Liebe Pflanzenfreunde,
der Efeu ist, da ganzjährig verfügbar, eine gute Pflanze, um das Erstellen botanischer Schnitte zu üben und die Ergebnisse zu vergleichen. So haben Peter (Tramal) und ich auch in der vergangenen Woche bei einer Schnippelsession wieder auf ihn zurück gegriffen. Die Probe stammt von einer Pflanze aus der Nachbarschaft, die schon öfter für eine Probe her halten musste. Diesmal hatten wir jedoch wenig Zeit und ich habe einen vorwitzigen Spross und ein Blatt von prominenter Stelle genommen, während ich sonst eher dezenter zu Werk gegangen bin. Das - für mich in seiner Deutlichkeit überraschende - Ergebnis möchte ich Euch heute zeigen.
Da zum Efeu selbst im Forum schon viel geschrieben wurde, hier ein Link zu einem meiner eigenen Threads, der auch eine Reihe weiterer Links zu den Threads der Kolleginnen und Kollegen enthält.
Efeu (Hedera helix) (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=10980.0)
Ganz kurz zur Pflanze:
Der Gemeine Efeu oder kurz Efeu (Hedera helix) ist eine Kletterpflanze aus der Gattung Efeu (Hedera) in der Familie der Araliengewächse (Araliaceae). In Österreich wird diese Art auch Eppich genannt.
Er ist eine immergrüne, ausdauernde Pflanze, die durch Haftwurzeln in der Lage ist, an Bäumen und Mauern empor zuklettern, wobei er Höhen von bis zu 20 Metern erreichen kann. Der Gemeine Efeu ist der einzige einheimische Wurzelkletterer in Mitteleuropa. Wenn keine Kletterstützen wie Mauern oder andere Pflanzen erreichbar sind, überwuchert der Efeu gelegentlich flächendeckend den Boden.
Bild 1: Illustration zum Gemeinen Efeu aus Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz von Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé (1885), Quelle www.biolib.de von Kurt Stüber
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/179846_3395258.jpg)
Ein Hinweis: sämtliche Pflanzenteile des Gemeinen Efeus sind giftig. Zeichen der Vergiftung können schon nach Einnahme von zwei bis drei Beeren auftreten: Brennen im Rachen, Durchfall und/oder Erbrechen, Kopfschmerzen, erhöhter Puls, Krämpfe. Häufig sind auch Kontaktdermatiden durch Reaktion des Falcarinols mit den Proteinen der Haut.
Die Präparation
Geschnitten haben wir wie immer auf dem Handzylindermikrotom mit Leica Einmalklingen im SHK Halter. Gefärbt wurden die aktuellen Schnitte mit Asim II von Klaus Herrmann. Die älteren Vergleichsschnitte sind mit W3Asim II von Rolf-Dieter Müller gefärbt. Daher die unterschiedlichen Farbtöne: Asim II geht eher ins Bläuliche, W3Asim II ins Grünliche.
Nun zu den Schnitten - und was ist eigentlich ein Sonnenblatt?
Von der Buche ist die unterschiedliche Ausprägung von stark besonnten Blättern in der äußeren Krone des Baums ("Sonnenblätter") und den eher lichtarm gewachsenen Blättern im inneren der Krone oder auf der Schattenseite des Baums ("Schattenblätter") als Lehrbuchbeispiel bekannt. Der gleiche Effekt zeigt sich aber auch beim Efeu und vermutlich auch bei vielen anderen Pflanzen, da die zu Grunde liegenden Abläufe die gleichen sind.
Bild 2: Illustration zum Sonnen- und Schattenblatt der Buche aus www.abiweb.de
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/179846_18568923.jpg)
Quelle: www.abiweb.de (https://www.abiweb.de/biologie-stoffwechsel/fotosynthese/ort-der-fotosynthese.html)
Wie die obige Illustration zeigt, sind das Schwamm- und insbesondere das Assimilationsparenchym (Palisadenparenchym) im Sonnenblatt bei gleichem grundsätzlichen Aufbau deutlich stärker ausgeprägt.
Man könnte nun meinen, dass ein Blatt im Schatten ein ausgeprägteres Assimilationsparenchym braucht, um das einfallende Licht besser nutzen zu können. Dem ist aber nicht so und wir bekommen auch einen ersten Anhaltspunkt, dass das zur Photosynthese bereitstehende Licht nicht der begrenzende Faktor ist.
