Rätselhafter Zeiss Jena Kompensator

Begonnen von olaf.med, August 13, 2018, 20:14:24 NACHMITTAGS

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olaf.med

Liebe Zeiss Kenner,

ich habe ein CZJ-Teil vorliegen, das ich absolut nicht einordnen kann. Es ist ein azimutal drehender Kompensator ohne Gravur. Zunächst dachte ich, dass es sich um einen Dummy handelt, da auch das Kompensator-Plättchen keine kristalloptischen Effekte zeigt, aber dann bemerkte ich, dass dieses Plättchen ca. 10-20° geneigt eingesetzt ist, und das hat sicher einen Grund. Hier ist der fragliche Kompensator neben einem normalen gezeigt. Ich bin sehr gespannt auf Kommentare...



Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

hugojun

Hallo Olaf,

so ein Teil habe ich schon mal bei Ebay gesehen, habe mich aber nicht zum Kauf entschlossen, genau wegen dieser ,,Anomalien ,,.
Vielleicht handelt es sich um eine Montage- Einstellhilfe aus dem Produktions-Bereich? :-\

Gruß
Jürgen

olaf.med

#2
Lieber Jürgen,

zunächst hatte ich ja auch an etwas Unnormales gedacht, aber nun glaube ich, dass es sich doch um ein ungewöhnliches, aber trotzdem kommerziell angebotenes Bauteil handelt. Dass ein zweites bei ebay auftauchte ist ein Beleg dafür.

Von anderer Seite habe ich telefonisch einen Hinweis bekommen, der möglicherweise in die richtige Richtung zeigt. Es könnte sich um eine Einrichtung für Reflexminderung oder Reflexvermeidung handeln. Es soll dafür bei CZJ sogar ein Patent existieren. Nun hoffe ich, dass irgendjemand im Forum über altes Prospektmaterial verfügt, in dem so etwas aufgeführt ist.

Solche geneigt zum Strahlengang eingebaute Elemete gibt es ja tatsächlich zu diesem Zweck, wie z.B. beim sehr seltenen Auflichtobjektiv PL2x/0.04 von Leitz. Hier erkennt man die Schrägstellung des Frontelements bereits von außen an der Fassung. Hier handelt es sich aber, im Gegensatz zum Zeiss Kompensator, um ein kristalloptisches Bauelement (Quarzplatte?).



Herzliche Grüße,

Olaf
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hugojun

Hallo Olaf,
in Richtung Auflicht Mikroskopie habe ich auch gedacht. Die ungünstige Einstellung des Beleuchtungs-Planglases führt zu elliptisch polarisiertem Licht und ungewollte Aufhellung bei gekreuzten Polfiltern. Dadurch ist die Messung der Phasendrehung des reflektierten Lichtes an opaken Mineralen ungenau bis unmöglich. Der gezeigte ,,Kompensator" enthält vielleicht nur eine schräg gestellte, beschichtete Glasplatte.
Grüße
Jürgen

Peter V.

Lieber Olaf,

eine laienhafte Frage: Könnte man den ggf. refelxmindernden Effekt nicht an einem entsprechenden Präparat im Auflicht testen?

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

olaf.med

Lieber Peter,

klar doch - wenn man ein Mikroskop besitzt, bei dem der Kompensator passt. Nicht jeder hat von jeder Sorte eines auf Lager, wie bestimmte Herrschaften  ;D ;D ;D.

Herzliche Grüße,

Olaf
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derda

#6
Hallo Olaf,

es sollte ein azimutaler Drehkompensator mit einer Glimmerplatte sein, die einen Ganunterschied von Lambda/8 hat. Es wird der Winkel zwischen Auslöschungs- und Kompensationsstellung bestimmt und damit der Gangunterschied=Lambda/8*sin(2*Winkeldifferenz) ermittelt.

Wenn es keine kristalloptischen Effekte zeigt => sicher ein Umbau.

Vielen Grüße

Erik

olaf.med

Nee lieber Erik, den λ/8-Kompensator siehst Du ja unten im Bild. Der obere azimutale Kompensator ist definitiv etwas anderes!

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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derda

Sorry, hatte ich für die Rückseite gehalten ;-) => ich weiß die Anschlagschraube...

Ich habe einige Jahre am Neophot32 gearbeitet. An diesem Mikroskop gab es eine leicht verkippte Lichtaustrittsöffnung um das reflektierte Licht "auszukoppeln". Dein "Kompensator" gehört wohl zur Mikrovalreihe, mehr kann ich nicht sagen.

Viele Erfolg bei der Ermittlung seiner Funktion.

Herzliche Grüße

Erik

RainerTeubner

Hallo,

in der Anleitung zum LEICA DMRB habe ich folgenden Hinweis gefundebn:

Filter, die sich zwischen Mikroskopfuß und
Kondensor befinden, können Störreflexe verursachen
(evtl. Abhilfe: Filter etwas kippen) und
bei Polarisation und ICT Störungen durch
Spannungsdoppelbrechung ergeben.

Der Trick mit dem leicht schrägen Einbau der Filter scheint also öfters angewandt zu werden.

Viele Grüße

Rainer
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

hugojun


Der von Olaf vorgestellte ,,Kompensator" ist wohl der in dem folgenden Text mit Nummer 126 bezeichnete
Kompensator. Der Text stammt aus der Bedienungsanleitung des Amplival pol´s u/d
,,





Wenn man die Bestellnummern -Liste des Amplival-pol mit der des Peraval Interphako vergleicht , stellt man fest ,dass dieser Kompensator eigens fürs Amplival gefertigt wurde , um die Korrektur wie oben beschrieben durchführen zu können.
Peraval



Amplival


Die schräggestellte Glasplatte führt bei Betätigung des Kompensators zu einer exzentrischen Bewegung der Abbildung des Phasen-Rings im Strahlengang. Somit erhält man eine zusätzliche Einstellmöglichkeit.
Womöglich ist dieses Problem erst im Nachhinein erkannt worden !

Eine genaue Abbildung findet sich in der Anleitung aber nicht.
Gruß
Jürgen





olaf.med

Lieber Jürgen,

herzlichen Dank! Damit ist dieses Rätsel auch perfekt gelöst.

Olaf
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