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Bibliothek => Mikro-Know-How => Mikro-Rezepte => Thema gestartet von: icho_mann in November 12, 2008, 16:48:07 NACHMITTAGS

Titel: Flechten schneiden, aber wie?
Beitrag von: icho_mann in November 12, 2008, 16:48:07 NACHMITTAGS
Folgenden Fund:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/1427_31609076.jpg)
Würde ich gerne dünn schneiden.
Das Problem ist dass das ganze nicht besonders einfach ist.
Die Fleche (wenn es denn eine ist) ist ziemlich weich und gebrechtlich UND hohl.
Dadurch ist es ziemlich ungemütlich diese zu schneiden.
Und eher unmöglich sie dünn genug zu schneiden.
Was tun?

Danke
Jonathan B.
Titel: Re: Flechten schneiden, aber wie?
Beitrag von: Detlef Kramer in November 12, 2008, 18:41:48 NACHMITTAGS
Hallo Jonathan,

die Standard-Methode ist natürlich in Holundermark oder Styrodur einschließen. Aber es geht auch anders: leg einen Thallus auf eine ebene Oberfläche z.B. Objektträger. Dann fixier ihn mit einem Zeigefinger und schneide mit der Rasierklnge am Finger entlang durch. Dann drück die Klinge ein wenig fester gegen dien Finger und schneide wieder usw. Auf diese Weise bekommt man in sehr kurzer Zeit eine Unmenge an Schnitten, von den die allermeisten Schrott sind. Aber der eine oder andere eben nicht. Die Technik verlangt etwas Übung!

Gruß

Detlef
Titel: Re: Flechten schneiden, aber wie?
Beitrag von: icho_mann in November 12, 2008, 19:09:47 NACHMITTAGS
Gibt es spezielle Kunstharze in die man Flechten oder auch andere Okjekte zum schneiden einbetten kann?


Danke schonmal soweit!
Jonathan
Titel: Re: Flechten schneiden, aber wie?
Beitrag von: Klaus Henkel in November 12, 2008, 20:26:33 NACHMITTAGS
Zitat von: icho_mann in November 12, 2008, 19:09:47 NACHMITTAGS
Gibt es spezielle Kunstharze in die man Flechten oder auch andere Okjekte zum schneiden einbetten kann?

Hallo icho-Mikromann!
Sie rackern ja ganz schön und fegen wie ein Wirbelwind durch die Botanik!

Wie schon Dr. Kramer vorschlug, so machen sie es. Halten Sie den Zeigefinger, mit dem Sie das Flechtenstück niederdrücken, senkrecht, damit Sie die Rasierklinge an der Breitseite des Fingernagels entlang führen können. Das verhindert mit Sicherheit, daß man sich vor Schreck gleich die Fingerkuppe mit abschneidet, wenn die Mutter nebenan gequält aufschreit: Wo sind meine Dateien geblieben?!
Dann nehmen Sie einen hinreichend dünnen Schnitt - es dürfen aber schon mehrere Zellagen sein, legt sie auf einen Objektträger und tropft einen, zwei oder drei Tropfen Etzold darauf. Wenn sich dann zeigt, daß zu viele Luftblasen in der Botanik waren, dann fragt man wieder hier im Forum. Dann gem. Etzolds Verfahren (siehe Mikrofibel) mit Iso entwässern und in Euparal einschließen.

Ergänzender NACHTRAG
Färben mit Etzold 5 bis 15 min. Wenn man ein Gasfeuerzeug unter den Objektträger hält (Achtung das Glas am besten mit einer hölzernen Wäscheklammer festhalten!) dann kann man das Objekt in Etzolds Farbgemisch einige Sekunden richtig aufkochen. (So machte es Etzold in Erlangen bei bot. Übungen an der Uni auch. Aber ich finde die länger dauernde Kaltfärbung ergibt schönere, besser differenzierende Farben.)

