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Stephanosphaera pluvialis

Begonnen von bewie, November 26, 2020, 22:05:41 NACHMITTAGS

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Klaus Henkel

Zitat von: ImperatorRex in November 26, 2020, 22:26:37 NACHMITTAGS
Hallo bewie,
ich kann Deine Freude über den Fund dieser schönen Alge gut nachvollziehen, sehr schöne Aufnahmen die Du hier zeigst.
Vielleicht gelingt es Dir ja, diese Alge zu kultivieren?
Ich war dieses Jahr auf der Burgruine Drachenfels, leider waren in meinen Wasserproben keine Sp. aufzufinden. Ob es daran lag, dass die Pfostenmulden fast komplett mit Zigrattenkippen aufgefüllt waren?

viele Grüße
Jochen

Guten Tag Jochen!
Es gibt in der Pfalz zwei Burgruinen namens Drachenfels, die eine westlich von Deideshein (zu erreichen vom Parkplatz in Saupferch, südlich der Straße B37 von Bad Dürkheim nach Frankenstein zw. Papiermühle und Kirschtal); die andere bei Busenberg südl. Dahn, wo ich immer! Steph. pluv. gefunden habe.  Von dort ist es auch nicht weit zum Fleckenstein, nach Süden über die Grenze bei Hirschtal direkt zur Ruine Chateau du Fleckenstein. Auch dort war ich immer fündig.
Auch Lindelbrunn ohnt immer einen Versuch.

Eine Einschränkung mache ich aber, weil meine Erfahrungen im Wasgau nun schon dreißig Jahre zurückliegen. Seither sind die sogenannten Burgverschönerungsvereine in der Pfalz engagiert tätig gewesen und haben die alten Gemäuer der Burgen vielfach ausgebessert. Wo aber der Regen über die gemörtelten Mauerstellen in die Pfostenlöcher läuft, ist das Wasser kräftig alkalisch, was die Steph. pluv. zum Absterben bringt, die es "sauer" mögen. Den Haematoccus pluvialis, die fast überall mit den Steph. vergesellschaftet -- wie auch das Rädertier Philodina roseola -- hingegen gibt es auch noch im alkalischen Wasser.

Die Zigarettenkippen in den Pfostenlöcher dagegen haben keine längerfristigen Auswirkungen, ein kräftiger Wolkenguß bringt das dann wieder in Ordnung.

KH

Muschelbluemchen

Da habe ich wieder einige interessante Informationen erhalten!
Danke dafür!

LG
Leo

ImperatorRex

#17
Lieber Klaus,
vielen Dank für Deine Hinweise. Tatsächlich stammt die Wasserprobe von der "richtigen" Burg Drachenfels bei Busenberg. 2018 bin ich dort fündig geworden.
In diesem Jahr 2020 war ich im August auf der Drachenfels, nachdem es 4 Tage zuvor, nach längerer Trockenheit und Hitze endlich mal wieder geregnet hatte. Vielleicht hatte Sp. einfach nicht genug Zeit sich zu entwickeln oder es war zu wenig Niederschlag? Jedenfalls hat es mich furchtbar geärgert, die Zisterne und die Pfostenlöcher ziemlich zugemüllt vorzufinden. Was sich mache der Besucher so denken?

ZitatVon dort ist es auch nicht weit zum Fleckenstein, nach Süden über die Grenze bei Hirschtal direkt zur Ruine Chateau du Fleckenstein. Auch dort war ich immer fündig.
Auch Lindelbrunn ohnt immer einen Versuch.
Gute Idee Klaus, da muss ich mal einen kleinen Ausflug machen, war dort noch nicht. Ist ja garnicht weit von Bruchsal entfernt.

Viele Grüße
Jochen

bewie

Hallo Jochen,

das sind leider traurige Bilder. "Wie Klaus Henkel schon schreibt, sind die Kippen zum Glück kein Dauerschaden. Aber weil sie aus den Balkenlöchern nicht ganz so schnell rausgespült werden und die vom Wasser extrahierten Substanzen wahrscheinlich doch eine Weile im immer leicht porösen Sandstein bleiben können, dürfte der Schaden leider schon eine Weile anhalten.

