. Ansonsten habe ich den normalen Achromaten 10:1, A:0,25 verwendet.

Hellfeld


Hellfeld, Polfilter nicht ganz gekreuzt


Hellfeld, Polfilter gekreuzt


Phasenkontrast (Heine)


DIC(K)


Noch einmal:

Hellfeld


Hellfeld, Polfilter nicht ganz gekreuzt


DIC(K)


Leider habe ich beim Umbau auf Phasenkontrast das Deckglas berührt. Da ist die Faser platt geworden:

DIC(K)


Phasenkontrast (noch Mal zum Vergleich)


Hier noch eine Zugabe:
DIC(K)


In meinem kleinen Bericht zeigt sich, dass die Bilder, die nach der Nomarski-Methode (DIC(K) erstellt worden sind, die besten Ergebnisse liefern.
Deutlich sind die plastisch wirkenden Fasern mit ihrer Oberflächenstruktur zu sehen.

Ich hoffe, dass ich einen kleinen Anreiz geben konnte, um eigene Betrachtungen mit dieser Methode durchzuführen.

Viele Grüße
Detlef


TPL

Lieber Detlef,
die Gegenüberstellung der einzelnen Kontrast-Verfahren am gleichen Motiv gefällt mir sehr gut.
Verrätst Du uns auch noch, wie Du den DIC(K) bewerkstelligt hast? Ist das die Ringförmige Beleuchtung, die man mit dem Heine-Kondensor einstellen kann in Kombination mit gekreuzten Polarisatoren?

Herzliche Grüße aus Bonn
Thomas

detlef.q

Hallo Thomas,

den Heine habe ich schon mal mit gekreuzten Polarisatoren ausprobiert, aber ohne nennenswerten Erfolg.

Beim DIC(K) braucht man ja eine schiefe Beleuchtung, erzeugt durch eine Sektorenblende, wie Bernd in seinem Thread gezeigt hat:

http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=12836.0

Als Kondensor habe ich den Berek-2 Blenden-Kondensor verwendet. Und die Sektorenblende kommt unter die Klapplinse.

Alle Blenden voll auf, Kondensor hoch unter den OT und los geht's.
Ach ja und natürlich die Polfilter nicht vergessen.

Thomas, dass klappt wirklich grandios! Ich habe noch nie solch plastische Ansichten im Mikroskop gesehen, da ich ja zu den armen Menschen gehöre die kein echtes DIC haben.
Allerdings macht das jetzt nichts mehr aus, dank Bernd seiner tollen Idee!

Herzliche Grüße
Detlef




TPL

Zitatden Heine habe ich schon mal mit gekreuzten Polarisatoren ausprobiert, aber ohne nennenswerten Erfolg.

Hallo Detlef,
das wundert mich, denn zumindest mit den schwachen Vergrößerungen kann man ja sehr gut (allseitig) schiefe Beleuchtung (= ringförmige Beleuchtung/RFB) erzeugen. Dezentriert man den Heine-Kondensor dann, bekommt man... einseitig schiefe Beleuchtung. Hier hatten Bernd und ich mal etwas zur RFB mit dem Heine-Kondensor geschrieben.

Gleich wie: das ist eine sehr schöne Möglichkeit, mit einfachen Mitteln den Kontrast zu erhöhen, die Auflösung nicht zu verschlechtern (wenn nicht gar zu verbessern) und noch einen plastischen Effekt hinzubekommen. Jaja, Bernd, ich weiß: und das Alles auch noch in Farbe ;D.

Begeisterte Grüße
Thomas

Nomarski

#4
Zitat von: TPL in Juli 06, 2012, 23:40:25 NACHMITTAGS
...
Jaja, Bernd, ich weiß: und das Alles auch noch in Farbe ;D.

Begeisterte Grüße
Thomas



Hallo Detlef,

Danke für die Gegenüberstellung deiner nun möglichen Kontrastverfahren, wobei du außerdem noch gezeigt hast, was sich sonst so alles mikroskopieren läßt außer Pflanzenschnitte, Tümpelkram und ab und zu mal ein paar Dünnschliffe.

Viele Grüße
Bernd

Klaus Herrmann

Hallo Detlef,

ich hatte schon geschrieben, aber wohl nicht abgeschickt... >:(

Schön mal wieder was "Werkstoffliches" hier zu sehen und dann auch noch in so schönen plastischen Bildern, die direkt ins Lehrbuch übernommen werden könnten.

Wenn ich richtig verstehe hast du DIC(K) nach "Nomarski" verwendet. Da geht der Bernd mit seinem Verfahren wohl bald in die Literatur ein, wie die Kreutz-Blende  :D
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Nomarski

Hallo Klaus,

ZitatWenn ich richtig verstehe hast du DIC(K) nach "Nomarski" verwendet. Da geht der Bernd mit seinem Verfahren wohl bald in die Literatur ein, wie die Kreutz-Blende 

der Herrmann, der kürzlich davon gemacht wurde, ist jedenfalls für mich schon jetzt in die Annalen der Forumsgeschichte eingegangen. ;D