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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: Frank D. in Oktober 13, 2018, 15:24:10 NACHMITTAGS

Titel: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Frank D. in Oktober 13, 2018, 15:24:10 NACHMITTAGS
Hallo,

erst einmal möchte ich nur das Innenleben dieses beachtlichen Mikroskoptriebs vorstellen. So etwas habe ich bei einer ersten Wartung im Inneren dieser "Messingröhre" nicht vermutet!
Wenn man dann auch noch die Funktionsweise einzelner Baugruppen und deren Zusammenspiel kennen lernt, möchte man den Konstrukteur persönlich kennenlernen und sich mit Respekt verneigen.
Der Orthoplan-Trieb liegt ab sofort bei mir auf Platz 2.

Falls Interesse aufkeimen sollte, wäre ich bereit, mal eine Bild- und Text-Doku zu präsentieren.

Herzliche Grüße
Frank

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240032_41149443.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240032_39785641.jpg)
Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Rene in Oktober 13, 2018, 18:57:00 NACHMITTAGS
Ah, the Diavert, that first Stativ of the modern inverted Bauweise! Yes, I would like a detailed service plan!

The spring on top seems different from mine, is it an update?

Thanks, René
Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Herbert Dietrich in Oktober 13, 2018, 19:20:47 NACHMITTAGS
Hallo Frank,

das ist ja kaum zu glauben, dass man mit so ein paar Schräubchen einen Mikroskop-Trieb konstruieren kann :)
An einer Doku wäre ich sehr interessiert, da bei mir schon jahrelang ein Diavert mit schwergängigem Trieb vor sich hin schlummert.
Vielleicht kann ich es aus seinem Dornröschenschlaf erwecken?

Herzliche Grüße
Herbert
Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Peter V. in Oktober 13, 2018, 19:46:19 NACHMITTAGS
Lieber Frank,

das ist doch das Diavert-ChW mit dem eingebauten Chronometer mit Weltzeituhr! Wo hast Du denn das Ziffeblatt gelassen?

Herzliche Grüße
Peter
Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Diana1982 in Oktober 13, 2018, 19:58:12 NACHMITTAGS
Lieber Frank,

Das ist ja meiner  :D

So eine Doku, wenn ich mal vorher gehabt hätte ... hätte ich vermutlich trotzdem die Segel gestrichen! Das Ding war absolut nix für Mikroskopwartungsanfängerinnen  ;)
Dabei war der Trieb ja gar nicht richtig fest - nur ein bisschen - und ich hab ihn mehr oder weniger nur aus Neugierde und weils etwas gestört hatte, angefangen zu zerlegen. Tja...musste es ja dann, wie Du weißt, aufgeben. Umso schöner, dass Du das so gut zu Ende bringen konntest!

Danke nochmal, der Trieb läuft jetzt wieder "wie geschmiert" und auch ich würde mich über die Doku freuen!

LG
Diana

Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Frank D. in Oktober 13, 2018, 21:18:29 NACHMITTAGS
Zitat von: Peter V. in Oktober 13, 2018, 19:46:19 NACHMITTAGS
Lieber Frank,

das ist doch das Diavert-ChW mit dem eingebauten Chronometer mit Weltzeituhr! Wo hast Du denn das Ziffeblatt gelassen?

Herzliche Grüße
Peter

Böse Zungen behaupten, Chuck Norris habe den Trieb konstruiert. Bin fassungslos ...

Viele Grüße
Frank
Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: derda in Oktober 14, 2018, 05:57:03 VORMITTAG
Guten Morgen Frank,

ZitatBöse Zungen behaupten, Chuck Norris habe den Trieb konstruiert. Bin fassungslos ...

Chuck Norris braucht kein Mikroskop, er hat zwei Augen. 😉

Ich weiß nicht, ob man dem Konstrukteur gratulieren sollte. Es gibt gut funktionierende Triebe mit weniger Bauteilen.

Viele Grüße

Erik
Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Werner in Oktober 14, 2018, 17:01:57 NACHMITTAGS
Ist da ein Reibrollen-Feintrieb in der Schnecke?

Gruß   -   Werner
Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Frank D. in Oktober 14, 2018, 17:03:55 NACHMITTAGS
Zitat von: Erik W. in Oktober 14, 2018, 05:57:03 VORMITTAG
....

Ich weiß nicht, ob man dem Konstrukteur gratulieren sollte. Es gibt gut funktionierende Triebe mit weniger Bauteilen.
....

Hallo Erik,

die Frage habe ich mir auch gestellt. Auch die, welchen Vorteil dieser Kombitrieb gegenüber dem geteilten Trieb mit durchlaufendem Feintrieb hat.

Für mich als Gelegenheitsbeobachter ohne besonderen Anspruch hat er den gravierenden Nachteil, dass nicht fixierte Lebendpräparate nicht kontinuierlich mit dem Feintrieb fokussiert (verfolgt) werden können. Gelangen die Tierchen in einen Bereich, an dem der Einstellbereich des Feintriebs endet (beim Diavert ca. 1,75 Umdrehungen), aktiviere ich automatisch den Grobtrieb und das Präparat wird unscharf. Evtl. verschwindet es aus dem Gesichtsfeld, bevor ich neu fokussieren kann.
Als möglichen Vorteil könnte ich mir nur den begrenzten Tischhub vorstellen, der dem Objektiv eine bestimmte Höhendifferenz zuweist.
Wenn jemand dazu etwas schreiben könnte? Es würde mich interessieren.