Nicht das Licht? Was ist es dann? Der begrenzende Faktor ist das verfügbare Wasser. Schatten bedeutet ja nicht nur weniger Licht, sondern auch weniger Wärme und damit eine geringere Verdunstungsrate durch die Blattstomata.
Schaut man sich die (vereinfachte) Summenformel für die Photosynthese an, merkt man schnell, dass Wasser eine wichtige Rolle spielt:
Bild 3: Photosynthese in der Summenformel
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/179846_30295189.jpg)
Quelle: science.lu (http://science.lu/de/content/was-ist-photosynthese)
Um ein Zuckermolekül zu synthetisieren, werden je 6 Moleküle Kohlendioxid und Wasser benötigt.
Eine geringere Verdunstung bedeutet aber auch eine geringere Sogkraft für den Transport des Wassers durch die Tracheen und Tracheiden des Xylems in das Blatt und damit weniger verfügbares Wasser. Auch ein stärker ausgeprägtes Palisadenparenchym mit größeren Zellen und mehr Chloroplasten könnte also keine höhere Photosyntheseleistung erbringen, da mit dem Wasser ein wichtiger Ausgangsstoff nicht in ausreichendem Maß zur Verfügung steht.
Auch das im Sonnenblatt stärker ausgeprägte Schwammparenchym lässt sich so erklären: es sorgt für die Verteilung des Wassers in den Zellen und für ausreichend Raum zur Verdunstung in den Interzellularräumen.
Wie stellt sich das nun beim Efeu dar? Schauen wir zunächst einmal die Pflanze an, von der die Probe stammt:
Bild 4: Der Efeu mit den beiden "Probestellen":
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/179846_21106248.jpg)
Die Pflanze dient an einer Nord-Süd-ausgerichteten Straße als Umrandung für ein Abfalltonnen-Gatter. In nördlicher Richtung schließt sich gleich die Tonnenbox des Nachbarn an. Die letzte Probe habe ich etwa an der eingekreisten Stelle genommen ("Sonnenprobe"), bei früheren Beprobungen habe ich mich dezent hinter der Box des Nachbarn bedient ("Schattenprobe"). Bild 5 zeigt nun zwei Blätter von den unterschiedlichen Entnahmestellen:
Bild 5: Sonnen- und Schattenblatt des Efeus
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/179846_10257073.jpg)
Ausgewählt habe ich je ein großes, altes Blatt von beiden Stellen. Tendenziell sind die Schattenblätter tatsächlich etwas größer (Eine größere Blattfläche bringt eine höhere Anzahl Stomata mit sich und verstärkt so die Verdunstung). Was das Foto nur erahnen lässt: das Sonnenblatt hat einen deutlich festeren, "lederigeren" Griff als das Schattenblatt, das fühlbar dünner ist. Den Beweis dazu bringen natürlich die Schnitte, die wir uns nun anschauen werden.
Werfen wir zunächst einen Blick auf die Mittelrippe. Erst seht Ihr das Sonnenblatt und dann das Schattenblatt, danach noch einmal beide Blätter mit Beschriftung in gleicher Reihenfolge.
Bilder 6a-c: Mittelrippe vom Sonnen- und Schattenblatt des Efeus, Bilder 6c & d mit Beschriftung; Vergrößerung 100x, Stapel aus 29 bzw. 14 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/179846_58915139.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/179846_33935589.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/179846_50706539.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/179846_92919.jpg)
Schon hier ist gut zu erkennen, dass das Sonnenblatt deutlich kräftiger gebaut ist. Das gilt auch für das zentrale Leitbündel in der Mittelrippe, was zur obigen Theorie passt: ein höherer Stoffdurchsatz bedingt einen größeren Querschnitt des Leitbündels.
Informationen zu den Abkürzungen in den Bildern 6c&d sowie den folgenden beschrifteten Bildern findet Ihr wie immer auf der Webseite des MKB: Tabelle mit den Kürzeln und den zugehörigen allgemeinen Erläuterungen (http://www.mikroskopie-bonn.de/bibliothek/botanische_mikrotechnik/index.html#a2409).
Nun zum Querschnitt der Blattspreite, wieder haben wir die gleiche Reihenfolge wie oben beschrieben: erst das Sonnenblatt, dann das Schattenblatt und dann noch mal mit Beschriftung.