Eine andere Methode, bei der die natürliche Färbung des Flechtenwesens erhalten bleibt, teile ich auf besonderen Wunsch mit.
In diesem Fall schließt man in einfachheitshalber in Glyzeringelatine ein - ein überaus einfaches und schon seit über hundert Jahren bewährtes Verfahren. Mein Rechtschreibprogramm empfiehlt mir soeben, Glyzeringelatine durch Nitroglyzerin zu ersetzen. Ich sags ja, diesen verrückten Mikroskopikern würde ich als Drogist noch nicht einmal ein einziges Gramm Gelatine verkaufen, obwohl man es in den Tüten von Dr. Oetker bei jedem Tengelmann bekommt.
KH
Titel: Re: Flechten schneiden, aber wie?
Beitrag von: Ralf in November 14, 2008, 15:29:08 NACHMITTAGS
Hallo Jonathan,

ich schneide Moose und Flechten genau so so, wie Detlef es beschrieben hat. Zum Schneiden nehme ich eine halbierte Rasierklinge, die sind immer scharf undimmer preiswert. Vor dem Schneiden lege ich das trockene Material für 24 h in eine 20 % Lösung von PEG 1500 (Polyethylenglycol). Dann lege ich das nasse, durchtränkte Blatt oder einen Teil davon auf einen Objektträger und lasse das Wasser verdunsten (ca. 24 h). Anschließend ist das Objekt mit PEG imprägniert (eingebettet) und gleichzeitig auf dem Obfekträger leicht festgeklebt. Dann beginnt das Schneiden unter dem Bino. Etwas Übung braucht man schon. Die Schnitte legt man in 10 % ige PEG Lösung, damit sich das PEG nicht zu rasch wieder auflöst. Dann kann man direkt in Glycerin mikroskopieren oder Präparate anfertigen.
Titel: Re: Flechten schneiden, aber wie?
Beitrag von: icho_mann in November 14, 2008, 16:29:22 NACHMITTAGS
Hallo,
ich denke so werde ich es machen, eine Frage habe ich allerdings noch,
soll ich die Flechten wirklich austrockenen lassen??

Danke
Jonathan
Titel: Re: Flechten schneiden, aber wie?
Beitrag von: Ralf in November 14, 2008, 16:51:27 NACHMITTAGS
Ja, unbedingt vorher trocknen, wenn mit PEG imprägniert werden soll. Nuir dann gelangt das PEG wirklich vollständig in die Flechte. Ansonsten wird bei feuchten Material das PEG vom Wasser daran gehindert vollständig einzuwirken. Nach dem Motto: Wo schon ein Ding ist, kann kein zweites mehr sein  ;D .
Titel: Re: Flechten schneiden, aber wie?
Beitrag von: icho_mann in November 14, 2008, 17:55:03 NACHMITTAGS
Ok dann habe ich das richtig verstanden.
Ich hbe schon eine paar unfreiwillig gtrockenete Flechten und das PEG werde ich mir in der Apotheke meines Vertrauens holen oder es mit von meiner Mutte raus der Schule mitbringen lassen.

Vielen dank für ihre Beratung
Jonathan
Achja, ihr Motto wo ein Ding ist kann kein zweites sein gilt wohl nur begrenzt...
Wasserstoff diffudiert sogar durch Metalle.
Also kann IN einer Metallplatte Wasserstoff drin sein.
Titel: Re: Flechten schneiden, aber wie?
Beitrag von: Ralf in November 14, 2008, 18:46:43 NACHMITTAGS
PEG hat den großen Vorteil, dass es nicht kennzeichnungspflichtig nach der Gefahrstoffverordnung ist und sogar als Lebensmittelzusatz oder in Kosmetikartikeln verwendet werden darf.

