Zeiss Endlich-DIC im Unendlich-System

Begonnen von reblaus, Dezember 17, 2012, 19:57:32 NACHMITTAGS

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reblaus

Liebe Zeiss(W)-Nutzer!

Einleitung

Früher konnte man notfalls ein Junior, auf jeden Fall aber alle Standards mit DIC ausrüsten, falls die Kasse mitmachte. Da hat sich Zeiss jetzt aber was einfallen lassen - wer beim Unendlich-System DIC nutzen möchte, soll gefälligst von seinem Basisgerät erst mal preislich ein oder zwei Stufen höher steigen, bevor er sich um die Kleinigkeiten wie Kondensor und Prismen kümmern kann!

Nachdem ich aus Neugier auf das Unendlichsystem zunächst zu einem Axiostar, dann schließlich zu einem Axiolab gekommen bin, bei dem Zeiss eigentlich nur Phasenkontrast vorgesehen hat, habe ich mich von vorgefassten Meinungen getrennt und daran mal mit dem alten Schieberchen-DIC experimentiert, weil ich mein vorhandenes teures Material gerne universell einsetzen würde.

Das machte anfangs Schwierigkeiten, denn Zeiss hat den alten Kondensorträger zu Gunsten einer Schlittenkonstruktion mit vergrößerter Ringschwalbe aufgegeben. Diese erlaubt zugegebenermaßen ein leichteres Wechseln von Kondensoren, ist aber sehr spittelig und lämmerschwanzartig geraten.
Hierfür gibt es  einen Adapterring, der den Einsatz älterer Kondensoren mit der alten Ringschwalbe erlaubt - allerdings nur der einfachen Typen. Die Revolvertypen erforderten Änderungen am Tisch auf die ich hier nicht eingehen will.

Material

Entgegen meinen Befürchtungen machten die alten DIC-Stühlchen für die Schieberchen bzw. die 11 mm Zwischenringe an den schieberfreien Positionen optisch keine Probleme. Die Korrekturlinsen führten zu einer unerheblichen Verschlechterung der Parfokalität bei schwachen Vergrößerungen. Im Unendlichraum könnte man zwar auf diese Korrekturlinsen verzichten, ihre Schraubfassung dient aber gleichzeitig zur Fixierung der Schieberführung und das Glas könnte daraus nur gewaltsam entfernt werden.
Vergleichstests mit einfachen Zwischenringen, wo die Linsen problemlos entfernt werden können, zeigten jedoch außer der Verbesserung der Parfokalität keinen merklichen Unterschied in der Bildqualität.

Anfangs wurden die Versuche mit einem INKO-Kondensor Phako IV Z7 mit langer Schnittweite und 0,63 Frontlinse gemacht, später konnte durch Einsatz eines anderen Tisches auch mit dem INKO-Kondensor mit 1,4 Frontlinse und kurzer Schnittweite experimentiert werden.

Als Schieberchen standen zur Verfügung: Für Plan 6,3, Plan 16, Plan 40, PlanApo 63, Plan 100. In den Kondensoren diverse Nomarski-Prismen für <=16 und >= 40.
Objektive: PlanNeo 10, PlanNeo 20, A-Plan 20, A-Plan 40, Achroplan 40, Achroplan 63, PlanNeo 63 Öl, PlanNeo 100 Öl, CP-Achromat 100 Öl.

Ergebnis

Nach Durchtesten zahlreicher Varianten lässt sich sagen, dass mit einem Kondensorprisma <=16 bzw. einem <=25 weder mit dem PlanNeo 20 noch mit dem A-Plan 20 ein vernünftiger DIC zu bekommen war.
Hingegen waren die Resultate mit dem >= 40 verblüffend: Hier brachte das Schieberchen für Plan 6,3 mit dem PlanNeo 20 und dem A-Plan 20 gute Ergebnisse, ebenso die entsprechenden Schieberchen mit den stärkeren Objektiven. Auch die Achroplane spielten gut mit - das sind ja letzten Endes modifizierte Endlich-Plan-Objektive.
Im Ganzen hatte ich den Eindruck, dass das System sogar toleranter beim Einsatz von nicht dafür vorgesehenen Teilen reagiert als das alte Endlich-System. Sicher sind nicht alle Paarungen so gut, wie die im Endlich-System freigegebenen, aber vernünftig arbeiten lässt sich damit allemal.


