Hallo Zusammen,
Kürzlich bekam ich ein neueres Leitz-Objektiv zugesandt - mit der Bitte, dass ich mir das mal anschaue und wenn möglich repariere. Der Präparateschutz klemme und es gäbe kein richtiges Bild.
Ich hatte schon so eine Vermutung, die sich dann auch bestätigt hatte ::)
Jemand hatte wohl den Stöpsel für den Verdrehschutz mit einem Deckel eines Öleinfüllstutzens verwechselt, über den er den Präparateschutz wieder gängig machen wollte! Genützt hat das nichts. Der Präpateschutz saß immer noch bombenfest.
Schlimmer als das ist aber, dass Öl ins Innere des Objektives gedrungen ist. Das Linsenpaket ist ja nicht hermetisch nach außen abgedichtet, so dass mit der Zeit kleine Öltröpfen (Ölkondensat?) auf die Innenseite (mindestens) der Frontlinse gewandert sind. Auf den ersten Blick sieht die die Frontlinse selbst unter der Stereolupe einwandfrei aus, fokussiert man aber auf deren Rückseite, wird der Schaden deutlich (siehe Foto 4).
Ich hatte vor ca. einem Jahr einmal einen ähnlichen Fall, bei dem sogar Öl auf die unteren drei Linsen gelaufen ist (Grund war damals ebenfalls ein Nachölversuch des Präparateschutzes).
Weitere Ursachen könnten grds. aber z.B. auch sein: Frontlinse ggü. Fassung undicht oder Immersionsobjektiv nicht vom Öl gesäubert und kopfüber gelagert.
Erste Impressionen habe ich mal angefügt, später mehr ;)
LG
Diana
Bild 1: Die äußeren Teile des Objektives sind nun vom grünen Öl und harzigem Fett befreit. Das ausgebaute aber noch ungereinigte Linsenpaket (11) steht auf dem Foto dahinter.
Bild 2 und GIF: Der Präparateschutz ist nun wieder sehr schön leichtgängig.
Ich nehme zum Fetten der Messinghülse ( 8 ) - Alternativ der Hülse, in die sie gesteckt wird (4) - nur einen Hauch (!!!) leichtgängiges Fett (z.B. Osim ML MKL1). Keinesfalls irgendetwas öliges! Lieber gar nichts als Öl...
Der weiße Stöpsel (3) ist nur Verdrehschutz - kein Deckel für eine Öffnung in die WD40 oder sonstiges Öl geschüttet werden soll!
Ich denke, meistens klemmt der Präparateschutz auch nicht wegen verharztem Fett im Bereich der Feder (5) und der Hülsen 4 und 8, sondern aufgrund von Immersionsöl, dass sich an der Auflagefläche zwischen den Hülsen 9 und 10 gesammelt hat und z.T. sehr stark verharzen kann.
LG Diana
Um an den Präparateschutz zu kommen, löse ich ich Hülse 10 von Hülse 4.
Manchmal geht das sehr leicht mit der bloßen Hand. Ein anderes Mal ist die Verschraubung stärker gesichert (wie im vorliegenden Fall). Dann braucht man geeignetes Werkzeug oder kanns alternativ bzw. zusätzlich mit etwas Aceton versuchen, das man vorsichtig einträufelt.
Ist die Hülse 10 gelöst und der Verdrehschutzstöpsel (3) entfernt, kann man das Objektivinnere und die Feder (5) nebst Plastikring (6) herausziehen.
Natürlich muss, wenn es nur darum geht, den Präparateschutz wieder gängig zu machen, das Linsenpaket nicht ausgebaut werden.
Achtung: Nach dem Lösen der Hülse 10 muss man später schauen, dass man die Parfokalität zu anderen Objektiven nach dem Wiederzusammenbau wieder entsprechend einstellt. Wurde auch das Linsenpaket ausgebaut, gäbe es sogar drei Stellen, an denen man zwecks Parfokalität schrauben könnte.
Viele Grüße
Diana
Hallo Diana,
sehr schöne Beschreibung! Ich hatte vor einiger Zeit noch eine Steigerung des von Dir beschriebenen Elends: Das Objektivinnere diente als Immersionsölkanne, das Immersionsöl schwappte im Inneren herum!
Diese Objektivzerlegungsthreads sollten zumindest als Links gesammelt werden, es gibt zu viele verschiedene Objektive.
Können die Admis da vielleicht helfen?
Hallo Hugo,
Ich wollts mir eigentlich für den Teil "Reinigung der Linsen" aufheben...aber da Du es jetzt schon ansprichst - hier ein paar Schreckensbilder von eben so einem Härtefall (aus dem letzten Jahr) ;)
Das derzeit zu wartende Objektiv ist gottseidank nicht sooo schlimm.
LG Diana
Hallo Zusammen,
Heute komme ich endlich dazu, das Objektiv weiter zu verarzten :)
Eine so lange Pause bei ausgebautem Linsenpaket empfiehlt sich aber eigentlich nicht! Die Gefahr ist groß, dass man unnötig Staub oder sonst. Verschmutzungen einträgt oder die Linsen durcheinandergeraten und man genau dann nichts dokumentiert bzw. markiert hat. In letzterem Fall hilft dann nur Try-and-Error oder ein weiteres identisches Objektiv zum Vergleich.