Genau betrachtet, kann zwar ein Wasserstoffmolekül (H2) zwischen die Metallatome diffundieren, aber es kann sich niemals genau dort aufhalten, wo sich schon ein Metallatom befindet  8) . Du kannst mich ruhig Ralf nennen, das macht die Kommuniokation leichter  :) .
Titel: Re: Flechten schneiden, aber wie?
Beitrag von: icho_mann in November 15, 2008, 08:02:29 VORMITTAG
Gerne doch, Ralf
Natürlich kann es nicht an der selben Stelle sein, ist ja klar.
Wie auch immer ich werde mich mal nach PEG umschauen und das ganze ausprobieren.
Dankeschön
Jonatahn
Titel: Re: Flechten schneiden, aber wie?
Beitrag von: liftboy in Dezember 20, 2008, 17:37:08 NACHMITTAGS
Hallo Jonathan,
auch für den Fall, das sich das jetzt dämlich anhört ich habe alle meine Bücher durchgeforstet (und das sind nicht wenige), aber ich habe nichts über Etzold-Färbung gefunden. Vielleicht kannst du mir da mal auf die Sprünge helfen
Vorneweg schon mal vielen Dank.
Gruß
Wolfgang
Titel: Re: Flechten schneiden, aber wie?
Beitrag von: icho_mann in Dezember 20, 2008, 17:54:47 NACHMITTAGS
Zitat von: liftboy in Dezember 20, 2008, 17:37:08 NACHMITTAGS
Hallo Jonathan,
auch für den Fall, das sich das jetzt dämlich anhört ich habe alle meine Bücher durchgeforstet (und das sind nicht wenige), aber ich habe nichts über Etzold-Färbung gefunden. Vielleicht kannst du mir da mal auf die Sprünge helfen
Vorneweg schon mal vielen Dank.
Gruß
Wolfgang
Als erstes mal was hat das mit Flechten zu tun?
Und als zweites,
Etzold-Färbung ist meines Wissens eine mischung  1:1 aus Fuchsin und einem mir unbekannten Blau oder Grün abhängig von Etzold blau oder Grün.
War das deine Frage?

Grüße
Jonathan
Titel: Re: Flechten schneiden, aber wie?
Beitrag von: Klaus Herrmann in Dezember 20, 2008, 18:35:55 NACHMITTAGS
Hallo Wolfgang,

im Kremer das große Buch der Mikroskopie S. 279 ist sie beschrieben. Eigentlich eine Standardmethode in der botanischen Histologie.

Ich habe noch die grüne Variante hier im Forum mehrfach zum Besten gegeben:

http://www.mikroskopie.de/mikforum/read.php?2,46158,46158#msg-46158
Titel: Re: Flechten schneiden, aber wie?
Beitrag von: liftboy in Dezember 20, 2008, 19:22:17 NACHMITTAGS
Vielen, lieben Dank.
Mein Gott was bin ich eine Schlafmütze! Tatsächlich: s. 279, ist sogar im Inhaltsverzeichnis, wo hatte ich nur meine Augen!
Das Material ist Gottseidank vorhanden, da werde ich jetzt zum "Barmixer"
Liebe Grüße
Wolfgang
Titel: Re: Flechten schneiden, aber wie?
Beitrag von: Klaus Herrmann in Dezember 20, 2008, 21:09:10 NACHMITTAGS
Kleiner Hinweis Wolfgang:

Das Fuchsin löst sich nur in der Hitze beim Kochen!. Unbedingt separat lösen , abkühlen lassen und eventuell filtrieren!
Titel: Re: Flechten schneiden, aber wie?
Beitrag von: liftboy in Dezember 23, 2008, 19:16:17 NACHMITTAGS
Ja wie jetzt, kochen?????

Das Fuchsin habe ich im  Moment als alkoholische Lösung am Start, funktioniert auch ganz gut. Wird jetzt für Etzold eine wässrige Lösung verwendet? Kochen im Rückflußkühler wäre kein Problem, habe ich mit Karminessigsäure auch hingekriegt.
Gruß
Wolfgang
PS:
Frohes Fest
Titel: Re: Flechten schneiden, aber wie?
Beitrag von: Detlef Kramer in Dezember 23, 2008, 20:39:32 NACHMITTAGS
Hallo,

ja, in dem Etzold-Gemisch ist das Fuchsin in wässriger Lösung. Brauche Sie das genaue Rezept?


Dann tippe ich es für Dich und die Allgemeinheit gerne ab.

