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Stechmücken (und Krankheiten)

Begonnen von Ralf Feller, November 27, 2009, 20:27:03 NACHMITTAGS

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Ralf Feller

Culiseta annulata
Liebe Kollegen,
obwohl es schon etwas spät im Jahr ist, möchte ich euch heute ein Insekt
zeigen das ich in diesem Jahr häufiger als sonst gefunden habe. Es ist die
,,große Hausmücke" = Ringelschnake = Culiseta annulata.

Man muss sich immer darüber klar sein, ob man von männlichen Tieren
(stark gefiederte Antennen) oder von weiblichen Tieren (wenig gefiederte
Antennen) spricht weil sich die Tiere in ihren Merkmalen oft sehr
unterscheiden. Hier zeige ich nur weibliche Tiere.
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2156.0

Culiseta annulata ist etwas größer als Culex pipiens (die gewöhnliche
Hausmücke). Auffälligstes Merkmal ist die braun-weiße Ringelung
der Exremitäten.



Der Thorax zeigt eine auffällig starke Beschuppung mit weißen Schuppen.



Auch die Flügel tragen auffällig viele schwarze Schuppen und erscheinen
daher sehr dunkel.



Die zweite Rückenplatte (Tergit 2, (die Bauchplatten nennt man Sternite, die
seitlichen Flanken nennt man Pleurite)) weist einen hellen medianen Streifen
auf.



Das Scutellum ist ein wichtiges Merkmal zur Unterscheidung zwischen
den Gattungen Culex, Culiseta, Aedes, Mansonia (dreilappiges Scutellum)
und der Gattung Anopheles (Scutellum gleichmäßig gerundet).



Auch die Spirakularborsten sind ein wichtiges Artmerkmal der Stechmücken,
wobei man Arten ohne Spirakularborsten, solche mit pre(prä)spirakularen oder postspirakularen Borsten findet. Prespiracular setae (setae = Borsten) sind ein
wichtiges Merkmal der Gattung Culiseta, sie können aber auch bei Anopheles
und anderen Arten vorkommen.( Postspiraculare Borsten kommen meist nur
bei Aedes vor).



Culex pipiens, die gewöhnliche Hausmücke zeigt keine Borsten um das
vordere Atemloch.




Die Ringelschnake Culiseta annulata (braun-weiß geringelt) sollte
nicht verwechselt werten mit der asiatische Tigermücke (Aedes 
albopictus) oder der ägyptischen Tigermücke (Aedes aegypti ).
Hier ist die Ringelung schwarz-weiß. Beide Arten unterscheiden
sich auffällig nur in ihrer Zeichnung des Scutums.



Diese Arten sind ein gutes Beispiel für Stechmücken mit
postspirakularen Borsten.



Blutsaugende Insekten können Krankheiten übertragen (Beispiele)
Culex:
West-Nil-Virus (Vögel, Pferde –Brückenvektor-Mensch)
Japanische Enzephalitis, St. Louis Enzephalitis, Kunjin-Enzephalitis,
Tahyna-Virus, Ross-River- Virus.
Asiatische Tigermücke (Aedes  albopictus):
Chikungunya und Dengue-Fieber
Ägyptische Tigermücke (Aedes aegypti):
Gelbfieber, Dengue-Fieber, Chikungunyafieber, Rifttal-Fieber

Aedes albopictus und Aedes aegypti kommen normalerweise
nicht in Deutschland vor, ich möchte sie aber trotzdem
erwähnen, weil besonders die asiatische Tigermücke Aedes
albopictus als Krankheitsüberträger (Vektor) in Europa
eingeschleppt wurde.
Die asiatische Tigermücke ist seit 1990 in Italien heimisch.
In Sommer 2007 ist es erstmals zu einem epidemischen
Ausbruch einer tropischen Erkrankung in Italien gekommen,
dem Chikungunya-Fieber. Eine Person reiste aus Indien
(Kerala) ein und zeigte Ende Juni Symptome von
Chikungunya-Fieber. Insgesamt wurden 197 Fälle in der
Provinz Ravenna bei diesem Ausbruch gemeldet.
2007 ist die Asiatische Tigermücke auch im schweizer
Kanton Aargau, erstmals nördlich der Alpen, aufgetaucht.
Im selben Jahr wurden Tiere auf einem Autobahnparkplatz
bei Rastatt am Oberrhein gefunden. Angst brauchen wir
aber vorerst nicht zu haben, denn es müssen Überträger
und Viren/Parasiten zusammen eingeschleppt werden.

Gruß aus Mülheim,
Ralf


Jürgen H.

Lieber Ralf, ganz herzlichen Dank für die vielen schönen Photos (sind die von der Aedes etwa auch von Dir? Aber wie bist Du dann an das Exemplar gelangt? Es gibt zwar heimische Aedes aber doch kaum Aedes aegyptii...) und natürlich für die vielen guten Erläuterungen. Mit welchem Buch bestimmst Du denn Deine Mücken?


Schöne Woendgrüße

Jürgen


Ralf Feller

Lieber Jürgen,
Du hast recht, die Tigermücken sind natürlich zugereist,
sie stammen von hier



Ich durfte einige Zeit in Indien in einem kleinen Krankenhaus
in Bengalen verbringen und habe mich dort mit der Verbreitung
von Dengue-Fieber beschäftigt.




In Indien, und auch in Afrika, gibt es kaum ein größeres
Krankenhaus in dem man sich nicht auch mit Insekten
beschäftigt. In Afrika habe ich die ersten praktisch
arbeitenden medizinischen Entomologen getroffen, die
mich auch auf die Stechmücken gebracht haben.

Zur Bestimmung verwende ich meist:
F. Schaffner et al. (2001)The Mosquitoes of Europe / Les Moustiques d'Europe. Bestimmungssoftware auf CD-ROM. IRD Éditions, Paris & EID Méditeranée, Montpellier. ISBN 2-7099-1485-9
N. Becker et al. (2003) Mosquitoes and their Control. Kluwer Academic/Plenum Publishers. New York, Boston, Dordrecht, London, Moscow 2003. 518 Seiten. ISBN 0-306-47360-7
Oder die WEB-Seite
http://www.wrbu.org/

einen schönen Sonntag, Ralf