Zur aufwändigen Konstruktion ....
Dieser Trieb ist erst einmal durch Verharzung nicht zerstörbar. Im Gegensatz zum Orthoplantrieb,
an dem bereits kristallisierte Verharzungen die Zähne des großen Messingrades verstopfen, die Stahlschnecke deshalb aus der Führung gerät und abhebt, die Spitzen von Stahlschnecke und Messingrad wieder aufeinandertreffen und die Flanken der Messingzähne abgeschält werden,
ist dieser Kombitrieb unempfindlich. An diesem Trieb kann auch keine mech. Überbelastung ein Ritzel brechen lassen.
Die Endanschläge werden durch eine einfache robuste Mechanik, entkoppelt vom Triebwerk, realisiert. Der Trieb trägt größere Lasten - wie auch der des Orthoplans -, ohne dass ein Absenken des Tisches befürchtet werden muss; er benötigt deshalb auch keine Triebbremse. Auf- und Ab-bewegung werden mit (fast) identischem Kraftaufwand erledigt. Er kann schnell ausgetauscht werden, d.h., er steht in keiner mech. Funktion zum Stativ. Obwohl es sich in meiner Beschreibung (die kommt später) anders liest, ist er sehr leicht zu justieren.
Ob das alles mal Konstruktionsvorgaben waren? ... keine Ahnung! Jedenfalls wäre ein Gespräch mit einem der damaligen Konstrukteure wirklich sehr spannend.

Nun hat Leitz ja viele verschiedene Konzepte verfolgt - ich erinnere nur an den des Labovert FS oder des Fluovert FS - (mit den neueren Modellen kenne ich mich nicht aus), muss aber sagen, dass mich deren Realisierung jedes Mal fasziniert hat und ich nicht das Gefühl hatte, einen "gepröbelten" Trieb vor mir zu haben.

Viele Grüße
Frank
Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Frank D. in Oktober 14, 2018, 17:12:17 NACHMITTAGS
Zitat von: Werner in Oktober 14, 2018, 17:01:57 NACHMITTAGS
Ist da ein Reibrollen-Feintrieb in der Schnecke?

Gruß   -   Werner

Hallo Werner,

nein, die Nadelrollen dienen nur der Wellenlagerung.
Ich verrate es schon mal vorab: Mit dem Feintrieb erfolgt "nur" eine horizontale Verschiebung der Schnecke. Also, während man den Feintrieb betätigt, dreht sich die Schnecke nicht.

Viele Grüße
Frank
Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Herbert Dietrich in Oktober 14, 2018, 18:26:34 NACHMITTAGS
Hallo in die Runde,

nachdem ich das Innenleben des Diavert-Kombitrieb gesehen hatte, war mir klar: die lange vor mir hergeschobene Reparaturabsicht wird begraben.
Ich hatte vor Jahren mein Spiegelteleskop gegen ein Leitz Diavert eingetauscht und damit so gut wie nie mikroskopiert, da der Haupttrieb sehr schwer
zu drehen war, der Feintrieb lief butterweich.
Nun fasste ich den Entschluss, entweder Katz oder Kater: ich stellte die Saunaheizung auf 60° und stellt das Diavert, nachdem ich Objektive und Trino
entfernt hatte, in die Sauna.
Nach zwei Stunden Sauna-Aufenthalt habe ich nun das erste mal mit dem Diavert mikroskopiert, so weich wie bei den Zeiss Standard läuft der Grobtrieb
noch nicht, aber vielleicht nehme ich das Diavert wieder mal mit in die Sauna :)

Meine Frau schüttelte nur den Kopf und Ihr?

Herzliche Grüße

Herbert
Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Bob in Oktober 14, 2018, 18:58:33 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,
der Grund für diese alternative Konstruktion wird sicher in der Zeit vor der Einführund des Diavert zu suchen sein. Herausragend billig zu fertigen ist er wohl nicht, also war es eher die Bedienung, Servicefreundlichkeit oder Robustheit, die der Vertrieb gefordert hat.
@Frank: Ist der Trieb evtl. speziell unempfindlich gegenüber grober Behandlung? Auf so ein inverses Mikroskop könnte man ja ganze Eimer draufstellen.
Oder mag es die verkürzte Einweisung sein: "Drehst Du da bis scharf!"?

Für mich sieht das auf den oberflächlichen Blick hin recht ordentlich konstruiert aus, also warum nicht?

Viele Grüße,

Bob
Titel: Leitz Diavert Kombitrieb / Tischführung
Beitrag von: Frank D. in Oktober 14, 2018, 21:42:35 NACHMITTAGS
Ich fange mal mit der Tischführung an, denn die gehört ja ebenfalls zum Triebblock und ist mit der des Orthoplan-Mikroskops identisch. Die Tischführung sollte nur dann zerlegt werden, wenn ein leichtes Verschieben des Tischschlittens durch Verharzung nicht mehr gegeben ist.
Die Bilder sind alle während der Montage entstanden und werden hier für die Demontage in umgekehrter Reihenfolge benutzt.

Nachdem der komplette Block über die 4 tiefliegenden Inbusschrauben vom Stativ getrennt wurde, fährt man mit der Grobverstellung vorsichtig gegen einen Endanschlag. Den Grobtrieb jetzt nicht mehr bewegen.

