Scientific illustration / Zeichenspiegel, insbesondere für Axiostar

Begonnen von mikrowastl, Januar 27, 2020, 19:45:55 NACHMITTAGS

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mikrowastl

liebe Foristi,

Das Thema ,,scientific illustration" beschöftigt mich seit einiger Zeit, Zeichenspiegel interessieren und faszinieren mich daher.
Ich konnte (über das Forum) ein Wild Herbrugg M7s mit Zeichenspiegel erwerben, und bin happy damit.

Ergänzt habe ich dann bald ein Axiostar plus - um auch diese Seite der Mikroskopie kennenzulernen.

Gerne möchte ich jetzt einen Tipp von Jon (vielen Dank dafür) aufgreifen, und nachfragen  (ich bin bei jedem Forumsbesuch erstaunt und dankbar, was hier für Kenntnisse schlummern und von mir entdeckt werden können), ob  für dieses Mikroskop auch ein Zeichenspiegel existiert.
Auch wäre ich dankbar für das Aufzeigen von alternativen Mikroskope falls es mit diesem Mikro nicht geht.
(es gibt wohl bei Leitz Möglichkeiten, Klaus bietet ja aktuell einen sehr schönen Zeichenspiegel an.)


Ganz allgemein möchte ich auch gerne nachfragen, mit welchen Hilfsmitteln heute im aktuellen Betrieb wissenschaftliche Illustrationen, oder Abbildungen angefertigt werden.
Dh Kamera, Video an iPad, dig. Monitor - wie ist der workflow heute?

Vielen Dank für Euer Interesse an diesem Thema.

Hans
Vorstelllung: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=33417.0
Axiostar plus /Wild M7s
,,Ich vermute inzwischen stark, dass ich doch nichts weiß!"

Gerd Schmahl

Hallo Hans,
seit es die Fotografie gibt, nutzt man auch diese Möglichkeit, um Zeichnungen zu erstellen. Ganz klassisch geht das mit gutem Transparentpapier, das man auf ein ausbelichtetes Papierfoto legt und dann die Dinge, die man hervorheben will, oder die besonders wichtig erscheinen, einfach nachzeichnet, i.d.R. mit einem Tuschezeichengerät, evtl. über die Zwischenstufe einer Bleistiftzeichnung.

Jedes halbwegs ordentliche digitale Bildbearbeitungsprogramm hat auch eine Funktion zum "Kanten finden", die sehr hilfreich sein kann, um Konturen zu erzeugen, die man dann zeichnerisch verwenden kann. So macht man es ja auch mit dem Zeichenspiegel: Man legt im Spiegel die Konturen fest und zeichnet dann die Details ein, i.d.R. ohne Spiegel, sondern nur in dem man immer mal wieder durch das Okular schaut. Auch für die wissenschaftliche Zeichnung gilt: Üben, üben, üben und schließlich trifft man auch Proportionen uws. immer besser, auch ohne Spiegel, einfach so, wie ein Portraitzeichner die wesentlichen Züge eines Gesichtes erfasst und dessen geübte Hand diese "trifft".

Ganz, ganz klassisch ist die Methode, mit dem linken Auge durch das (Mon-)Okular zu sehen und gleichtzeitig mit der rechten Hand und dem rechten Auge das Zeichenblatt zu betrachten und das im linken Auge gesehene rechts nachzuzeichen. Das geht natürlich am besten, bei einem relativ steilen Einblick oder mit einer im Winkel des Einblicks geneigten Zeichenebene.

In SCHLÜTER, W.: Mikroskopie für Leherer und Naturfreunde ist ein schönes Kapitel zu verschiedenen Techniken und Abstraktionsstufen, wie man halbschematische Zeichnungen erstellt usw.

Tja, und dann gibt es hier noch ein Forenmitglied, dass durch das Polarisationsmikroskop schaut, um unter dem Stereomikroskop mit sehr spitzen Stiften sehr detailreiche Bilder zu erstellen... Zeichnen unter dem Stereomikroskop

Beste Grüße
Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

bergarter

grüß euch

also ich, das oben erwähnte Forenmitglied
benutze keinen Zeichenspiegel.

Ich habe einmal bei einem außergewöhnlich gut ausgestatteten Mikroskopverkäufer der einen Riesenkeller in einer Berliner Schule nur für zu verscherbelnde Mikroskope ( Nachlaß eines großen Mikroskopikers ) gemietet hatte, durch einen Zeichenspiegel gesehen,
und dabei habe ich auch erfahren, das das recht schwierig mit den Lichtverhältnissen ist.

Ich habe durch diesen Spiegel damals wenig gesehen.