Schlussfolgerung

Mit alten DIC-Teilen lässt sich auch an einem Unendlichgerät der ehemaligen Standard 16 - Klasse vernünftiger DIC machen. Da die 20x-Objektive ebenfalls mit dem Prisma >= 40 gefahren werden können kommt man mit einem einzigen Prisma aus - auf DIC mit schwächeren Objektiven (10x, 5x) kann leicht verzichtet werden, bzw. man bekommt auch ohne Schieber eine brauchbare Kontraststeigerung, ähnlich dem von Bernd "Nomarski" propagierten DICK-System.
Aus praktischen und preislichen Gründen arbeite ich jetzt mit dem DIC-Einfachkondensor 46 52 67 auf dem erwähnten Adapterring. Hierfür sind keine weiteren Änderungen notwendig, er lässt sich spielend leicht gegen den Original-Ph-DF-HF-Kondensor 44 53 03 des Axiolab auswechseln. Außerdem kann die Frontlinse 1,4 hier mit Öl betrieben werden, was mit dem 0,9-Kondensor vom Axiolab faktisch unmöglich ist, obwohl Zeiss in der Betriebsanleitung behauptet , durch Immergieren der 0,9 Frontlinse würde man eine 1,2-Apertur erhalten. Diese Linse hat zwar eine "Ölfangwanne", ist aber so groß und in geköhlertem Zustand so weit vom Objektträger entfernt, dass man das Immergieren vergessen kann.

Alte Revolverkondensoren lassen sich zwar ebenfalls anpassen, dies erfordert jedoch das Basteln eines geeigneten Tisches, der es erlaubt, den Kondensor weit genug hoch zu drehen.
Eine Einschränkung wäre zu erwähnen: Durch die Art der Revolverkonstruktion kann jeweils nur mit zwei Schieberchen gleichzeitig gearbeitet werden, da sonst die weitere Revolverdrehung blockiert wird. Dafür erleichtern die Zwischenringe jetzt den Objektivwechsel wesentlich.

Viele Grüße

Rolf

P.S. Besonderen Dank schulde ich der Firma T. Immel, welche mir diese Tests erst ermöglicht hat.


Bernd Kaufmann

ZitatHierfür sind keine weiteren Änderungen notwendig, er lässt sich spielend leicht gegen den Original-Ph-DF-HF-Kondensor 44 53 03 des Axiolab auswechseln. Außerdem kann die Frontlinse 1,4 hier mit Öl betrieben werden, was mit dem 0,9-Kondensor vom Axiolab faktisch unmöglich ist, obwohl Zeiss in der Betriebsanleitung behauptet , durch Immergieren der 0,9 Frontlinse würde man eine 1,2-Apertur erhalten. Diese Linse hat zwar eine "Ölfangwanne", ist aber so groß und in geköhlertem Zustand so weit vom Objektträger entfernt, dass man das Immergieren vergessen kann.

Lieber Rolf,

weit davon entfernt alles zum DIC im Unendlich-System verstanden zu haben, oder es gar umsetzen zu können, bin ich Dir doch sehr dankbar für diesen Absatz! Endlich gibt es eine Erklärung für die regelrecht unwürdigen Ergebnisse meiner Immersionsversuche, weil dieser Kondensor zwar Unmengen Öl säuft, aber keinen Tropfen davon wirklich unter den OT hieven kann.

Vielen Dank!
Viele Grüße
Bernd ©¿©
www.aquamax.de
Lieber per Du.

reblaus

Lieber Bernd -

obwohl eigentlich etwas vom Thema abweichend:  Unwürdig ist das richtige Wort - da bin ich doch froh, noch einen Leidensgenossen gefunden zu haben, ich hatte schon befürchtet, dass ich mich einfach nur blöd angestellt hätte. Ebenfalls vielen Dank!