Die 4 Kreuzschrauben entfernen, den Triebblock abheben und umdrehen.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240089_17654054.jpg)

Am Bügel ist eine Stahlfeder lose angebracht, diese entfernen.
Die Positionen von Endanschlag und Schlittenmulde markieren (besser fotografieren). Wird diese Position bei der Montage nicht eingehalten, verringert sich der Verstellweg (Hub) des Tisches.
Funktion: Die Mulde im Schlitten gibt den Bügel frei und dieser wird durch die Feder von der Welle getrennt. Wird der Tisch jetzt weiter verschoben, drückt der Bügel wieder Richtung Welle. Nach max. einer weiteren Wellenumdrehung schlägt der Bügel gegen den Messingblock und blockiert die Schneckenwelle.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240089_52727599.jpg)

Detailansicht von Bügel und Feder.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240089_14347911.jpg)

Detailansicht von Bügel und Feder.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240089_51393439.jpg)

Die 8 Druckschrauben werden erst nach der Montage der Tischführung eingestellt. Und auch nur dann, wenn sich der Schlitten schwer oder mit ungleichmäßigem Widerstand verschieben lässt. Das ist Gefühlssache und kann nicht richtig beschrieben werden. Ein Anhaltspunkt wäre vielleicht, dass der Schlitten nicht von selbst nach unten fährt und nur bei leichter händischer Aufwärtsbewegung des Blocks gleichmäßig nach unten zieht. Ich hoffe das hat jemand verstanden.  ::)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240089_26756241.jpg)

8 Inbusschrauben entfernen und die beiden oberen Laufflächen abheben.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240089_23264094.jpg)

Eine Lauffläche besitzt eine Rollenführung, die andere eine ebene Gleitbahn.
Funktion der Rollenführung und Gleitbahn: Die Führung gibt die exakte Laufrichtung vor, die Bahn gleicht leichten Versatz durch variablen Laufweg aus und verhindert ein Klemmen.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240089_14303791.jpg)

1. Ebene mit 16 Lagerkugeln und 2 Führungsblechen entfernen. Bei der Montage auf die Lage der Ausprägungen (Nasen) in den Blechen achten.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240089_49584532.jpg)

Schlitten abheben
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240089_19699911.jpg)

2. Ebene mit 16 Lagerkugeln und 2 Führungsblechen entfernen. Bei der Montage auf die Lage der Ausprägungen (Nasen) in den Blechen achten.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240089_2389992.jpg)

Die zwei Gleitbahnen abheben. Darunter befinden sich 8 x 3 Tellerfedern. Diese werden über die 8 Druckschrauben eingestellt. Die Tellerfedern müssen bei der Montage wie abgebildet eingelegt werden.
Funktion der Tellerfedern: Diese drücken alle beweglichen Komponenten zusammen und halten diese unter Spannung. Tellerfedern können kraft- oder wegaddierend zusammengesetzt werden. Liegen sie wie "Löffelchen" zusammen addieren sich die einzelnen Federkräfte und der Federweg ist gering. Bei diesem Trieb werden die Federn wegaddierend montiert. Der Federdruck entspricht einer Tellerfeder nur der Federweg ist 3x länger.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240089_30880833.jpg)

Ansicht Rollenführungen und Gleitbahnen
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240089_58154627.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240089_35529478.jpg)

Herzliche Grüße
Frank

Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Klaus Herrmann in Oktober 14, 2018, 22:36:09 NACHMITTAGS
Lieber Frank,

für diese vorbildliche Dokumentation solltest du eigentlich einen Ehrendoktor bekommen. So etwa Dr. hc Leitz-Mechanicus

In dieser Qualität gab es das bestimmt nicht bei Leitz!
Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: klausLM in Oktober 15, 2018, 17:18:47 NACHMITTAGS
Moin Frnk,
ganz großer Dank für Deine Doku.
Ich stehe auch vor der Demontage eines verharzten Diavert-Triebes - beide, Fein- und Grobtrieb.
Zur Zeit bekomme ich die Drehknöpfe noch nicht ab.
Ich hoffe mit Deiner Schrift- und Bildhilfe den Trieb wieder leichtgängig zu bekommen.
Gruß
Klaus
Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Frank D. in Oktober 15, 2018, 18:26:14 NACHMITTAGS
Zitat von: klausLM in Oktober 15, 2018, 17:18:47 NACHMITTAGS
...
Zur Zeit bekomme ich die Drehknöpfe noch nicht ab.
...

Hallo Klaus,

meine kurze Urlaubszeit ist leider vorbei und die Anleitung werde ich wohl erst am Wochenende fertig haben.
Vorab, damit Du schon mal die Drehknöpfe für den Feintrieb entfernen kannst:

Die seitlichen M4-Schlitzschrauben führen direkt in die Feintriebwelle (werden also mit dieser verschraubt) und nur der Kopf der Schlitzschraube zieht den Feintriebknopf an.
Im Ft.knopf befindet sich noch ein M5-Gewinde, das ausschließlich für die Demontage eingebracht wurde. Wenn Du dort, nach Entfernen der M4-Schraube, eine M5-Inbusschraube eindrehst und diese dann mit einem Inbusschlüssel gegen den Widerstand weiterdrehst, löst sich der Ft.knopf und drückt sich von der Welle ab.
Damit der Trieb keinen Schaden erleidet, fixierst Du mit der einen Hand (evtl. Handschuh anziehen) den Ft.knopf und drehst mit der anderen Hand den Schlüssel.

Viele Grüße
Frank

Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / Triebblock
Beitrag von: Frank D. in Oktober 19, 2018, 21:16:34 NACHMITTAGS
Hallo,

die Demontage der Tischführung hatte ich ja bereits beschrieben, nun ist der eigentliche Trieb an der Reihe.
Wenn nicht zusätzlich erwähnt, ist die Vorgehensweise auf beiden Seiten des Triebes identisch.
Die Beschreibung der Funktionen einzelner Gruppen habe ich mal mit aufgeschrieben. Sie ist auch für die Montage hilfreich.

