Ein Leitz'scher Lieberkühnspiegel?

[ortholux]

Liebe Kollegen,

manchmal wollte ich, daß mir der liebe Gott als erstes Mikroskop ein Phomi präsentiert hätte. Aber nein, es mußte ein Panphot sein. Das Zeiss'sche Phomi ist ein wunderschönes Gerät. Blöd. Denn auch das Leitz'sche Panphot ist ein ebenso schönes Gerät. Leitz gegen Zeiss.
Auf der Zeiss-Schiene hätte ich einige Kataloge gewälzt, einige Jahre gesammelt, einiges Geld ausgegeben, aber es wäre ein Ende in Sicht gewesen (wollen wir das?). Nungut, es mußte Leitz sein. Sprich: nie ein Ende in Sicht und immer wieder was Neues. UND...es wurde bei Weitem nicht alles dokumentiert, was letztendlich auch ausgeliefert wurde.

Und so kam ich vor Kurzem in die Verlegenheit, einen Lieberkühn-Spiegel als Beifang zu angeln.

Die Machart ist typisch Leitz der 50er Jahre. Vergleicht man den Gelenkarm mit den Gelenkarmen der Bino-Beleuchtungen, dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder ist der Spiegel von Leitz oder ein Zulieferer hat diese Gelenke gefertigt und an alle verkauft, die sie haben wollten.









Er besteht aus einem Brillenglas-Kondensor, einem dreiteiligen Gelenkarm und dem eigentlichen Spiegel. Steckdurchmesser des Kondensors sind die üblichen 39,5mm.

Eine interessantre Geschichte, die ich gerne aufklären möchte.

Herzliche Grüße
Wolfgang

[Klaus Henkel]

Guten Morgen Wolfgang!

Die Gelenkarme mit den Kugelgelenken sind an meinem Wild-Heerbrugg Stereo-Mik M3 (ältere Bauart mit Rundsäule) befestigt. In den kleinen Kondensor steckt man die Fassung eines vollflexiblen Lichtleiters (in meinem Fall einer Schott-Kaltlichtleuchte KL 1500.

Am linken Ende Deiner Kondensorfassung ist eine Filterfassung aufgesteckt, in die man verschiedene Glasfilter von Schott einlegen kann, z. B. farbige oder ein UV-oder Polfilter. Rechts wird die Kollektorfassung des Lichtleiters eingesteckt.

Gewöhnlich wurde ein Stereo-Mik von Wild mit zwei flexiblen Lichtleitern ausgestattet, die eine sehr variable Beleuchtung von zwei Seiten ermöglicht. Die Arme mit den Kugelgelenken sind sehr robust konstruiert und gefertigt, so daß man sie mit der Faust packen und ausrichten kann. Da zittert und wackelt nichts, im Gegensatz zu Ausführungen mit Schwanenhälsen, die schon zittern, wenn man sie nur anschaut. Ob Schott oder Wild die Kugelgelenkarme gefertigt haben, weiß ich nicht. Ich vermute Wild, denn sie sind mit je einer Ringmanschette sehr stabil an der Rundsäule des M3 mit Klemmschrauben befestigt. Sie werden von oben auf die Säule geschoben und sitzen dank der stabilen Klemmschraube bombenfest.

Selbstverständlich sitzt und paßt alles wackel- und spielfrei, das ist stabile Präzisionsarbeit á la Wild oder Zeiss (Schott ist ja ein Betrieb der Carl-Zeiss-Stiftung).

Sonntagsgruß
KH

[olaf.med]

Lieber Wolfgang,

Dieses Teil ist definitiv ein Original-Leitz-Objekt. Ich besitze ein baugleies Exemplar. Der Gelenkarm wurde übrigens vielfach verwendet, z.B. an den kleinen "Mignon-Lämpchen", deren Halterung links in Deinem Bild zu sehen ist. Ein solches Lämpchen kannst Du gerne von mir haben.

Übrigens sind mir diese Gelenkarme als "Musschenbroeksche Nüsse" bekannt. Die ursprünglichen Gelenke, die Pieter van Musschenbroek (1692 – 1761) entwickelt hat, waren eigentlich Kugelgelenke, die wirklich wie Nüsse aussahen, aber offensichtlich wurde der Begriff auch später für andere Gelenkkonstruktionen benutzt.

Glückwunsch zu dem Beifang und herzliche Grüße,

Olaf

Zusatz: Gerade habe ich den Beitrag von Klaus Henkel gesehen. Dies ist kein Widerspruch zu meiner Aussage, dass es sich um ein Leitz-Teil handelt, denn Wild und Leitz gehörten ja damals zum gleichen Konzern und teilten den Markt unter sich auf - Leitz für normale Mikroskopie, Wild für Stereo-Mikroskope.

[wilfried48]

Liebe Kollegen,

manchmal wollte ich, daß mir der liebe Gott als erstes Mikroskop ein Phomi präsentiert hätte. Aber nein, es mußte ein Panphot sein. Das Zeiss'sche Phomi ist ein wunderschönes Gerät. Blöd. Denn auch das Leitz'sche Panphot ist ein ebenso schönes Gerät. Leitz gegen Zeiss.
Auf der Zeiss-Schiene hätte ich einige Kataloge gewälzt, einige Jahre gesammelt, einiges Geld ausgegeben, aber es wäre ein Ende in Sicht gewesen (wollen wir das?). Nungut, es mußte Leitz sein. Sprich: nie ein Ende in Sicht und immer wieder was Neues. UND...es wurde bei Weitem nicht alles dokumentiert, was letztendlich auch ausgeliefert wurde.