Derzeit ist der Drachenfels (bei Busenberg) wegen Baumaßnahmen wohl noch gesperrt, sollte meines Wissens ab Mitte Dezember aber wieder zugänglich sein. Fleckenstein kostet Eintritt, lohnt aber trotzdem immer einen Besuch. Ganz lustig: Dort betreiben Freizeit-Köhler einen Meiler, man kann da direkt eine Tüte frischer Holzkohle fürs Grillen kaufen.
Es gibt zwischen Drachenfels und Fleckenstein bei Nothweiler noch die Ruine Wegelnburg, die sollte man auch mal auf Stephanosphaera untersuchen. Ich bin bisher leider noch nicht dazu gekommen. Ansonsten gibt es rund um den Trifels noch einen ganzen Kranz von Burgruinen, die sicherlich alle mal einen Besuch wert wären.

Im Sommer war ich übrigens nach dem Regen auch auf Suche. Auf Lindelbrunn habe ich aber nicht eine einzige Stephanosphaera gefunden. Selbst Haematococcus war nur spärlich vertreten. Deine Vermutung mit der langen Trockenheit scheint mir schon plausibel zu sein.

LG
Bernhard

Gerd Schmahl

#19
Hallo Bernhard,
vielleicht solltest Du ein Drahtgitter mit zusätzlichen senkrechten Spitzen über deinen Sandsteinblock stülpen, damit der nicht von Vögeln besucht werden kann. Licht sollte dann noch genug hineinkommen. Angeblich soll es die Art auch hier bei mir im Elbsandsteingebirge geben. Habe aber bisher nur Blutregenalgen gefunden. Burgruinen auf Sandstein gibt es hier zumindest auch.
LG Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

ImperatorRex

#20
Hallo Bernhard,

Zitat von: bewie in November 28, 2020, 23:17:14 NACHMITTAGS
Derzeit ist der Drachenfels (bei Busenberg) wegen Baumaßnahmen wohl noch gesperrt, sollte meines Wissens ab Mitte Dezember aber wieder zugänglich sein. ...
Im Sommer war ich übrigens nach dem Regen auch auf Suche. Auf Lindelbrunn habe ich aber nicht eine einzige Stephanosphaera gefunden. Selbst Haematococcus war nur spärlich vertreten. Deine Vermutung mit der langen Trockenheit scheint mir schon plausibel zu sein.
Die nächste Exkursion wird dann wohl bis zum Frühjahr warten müssen...es sei denn meine Ungeduld treibt mich vorher zur Ruine Lindelbrunn :-)

Zitat von: Klaus Henkel in November 28, 2020, 16:22:04 NACHMITTAGS
Den Haematoccus pluvialis, die fast überall mit den Steph. vergesellschaftet -- wie auch das Rädertier Philodina roseola -- hingegen gibt es auch noch im alkalischen Wasser.

Vermutlich ist H.p. die tolerantere "pluvialis" Alge? Zumindest hat sich in meinen Zuchtansätzen H.pluvialis als die dominierende Form gezeigt und hat auf Dauer S. pluvialis verdrängt. Aus eingetrockneten Nachzuchten kamen nur die einzelligen, mobile Formen von H.p. zum Vorschein. Die "Reinzuchten" mit S.p. Kugeln sind nach einigen Wochen eingegangen, ohne vorher Aplanosporen auszubilden. Einige der Kranzkugeln entwickelten zahlreiche Mikrogameten aus. Die daraus gebildeten Sporen waren sehr klein und liesen sich auch später nicht zum "Keimen" bewegen. Vermutlich bestanden diese Formen lediglich aus verkümmerten Überresten der Mikrogameten?

Vielleicht gibt ja weitere interessante Hinweise zur Kultur von S.p. aus dem Forum? Ich bin gespannt und würde mich darüber sehr freuen.

