Zeiss standard Polarisationsmikroskop

Begonnen von Miner, Februar 06, 2009, 12:54:13 NACHMITTAGS

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Miner

Guten Tag.
Ich bin neu hier. Ich habe als Mineralogiestudent ein wenig Polarisationsikroskopie betrieben und möchte das jetzt wieder tun, als Hobby, an selbst gezüchteten Kristallen.
Mein Problem ist, dass ich noch kein Polmikroskop habe. An der Uni habe ich immer mit einem Zeiss Standard RP (PR?) gearbeitet. Was mir daran prima gefiel war, dass man in den Tubusschlitz allerlei Hilfspräparate und Kompensatoren schieben konnte. Und der drehbare Analysator ist natürlich auch fein. Ich hätte gerne wieder so ein Standard RP, will dafür aber keine 4000 € ausgeben. Man sieht aber ja manchmal Zeiss-Polarisationsmikroskope ohne Drehtisch für einige 100 €. Ist es möglich und finanziell und technisch sinnvoll, so eines zu kaufen und nachträglich mit einem Drehtisch aufzurüsten?

Bin dankbar für alle Hinweise

Detlef Kramer

hallo,

den  Tisch zu tauschen, so man einen hat, ist ein Klacks. Der ist nur mit vier Schrauben am Tischträger befestigt. Was man dann in der Regel nicht hat, ist die spannungsfreie Optik und zentrierbare Objektive. Aber als Amateur kann man mit dem Kompromiss leben.

Viel Erfolg

Detlef Kramer
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

Werner Jülich

Sie können den Z150 von Märzhäuser nehmen. Ein paar nähere Infos finden Sie hier: http://www.juelich-bonn.com/site/mikroskoptisch/kreuztisch/manuell/
Der Tisch sollte für die normalen Anforderungen ausreichen.

Werner Jülich

Michael W.

Hallo,

wie Herr Kramer schon gesagt hat ist es eine Sache von wenigen Minuten den Tisch zu tauschen. Bei den normalen Zeiss
Standard-Mikroskopen sind das 4 Inbusschrauben.

Wenn ich mich richtig erinnere, sind diese CZ Poltische über Ebay auch nicht extrem teuer. Dies wäre wohl die preiswerteste Lösung. Vielleicht findet sich auch über den Mikromarkt ein passender Tisch.


Viele Grüße
Michael
Am liebsten per "Du"

Miner

Hm, darf man bei einem Polmikroskop nicht immer spannungsfreie Objektive erwarten? Wenn, dann würde ich schon ein Zeiss-Polmikroskop kaufen, kein normales.
Aber die Möglichkeit des Zentrieren, dass leuchtet mir ein, ist natürlich ein Problem bei einem Mikroskop ohne Drehtisch.
Danke für den Hinweis mit Märzhäuser.
Ole

TPL

Zitat von: Miner in Februar 06, 2009, 15:18:05 NACHMITTAGS
Hm, darf man bei einem Polmikroskop nicht immer spannungsfreie Objektive erwarten?

Hallo Ole,
an ein Polmikroskop (also kein behelfsmäßig mit Polfiltern umgerüstetes Mikroskop) gehören selbstverständlich spannungsfreie oder zumindest spannungsarme Objektive. Ansonsten lassen sich viele Methoden der Kristalloptik gar nicht oder nur mit Unsicherheiten durchführen. Davon abgesehen ist der visuelle Eindruck, insbesondere die Brillanz der Interferenzfarben bei Objektiven mit Spannungsanisotropie schlechter als bei "echten" Pol-Objektiven. Die meisten starken und hochkorrigierten älteren Objektive, aber auch viele ältere Planobjektive scheiden deshalb für die Polarisationsmikroskopie aus. Mit "älter" meine ich vor ca. 1980.

Natürlich gibt es eine Menge Objektive, die sich dennoch ordentlich für die Pol-Mikroskopie einsetzen lassen (besonders die einfach aufgebauten Achromate), aber das ist dann eher die Ausnahme und nicht die Regel.