Herzliche Grüße
Frank

21.10.18 Änderungen und Hinweise bei 5. und 6. hinzugefügt.
23.10.18 Hinweis bei 13.

---------------------------------------------

1. Ansicht Triebblock
Zum verwendeten Schmiermittel: An diesem Trieb kommt man mit einem weichen kurzfaserigen Fett aus.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240354_35287174.jpg)


2. Die Schlitzschraube am Feintriebknopf ausschrauben. In die Öffnung eine M5-Inbusschraube bis zum Widerstand eindrehen, den Feintriebknopf fest mit einer Hand umgreifen (evtl. mit einem gummierten Handschuh) und die Schraube mit dem Inbusschlüssel weiter eindrehen. Der Knopf löst sich von der Welle, wird nach außen gedrückt und kann abgezogen werden.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240354_44419000.jpg)


3. ,,Mitnehmerhebel" (für den Grobtrieb), Gleitscheiben und Kugellager abziehen (diese Teile sind auf der anderen Triebseite nicht vorhanden).
Grundsätzlich können Anzahl und/oder Position der Scheiben von der Abbildung abweichen. Das hatte ich bei den Orthoplan-Trieben mehrfach festgestellt.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240354_52697953.jpg)


4. Fixierschraube der ,,Mitnehmerscheibe" ausdrehen und Scheibe herausziehen.
Funktion: Nach ca. 1,7 Umdrehungen des Feintriebknopfes stößt der Hebel gegen die Enden der Führungsrinne. Der Grobtriebknopf wird ab jetzt mit bewegt. Nach einem Wechsel in die andere Richtung verbleiben wieder ca. 1,7 U. für die reine Feintriebverstellung, ehe der Anschlag auf der anderen Seite der Rinne erfolgt.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240354_22597652.jpg)


5. Messing-Gewindering ausdrehen und Grobtriebknopf abziehen abschrauben.
Dazu geeignetes Werkzeug benutzen und sehr behutsam vorgehen. Die Flanken der Nut brechen bei stramm sitzendem Ring schnell aus (siehe Foto).
Grundsätzlich auf transparente Scheiben achten! Die kleben häufig an den Bauteilen fest und ,,verschwinden" dann evtl. im Reinigungsbad.
Bei der Montage: Über die vier Bohrungen im Grobtriebknopf können die darunter liegenden Schrauben, nach der Wellenjustage (Kontaktfläche Messingschnecke – Nylonzahnrad), fest angezogen werden. Bei der Wellenjustage werden Messingschnecke und Nylonzahnrad mit zwei Fingern leicht gegeneinander gedrückt. Dabei die 2 x 4 Schlitzschrauben wechselseitig locker anziehen und den Wellenlauf kontrollieren. Bei guter Gängigkeit und geringem Spiel (Zwischenraum Welle – Zahnrad) die Schrauben anziehen.
Über den inneren Gewindering wird die Gängigkeit der Pendelführung der Feintriebwelle eingestellt.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240354_10261382.jpg)


6. Schlitzschrauben ausdrehen und Flansch vorsichtig von der Welle abziehen.
Dabei den äußeren Teil der Welle Richtung Triebzentrum drücken, da sonst das dahinterliegende angeschraubte Federblech gedehnt wird.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240354_41149443.jpg)


7. Ansicht Baugruppe
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240354_42659827.jpg)


8. Gewindering abschrauben
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240354_40644060.jpg)


9. Sicht auf das Nadellager
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240354_17043416.jpg)


10. Zylinderrollen und Getriebezahnrad entnehmen
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240354_28756230.jpg)


11. Welle aus dem Gehäuse ziehen
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240354_18961937.jpg)


12. Ansicht Welle
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240354_47980820.jpg)


13. Evtl. kann man bei der Demontage diesen Schritt überspringen und mit 14. fortfahren. Dazu werden die Schlitzschrauben erst einmal wie unter 14. ausgeschraubt und dann geprüft, ob sich die kompl. Wellenenden (inkl. Pendellager) abziehen lassen.
Ansonsten,
Messing-Gewindering ausdrehen und Pendelführung der Feintriebwelle abziehen.
Funktion: Über die bewegliche Lagerbuchse, die von zwei Kunststoffschalen gehalten wird, lassen sich Toleranzen in der Wellenführung ausgleichen. Der Lauf der Feintriebwelle wird dadurch gleichmäßiger.
Bei der Montage ist darauf zu achten, dass der Gewindering nicht zu stramm angezogen wird.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240354_11653293.jpg)


14. Wellenkappen über die 2 x 3 Schlitzschrauben entfernen (Man stelle sich dieses Foto bitte wie unter 12. abgebildet vor. Ich hatte bei diesem Schritt kein entsprechendes Bild gemacht)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240354_54636159.jpg)


15. Unter der rechten Kappe befindet sich der Druckmechanismus des Feintriebs
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240354_42708074.jpg)


16. Feintriebwelle herausziehen,
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240354_42815147.jpg)


17. Zylinderrollen und Aluminiumbuchse entnehmen.
Bei der Montage erst die Buchse und dann die Rollen einsetzen.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240354_47633461.jpg)


18. Ansicht Druckmechanismus
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240354_63130991.jpg)


19. Er besteht aus einer auf der Feintriebwelle befestigten Metallscheibe mit ,,Rampe", sowie einer beweglichen Kunststoffscheibe mit eingesetzter Stahlkugel.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240354_22322349.jpg)


20. Funktion: Wird der Feintrieb gedreht, drückt die Rampe die Kugel inkl. Scheibe von sich weg und schiebt die Messingschnecke vor sich her. Die Schnecke wiederum bewegt das Nylonzahnrad. Die Rückstellung erfolgt zug- und druckbehaftet über die Federbleche.