Bilder 7a-d: Blattspreite vom Sonnen- und Schattenblatt des Efeus, Bilder 7c & d mit Beschriftung; Vergrößerung 200x, Stapel aus 24 bzw. 19 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/179846_4181390.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/179846_53944861.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/179846_11599658.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/179846_52222588.jpg)
Der Unterschied ist mehr als auffällig: finden wir im Sonnenblatt drei ausgeprägte Reihen länglicher Zellen in einem dicht stehenden Palisadenparenchym, so sehen wir beim Schattenblatt zwar ebenfalls drei Reihen, diese sind aber eher rundlich und die Dicke des Assimilationsparenchyms ist deutlich geringer: 210 µm beim Sonnenblatt gegenüber rund 90 µm beim Schattenblatt. Das gleiche gilt für die Dicke des Blattes insgesamt: hier haben wir rund 450 gegen 260 µm. Beim Schwammparenchym ist der Unterschied geringer: wir finden ca. 200 gegen 180 µm.
Zum Schluss erlauben wir uns noch einen genaueren Blick auf das Schwammparenchym und die Stomata, wieder in der bewährten Reihenfolge.
Bilder 8a-d: Schwammparenchym vom Sonnen- und Schattenblatt des Efeus, Bilder 8c & d mit Beschriftung; Vergrößerung 400x, Stapel aus 9 bzw. 4 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/179846_1206253.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/179846_54281387.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/179846_26743348.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/179846_62599984.jpg)
Wie nach den vorangegangenen Bildern zu erwarten, finden wir hier keine grundsätzlichen Unterschiede. Nebenleitbündel wie in den Bildern 8a & c vom Sonnenblatt finden sich natürlich auch in Schattenblättern, sie gehören zur normalen Nervatur des Efeu-Blattes, die man auch in der Aufnahme 5 gut erkennen kann.
Von der Buche habe ich zum Vergleich lediglich ein Sonnenblatt (Rotbuche, Fagus sylvatica):
Bilder 9a,b: Sonnenblatt der Rotbuche, Bild 9b mit Beschriftung; Vergrößerung 200x, Färbung W3Asim II, Stapel aus je 7 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/179846_65535886.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/179846_63433729.jpg)
Auch hier sind die Merkmale des Sonnenblatts, insbesondere das ausgeprägte Palisadenparenchym, bestens zu erkennen. Allerdings hat das Sonnenblatt der Buche an der Spreite nur eine Dicke von insgesamt 180 µm.
Aufgrund der geringeren Dicke und der festeren Struktur ist das Buchenblatt deutlich schwerer zu schneiden wie das Efeu-Blatt. Da es zudem nicht ganzjährig verfügbar ist, stellt sich mir die Frage, warum nicht der Efeu als Lehrbuchbeispiel heran gezogen wird. Gut, an einem Baum ist die Unterscheidung Sonnenblatt-Schattenblatt sicher plakativer zu erklären, allerdings sind die Schattenblätter meist auch schwerer zu erreichen. Beim Efeu dürfte oft das Problem bestehen, dass ausgeprägte Sonnenblätter aufgrund der üblichen Standorte der Pflanzen schwieriger zu finden sind ...
Vielen Dank fürs Lesen, Anregung und Kritik sind wie immer willkommen.
Herzliche Grüße
Jörg
Lieber Jörg -
Danke für die tolle Doku - zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die Morphologie der beiden Blatttypen über 50 Jahre falsch im Kopf gehabt habe. Aber zum Lernen ist es ja nie zu spät und ich bin nur froh, dass ich meine "Kenntnisse" nirgends weitergegeben habe.
Viele Grüße
Rolf
Lieber Jörg!
Wunderschöne Doku, besser als im Lehrbuch!
Liebe Grüße
Franz
Lieber Jörg,
das mit dem Sonnenblatt und dem Schattenblatt war neu für mich.
Ich habe zwar Efeu im Garten aber das war mir noch nicht aufgefallen.
Herzlichen Dank für die Erleuchtung und deine viele Arbeit.
Ein wunderschöner Artikel ist dir damit gelungen.
Liebe Grüße
Jochen
Lieber Jörg,
was für ein lehrreiches Spektakel, das Du uns hier zeigst – einfach prima.
Die Altersblätter dürften dem Sonnenblatt-Typ entsprechen, oder was meinst Du?
