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Diatomeen auf Bestellung

Begonnen von Nomarski, März 13, 2013, 19:42:04 NACHMITTAGS

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anne

#30
Hallo Monsti,
da wir einen Tümpel im Garten haben und auch schon eine Reihe Tümpelproben in meinem Vorrat sind, bin ich mehr dessen durchaus bewußt, wie einfach es ist an Diatomeen zu kommen. Natürlich komme ich nicht im Gerinsten an Deine Erfahrung in diesem Bereich heran, bzw. ich bin ein totaler Laie.
In Guano findet man nun wohl aber maritime Diatomeen bzw. Radiolarien, und die sind zumindest in meinem Tümpel recht selten ;)
und die Heilwirkung der Heilerde ist natürlich nicht zu vergessen :)

lg anne

Nomarski

Hallo anne,

Zitat...und die Heilwirkung der Heilerde ist natürlich nicht zu vergessen Smiley

von den 2kg, die ich halt als Mindestmenge abnehmen mußte, dürften noch mindestens 1,5kg, wenn nicht noch mehr, übrig sein. Ich kann dir gerne davon etwas abgeben, wenn du dein Glück damit versuchen möchtest.

Viele Grüße
Bernd

anne


Herbert Dietrich

So ein Mist, dieser Guano!

in einer zweiten Probe fand ich weder Diatomeen noch Radiolarien!

Ich habe den sehr starken Verdacht, dass in dem Kelchglas ein eingetrockneter Rest aus meiner Bearbeitung des
Radiolarienmergels befand, der sich trotz Spülung nicht löste und die erste Probe verunreinigte.

Also mit allgemeiner Guanobestellung noch warten ich werde in den nächsten Tagen nochmals Versuche starten und berichten.

Mea culpa!  Haut's me net, i hann's ja beichted.

Viele Grüße
Herbert zerknirscht

Nomarski

ZitatMea culpa!  Haut's me net, i hann's ja beichted.

So etwas würde ich hier auch nicht dulden.

felix

#35
Angie hat vollkommen recht: Wer einfach nur einmal ein paar Diatomeen anschauen möchte, wird in den heimischen Gewässern (deren Qualität mittlerweile wieder durchweg gut ist) bestens bedient.  Man fahre zB zum nächsten Fluß und bürste einen Stein mit braunem, glitschigen Belag aus der Uferzone mit einer Zahnbürste ab.  

Industrielle Kieselgur ist heute völlig uninteressant, da beinahe nur noch aus "sortenreinen" Ablagerungen abgebaut wird (meist Melosira oder Aulacoseira). Die Reinigung von Guano ist so ziemlich die schwierigste und unangenehmste Methode zur Diatomeengewinnung, die es gibt -- immer mit sehr ungewissem Ergebnis.  M.E. ist die Bearbeitung von Guano der reine Masochismus.  Wer auf marine Diatomeen aus ist, kaufe zB einen Seefisch und lasse sich Magen und Darm mitgeben; darin sind jede Menge gut erhaltene Diatomeen.  Pelose ist ebenfalls eine empfehlenswerte Quelle (von fossilen Süßwasser-Diatomeen).  Allerdings ist die richtige Reinigung auch nicht ganz unaufwendig (Peroxid + Oxidans; schwaches Alkali). Über Pelose gibt es einen schönen Artikel von Nötzel und Raap im Mikrokosmos.

Frische Diatomeen lassen sich, wie von Angie u.a. schon oft gezeigt, recht schön im Frischpräparat betrachten; Phako ist dazu nicht schlecht aber nicht notwendig.  Zur Bestimmung braucht es in der Regel Dauerpräparate.  Gute Dauerpräparate gibt es nur nach guter Reinigung des Materials.  Die einschlägigen Methoden wurden hier oft besprochen und erschließen sich über die Suchfunktion des Forums.  Hier noch ein Kommentar zu einer Prozedur, die hier vor kurzem einmal vorgestellt wurde und die ich definitiv *nicht* empfehle:  Abflußreiniger (Lauge!) ist so ziemlich das ungeeignetste Reinigungsmittel für Diatomeen, das man sich denken kann -- auch wenn in einem YouTube-Video gezeigt und hier berichtet wurde, daß einige Schalen diese Prozedur erstaunlicherweise überstehen.  Lauge löst vieles -- unter anderem und besonders effektiv Kieselsäure, das Material, aus dem die Schalen der Kieselalgen bestehen!

-- felix



"Du" angenehm.