ZitatAber die Möglichkeit des Zentrieren, dass leuchtet mir ein, ist natürlich ein Problem bei einem Mikroskop ohne Drehtisch.
Sofern Du stressfrei Polarisationsmikroskopie betreiben willst und dabei auch Winkelmessungen und Konoskopie nutzt, rate ich Dir von einem zentrierbaren Drehtisch dringend ab. Es hat schon einen Grund, warum die Hersteller die "echten" Pol-Drehtische nicht zentrierbar bauen, sondern sie werkseitig zentriert ausliefern. Das ist keine Haarspalterei, sondern basiert auf praktischer Erfahrung mit Drehtischen, die eben nicht vorzentriert sind: sehr lästig, was sich da unbemerkt verstellt, wenn man mal versehentlich auf der einen Seite stärker drückt.

Ein Pol-Tisch muss die absolute Referenz für die Lage der Mikroskopachse sein und im Betrieb auch bleiben, denn sonst verbringst Du mit dem wechselweisen Zentrieren von Tisch und Objektiven die meiste Zeit, statt Dich Deinen Proben widmen zu können.

Schönen Gruß, Thomas (Geologe)

PS: Was ich hier schreibe bedeutet nicht, dass man nur mit "echten" Pol-Mikroskopen, Objektiven und -Tischen ordentliche, farbenfrohe und schöne Eindrücke im Polarisationskontrast erzeugen kann. Dafür gibt es hier im Forum ja bereits sehr gute Beispiele. Aber wenn mit Polarisationsmikroskopie die kristalloptische Untersuchung (auch hobbymäßig) gemeint ist, dann stoßen die Behelfslösungen schnell an ihre Grenzen.

Miner

Hallo Thomas,

Ein Pol-Tisch muss die absolute Referenz für die Lage der Mikroskopachse sein und im Betrieb auch bleiben, denn sonst verbringst Du mit dem wechselweisen Zentrieren von Tisch und Objektiven die meiste Zeit, statt Dich Deinen Proben widmen zu können.

ich hätte nun gedacht dass es zwei Möglichkeiten gibt wenn der Tisch dezentriert ist: Entweder ich weiß dass alle oder die meisten meiner Objektive zentriert sind und ich zentriere nun den Tisch wieder neu (ein Arbeitsgang). Oder ich vertraue meinen Objektiven nicht und zentriere diese alle neu (ein paar Arbeitsgänge, aber ja auch kein Weltuntergang).
Sehe ich was verkehrt?

So wie ich das begreife, geht es doch nur darum, dass der Mittelpunkt des Blickfeldes jedes einzelnen Objektivs zusammenfällt mit der Drehachse des Tisches (und dass dies alles so gut wie möglich zusammenfällt mit der Mikroskopachse). Auf dass Kristalle in der Bildmitte dort auch liegen bleiben wenn man den Tisch dreht.
Gruß
Ole

Klaus Herrmann

Hallo Ole,

ich kann nur Thomas nochmals zitieren:

ZitatHallo Thomas,

Ein Pol-Tisch muss die absolute Referenz für die Lage der Mikroskopachse sein und im Betrieb auch bleiben, denn sonst verbringst Du mit dem wechselweisen Zentrieren von Tisch und Objektiven die meiste Zeit, statt Dich Deinen Proben widmen zu können.
Alles andere drumrum orientiert sich an dem zentrierten Poldrehtisch!

Die Objektive im Revolver sitzen eben leider nicht untereinander zentriert in ihren Schraublöchern, sonder mehr oder weniger versetzt.

Deshalb gibt es 2 Möglichkeiten: Objektive, die eine eingebaute Zentrierung haben (hatte ich Dir gezeigt) oder einen Revolver, der zentriebare Schraubverbindungen besitzt. Es gibt auch noch zentrierbare Einzelfassungen, die mit einem Schnellspanner ausgetausch werden.