Ich kontrolliere nun jedenfalls, angefangen mit der Hinterlinse, jede einzelne Linse unter der Stereolupe auf Verschmutzungen -insbesondere durch Öl. Hier habe ich Glück gehabt, bis auf geringfügige Stäubchen, die man vorsichtig wegpusten oder mit einem Wattestäbchen (unter der Stereolupe) entfernen konnte, ist nur die Fronlinse betroffen.
Beim Extrembeispiel aus dem letzten Jahr (siehe vorausgegangener Beitrag in diesem Thread), waren die vorderen Linsen richtig vollgelaufen.
Die Vorgehensweise ist im Grunde die gleiche. Ich lege (nachdem ich im Extremfall das Öl grob abgetupft habe) die Linsen in Wundbenzin ein und säubere sie mit einem sehr weichen Pinsel vor. Das Benzin muss man ggf. mehrfach wechseln.
Danach kontrolliere ich wieder unter der Stereolupe und reinige mit speziellen Wattestäbchen für Optiken nach. Mit den ganz kleinen kommt man sogar bei der ggf. überhalbkugeligen Frontlinse "bis in die Ecken" ohne Fusseleintrag! (Diese Wattestäbchen sind relativ teuer, aber ich bin wirklich begeistert davon :))
LG Diana
Ha Diana,
Please share where to order the q-tips with the fine point.
Best, Maarten
Hallo Diana
Toller Beitrag👍
Kannst du bitte die Bezugsquelle für die Spitzen Wattestäbchen nennen, die würde ich mir auch gerne anlachen ...
Danke & liebe Grüße
Gerhard
Hallo Gerhard und Maarten,
Ihr seid ganz offenbar keine Frauenversteher! ;) :D
Herzliche Grüße
Peter
Zitat von: Peter V. in Februar 06, 2021, 20:02:59 NACHMITTAGS
Ihr seid ganz offenbar keine Frauenversteher! ;) :D
Past 60 years old ... and finally I understand ....😇
Hallo zusammen,
für alle die wie ich auf'm Schlauch stehen, hier die Lösung von unserer Tochter:
https://www.dm.de/ebelin-make-up-korrekturstaebchen-p4010355536525.html
ZitatKannst du bitte die Bezugsquelle für die Spitzen Wattestäbchen nennen, die würde ich mir auch gerne anlachen ...
Naaaaguuut ;):
https://www.ebay.de/itm/Lens-Aid-spitze-Wattest%C3%A4bchen-f%C3%BCr-Kamera-Objektiv-Modellbau-Kosmetik/143665462857?ssPageName=STRK%3AMEBIDX%3AIT&var=442649097761&_trksid=p2057872.m2749.l2649
LG Diana
Besten Dank für den spitzen Tipp Diana, das hilft mir auch beim Reinigen meiner Fotoobjektive :)
Liebe Grüße
Gerhard
Hallo nochmal,
Es freut mich, dass Euch mein Beitrag gefällt :)
Die Frontlinse ließ sich eben - den spitzen Wattestäbchen sei Dank - richtig gut reinigen!
Das Objektiv ist inzwischen auch wieder zusammengesetzt und gibt ein brilliantes Bild.
Ich ärgere mich nur, kein Vorher-Foto gemacht zu haben, damit ich Euch einen Vergleich zeigen kann.
Jedenfalls wars vorher matschig trüb, fast kein Bild möglich.
Der Aufwand hat sich auf jeden Fall gelohnt und das schöne Fluoreszenz-Objektiv muss nicht in die Tonne!
Hier ein Nachher-Foto - aber auf die Schnelle ohne Fluoreszenz.
LG Diana
Hallo Diana,
tolle Leistung - Gratulation !
Musstest Du die Elemente gegeneinander justieren ? Und wenn ja, wie hast Du das angestellt ?
Hallo Jürgen,
Dankeschön :)
Habe eine Abb. aus dem Beginn des Fadens nochmal unten angefügt, damit Du nicht blättern musst.
Ich hatte Bauteil Nr. 9 ja nicht gelöst, somit ergibt sich eine spätere Parfokalität fast von alleine. Man muss den Gewindering (Nr. 7) nur wieder fest anziehen. Hätte ich auch Nr. 9 gelöst, wäre es mehr Gefrickel.
Also bitte nur Nr. 7 ODER Nr. 9 lösen, um das Linsenpaket auszubauen.
EDIT: Eigentlich ist das auch fast egal! Schraubt man Nr. 9 als erstes wieder richtig schön fest, müsste es auch zumindest halbwegs von der Parfokalität her stimmen! Also doch nur wenig Gefrickel ;)
(Nr. 9 statt Nr. 7 zu lösen wäre übrigens einfacher gewesen, da man dann nur die Frontlinse hätte herausnehmen müssen. Das war hier aber nicht möglich, Nr. 9 saß zu fest. Sämtliche Lösungsmittel, Wärme und sonst. vorhandenen Hilfsmittel brachten nichts.)