Viele Grüße,
Heiko
Liebe Freunde,
vielen Dank für Euer großes Lob und schön, dass Euch der Beitrag zu den Sonnen- und Schattenblättern beim Efeu gefällt!
Lieber Jochen,
ich denke, es hängt auch vom Standort einer Pflanze ab, wie ausgeprägt oder ob die Blattarten auftreten. Wenn der Unterschied so groß ist, wie hier gezeigt, kannst Du ihn aber auch direkt fühlen, wenn Du vergleichbare ausgewachsene Blätter von der Sonnen- und Schattenseite zwischen den Fingern prüfst.
Lieber Heiko,
ich denke, man kann immer nur gleichaltrige Blätter vergleichen und der Effekt dürfte beim ausgewachsenen Blatt am größten sein. Ich bin mir gerade nicht ganz sicher, was Du mit Altersblättern meinst, denke aber, dass Du eher die rautenförmigen Blätter am adulten (fruchtbaren) Spross des Efeus vor Augen hast? Die Probepflanze hat nur juvenile - also unfruchtbare - Sprosse, so dass ich dazu nichts sagen kann.
Auch da müsste man Blätter gleichen Alters von sonniger und schattiger Probestelle miteinander vergleichen. Wenn ich entsprechende Pflanzen finde, werde ich das einmal tun.
Allen herzliche Grüße
Jörg
lieber Joerg
das war wieder eine schoene Arbeit
schoene Schnitte und gut dokumentiert
ich habe alles kopiert
herzlichen Gruss
Jan
Zitat von: reblaus in Oktober 13, 2015, 16:26:47 NACHMITTAGS
Lieber Jörg -
Danke für die tolle Doku - zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die Morphologie der beiden Blatttypen über 50 Jahre falsch im Kopf gehabt habe.
....und ich hatte die beiden Blatttypen über 50 Jahre noch überhaupt nicht im Kopf! :'(
Vielen Dank, lieber Jörg, für diese lehrreiche Doku!!
Deine Bilder zu loben wäre ja wirklich Eulen nach Bonn zu tragen, aber ach was...ich tu es trotzdem nochmal:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/179931_39580681.jpg)
Viele winterliche Mikrogrüße
(Bochum schneit gerade zu!!)
Bernhard
Lieber Bernhard, lieber Jan,
auch Euch ganz herzlichen Dank!
Ich kannte das mit den Sonnenblättern auch nur vom Ahorn und war beim Blick auf die letzten Blattquerschnitte überrascht.
Dann habe ich mich eingelesen und mit dem Wasser als begrenzendem Faktor sollte es die Blattformen tatsächlich bei allen Pflanzen geben, die groß genug sind, um mit ihrem Laub beide Zonen abzudecken.
Der Vergleich an unterschiedlichen Pflanzen kann in die Irre führen, denn da mögen auch andere Faktoren wie ggf. ein Nährstoffmangel eine Rolle spielen.
Herzliche Grüße
Jörg
Lieber Jörg,
über Sonnenblätter und Schattenblätter hatte ich noch nichts gelesen. Ich bin von Deinem Beitrag begeistert.
Gruß
Hans-Jürgen
Lieber Hans-Jürgen,
bitte entschuldige die späte Antwort, wir waren noch ein paar Tage in der Sonne. :)
Vielen Dank für Dein Lob - es freut mich immer sehr, wenn Leser in meinen Beiträgen etwas Neues entdecken.
Wäre ich bei der Probenahme nicht in Eile gewesen, hätte ich diesen Unterschiedlichen Blattbau beim Efeu auch nicht entdeckt.
Herzliche Grüße
Jörg
Liebe Mikrofreunde, lieber Jörg,
das sind für mich als Laie tolle Bilder!
Sicherlich gibt es ein Verzeichnis der Abkürzungen für die einzelnen Teile eines Querschnittes.
Für mich als Laie wäre es interessant zu erfahren, wozu die einzelnen Teile der Pflanze dienen.
Für entsprechende Literaturangaben wäre ich dankbar.
Gruß vom Maschinenbauer Peter aus Lorsch
Lieber Peter,
auch Dir vielen Dank für Dein Lob!