Eine exotische Möglichkeit habe ich neulich gehört: Revolver, die auf einer genau zentrierten Drehbank sitzen und die Gewinde werden auf dieser Bank hochpräzise geschnitten. Dadurch haben sie zueinander immer die selbe Orientierung.

Hoch(kon-)zentriete Grüße
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Werner Jülich

War da nicht mal von < 4000 Euro die Rede.
Werner Jülich

TPL

#9
ZitatWar da nicht mal von < 4000 Euro die Rede.

Hallo Herr Jülich,
da war von einem Zeiss Standard RP und < 4000 € die Rede. Ich sehe darin kein Problem.

Für deutlich weniger als diesen Betrag bekommt man dieses (oder andere Stative) mit einer "echten" Polarisatationsausrüstung. Natürlich nicht neu. Aber so hatte ich Oles Frage auch nicht verstanden...

Miner

Hm, vielleicht können wir mal ein paar Dingle klären? Was versteht man unter einem nichtzentrierten Drehtisch? Einen, bei dem die Drehachse nicht mit der Mikroskopachse zusammenfällt? Und wie sehe ich, dass er dezentriert ist, wenn auch meine Objektive dezentriert sind? Daran, dass die Drehachse nicht in der Mitte des ausgeleuchteten Blickfelds ist, wenn ich die Aperturblende ganz zuziehe?
Ole

TPL

ZitatWas versteht man unter einem nichtzentrierten Drehtisch? Einen, bei dem die Drehachse nicht mit der Mikroskopachse zusammenfällt?
Genau.

ZitatUnd wie sehe ich, dass er dezentriert ist, wenn auch meine Objektive dezentriert sind? Daran, dass die Drehachse nicht in der Mitte des ausgeleuchteten Blickfelds ist, wenn ich die Aperturblende ganz zuziehe?
Zum Beispiel. Sehr ärgerlich ist das bei allen Verfahren, bei denen die Beleuchtungsapertur zwingend reduziert werden muss, um achsennahe Strahlenbüschel zu erhalten.

Hallo Ole,
es führt sicher nicht nur eine Lösung zum Ziel, aber einen nicht werkseitig zentrierten Tisch man kann z.B. dadurch absolut (also nicht relativ zu möglicherweise dezentrierten Objektiven) zentrieren, indem man ein Objektiv entfernt und mit der Amici-Bertrand-Linse* durch das offene Gewinde auf ein unverrutschbar auf dem Drehtisch liegendes, möglichst kleines und gut zu erkennendes Objekt fokussiert. Dann braucht man noch ein Okular (am besten in einem schlichten Monokulartubus) mit einem werkseitig zentrierten Fadenkreuz und los gehts:

Das kleine Korn wird unter das Fadenkreuz gebracht und danach der Tisch so weit gedreht, bis das Korn auf seiner Kreisbahn den maximalen Abstand vom Fadenkreuz-Schnittpunkt erreicht hat. Dann den Tisch mit den Zentrierschrauben um die Hälfte dieses Abstands vom Fadenkreuz in Richtung auf dieses verschieben. Erneut das kleine Korn unter das Fadenkreuz bringen und prüfen, ob es schon gefluppt hat. Das klappt aber selten beim ersten Durchgang, v.a. wenn die Abweichung von der Mikroskopachse sehr groß war.

Die maximale Entfernung und auch die mittige Position in Richtung Fadenkreuz kann man einfach schätzen. Wenn man nicht richtig liegt, muss man es einfach ein paarmal wiederholen, bis das Korn sich beim Drehen nicht mehr nennenswert unter dem Fadenkreuz wegbewegt.

Ja, und dann sollte man am Besten die Zentrierschrauben des Tisches entfernen, oder verriegeln, oder festkleben. Denn wehe, wehe, man drückt ein bisschen zu stark an den Tisch: schon ist die Zentrierung wieder weg >:(.