Viele Grüße
Jochen 

anne

Hallo Bernhard,
ich war heute bei diesem S..wetter auf der Burgruine Lindelbrunn.
Aus Richtung Kaiserslautern sind das 54km reine Kurvenstrecke druch den Pfälzer Wald.
Bei Ankunft war mir speiübel.
Ich hatte genug Probengefäße dabei und habe eigentlich alles beprobt :).
In einer der vielen Proben war dann St. pluvialis! Juhuuu!
Allerdings nicht mehr so viele wie bei Dir.
Aufgefallen ist mir, dass jedes dieser Pfahllöcher eine eigene Lebensgemeinschaft ist.
Ich bin am Fotografieren, aber die Qualität eurer Bilder schaffe ich nicht.
Aber das Erlebnis dieses "Geschöpf" kuglen zu sehen ist grandios.

lg
anne

bewie

Hallo in die Runde,

@Gerd: Danke für den Tip! Werd ich mal probieren.

@Jochen: In der Literatur wird Haematococcus als unempfindlicher, insbesondere gegenüber steigendem pH-Wert beschrieben. Steigt der pH, verschwindet Stephanosphaera und Haematococcus vermehrt sich teilweise explosionsartig. Wahrscheinlich ist Haematococcus auch gegenüber anderen Einflüssen unempfindlicher, sonst würde man sie nicht in allen möglichen Pfützen finden, während Stephanosphaera sehr selten ist.

@Anne: Freut mich, dass Du die Alge hast! Ich habe dort auch jedesmal in den Pfützen unterschiedliche Gesellschaften gefunden. Beim letzten Mal war ein Loch auch voller Haematococcus. Bei uns war vor ein paar Tagen die Vogeltränke morgens voll durchgefroren. Oben auf Lindelbrunn muss es dann noch kälter als an der Weinstraße gewesen sein, insofern ist es schon fast erstaunlich, dass du noch Stephanshaera gefunden hast. Offenbar sind sie gegen Kälte wesentlich resistenter als gegen etliche andere Einflüsse. Konntest Du dokumentieren, wo sie drin waren? Ich meine, es war in einem der Balkenlöcher auf dem Hauptplateau, aber wie schon geschrieben, habe ich das leider nicht ausreichend dokumentiert.

LG
Bernhard

anne

Hallo Bernhard,
es war das große Balkenloch vorne rechts in der Ecke auf dem Hauptplateau.
Alle Balkenlöcher sahen aus, als ob sie nur Sand und Wasser enthalten und ein paar Laubblätter, ich dachte schon der Weg war umsonst.
Umso größer war die Freude, dass doch was da war.

lg
anne

Gerald

Hallo Anne,
in einem alten Beitrag von mir hatte ich die Löcher fotografiert:

Stephanosphaera - auf den Spuren von Prof. Schneider

Gerne kannst Du das Foto nehmen und Deine Fundstelle einzeichnen.

Viel Spass mit der tollen Alge und viele Grüße

Gerald
Ich bin auf der Suche nach einem Kulturansatz von Cryptomonas. Vielleicht kann jemand helfen.

www.lebendkulturen.de

anne

Hallo Gerald,
super! Den Beitrag hatte ich garnicht gefunden!
Es war das Loch mit der Nummer 9.

lg
anne

Holger Adelmann

Hallo Anne,

Glückwunsch zum Fund!

In einem uralt Thread von mir https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=5233.0

siehst Du Gameten und Teilungsstadien, dafür must Du früh aufstehen, das passiert meist irgenwann zwischen 2 und 5 Uhr .....

Viel Erfolg,
Holger

bewie

Hallo Holger,

habe gerade Deinen alten Beitrag gesehen, in dem du die Dauerstadien abgebildet hast. Dazu mal die Frage: Hast Du bei der Gelegenheit auch die mobilen einzelligen Algen gesehen? Laut Droop sollen sich ja die Dauerstadien nicht aus vegetativen Algen, sondern aus größeren Zygoten entwickeln. Da müssten dann ja unterschiedliche Größen und auch ziemlich dicke einzellige Formen rumschwimmen, wenn sie solche massigen Aplanosporen bilden. Bei dem, was ich in der Literatur gefunden habe, ist mir nicht wirklich einsichtig geworden, wie Stephanosphaera Aplanosporen bildet und wie die Revitalisierung und Koloniebildung aussieht.

LG Bernhard