Zur Literatur möchte ich Dir zwei Bücher empfehlen:
Pflanzenanatomisches Praktikum I
W. Braune A. Leman H. Taubert
Spektrum Akademischer Verlag 2009, 9. Auflage
368 Seiten und zahlreiche SW-Abbildungen
Taschenbuch
ISBN: 978-3-8274-2289-7
Eigentlich ein Praktikumsbuch für das Anfängerpraktikum, aber jedem Kapitel ist ein Theorieteil vorangestellt, der die Funktion der jeweiligen Organe beschreibt.
und
Mikroskopisch-Botanisches Praktikum
Gerhard Wanner
Georg Thieme Verlag 2004, 1. Auflage
(aktuell: 2.Auflage 2010)
246 Seiten und 438 Abbildungen
kartoniert
ISBN: 3-13-440312-9
(Aktuelle Auflage: 3-131-49962-1)
Auch ein Praktikumsbuch, besser bebildert aber ohne Theorieteil. Beide zusammen wären wohl optimal.
Wenn Du tiefer in die Pflanzephysiologie einsteigen möchtest, ist das folgende Buch das beste, das ich kenne, aber leider nur noch antiquarisch erhältlich:
Funktionelle Pflanzenanatomie
Walter Eschrich
Springer 1995
393 Seiten und 425 Abbildungen
gebunden
ISBN 3-540-59131-1
antiquarisch
Kurze Rezensionen dieser und einiger anderer vielleicht interessanter Bücher findest Du auf der Webseite des MKB unter Literatur (http://www.mikroskopie-bonn.de/literatur/index.html).
Das waren nun meine Tipps. Aber vielleicht gibt es weitere Empfehlungen? Auch ich wäre da interessiert.
Allen herzliche Grüße
Jörg
Hallo Jörg,
vielen Dank für die schnelle Antwort!!
Als Maschinenbauing. interessiere ich mich für die Festigkeit der Pflanzen.
Ich erinnere mich vor vielen Jahren einen Aufsatz im Mkrokosmos-Heft gelesen zu haben.
Dort wurde die Materie aber recht oberflächlich behandelt.
Die meisten Pflanzen werden überwiegend auf Biegung beansprucht.
Ich staune immer wieder wie weit sich ein langer Grashalm biegen kann ohne zu abzuknicken.
Mit der normalen ingenieurtechnischen Betrachtung kommtman nicht weit, weil diese immer unter der Voraussetzung gültig ist, daß die Durchbiegung in der Größenordnung der Balkendicke erfolgt (lineare Theorie).
Maßgebend für die Biegefestigkeit ist das sog. Flächenträgheitsmoment, d.i. eine Größe, die aus den Querschnittsdaten bestimmt wird.
Welche Anteile eines Stengelquerschnitts tragen zu Festigkeit bei?
Gruß Peter aus Lorsch
Lieber Peter,
die einfache Antwort ist: alle. :)
Natürlich tragen die klassischen sklerifizierten Festigungsgewebe oft die Hauptlast, aber auch die Kollenchyme mit ihren verdickten, aber nicht verholzten Zellwänden und die Parenchyme über den Turgor tragen zur Stabilität und Flexibilität bei. Dabei kommt es natürlich auf die Pflanzenart und die jeweilige Position/Aufgabe des betrachteten Organs an, welche Gewebe vorhanden sind und wie sie zusammen wirken, um z.B. Steifigkeit und Belastbarkeit wie bei einem Baumstamm oder Flexibilität und Zähigkeit wie bei einem Grashalm zu erreichen.
Vergleichbar ist das Konstrukt wohl am ehesten mit verschiedenen armierten Kabeln, die je nach Aufbau auch verschiedene Belastungssituationen meistern können, aber auch oft eine gewisse Flexibilität haben.
Herzliche Grüße
Jörg
Guten Morgen Jörg,
ich habe die drei Bücher bestellt.
Bin gespannt, werde Dir berichten.
Gruß vom Inschenör Peter
Lieber Peter,
ich bin auch gespannt, ob meine Tipps nützlich waren. Schön, dass Du den Eschrich bekommen hast, das ist mittlerweile gar nicht mehr so einfach.
Herzliche Grüße
Jörg
Guten Abend Jörg,
Den Eschrich und Wanner habe ich jetzt.
Wanner finde ich besser.
Im Eschrich sind die Fotos in sw und sehr blaß . Es handelt sich um eine Reprintausgabe.Die Zeichnungen sind hingegen sehr gut. Er geht auch mehr in die Tiefe.