Wenn ich mich täusche bitte ich gerne um Aufklärung.

grüß euch
Gerd

Klaus Herrmann

ZitatWenn ich mich täusche bitte ich gerne um Aufklärung.

Hallo Gerd, du täuscht dich nicht du hast wahrscheinlich gar nichts gesehen, weil du nicht gewußt hast wie man damit umgeht.

Man muss unbedingt die Zeichenebene gut beleuchten, dann muss man die Mikroskopbeleuchtung stark abblenden, damit das projezierte Bild nicht überstrahlt wird. Und dann sollte man auf die Bleistiftspitze fokussieren.
Nicht alle können das, was du kannst, darum beneide ich dich!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

JB

Hallo,

1) Meine Idee waere fuer das Axiostar Plus den Zeichentubus des alten Standardsystems zu verwenden, den Zeichentubus "47 46 20". https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=32666.msg240866#msg240866  Dazu wuerde man die beiden Telanlinsen aus dem Tubus herausnehmen. Die beiden Telanlinsen erzeugen ja einen Unendlichraum innen im Zeichentubus. Beim Unendlich-Mikroskop Axiostar Plus waeren sie nicht noetig. Frage ist nur, ob sich durch die Tubuslinse Probleme mit der Abbildung der Zeichenflaeche ergeben oder mit dem Tubus Vignettierung. Etwas problematisch waere auch, dass das Entfernen der Telanlinsen den Tubus anfaellig fuer Staub macht. Ich habe aber kein Axiostar, deshalb die Frage an die Grossgrundbesitzer hier  ;D

Koennte jemand, der sowohl einen Zeichentubus "47 46 20" als auch ein Unendlich-Zeiss mit passender Ringschwalbe besitzt, mal ausprobieren ob der Zeichentubus nach Entname der Telanlinsen am Unendlich-Zeiss funktioniert?


2) So ein Zeichentubus ist fuer wissenschaftliche Zeichnungen ziemlich alternativlos. Insbesondere wenn das Objekt komplex (und tot) ist und sich ueber mehrere Schaerfeebenen erstreckt, wie bei Insekten oder Genitalien. In entomologischen Veroeffentlichungen finden sich so erstellte Zeichnungen regelmaessig. https://mississippientomologicalmuseum.org.msstate.edu/Illustration.photography/scientific.illust.htm Der Zeiss-Zeichentubus ist einer der besten ueberhaupt, der hat keinen Tubusfaktor (ist 1x statt 1,25x), ist zoombar (1,1 - 1,8x) und fokussierbar und mit einer einfachen Tischleuchte ausreichend ausgeleuchtet.


3) Bei einfach strukturierten (Sporen), flachen (Histologie) oder beweglichen Objekten (Wimperntierchen) geht man der Einfachheit halber von Photos aus. Man kann die Photos drucken und dann am Durchlichttisch zeichnen. Oder man nimmt das Photo als Grundlage und zeichnet auf einem elektronischen Zeichenbrett oder mit einem elektronischen Stift (stylus) auf einem Tablet/2-in-1 mit geeignetem Bildschirm (direkt als Vektorgraphik).

Die Grundidee ist diese: https://www.researchgate.net/publication/280829017_A_fast_GNU_method_to_draw_accurate_scientific_illustrations_for_taxonomy A fast GNU method to draw accurate scientific illustrations for taxonomy,
nur dass nicht mehr mit der Maus am PC-Bildschirm sondern direkt mit dem Stift auf dem Bildschirm gezeichnet wird https://www.youtube.com/watch?v=sEM323gYQo4 (die Zeichnerin ist nicht gerade begeistert aber das ist auch eine Frage der Gewohnheit  ;) )

Beste Gruesse,

Jon

wilfried48

Hallo,

ich habe mal jemandem empfohlen den Zeiss Standard Fluoreszenztubus ohne Telanlinsen am Axiostar zu verwenden.
Leider hat der zu unserer Überraschung von der Schwalbe her nicht gepasst, da die Schwalbe beim Axiostar etwas kleiner ist. Da bei Unendlichoptik der Abstand zur Tubuslinse aber variabel ist könnte man allerdings ein entsprechendes Anpassungsstück dazwischensetzen.

viele Grüsse
Wilfried
vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

JB

Hallo Christoph,

Danke fuer den Hinweis! Ich hatte darauf vertraut, dass die Ringschwalben kompatibel sind https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=31188.msg231525#msg231525

Aber wie Sie schon sagten, mit einem Ringschwalben-Adapter waere das zu ueberbrucken.