Johannes Kropiunig

#36
Guten Morgen Felix,

als derjenige der diese Methode hier gezeigt hat und auch erfolgreich anwendet, muss ich ein paar Worte dazu schreiben.

ZitatLauge löst vieles -- unter anderem und besonders effektiv Kieselsäure, das Material, aus dem die Schalen der Kieselalgen bestehen!
Nun ist es laut Wikipedia aber so, das Kieselalgenskelette nicht aus Kieselsäure, sondern aus Siliciumdioxide bestehen.
Zitatm deutschen Sprachraum werden aus historischen Gründen Kieselsäuren oft und fälschlich mit Kieselsäureanhydriden gleichgesetzt. Technisch gewonnene Kolloide (pyrogene Kieselsäuren), fossile Sedimente (Kieselgur), die natürlichen Panzer der Kieselalgen, sowie bestimmte Gläser (Kieselglas) lassen sich alle durch die allgemeine Summenformel SiO2 beschreiben, sind also Siliciumdioxide und können als Produkt einer chemischen Reaktion aus Monokieselsäure aufgefasst werden.

Schließlich gibt es genug Reinigungsmittel mit Diatomeenschalen als Scheuermittel, ohne dass diese sich Auflösen würden.
Wenn du es nicht glaubst, probiere es aus, eine Flasche Abflussreiniger (ich verwende Rorax) kostet 6 oder 7 Euro und schlimmstenfalls kannst du immer noch damit deinen Abfluss reinigen.  ;)
Ich konnte jedenfalls noch nie beobachten, dass sich da etwas in dieser Richtung getan hätte.

Viele Grüße,
Johannes

Biologische Mikroskop: Zeiss Standard 16
Stereomikroskop: Lomo MBS 10
Kameras:  EOS 1100D, EOS 1000D, EOS 1000Da, und EOS 350Da Peltier gekühlt

Sag es mir - und ich werde es vergessen. Zeige es mir - und ich werde mich daran erinnern. Beteilige mich - und ich werde es verstehen.
Laotse

TPL

Zitat von: Kropiunig Johannes in März 18, 2013, 05:35:35 VORMITTAGNun ist es laut Wikipedia aber so, das Kieselalgenskelette nicht aus Kieselsäure, sondern aus Siliciumdioxide bestehen.

Hallo Johannes,
was Du schreibst ist nur scheinbar ein Gegensatz (und beides, streng genommen falsch!). Diatomeen-Frusteln bestehen weder aus (flüssiger) Kieselsäure, noch aus (wasserfreiem) Siliziumdioxid, sondern aus einer Opal-A genannten, schwach-kristallinen und wasserhaltigen SiO2-Modifikation. Diese und andere SiO2-Modifikationen (Opal-CT, Christobalit, Moganit, aber auch Quarz) werden im deutschen Sprachraum auch als Kieselsäure bezeichnet.

Auch ich kenne die Aufbereitung mit 'Chlorix', habe das aber nie selbst probiert.

Viele Grüße,
Thomas

RainerTeubner

Hallo,

ich kann leider auch aus eigener Erfahrung bestätigen, daß das Bleichen der Probe mit Chlorix (10 Tropfen Chlorix auf die Probenmenge von 10 ml, vorher wurden die Diatomeen durch Zentrifugieren mit der Handzentrifuge angereichert) die Diatomeenschalen in der Probe auflöst. Das Youtube-Video habe ich mir auch angesehen. In der ungebleichten Probe waren noch jede Mengen Diatomeen zu sehen, in der gebleichten Probe war keine einzige Schale mehr zu finden. Vermutlich war die Chlorix-Konzentration doch noch zu hoch.

Viele Grüße

Rainer
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

felix


Zitat
Seefische gibt es kaum noch mit Margen und Darm, bei Garnelen dürfte es besser aussehen.

Seefische gibt es sehr wohl (vielleicht wieder) mit Magen und Darm. In der Stadt, in der ich wohne (Ffm), gibt es gleich mehrere Fischhandlungen (oft in arabischer Hand), in denen Fische vor den Augen des Kunden ausgenommen werden.  Bei der Gelegenheit kann man sich auch vom forensischen Nutzen der Kieselalgen überzeugen.  Oft wird nämlich Fisch aus "Wildfang" angeboten, der mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Züchtungen stammt.  Das kann man am Kieselalgenspektrum des Mageninhalts schnell feststellen.