Sind in Deiner Originalausgabe die Fotos auch sw? Wenn nein, werde ich ihn zurückgeben.
Ich habe ihn über ZVAB als neues Exemplar erworben.
Gruß Peter aus Lorsch
Lieber Peter,
ja, der Eschrich von 1995 ist auch in SW, da wurde wohl ein nachdruck erstellt, schön, dass es den wieder gibt.
Herzliche Grüße
Jörg
Hallo Peter,
überlege Dir das mit dem Zurückgeben, denn der Eschrich beantwortet Fragen, die man vorher nicht einmal hatte ... :)
Viele Grüße,
Heiko
Guten Morgen Heiko u. Jörg.
Es ist nicht ein Nachdruck, sondern das Original wurde einfach auf den Kopierer gelegt.
Dieser war offensichtlich nicht i. O, denn auf allen linken Seiten sind Texte und Bilder durch einen horiz. blassen Streifen getrübt.
Das kenne ich sonste nicht vom Springer-Verlag
Gruß Peter
Hallo Peter,
Ich nehme an, Du hast den Reprint für rund 45 Euro. Die alten originale werden ja so um 120 - 130 Euro gehandelt.
Das ist vermutlich tatsächlich eine Kopie in Taschenbuch-Bindung. Im Netz findet man:
Walter Eschrich
Funktionelle Pflanzenanatomie
Springer,20111208
ISBN 9783642796852
NEUBUCH! 24.2x19.3x cm; Softcover reprint of the original 1st ed. 1995.
This item is printed on demand - Print on Demand -
Der Eschrich ist im Original ein schönes Buch und über den Inhalt hat Heiko sich ja sehr treffend geäussert. Aber 120 Euro sind viel Geld. Ich würde den reprint behalten, wenn die Streifen nicht zu heftig sind. Oder eben beim Händler reklamieren. Vielelicht haben die ihre Laserdrucker ja mittlerweile mit neuem Toner gefüttert ... ;)
Herzliche Grüße
Jörg
Guten Abend Jörg,
der "Braune" ist heute angekommen. Nach dem ersten Durchblättern bin ich begeistert!!
Obwohl die Fotos der Präparate auch"nur sw" sind, so sind sie doch wesentlich kontrastreicher.
Den "Eschrich" schicke ich zurück!
Man will bei Springer offensichtlich das schnelle Geld machen.
Aber das ist ihnen schon einmal schief gegangen.
Hierzu eine Episode:
In USA haben sie ein Fachbuch über Gasturbinen herausgebracht, und meinten daß es für den Deutschen Markt auch von Interesse sei.
Dann haben sie einen nicht sachkundigen Übersetzer geholt. Das Ergebnis hat bei uns Fachleuten Lachsalven hervorgerufen. Man mußte raten, was gemeint sei.
Dann hat Springer in Deutschland ca. 30 Fachleute angesprochen, die entsprechende Kapitel verfassen sollten. Ich habe auch einen Part übernommen. Das war dann ein Erfolg. Inzwischen ist die zweite Auflage auch schon vergriffen.
Wir bekamen sogar ein kleines Honorar.
Das sind meine Erfahrungen mit Springer.
Gruß vom Inschenör Peter aus Lorsch
Hallo Peter,
so ganz verstehe ich Deinen Standpunkt nicht. Man kauft ein solches Buch doch nicht wegen seiner Aufmachung bzw. drucktechnischen Perfektion. Es geht doch um den Inhalt und dabei sind in diesem Fall auch die Abbildungen von sekundärer Bedeutung. Der Braune, Lemann, Taubert ist ein ganz ausfgezeichnetes Buch, ist aber ein Praktikumsbuch, das die Anatomie im Wesentlichen nur beschreibt aber nicht in Hinblick auf die Funktion interpretiert.
Egal, wie Du Dich letztlich entscheidest: ich biete Dir an, Dir das Original für eine Weile zu überlassen, damit Du es in Gänze oder nach Wunsch selbst kopieren kannst. Du müsstest halt mal wieder nach Darmstadt kommen.
Herzliche Grüße vom Botaniker aus dem Odenwald
Hallo zusammen,
also ich habe mir den Eschrich auch gekauft beim Antiquariat Jütterbook. ISBN 3-540-59131-1 von 1995. Bunt ist nur das Hardcover. Das Buch ist wie aus der Druckerei und hat 45.- plus 3.- Porto gekostet. Über Amazon.