Was mich beim Zusammenbau stutzig machte:
Warum ist die Mitnehmerscheibe des Grobtriebknopfes mit 1,7 Umdrehungen versehen, während die Rampe bereits nach einer einzigen Umdrehung ihre Arbeit getan hat? Man könnte erst einmal meinen, dass bei 0,7 Umdrehungen gar keine Feintriebverstellung mehr erfolgt .... Die Lösung: Die Kugel dreht sich während der Verstellung mit und verzögert somit den Zeitpunkt, an dem der Anschlag der Rampe wirkt. Und zwar genau für ganze zwei Umdrehungen! Somit wirkt also der mechanische Anschlag von Mitnehmer-Hebel und -Scheibe nach 1,7 U., noch bevor der wirksame Weg der Rampe endet.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240354_64981649.jpg)


21. Wellensegmente mit Federblech nur bei Bedarf demontieren.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240354_38493088.jpg)


22. Führungsstift
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240354_54467399.jpg)


23. Ansicht Federblech
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240354_35113868.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240354_36620214.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240354_37296927.jpg)


24. Welle zerlegt
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240354_640117.jpg)


25. Triebblock zerlegt
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/240354_28805302.jpg)

Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Thomas M in Oktober 19, 2018, 21:36:18 NACHMITTAGS
Lieber Frank,

nur ein Wort:  FANTASTISCH!

Herzliche Grüße
Thomas
Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Diana1982 in Oktober 19, 2018, 21:53:09 NACHMITTAGS
Lieber Frank,

Danke, jetzt schäm ich mich nicht mehr, dass ich das nicht selbst hinbekommen habe.

Und: Eine wahnsinnstolle Doku!

LG
Diana
Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: klausLM in Oktober 20, 2018, 13:19:11 NACHMITTAGS
Lieber Frank,
ganz großartig.
Was ist das für ein Mechanismus!!.
Hut ab für die Konstrukteure und vor Allem für Dich, daß Du dich an ein solch einkompliziertes Gerät herangewagt hast und diese tolle Dokumentation erstellt hast, die auch sehr sehr viel Zeit erfordert hat.
Danke dafür.

Gruß
Klaus
Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Peter V. in Oktober 20, 2018, 14:09:32 NACHMITTAGS
Lieber Frank,

ist ist ja nicht der erste ziemlich komplexe Trieb, an den Du Dich (mit Erfolg) gewagt hast. Ich erinnere gerne an das Puzzle bei meinem Fluovert FS:

https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=13468.0 (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=13468.0)

Bei Leitz, bei denen ich ansonsten gerade die oft schon genial einfachen Konstruktionen schätze, scheinen die Triebkonstrukteure dort ein besonderes Völkchen gewesen zu sein; sie haben einen ganzen Zoo unterschiedlicher - aber immer(!) hochkomplexer - Triebmechaniken entwickelt, wie Du ja aus eigener Erfahrung weißt.
Bei der Reparatur von Leitz-Trieben reicht es offenbar nicht, mechanisch geschickt zu sein, vielmehr muss man immer erst einmal die Funtkionsweise des Triebes ergründen und versuchen, nachzuvollziehen, was sich der Konstrukteuer dabei gedacht hat und welche Funktion die sich auf den ersten Blick nicht selbst erklärenden zahlreichen Bauteile haben. Ich bewundere Dich, dass Du das kannst!

Herzliche Grüße
Peter
Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Frank D. in Oktober 20, 2018, 15:14:53 NACHMITTAGS
Zitat von: Peter V. in Oktober 20, 2018, 14:09:32 NACHMITTAGS

...
Du kennst aber - denke ich - mittlerweile nahezu ohnehin jede Triebmechanik, der in der Mikroskopwelt je verbaut wurde.
..

Das bitte streichen. Denn es waren überwiegend deutsche Modelle der 50er bis 80er Jahre.

Hallo Peter,

während des Versuchs, Diana per Email-Standleitung den Trieb selbst zerlegen zu lassen wurde mir langsam klar, dass wir gerade an einer Wundertüte hantierten. Ohne Frage, Diana hat ein sehr gutes "Händchen", mechanische Abläufe zu erkennen und auch das Geschick sowie den Mut, so einen Trieb zu warten, ... was sich hier aber abzeichnete musste ich dann doch persönlich vor mir liegen haben.
Steven West zeigt auf seiner Seite microscopy-uk.org.uk auch nur einen Teil dieses Triebes.

Aus diesem Grund auch die Bezeichnung Matrjoschka in der Betreffzeile. Ein wirklich verschachtelter Trieb.

Viele Grüße
Frank

Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: ortholux in Oktober 20, 2018, 23:12:21 NACHMITTAGS
Pffff....

ich hab auch schon so manchen Diavert-Trieb auseinandergebaut.

Zusammengebaut - und auch noch besser funktionierend als vorher - hm......jou. Schon. Aber dann mit Glück. Oft war es mir noch nicht mal möglich soweit wie Du in die Gedärme vorzudringen, da es für mich als den normal Sterblichen nicht möglich ist, Dinge auseinanderzubauen, welche höhere Weihen verlangen.

Einzig die erwähnte Anleitung aus Mic-UK hielt mich davon ab, mehr als eine Kupferfederschlange abzureißen.