@Johannes:
Ich schreibe aus eigener, langjähriger Erfahrung und zweifle nicht daran, daß einige Schalen ein Laugenbad überstehen.  Aber die Laugenreinigung ist praktisch unkontrollierbar: Bis zu einem bestimmten Punkt (Funktion von Zeit, Temperatur und Konzentration) sind die Schalen noch da und dann werden sie innerhalb von wenigen Sekunden völlig aufgelöst. Die schwach verkieselten Schalen gehen natürlich zuerst den "Bach runter".  Der kritsche Punkt läßt sich nicht allgemein bestimmen, da jede Probe anders ist.  Hier ist der kritische Test: Mache ein "Schüttelpräparat" (d.h. ohne Reinigung, Anleitung in einem früheren Thread) und ein Chlorix-Präparat und vergleiche die zwei.  Jetzt wage ich einmal ein Dilemma vorauszusagen: Entweder das Artenspektrum ist gleich; dann ist aber das Chlorix-Präparat nicht deutlich saubererer als das Schüttelpräparat.  Oder das Chlorix-Präparat ist deutlich sauberer; dann sind darin aber einige (viele?, alle?) Arten aus dem Schüttelpräparat nicht mehr präsent und die Schalen der verbliebenden Arten wirken, im Vergleich zum Schüttelpräparat, "angeknabbert". 

Wenn Du nicht mit Säuren hantieren möchtest, empfehle ich Peroxid (30%) mit einem Oxidans (zB Kaliumpermanganat), möglicherweise wiederholt angewendet, und eine Schlußreinigung (heiß, 30-60 Min.) mit einigen Tropfen Soda 10% (5-10 Tropfen auf 20ml). Jeder vernünftige Apotheker wird Dir diese Chemikalien verkaufen, wenn Du ihm den Zweck erklärst.

Viel Erfolg! -- felix
"Du" angenehm.

Johannes Kropiunig

Hallo,

was soll ich da noch sagen ?
Ich glaube euch natürlich, dass ihr mit Chlorix schlechte Erfahrungen gemacht habt.
Tatsache ist jedoch, dass ich mit einem flüssigen Rohrreiniger mit dem Namen Rorax (Hauptwirkstoff Natriumhydroxit) diese Probleme nicht habe.
Sollte dieser nicht in Deutschland erhältlich sein, mache ich gerne das Angebot eine Probe zu versenden, damit ihr es selbst probieren könnt.
Im Gegenzug versuche ich es morgen in der Apotheke an Peroxid (30%) und Kaliumpermanganat heran zu kommen,  Speisenatron hätte ich sogar daheim.
Sollte tatsächlich ein Qualitätsunterschied bemerkbar sein, schwöre ich dieser einfachen Methode natürlich ab und Berichte hier.
Stellt sich mir nur die eine Frage, welche Mengen brauche ich für den Anfang ?

Viele Grüße,
Johannes




Biologische Mikroskop: Zeiss Standard 16
Stereomikroskop: Lomo MBS 10
Kameras:  EOS 1100D, EOS 1000D, EOS 1000Da, und EOS 350Da Peltier gekühlt

Sag es mir - und ich werde es vergessen. Zeige es mir - und ich werde mich daran erinnern. Beteilige mich - und ich werde es verstehen.
Laotse

felix

Hallo Johannes,

auf das genau Produkt kommt es nicht an. Der wirksame Bestandteil ist immer NaHydroxit oder KaHydroxit (Natron- oder Kalilauge).  Das ist das Zeug, daß die verkieselten Schalen löst.

Für die erwähnte alternative Reinigung reichen für den Anfang 200 ml Wasserstoffsuperoxid (kurz Peroxid) 30% und ein kleines Röhrchen (10 g) Kaliumpermanganat. Anleitung zum Beispiel bei Göke.  Vorsicht: Die Reaktion des Peroxids bei Zugabe des Permanganats ist sehr heftig und tritt mit Verzögerung ein.  Enge Reagenzgläser sind nicht geeignet. Besser ist ein Becherglas in einem Überlaufgefäß.  Gesättigte Permanganatlösung herstellen und tropfenweise nachgeben bis keine Reaktion mehr erfolgt.  Dann etwas Peroxid nachgeben und noch einmal das Ganze.  (Kann man beliebig oft wiederholen.)  Das Mangan anschließend mit etwas Säure (Oxal-, Essig-, notfalls auch Salzsäure -- eine Messerspitze/ einige wenige Tropfen) lösen (bis klar) und dann auswaschen. Schließlich Schlußreinigung mit einigen (5-10) Tropfen Soda 10% (heiß, 30-60 Min. + ein wenig Peroxid) und dann gut auswaschen.  Mit dem Soda nicht übertreiben, da auch dieses die Schalen anlösen kann!

-- felix
"Du" angenehm.