Die Feinsteinstellung mach ich dann am Mikroskop. Zum Abgleichen habe ich ein weiteres Öl-Fluoreszenzobjektiv - das 25er - aus der gleichen Baureihe hergenommen. Die Hülse Nr. 10 schraube ich einfach so weit hoch, bis es genau stimmt (fast bis ganz nach oben). Wenn man will, kann man vorher einen Minitropfen Kleber oder Lack auf das Gewinde geben.
Eigentlich habe ich ja gar nichts verstellt, aber so könnte man es, egal, wie das Objektiv ab Werk justiert war (so richtig 100%ig parfokal zueinander sind sie durch die Bank irgendwie eh selten) noch ein "mü" nachstellen. Das geht einfacher als man denkt.
Die Alternative oder notfalls Ergänzung zur Feinsteinstellung über Hülse 10 ist natürlich wechselseitiges minimales Lösen und Anziehen von Nr. 7 und 9.
LG Diana
Liebe Diana,
welche Größe haben die von Dir für die Reinigung der Linsen dieses Objektives verwendeten Spitzen-Wattestäbchen (S, M, L)? Ist die Größe der von Dir verwendeten Spitzen-Wattestäbchen genau richtig für die Reinigung der Linsen des Objektives, oder hättest Du lieber eine andere Größe gekauft (kleiner bzw. größer)?
Wie reinigst Du eigentlich die einzelnen Linsen? Streichst Du zunächst einmal mit einem mit Reinigungsbenzin angefeuchteten Spitzen-Wattestäbchen und anschließend mit einem trockenen Spitzen-Wattestäbchen über eine Linsenfläche?
Netten Gruß
PiusX
Hallo PiusX,
Ich habe das Set ("Mixpack") aus diversen Größen bestellt. Jede Größe hat ihre Vorzüge. Es ging mir in dem hier vorliegenden Fall hauptsächlich darum, "unter den Rand" der überhalbkugeligen Frontlinse zu kommen bzw. grds. schön an die Ränder der Linsen. Dafür brauche ich definitiv Größe S!
Für Reinigungen in der Fläche sind die Spitzen gar nicht so toll, da wären runde ebenso schön gepresste Wattestäbchen besser, vielleicht finde ich solche noch (ich behelfe mir hier mit Größe L, die sind nicht ganz so spitz). Das schöne an den LensAid-Stäbchen ist halt, dass sie nicht haaren/fusseln. Irgendwelche Wattestäbchen aus dem Drogeriebedarf erfüllen das nicht.
Ich denke mit dem gemischten Set machst Du nichts verkehrt.
LG Diana
Hallo PiusX,
Carl Zeiss hat eine gute Broschüre: "Das saubere Mikroskop", ich wollte sie hier anhängen, aber die Datei ist zu groß. Sie ist aber m.W. auch auf der Zeiss Internetseite herunterzuladen. Darin wird medizin. Augenwatte mit Bambusstäbchen verwendet, es finden sich auch Bezugsquellen für käufliche Optik-Reinigungsstäbchen.
Gruß, Jochen
Liebe Diana,
vielen Dank für Deine Ausführungen :) . Folgende Fragen von mir hast Du jedoch übersehen:
ZitatWie reinigst Du eigentlich die einzelnen Linsen? Streichst Du zunächst einmal mit einem mit Reinigungsbenzin angefeuchteten Spitzen-Wattestäbchen und anschließend mit einem trockenen Spitzen-Wattestäbchen über eine Linsenfläche?
Diese Fragen noch einmal anders formuliert: Reinigst Du eine Linsenfläche, indem Du zuerst mit einem feuchten und anschließend mit einem trockenen Spitzen-Wattestäbchen wischst, oder indem Du nur mit einem feuchten Spitzen-Wattestäbchen wischst und die Linsenfläche an der Luft trocknen läßt?
Lieben Gruß
PiusX
Stimmt, das hab ich übersehen, sorry!
Also ich reinige im Wundbenzinbad mit dem weichen Pinsel vor (weil hier auch einen größere Ölschicht drauf ist). Anschließend gehts unter der Stereolupe weiter, mit Stäbchen, die mit Reinigungsmittel (Wundbenzin, ggf. auch anderes) angefeuchtet wurden.
Wenn es letztendlich nur noch darum geht, Reinigungsstreifen zu entfernen, hauche ich die Linse an und nehme dann wieder ein Wattestäbchen. Der leichte Feuchtigkeitsfilm verdunstet dann sehr schnell. Ich würde - es sei denn, es geht darum ein einzelnen Staubkorn aufzunehmen - niemals ganz trocken über ein Linse wischen, das gibt schnell Kratzer.
Man muss sowas halt für sich und im jeweiligen Fall herausfinden, hat man nach der Reinigung mit Mittel keine störenden Streifen, kann mans ja dabei belassen. Es gibt auch Leute, die ohne jegliches Wischen, nur mit Reinigungsmittel und Blasebalg, Fön o.ä. zurechtkommen ;)
LG Diana