Reeeschpeckt!
Wolfgang
Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: olaf.med in Oktober 21, 2018, 10:18:40 VORMITTAG
Lieber Frank,

wieder einmal ein mechanischer Leckerbissen, den Du da liebevoll und sehr verständlich in Szene setzt. Ich bin über Deine Anleitungen immer wieder glücklich, habe ich doch gerade letzte Woche eine aus dem Forum gekramt, die mir viel Zeit (und vor allem wohl auch Schäden) erspart hat.

Danke!

Herzliche Grüße,

Olaf
Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Diana1982 in Oktober 21, 2018, 11:01:33 VORMITTAG
Lieber Frank,

Ja, Mut und Geschick sind die eine Seite, Erfahrung die andere. Und es geht auch nichts über gescheites Werkzeug... ::)

Das angehängte Bild zeigt einen meiner Inbusschlüssel nach dem Versuch den Triebkastens vom Stativ zu lösen, also bei der allerersten Aktion, die für die Zerlegung des Triebes notwendig ist - WD40 inkl. 1 Tag Einwirkungszeit kam vorher zum Einsatz.
(Mit einem anderen Schlüssel gings dann aber und toi toi toi alle Schrauben haben es sehr gut überlebt.)

Welches Werkzeug bzw. welche Methode hast Du den eigentlich zum Lösen des sehr festsitzenden Messingrings (unterhalb des Triebknopfes) benutzt? Du hattest mir ja geschrieben, dass ich das mit meinem frisch bestellten Wrench nicht hinbekommen hätte.

In Deiner Anleitung hast Du erwähnt, dass man für die Wartung weiches kurzfaseriges Fett benötigt. Kannst Du mir vielleicht einen Tipp geben, welches Fett ich mir für die Zukunft konkret dafür kaufen könnte? Ich hatte ja, so sagtest Du mir, das falsche - wir hatten nur etwas aus dem KFZ-Bedarf im Haus und hab mich vorher ja noch nicht wirklich mit solchen Wartungsarbeiten auseinandergesetzt  ;) .

Danke Dir & LG
Diana






Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Frank D. in Oktober 21, 2018, 12:57:14 NACHMITTAGS
Danke für schönen Rückmeldungen!

Wolfgang, kannst Du mir noch die Mikroskope nennen, an denen dieser Trieb verbaut wurde? Ich beginne leider erst jetzt damit, mein "Geschraube" einigermaßen ordentlich zu dokumentieren. Wie Klaus aber bereits schrieb, beansprucht das auch eine gewisse Zeit. Und die ist nicht immer vorhanden.

Diana, das passiert auch mit gutem Werkzeug bei falscher Anwendung. Vorgestern sind mir nacheinander zwei identische Schraubendreher der Wiha PicoFinish-Serie abgebrochen. Mir war schon bewusst, dass das an dieser blöden gehärteten Schraube Probleme geben könnte ....
Auf den Messingring habe ich dieses Werkzeug von Bastian https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=12858.msg102724#msg102724 (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=12858.msg102724#msg102724) angesetzt. Allerdings erst einmal nur "handgehalten". Das Ergebnis siehst Du ja auf dem Foto. Trotz festem Anpressdruck hat sich der Schlüssel seinen Weg gesucht und die Nutflanken abgeschabt. Ich habe diesen Schlüssel dann in den Schraubstock eingespannt, die Wellenenden mit einer Heizleitung temperiert, naja, und dann hat es geklappt.

Als Schmiermittel für Mikroskoptriebe wären ML MKL1 (sehr weich, z.B. für Kugel-, Nadellager), ML FTS5 (weich, z.B. für Gleitflächen) und ML MFK2 (mit geringem Haftzusatz, z.B. für Zahnräder evtl. auch für Dioptrienverstellungen) von OSIM zu nennen.
Für Dioptrienverstellungen oder verstellbare Messokulare verwende ich jetzt nur noch das Klüber Barrierta L 55/2. Denn das ist auch für Fernglasverstellungen (für alle Temperaturbereiche) geeignet.
Wenn Öle am Mikroskoptrieb zum Einsatz kommen sollten - bei mir sehr selten -, dann ein leichtes Haftöl mit geringem Graphitzusatz.
Aber mit den ersten drei genannten Schmiermitteln von OSIM bist Du schon mal gut ausgerüstet.

Viele Grüße
Frank
Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Diana1982 in Oktober 21, 2018, 19:34:19 NACHMITTAGS
ZitatAls Schmiermittel für Mikroskoptriebe wären ML MKL1 (sehr weich, z.B. für Kugel-, Nadellager), ML FTS5 (weich, z.B. für Gleitflächen) und ML MFK2 (mit geringem Haftzusatz, z.B. für Zahnräder evtl. auch für Dioptrienverstellungen) von OSIM zu nennen.

Merci  :-*
Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Werner in Oktober 21, 2018, 21:37:47 NACHMITTAGS
..noch ´ne Anmerkung zum verdrehten Inbusschlüssel:

Das ist typische Baumarkt- oder Discounter-Ware, wie sie oft angeboten wird. Falsche Stahlsorte und falsch gehärtet, kommt meist aus China (weil billig im Einkauf). Ich hatte schon einen neuen 3er Bohrer, bei dem sich die Spirale beim Bohren in Stahl anders herum aufgewickelt hat...

Ein guter Inbus hätte seinen Sechsant behalten und sich nicht am Schaft verdreht. Bei Überlast bricht er auseinander und verdreht sich aber nicht.
Gutes Werkzeug bekommt man fast nur im Werzeugfachhandel (oder im Schrottkontainer).
Kostet 2-3mal soviel, hält aber Jahre. Schlechte Ware wird auch problemlos umgetauscht.