Beste Gruesse,

Jon

wilfried48

#7
Hallo Jon,

ja das dachte ich ursprünglich auch, bis mir unser Forenmitglied Rolf-Dieter Müller auf dem letzten Forumstreffen experimentell gezeigt hat, dass die Zeiss Standard Schwalbe an seinem Axiostar nicht passt.
Es gab auch noch das Zeiss Standard 25 ICS, das dem Axiostar sehr ähnlich sieht, da passen natürlich alle Standard Teile.
Oder vielleicht gibt es diesbezüüglich auch Unterschiede zwischen Axiostar und Axiostar plus ?
Aber vielleicht kann mikrowastl mal die Schwalbe an seinem Axiostar ausmessen, dann weiss man sicher, ob es passen würde.

viele Grüsse
Wilfried

vorzugsweise per Du

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bergarter

Hallo Klaus

Vielen Dank für die genauere Darstellung.

In meinem Fall ist es nun so das ich nur mit Tageslicht arbeite, und ich hatte die Vorstellung, das ich den Raum  beim Zeichnen abdunkeln müßte.
Was ja in meinem Fall nicht geht.

Irre ich mich da schon wieder.

grüß Dich
Gerd



Klaus Herrmann

Hallo Gerd,

das Prinzip ist einfach: die Helligkeit auf der Zeichenfläche muß abgestimmt werden mit der Beobachtungshelligkeit (Mikroskopbeleuchtung)
Da kann man nur sagen: so, dass es passt. Deine Beleuchtung stellst du ja auch individuell auf deine Bedürftnisse ein. Man kann dir ja auch nicht sagen: nimm Stufe 5,5 oder 3,5.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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mikrowastl

Hallo,

vielen Dank für Eure interessante Diskussion und die vielen Tipps.
Dieses wissenschaftliche Zeichnen habe ich bei einer botanischen Illustratorin kennengelernt, die sehr lange und auch weiterhin mit dem Zeichenspiegel arbeitet.
In der Entomologie ist beispielsweise Armin Coray ein ganz bekannter Illustrator, der auch auf diese Weise arbeitet. Im Netz gibt es sehr interessante Artikel über ihn.

zum Zeichenspiegel zeichnen:
Das erfolgt tatsächlich bei beliebigem Raumlicht. Wichtig ist lediglich die Zeichenfläche gut (dh möglichst hell) zu beleuchten.
Durch den Oberflächenspiegel, der über der Zeichenflöche im 45 Grad Winkel schwebt, wird das Bild der Zeichenfläche incl der Bleistiftspitze in das Mikroskop gebracht (bei meiner Stereolupe wird nur in einen Strahlengang eingespiegelt).
Das ganze funktioniert sehr gut, ggf wie Klaus bereits erwähnte die Helligkeiten von Zeichnung und Objekt aufeinander abstimmen (Beleuchtung für  die Fläche näher oder weiter weg stellen).

Ich bin jetzt kein Mechaniker, doch habe ich mit der Schieblehre 43,2mm an dem kreisförmigen Gebilde an der Unterseite meines 30Grad Tubus, welches dann quasi in das Stativ versenkt wird, gemessen.
Ist dieses das gewünschte Mass?

Nochmals vielen Dank allen für die interessanten Beiträge!

viele Grüsse
Hans
Vorstelllung: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=33417.0
Axiostar plus /Wild M7s
,,Ich vermute inzwischen stark, dass ich doch nichts weiß!"

wilfried48

Hallo Hans,

dann müsste die alte Zeiss Standard Schwalbe eigentlich passen.
Aber hast du tatsächlich den 30° Tubus direkt im Stativ, für den ist doch eigentlich das Ergonomie Zwischenstück
vorgesehen.
siehe
https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&ved=2ahUKEwi5nbyF-abnAhVQiqQKHbjaBBIQFjAAegQIAhAB&url=https%3A%2F%2Fmicroscopy-news.com%2Fdownload-center2%2FAxiostar_plus_Transmitted_Light_Microscope_e.pdf&usg=AOvVaw168jLWkr_FCWmZjicGpT55

System overview 1-5

Wenn dieses Zwischenstück nicht drin ist befindet sich die Tubuslinse zu nah am Objektiv und du müsstest auch noch ein wenig Rest CVD am Bildrand sehen.

viele Grüsse
Wilfried
vorzugsweise per Du

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Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

mikrowastl

Hallo Willfried,

vielen Dank für den Hinweis.
Am Wochenende kann ich ein Foto einstellen.
Da das Mikroskop an sich sehr gut funktioniert, habe ich vlt etwas falsch beschrieben?

Ich schau da mal nach und mach ein Foto.

herzlichen Gruss
Hans
Vorstelllung: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=33417.0
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