Der Hammer bei diesem Kondensor 44 53 03 ist, dass bei einer Vermehrung des teuren Öls der Rand um die Ölfangrinne der Fronlinse eine Abdichtung bildet, die zuverlässig eine nicht mehr entfernbare Lufblase über der Linse garantiert und dann geht gar nichts mehr. Die Einfachversion 44 53 02 hat die gleiche Frontlinsenkonstruktion und ist vermutlich genauso untauglich für Immersion.

Viele Grüße

Rolf

P.S. Trocken ist das Teil wirklich sehr gut und leuchtet auch noch das 5x-Objektiv makellos aus.

W.Woinack

Hallo Rolf, ein hochinteressanter Beitrag. Leider habe ich mit DIK keine Erfahrung und muß daher etwas dumm fragen. Ich besitze ein Axiolab A1, also vermutlich das Nachfolgemodell des Axiolab. Hier gibt es auch einen Kondensor
mit Blendenrevolver. Außerdem hat das Gerät oberhalb des Objektivrevolvers ( also im Unendlichraum ) eine Einschubmöglichkeit; nach Aussage von Zeiss für Polfilter. Meinst Du, da ließe sich was machen?
Worauf müßte ich achten?
Gruß
Willi

reblaus

Hallo Willi -

in dem Einschub oben steckt bei mir der Analysator = Polfilter. Der ist für DIC ja notwendig. Ich vermute, dass keine großen Unterschiede zwischen den beiden Axiolabs bestehen. Wichtig wäre allerdings, dass noch RMS-Gewinde im Revolver sind, damit die DIC-Stühlchen reinpassen. Setze doch mal ein paar Fotos von deinem Gerät rein, dann kann man genaueres sagen.

Viele Grüße

Rolf

Detlef Kramer

Hallo,

Das AxioLab A1 ist nicht der direkte Nachfolger des Axiolab. Dazwischen gab es noch die Axiostars. Die hatten alle noch das RMS-Gewinde, das AcioLab A1, genau, wie das AxioScope haben ein metrisches Gewinde. Aber es gibt Adapter! Bei Zeiss oder einem autorisierten Fachhändler wie Jülich nachfragen!

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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reblaus

Hallo Detlef -

könnte aber sein, dass mit solchen Adaptern die Sache finanziell uninteressant wird?
Ich dachte immer, dass das Axiostar älter sei als das Axiolab, zumindest ist es das gleiche Stativ wie beim Standard 20/25 und es hat auch noch die alten Ringschwalben, während man beim Axiolab alles neu gemacht hat, damit ja nix altes passt.

Viele Grüße

Rolf

Detlef Kramer

#7
Lieber Rolf,

zu den Kosten der Adapter kann ich nichts sagen, da muss man sich ggf. einmal bei Zeiss oder einem der Fachhändler kundig machen. Ich kenne mich mir DIC auch zu wenig aus, um da einen kompetenten Rat zu geben.

Der Punkt war ja: ist das AxioLab A1 der Nachfolger des Axiolab (man beachte bitte die Großschreibung des "L"). Es ist eine völlig neue Konstruktion, so wie das AxioScope A1.

Zur Historie, wenn ich mich nicht irre: Standard 25 ICS --> Axiolab --> Axiostar -- Axiostar plus. Und dann der Bruch. Das Axiostar plus war noch als gutes Kursmikroskop und einfaches Labormikroskop konzipiert, immerhin ausbaubar bis Epifluoreszenz; dessen Rolle hat jetzt das Primostar übernommen. Das AxioLab A1 spielt in einer anderen Liga, auch preislich. Deshalb: Glückwunsch Willi!

Ich hoffe, das hilft!

Herzliche Grüße
Detlef

In der Reihung fehlt noch das Axioplan, ich weiß nur nicht wo. Auf jeden Fall vor den Axiostars.
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

W.Woinack

Hallo Detlef, vielen Dank für die kurze historische Übersicht. Du hast Recht; das AxioLab A1 hat keine RMS - Gewinde mehr sondern nur noch M27. Laut Zeiss ist es für DIK nicht vorgesehen, was sicherlich auch stimmt. Aber
der Beitrag von Rolf hat mich animiert zu suchen, ob es nicht doch eine Lösung gibt. Ich werde mich jetzt schlau machen und, falls ich die Quadratur des Kreises schaffe, wieder melden. Ansonsten bin ich mit dem A1 sehr
zufrieden.
Gruß
Willi

JB


reblaus

Hallo Willi -

das alte Axiolab war ja ebenfalls nicht für DIC vorgesehen, weil es keinen entsprechenden Revolver dazu gibt; aber nachdem ich jetzt meine "Fehlpaarung" endlich/unendlich mit den freigegebenen "Normal"-Kombinationen am Phomi verglichen habe, bin ich davon noch mehr angetan!