Gruß   -   Werner
Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Frank D. in Oktober 23, 2018, 12:56:46 NACHMITTAGS
Hallo,

ich habe nach der Wartung eines zweiten Diavert-Triebes einige Hinweise und eine Änderung in den Demontage/Montage-Beitrag übernommen.

Viele Grüße
Frank
Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Diana1982 in Juli 04, 2020, 17:25:19 NACHMITTAGS
Hallo Zusammen,

Ich greife den etwas älteren Faden hier auf, da mein Thema denk ich recht gut als Ergänzung dient...

Letzte Woche habe ich ein weißes Diavert gewartet.
Anfangs hatte ich Probleme - der Feintrieb lief so gut wie gar nicht und hat ständig blockiert.
Ich wollte daher den Trieb mit einem eines weiteren - hellgrauen - Modells vergleichen und habe auch diesen zerlegt.

Bereits nach der Demontage der Feintriebknöpfe zeigten sich Unterschiede:
Der im Grobtriebknopf untergebrachte Mitnehmereinsatz mit der schneckenförmigen Führungsrinne aus schwarzem Kunststoff samt dem zugehörigen Hebelchen fehlten. Dennoch gibt es auch hier einen Endanschlagsmechanismus des Feintriebes. Ist der jeweilige Anschlag erreicht, wird der Grobtrieb vom Feintrieb, wie beim weißen Diavert auch, mitgenommen. Realisiert wurde dies hier jedoch nicht in den Triebknöpfen, sondern auf/an den Wellen:

Metallscheibe mit Anschlag (Nase), die auf der Feintriebwelle sitzt (hellgraues Diavert) statt Mitnehmerhebel am Feintriebknopf (weißes Diavert)
Der Anschlag erfolgt gegen einen Stift im Mittelteil der Grobtriebwelle (hellgraues Diavert) statt am Ende der schneckenförmigen Führungsrinne (weißes Diavert).

Siehe Bilder

LG Diana

Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Diana1982 in Juli 04, 2020, 17:38:08 NACHMITTAGS
Einen weiteren Unterschied - aber nur minimale Bauteilabweichung - gibt es im von Frank beschriebenen Druckmechanismus des Feintriebes. (Kugel läuft auf einer Rampe die eine Verschiebung der Messingschnecke (Triebmittelteil) bewirkt - ausführlich unten von Frank beschrieben :)

Beim grauen Diavert sieht er so aus:



Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Diana1982 in Juli 04, 2020, 17:59:30 NACHMITTAGS
Ebenfalls abweichend:

Ein gefedertes Lager für die Feintriebwelle, das hier aus 2 transparenten Schalen zusammengesetzt ist, in einem der Messing-Grobtriebwellenenden ("rechte" Seite).

Auf der anderen Seite ("links") findet man dieses nicht, hier ist eine Hülse eingebracht, die eine der Feintriebkugellagerscheiben in Position hält.
Unterhalb der Hülse befindet sich eine Ringmutter, darunter wiederum eine frei drehbare Hülse, die etwas Spiel hat.
Die "linke" Seite konnte ich nicht zerlegen. Erstgenannte Hülse und Ringmutter sitzen zu fest, sind verklebt bzw. stark gesichert.
Da ich nicht völlig ausschließen kann, dass sich doch noch irgendein Kunststoffbauteil versteckt hat, wollte ich auch keine höheren Temperaturen bzw. stärkere Lösungsmittel anwenden.

Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Diana1982 in Juli 04, 2020, 18:10:05 NACHMITTAGS
Der "Rest" ist aber so gut wie gleich  ;)

Identisch ist der Diaverttrieb übrigens mit dem vom weißen bzw. grauen Dialux.

Anbei vorerst abschließend noch ein Übersichtsbild (Trieb soweit zerlegt wie nötig) für das jeweils graue Modell.

Mein eben erwähntes Problem (Feintrieb, der gar nicht richtig laufen wollte) lag übrigens ganz simpel an einer nicht richtig eingerasteten Mitnehmerscheibe (die schwarze mit der "Schneckenrinne"). Sie saß leicht schief und hat mich, da ich das lange nicht bemerkt hatte, beinahe in den Wahnsinn getrieben. Jetzt passts aber und zumindest das weiße Diavert läuft wieder richtig schön  :)

Das graue wartet noch auf den Wiederzusammenbau.

LG Diana

Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Klaus Herrmann in Juli 04, 2020, 19:56:43 NACHMITTAGS
Liebe Diana,

sehr schön, wie du das alles dokumentiert hat.

Trotzdem glaube ich nicht, dass dir die Arbeit ausgeht, denn dafür braucht man schon goldene Hände und Nerven wie Drahtseile.

Bleib uns bitte erhalten und verkrümel dich nicht wie Frank der Großmeister der Triebe.
Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Diana1982 in Juli 04, 2020, 20:50:49 NACHMITTAGS
Lieber Klaus,

Zitat...und Nerven wie Drahtseile

Ich sag dazu nur:
Wenn Du denkst, der Orthoplan-Trieb sei die Hölle, dann hast Du den vom Diavert noch nicht gemacht  ::) ;)
Aber ab dem dritten wirds besser...der weicht gerade ein...