Jetzt kann man sich der Zentrierung der Objektive zuwenden. Wer das bei den Pol-Objektiven der Zeiss-Standard-Reihe schon mal gemacht hat weiß zwar zwar zu schätzen, dass man dazu keine separaten Schlüsselchen braucht, hat aber seine liebe Not, die Hände sicher abzustützen, um nicht mit dem Finger, der gerade ein Objektiv zentriert ein anderes wieder zu dezentrieren. Iin so einer Situation möchte ich nicht auch noch Rücksicht auf einen divenhaften Drehtisch nehmen müssen, der sich bei Berührung wieder dezentriert.

Muss man also für die "echte" Polarisationsmikroskopie (d.h. kristalloptische Beobachtungen und Messungen) einen fest zentrierten Drehtisch haben? Nein, muss man nicht. Es geht auch ohne. Aber dann muss man eigentlich auch keinen Feinfokus-Trieb, oder Objektschutz, oder Binokulartubus, oder abgeglichene Objektive, oder, oder haben. Und wenn man genau hinsieht, kann man sicher auch mit der Grillzange Deckgläschen auflegen ;).

Immer gut zentrierte Grüße, Thomas

*  Ein separates Phako-Fernrohr tut's hier nur dann, wenn es ein werkseitig zentriertes Fadenkreuz hat (und die sind extrem selten).

Miner

Ok, danke für die Erläuterungen. Dann hatte ich entweder nie mit zentrierbaren Tischen zu tun, oder diese waren nicht so empfindlich für's Dezentrieren, oder es ist mir nie aufgefallen dass sie dezentriert waren. Ich habe jedenfalls immer nur die Objektive zentriert (so nötig), und das war's. Und das war zugegebenermaßen manchmal ein bisschen langwierig, aber auch zu schaffen. Schätze dass sie sich ja auch nicht jede Nacht von selbst wieder dezentrieren.
Nun aber zum Zentrieren des Kondensors: Wenn bei zugezogener Aperturblende die Mitte des Lichtflecks nicht zusammenfällt mit der Drehachse des Tisches, was ist dann dezentriert, der Tisch oder der Kondensor?

TPL

Hallo Ole,
ZitatDann hatte ich entweder nie mit zentrierbaren Tischen zu tun, oder diese waren nicht so empfindlich für's Dezentrieren, oder es ist mir nie aufgefallen dass sie dezentriert waren.
Das Zeiss Standard RP, von dem Du geschrieben hattest hat einen fest montierten, werkseitig zentrierten Pol-Tisch.

ZitatIch habe jedenfalls immer nur die Objektive zentriert (so nötig), und das war's. Und das war zugegebenermaßen manchmal ein bisschen langwierig, aber auch zu schaffen. Schätze dass sie sich ja auch nicht jede Nacht von selbst wieder dezentrieren.
Wie geschrieben: die Objektivzentrierung geht mit etwas Übung relativ zügig, vorausgesetzt, man kann sich auf eine sichere Referenz, nämlich den Tisch, beziehen. Über Nacht dezentrieren sich weder der Tisch noch die Objektive, aber bei Benutzung passiert das alle Nase lang, selbst dann, wenn man sich angewöhnt, die Objektive nur durch Drehen am Revolver umzuschlagen.

ZitatNun aber zum Zentrieren des Kondensors: Wenn bei zugezogener Aperturblende die Mitte des Lichtflecks nicht zusammenfällt mit der Drehachse des Tisches, was ist dann dezentriert, der Tisch oder der Kondensor?
Entweder der Tisch, oder der Kondensor oder beide. Wie gut also, wenn man sich darauf verlassen kann, dass sich der Tisch gar nicht dezentrieren kann ;).

Alles zentriert, oder was?
Schönen Gruß, Thomas

Miner

Bei mir dreht sich alles. Lassen wir's erstmal gut sein.
Ole