Herzliche Grüße und schöne Weihnacht,

Detlef
Titel: Re: Flechten schneiden, aber wie?
Beitrag von: Klaus Herrmann in Dezember 23, 2008, 21:09:11 NACHMITTAGS
Lieber Detlef,

spar Dir das

ZitatHallo,

ja, in dem Etzold-Gemisch ist das Fuchsin in wässriger Lösung. Brauche Sie das genaue Rezept?


Dann tippe ich es für Dich und die Allgemeinheit gerne ab.

Herzliche Grüße und schöne Weihnacht,

Wir weisen für Schlafmütze Wolfgang zum 2. Mal darauf hin:

ZitatVielen, lieben Dank.
Mein Gott was bin ich eine Schlafmütze! Tatsächlich: s. 279, ist sogar im Inhaltsverzeichnis, wo hatte ich nur meine Augen!
Das Material ist Gottseidank vorhanden, da werde ich jetzt zum "Barmixer"
Liebe Grüße


Ganz liebe Grüße und einfach Merkzettel machen:

Klo gehen, Hosenladen auf, pinkeln, Hosenladen zu, Licht aus... Türe von aussen schließen!


Schöne Weihnachten!

Klaus
Titel: Re: Flechten schneiden, aber wie?
Beitrag von: udalriche in April 06, 2009, 11:31:37 VORMITTAG
Hallo!
Bin ganz neu hier und habe diesen interessanten Beitrag folgerichtig erst jetzt gesehen.
Meine Frage: Wie schneidet man am besten ein kleines Apothecium von 0,3-0,7 mm (so groß sind ja viele nur), wenn es vom Thallus abgebrochen ist - was leider beim Schneiden häufig vorkommt. Da klappt die Fingernagelmethode natürlich nicht mehr. Festhalten der Apothecien mit einer Pinzette ist ebenfalls meist nicht erfolgreich, weil sie hart sind und wegspringen, wenn man schneidet. Problem ist auch, sie einigermaßen auszurichten, dass es keine Schrägschnitte gibt. Am besten wäre es, wenn man sie ohne allzu großen Aufwand fixieren könnte; kenne aber dazu keine Möglichkeit (Holundermark oder Kork scheiden bei der Kleinheit aus).
Bin gespannt auf praxisnahe Tipps.
mfg Ulrich
Titel: Re: Flechten schneiden, aber wie?
Beitrag von: Alfons Renz in April 06, 2009, 14:46:36 NACHMITTAGS
Hallo Ulrich,

Am einfachsten gelingen sogenannte 'Paraffin-Handschnitte": Das (oberflächlich trockene) Objekt wird dazu auf einen Kork (oder Objektträger) gelegt und mit einem Tropfen flüssigem Paraffin eingebettet (Kerzenwachs tut es auch). Dann kann man es mit einer frischen Rasierklinge senkrecht zur Unterlage in sehr feine Scheiben schneiden. Die Rasierklinge vorher in der Mitte zerbrechen und die Hälften mit Leukoplast "sichern". Mit etwas Übung gelingen dieses Handschnitte recht gut. Wer hat, kann die Schnitte auch bei direkter Sichtkontrolle unter dem Seziermikroskop (Lupe) machen.

Wichtig ist, dass die Oberfläche trocken ist - sonst haftet das Parafin nicht - und das Innere des Objekts nicht austrocknet. Der Wachstropfen darf auch nicht zu groß und zu heiß sein, sonst wird das Objekt gekocht.

Der Vorteil dabei ist, neben der Schnelle, dass die Schnitte eine gewisse Dicke haben und sich, etwa bei Insekten, der innere Bau und der Verlauf von Sehnen, Nerven und Muskeln leichter verfolgen lässt als bei den klassischen 10 µm Paraffinschnitten.

Auch sehr harte Objekte lassen sich auf diese Weise einfach schneiden. Z.B. Kopfkapseln von Insekten.

Viel Erfolg,

Alfons Renz

Titel: Re: Flechten schneiden, aber wie?
Beitrag von: *** in April 06, 2009, 22:55:56 NACHMITTAGS
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