LG Diana

Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Frank D. in Juli 05, 2020, 12:14:10 NACHMITTAGS
Hallo Diana,

ich freue mich, dass Deine investierten Stunden mit Erfolg belohnt werden.
Du schaffst mir endlich den verdienten Ruhestand.  :)

Herzliche Grüße und weiterhin viel Erfolg
Frank
Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Kuno in November 02, 2020, 15:07:27 NACHMITTAGS
Hallo Feinmechaniker und Feinmechanikerinnen,

erst meine Anerkennung für die technischen und didaktischen Fähigkeiten, die aus diesen Dokumentationen sprechen. Mit großem Interesse habe ich gelesen, dass der Kombitrieb des Diavert dem des Dialux (hammerschlag) entspricht. Ein Unterschied dürfte aber die fehlende Feder am Bügel (Siehe Foto vordere Seiten!) sein, wie ich an beiden meiner Dialux-Mikroskope beobachten konnte. Mein Problem: Bei beiden Mikroskopen blockiert "zufällig" der Tischtrieb beim Herunterfahren und läßt sich dann nur noch nach oben bewegen. Bei einer Simulation im ausgebauten Zustand kann ich die Blockade dadurch lösen, dass ich die Triebeinheit etwas neige (< 90 Grad), mit einer Veränderung der Neigung in die entgegengesetzte Richtung kann ich dann sicher wieder eine Blockierung auslösen.
Meine Vermutung: Der "Bügel" wird beim Dialux nicht von der Federkraft von der Welle entfernt, sondern von der Schwerkraft. Beim Zusammenbau der beiden Untereinheiten (vier schwarze Schlitzschrauben) kann es dazu kommen, dass sich in senkrechter Stellung der Tisch-Triebeinheit der Bügel nicht leicht genug von der Welle löst und dadurch an dem kleine Messingstück auf der Welle einrastet und diese dadurch blockiert.
Ich bitte um Bewertung meiner Diagnose und um Vorschläge für die Lösung des Problems.

Danke!   Kuno
Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Diana1982 in November 02, 2020, 16:12:50 NACHMITTAGS
Hallo Kuno,

Die Feder (siehe auch mein Beitrag hier: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=38307.0 (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=38307.0)) sollte auch beim Dialux dabei sein!
Ich habe bisher mehrere Diaverts und Dialuxe gewartet.
Unabhängig von Modell und ob es sich um ein graues oder weißes Stativ handelt, war die Feder (bis auf eben das eine Mal, ich verweise hier nochmal auf o.g. Beitrag) dabei.

Sollte diese Feder fehlen, ist sie vermutlich bei vorausgegangenen Wartungen / Wartungsversuchen verloren gegangen, was sehr schnell passiert, wenn man beim Ausbau des Triebes nicht darauf achtet.

Eine Lösung für Dich ist entweder der Nachbau der Feder, Ersatzteilbeschaffung oder die Entfernung des schwarzen Bügels (Notlösung, die aber auch nicht schadet).
Selbstverständlich solltest Du den Trieb bei Blockaden niemals versuchen mit Kraft oder Gewalt weiterzubewegen!
Dabei kann leichter etwas kaputtgehen als man denkt.

LG Diana
Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Kuno in November 02, 2020, 17:11:04 NACHMITTAGS
Hallo Diana,

herzlichen Dank für die schnelle Reaktion. Das Nachrüsten der Feder hatte ich schon probiert. Der verwendete Federdraht von 1 mm Durchmesser von einer Spiralfeder aus dem Restebehälter war aber sehr widerspenstig für einen Anfänger! Aber jetzt bin ich motiviert, es weiter zu probieren.

Gruß Kuno
Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Kuno in November 02, 2020, 19:47:53 NACHMITTAGS
Hallo Diana,

ich habe jetzt den Feder-Nachbau nochmals mit dem 1-mm-Draht versucht, war mir aber nicht sicher, wie die Feder genau gebogen ist:
a) hakenförmig oder
b) Haken mit Öse.

Die Form b) habe eingebaut und die Blockerungen sind verschwunden, also ein Erfolg. Trotzdem würde mich die Form der Original-Feder interessieren.

Gruß Kuno

Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Diana1982 in November 02, 2020, 19:56:02 NACHMITTAGS
Hallo Kuno,

Solange es funktioniert, ist es doch gut!
Aber Variante 1 wäre richtig gewesen.

Schau doch nochmal hier - da sind Bilder der Feder dabei:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=38307.0 (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=38307.0)

LG
Diana
Titel: Re: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Kuno in November 03, 2020, 06:46:50 VORMITTAG
Hallo Diana,

vielen Dank für Deine Antwort. Die Forum-Suche "Bügel Feder" hatte micht leider nicht zu Deinem Beitrag "Federdraht" geführt. Die dortigen Informationen hätten mir eine Menge Zeit erspart.
Sollte sich die Federvariante b in der Praxis weiter bewähren, so wäre sie immerhin eine Maßnahme gegen den häufigen Verlust beim Zerlegen des Kombitriebs.

Gruß Kuno
Titel: Aw: Leitz Diavert Kombitrieb / eine Matrjoschka unter den Mikroskoptrieben
Beitrag von: Clemens1 in Oktober 28, 2023, 23:27:46 NACHMITTAGS
Die Diskussion auf dieser Website mit den sehr detaillierten Bildern hat mir sehr geholfen. Vielen Dank für diese Beiträge!
Bei meinem Dialux beträgt der Verstellbereich des Tisches etwa 30 mm.
Ich habe jetzt ein Diavert gekauft, mit dem ich auch das gleiche Problem mit dem schwer drehbaren Fokus habe.
Ich habe jetzt alles gereinigt, gefettet und wieder zusammengebaut. Alles funktioniert wieder perfekt,
. . . Aber was mir aber auffällt, ist, dass ich den Tisch des Diavert nur maximal 15 mm vertikal verschieben kann.
Stimmt es, dass das Diavert einen kleineren Einstellbereich des Tisches hat als das Dialux? Oder mache ich beim Zusammenbau etwas falsch ?