Ist das jetzt ein Reprint? Die Druckqualität ist tadellos, klassische Fadenbindung, also ich kann da nichts Mangelhaftes finden. 120.- hätte ich allerdings auch nicht berappen wollen.
#Jörg: herzlichen Dank für den Tipp, das ist wirklich eine super Ergänzung zu Lehman Braune und Wanner!
Hallo Klaus,
Du hast offensichtlich ein wesentlich besseres Reprint-Exemplar erwischt.
Die ISBN-No ist auch eine ganz andere als die, welche das Springer Exemplar hatte, das ich bekam.
Ist Deines auch auch von Springer?
Das Exemplar, das ich bekam, war wirklich von einer sehr schlechten Druckqualität!
Im ganzen hatte man wirklich den Eindruck, daß der Toner langsam alle wurde und die Optik verschmutzt war.
Inzwischen hatte ich Kontakt mit dem Antiquariat, bei dem ich es gekauft hatte. Man bestätigte mir, daß es oft zu diesem Mangel käme: "Springer vergibt die Druckplatten an einen Verlag Printing on demand"
Ich bekomme mein Geld zurück.
Lieber Detlef,
vielen ank für Dein Angebot. Daß ich ein Buch nicht nach der Aufmachung bzw. drucktechnischer Perfektion kaufe, kannst Du mir glauben. Aber vom Springerverlag aber erwarte ich bei einem Reprint eine ordentliche Kopie.
Wann wird das nächste Treffen in DA veranstaltet? Wenn ich nicht gerade Enkeldienst oder medizinische Termine habe, komme ich.
Eine andere Möglichkeit wäre, daß ich Dich in DA aufsuche und mir Dein Exemplar abhole?
Mit botanischen Grüßen Peter
Lieber Peter,
Klaus hat keinen Reprint sondern das Original von 1995 - meines trägt die gleiche ISNB. Auch ich hatte Glück und habe das Buch seinerzeit antiquarisch für um die 30 Euro bekommen. Man sieht, dass damit gearbeitet wurde - also ein weiterer Hinweis, dass es sich um ein gutes Buch handelt - es ist aber ansonsten einwandfrei.
Halte einfach mal ein Auge auf die Antiquariate im Netz. Wenn Du Glück hast, bekommst Du so auch einen Eschrich zu einem vernünftigen Preis. Zwischenzeitlich hilft Dir Detlefs Angebot natürlich weiter.
Lieber Klaus,
es freut mich, dass Dir der Eschrich gefällt! Es ist wirklich shr schade, dass der nicht mehr neu aufgelegt wurde, sondern nur noch als Reprint in offensichtlich häufig schlechter Qualität erhältlich ist.
Allen herzliche Grüße
Jörg
Lieber Peter,
unser nächstes Treffen ist am 4. Dezember. Du bist andererseits in Reinheim stets willkommen.
Herzliche Grüße
Detlef
Lieber Peter,
wenn Du Dich für Botanik interessierst, solltest Du - neben vielen anderen Gründen - Detlefs Angebot annehmen. Ein Gespräch mit einem Fachmann ist oft besser als eine Bibliothek bzw. unterstützt und verfestigt das Gelesene. Und Detlef ist ein Fachmann. :)
Herzliche Grüße
Jörg
Liebe Botaniker,
vielen Dank für euren Diskurs über den Eschrich, dadurch konnte ich nun ein neuwertiges original Exemplar
günstig über booklooker erwerben, mit Stempel des Vorbesitzers eines Prof. der Botanik Uni Marburg.
Das ergänzt sehr gut die Planzenanatomie von Katharine Esau.
Herzliche Grüße
Herbert
Liebe Botaniker,
bei Eurem Diskurs über Lehrbücher der Botanik geht mir der "Strasburger - Lehrbuch der Botanik" ab.
Ich habe mittlerweile 4 frühere Auflagen (Flohmärkte) und die letzte, die 36.Auflage. Der kostet halt auch ca. 70€, ist aber mittlerweile durchgängig in Farbe.
Allen herzliche Grüße
Franz
PS: die alten gezeichneten Auflagen haben für mich "Seele"
Lieber Herbert,
meinen Glückwunsch zu dem Fund und ja, der Esau ist ein Buch, das hier auch genannt werden muss.