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Lieber Wolfgang,

als Zeiss Sammler sehe ich das natürlich gaa...nz anders, aber ich bin froh dich auf der "anderen Seite" zu sehen. Bei Zeiss reichen mir die Amerikaner und Engländer als Konkurrenz mit viel Geld in der Tasche.

Übrigens ein sehr schön durchdachtes und präzise gefertigtes Teil, das auch gut die schwarzen Zeiss Stative aus den 20/30er Jahren passen würde.
Aber auf deinem Bild musst du das passende Objektiv einschwenken, mit einem 45:1 wird das ja wohl nix, oder waren die Arbeitsabstände bei Leitz damals schon so gross ?

neidische Grüsse
Wilfried

[ortholux]

Liebe Kollegen,

vielen Dank.
Diese "Musschenbroekschen Nüsse" finde ich, sind eine sehr gelungene Erfindung, da wie Klaus schreibt, das elastische Moment fehlt. Sie federn nach Einrichtung nicht mehr zurück.

Und natürlich ist es das falsche Objektiv, lieber Winfried. Aber lieber mit dem falschen Objektiv fotografiert als gar keinen Lieberkühn-Spiegel zu haben. 

Olaf, vielen Dank für Dein Angebot, das mich freut. Aber Mignon-Lämpchen habe ich natürlich. Ich hab sie nur nicht mitfotografiert.
Noch mehr freut mich Deine Einschätzung, daß es sich um einen Leitz-Spiegel handelt.

Ich bin ja der Meinung sämtliche Leitz-Kataloge aus dem Kopf zitieren zu können. Aber dieser Spiegel ist mir noch nicht untergekommen.

Leitz ist auch Meister darin, Geräte in "Fremdliteratur" vorzustellen. Z.B. das Aufbereitungsmikroskop (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=24092.msg179322#msg179322), das nur im "Schneiderhöhn" zu finden ist.

Oder dieses Sakrileg: das kleine Ringlicht (Olaf, Du erinnerst Dich) findet man nur in Michels angewandter Photographie.



Schönen Sonntag noch!
Wolfgang

[l'œil armé]

Oder dieses Sakrileg: das kleine Ringlicht (Olaf, Du erinnerst Dich) findet man nur in Michels angewandter Photographie.

Hallo Namensvetter,

das ist nicht ganz richtig, denn das kleine Ringlicht ist detailreich beschrieben, mit seinen Einzelteilen abgebildet und mit Preisen versehen in der Druckschrift: LEITZ "Ringbeleuchtung für Hell- und Dunkelfeld", vom Mai 1934, Liste Mikrophoto Nr. 7360a, Seiten 8, 9, 10 und 12

Freundliche Grüße

auch Wolfgang

p.s.: nichts destotrotzalledem ist der Lieberkühnspiegel ein schönes Stück, Gratulation!

[ortholux]

Ach was?

Und DUUU hast natürlich diese Druckschrift? Magst Du die vielleicht scannen oder mir verkaufen?

Danke für den Hinweis und viele Grüße
Wolfgang

[l'œil armé]

Ach was?

Soo, jah!

Und DUUU hast natürlich diese Druckschrift?

Magst Du die vielleicht scannen oder mir verkaufen?

Verkaufen?? Naja, von mir aus. Gib mir 1000€ und sie ist Dein

So gerne es mir leid tut, ich habe keinen Scanner (mehr). Du müsstest also warten, bis sich eine Gelegenheit bietet oder aber s.o.

Ich werde versuchen, bei Gelegenheit die Seiten scannen zu lassen, allerdings kann ich keinerlei Garantie für die Qualität der Abbildungen übernehmen.

Freundliche Grüße

Wolfgang

[ortholux]

Verkaufen?? Naja, von mir aus. Gib mir 1000€ und sie ist Dein

Hm - für 930 hätt ich sie genommen.

So gerne es mir leid tut, ich habe keinen Scanner (mehr).

Dann leg das Heft flach auf den Boden und fotografier mit großem Abstand (wg. der Verzerrung) jede Seite durch.
Denk dran, die Blende 1-2 Stufen nach "offen" zu korrigieren, damit das Weiß auch einigermaßen weiß wird.
Korrigieren tu ich mir Dein Rohmaterial dann selber.

Wär das vielleicht eine Lösung?

Danke Dir
Wolfgang

[l'œil armé]

Dann leg das Heft flach auf den Boden und fotografier mit großem Abstand (wg. der Verzerrung) jede Seite durch.
Denk dran, die Blende 1-2 Stufen nach "offen" zu korrigieren, damit das Weiß auch einigermaßen weiß wird.
Korrigieren tu ich mir Dein Rohmaterial dann selber.

Wär das vielleicht eine Lösung?

Guten Tag Wolfgang,

bitte um ein wenig Geduld, Du sollst Deine Repros in annehmbarer Qualität bekommen. Wird aber sicher nichts vor dem nächsten Wochenende.

Freundliche Grüße

Wolfgang

[ortholux]

bitte um ein wenig Geduld, Du sollst Deine Repros in annehmbarer Qualität bekommen. Wird aber sicher nichts vor dem nächsten Wochenende.

Entspann Dich!

Wenn ich das Original nicht haben kann, geht es lediglich um die Information. Und da ist mir das äüßere Erscheinungsbild wurscht.

Nochmal herzlichen Dank und viele Grüße in die Heide
Wolfgang