Die Preise für Adapterringe RMS/M27 scheinen mir mit etwa 20.- auch erschwinglich. Man muss allerdings bedenken, dass die vielen Gewinde (Objektiv/Stühlchen/Zwischenring/Revolver) nicht eben zur Präzision beitragen - man muss beim Umschlagen der Objektive etwas kräftiger neu zentrieren. Und wenn du gar M27-Optik hast, bräuchtest du ja nochmals einen Adapterring!

Die neueren Unendlich-Schieberchen werden zwar eher billiger gehandelt als die alten Endlich-Varianten. Allerdings weiß ich noch nicht ob die z.B. mit einem alten Nomarski-Prisma harmonieren und in die alten DIC-Stühlchen würden sie auch erst nach langem Basteln passen. Bleibt also für das Axiolab neu oder alt doch nur die vorgeschlagene Kombination.

Bei dem vorhandenen Tisch mit der großen Ringschwalbe kann man leider nur nach Umbauten mit einem der alten INKO-Revolver-Kondensoren arbeiten, man muss also einen Einfachkondensor verwenden. Das ist aber nicht so schlimm, weil das Kondensorwechseln sehr einfach geht und man ja mit einem einzigen Nomarski-Prisma von 20x-100x  auskommt.
Deshalb glaube ich, dass ein geübter Bastler ein solches auch in einen älteren 1,4-Kondensor einbauen könnte bei dem das nicht vorgesehen ist. Daneben kann das System dann auch sehr schön mit den DICK-POL-Kompensato-Splitter-Blenden von Bernd "Nomarski" zusammenarbeiten.

Für Auflichtfluoreszenz wollt Zeiss ja beim Axiolab auch unbedingt ein spezielles Modell verkaufen, aber auch hier passt der gute, alte IVFl-Kondensor, wenn man den Schwalben etwas gut zuredet.

Viele Grüße

Rolf

reblaus

Du musst irgendwo Polarisator und Analysator unterbringen - für letzteren empfiehlt sich beim Standard 20 ein Zwischenring unter dem Tubus, der aber stilistisch nicht zu den "Pyramiden"-Mikroskopen passt, ferner DIC-Zwischenringe ("DIC-Stühlchen") im Revolver einschrauben, einen Kondensor mit wenigstens einem Nomarski-Prisma (am besten ein >= 40) montieren und die für das jeweilige Objektiv geeigneten Schieberchen in die Stühlchen einsetzen.
Für einen ersten Start müsstest du sicher 1500.- rechnen und solltest außerdem schon theoretische und praktische Kenntnisse von dem System haben um die diversen Anfangsfehler beurteilen zu können.

Gruß

Rolf


wilfried48

#12
Hallo Safari,

das Problem beim Standard 20 ist, dass es all etwas abgemagerte Version gegenüber den alten Standards keine vom Tisch getrennte Kondensoraufnahme mit Zeiss Schwalbe hat (das meinte ich in dem anderen Thread u. a. unter "keine richtige Köhlerbeleuchtung"). Selbst das nicht abgemagerte Standard 25 ist dafür nicht kompatibel. Es hat zwar diese höhenberstellbare Kondensorschwalbenaufnahme aber die alten DIC und Phaco Kondensoren passen nicht mehr unter den Tisch. Eine Möglichkeit wäre auch noch den Tisch gegen einen alten mitzuwechseln. Da weiss ich allerdings nicht ob die Tischaufnahme auf des neuere Stativ passt.

Klaus Herrmann betreibt ja ein Zeiss Standard 25 ICS.  Er könnte das mal austesten weil  er ziehmlich sicher auch noch alte Zeiss Tische in der Schublade hat.

viele Grüsse
Wilfried

vorzugsweise per Du

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