Leider auch ein Buch, für das man neu in der deutschen Übersetzung richtig tief in die Kasse greifen muss.
Wer kein Problem mit der englischen Sprache hat, findet mit etwas Glück ein gebrauchtes Taschenbuch aus dem Verlag Wiley India.
Meiner hat 20 Euro gekostet ...
Die Graustufenbilder dieser Ausgabe sind etwas schwammig, die SW-Illustrationen und der Text sind einwandfrei und sie Taschenbuchbindung ist ok.
Die Student Edition ist auf einige fernöstliche Staaten begrenzt, hier also nicht neu erhältlich.
Herzliche Grüße
Jörg
Lieber Franz,
mit dem Strasburger sprichst Du aber eine andere "Klasse" Bücher an.
Dieser (ich habe auch eine aktuelle und eine alte Ausgabe aus den 30er Jahren) versucht, das weite Feld der Botanik in einem kompakten Lehrbuch komplett zu erfassen. Einzelne Aspekte sind dabei immer nur sehr kurz angerissen und mit etwas Glück findet man (als Laie :) ) Literaturhinweise oder neue Stichwörter für die weitere Suche.
Dem Strasburger möchte ich Biologie der Pflanzen von Raven/Evert/Eichorn gegenüber stellen. Das Buch hat den gleichen Anspruch wie der Strasburger, ist aber ein amerikanisches Lehrbuch im besten Sinne und bietet oft durch seine Darstellungsform einen einfacheren Zugang zu den Themen.
Ebenfalls in englischer Sprache, schön kompakt und gut zu lesen: Plant Anatomy von Mauset. Eine Empfehlung von einem amerikanischen Freund.
Zu allen hier bisher angesprochenen Büchern mit Ausnahme des Esau und des Strasburgers, die beide im Netz oft genug besprochen wurden, gibt es übrigens Rezensionen auf der Webseite des Mikroskopischen Kollegiums Bonn (in der Reihenfolge der Diskusion hier im Thread und ohne Wertung):
- Wanner (http://www.mikroskopie-bonn.de/literatur/index.html#a223)
- Braune/Lehmann/Tauber (http://www.mikroskopie-bonn.de/literatur/index.html#a878)
- Eschrich (http://www.mikroskopie-bonn.de/literatur/index.html#a42)
- Haberlandt (http://www.mikroskopie-bonn.de/literatur/index.html#a222)
- Raven/Evert/Eichhorn (http://www.mikroskopie-bonn.de/literatur/index.html#a43)
- Mauset (http://www.mikroskopie-bonn.de/literatur/index.html#a3570)
Herzliche Grüße
Jörg
Lieber Jörg,
danke für Deinen Glückwunsch, für mich ist immer ein kleiner Festtag, wenn ich ein interessantes Buch antiquarisch ergattern kann.
Das ist fast so, wie ein schwarzes Junior oder ein GFL, oder vor kurzem zwei schwarze Ortholux.
Mir als Neuling in der Pflanzenanatomie gefällt auch der Farbatlas Pflanzenanatomie Gebundene Ausgabe – 2001 von Bryan G. Bowes gut.
Zur Zeit um EURO 5.-- bis 10.-- bei Amazon zu haben. Vielleicht eine Empfehlung für Einsteiger.
Herzliche Grüße
Herbert
Guten Abend, liebe Botaniker,
vielen Dank für die Hinweise. Mit Detlef habe ich schon Kontakt aufgenommen.
Interessant ist bei der Rezension des Eschrich, daß darauf hingewiesen wird, daß die Reprintausgabe im druck mangelhaft ist.
Ich stehe also mit meiner Meinung nicht allein ;D
Grüße Peter aus Lorsch
Lieber Peter,
der Nachtrag in der Rezension beruht auf Deinen Erfahrungen.
Ich bin MKB-Mitglied und der Webmaster der MKB Webseite. :)
Herzliche Grüße
Jörg
Lieber Jörg Weiß,
herzlichen Glückwunsch zu dem Foto des Monats
und zu der gelungenen Vorstellung Sonnenblatt -Schattenblatt
Herzliche Grüße
Herbert
Lieber Herbert,
ich danke Dir, die Wahl hat mich sehr gefreut.
Herzliche Grüße
Jörg