Anfängerfrage an Tümpler und Pilzler

Begonnen von Florian D., Januar 13, 2025, 11:14:28 VORMITTAG

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Florian D.

Liebe T&P's,

nachdem ich sonst meistens absolut robuste Gesteinsdünnschliffe ansehe, habe ich eine absolute Anfängerfrage.
Betrachte ich frische Pilz-Quetschpräparate in Wasser mit Ölimmersion, so wirbelt jede Betätigung des Feintriebs das Präparat wild durcheinander, weil der Druck auf das Deckglas sich ändert. Gerade zum Photographieren ist dies natürlich fatal.
Was macht man da?

Viele Grüsse
Florian

Dr. Jekyll

#1
Das Objektiv darf keinen Kontakt zum Deckglas haben! Das Präparat ist wohl zu dick. Der Arbeitsabstand bei Öl-Objektiven ist sehr gering und die Objekte müssen recht dünn sein.
Beste Grüße
Harald

K. B.

Hallo Florian,

bei Pilz Präparaten muss man schauen das man nicht zu viel Probe nimmt und die Schichtdicke möglichst klein ist, dazu am besten auch ein möglichst dünnflüssiges Öl. Je dicker die Probe desto stärker drückt das Objektiv darauf und desto leichter rutscht das Deckglas hin und her.
Für die Probennahme hilft z.B. eine Stereolupe, als Werkzeug für kleine Proben eignen sich Rasierklingen und Nadeln besser als Skalpelle und Pinzetten.
Häufig ist ein ausreichend großes Präparat mit bloßem Auge kaum sichtbar.
Zum Fotografieren sind Schnittpräparate häufig besser geeignet, da die Strukturen fester an Ort und Stelle fixiert und vollständiger sind als nach dem Quetschen (z.B. Schläuche bei Becherlingen, Sporen an Basidien oder Zystiden an der Lamelle).

Viele Grüße
Kay
Mikroskop: Olympus BH-2 BHTU/ BHS mit Trino (DL; PH; Fluo; DF; AL)
                  Zeiss GFL Trinokular (DL; PH; Fluo; AL)
                  Olympus CK2 Invers Trino (DL; PH; Fluo)
                  Olympus GB (DL; PH)
Mikroskopkamera: Canon EOS 550D; EOS RP

Jakob_Wittmann

Servus Florian,

eine Berührung des Deckglases durch die Frontlinse kann potentiell ziemlich endgültig für das Objektiv ausfallen, da die sehr kleine Frontlinsenfläche ausgesprochen hohen Druck erzeugen kann. Wobei man durch die starke Übersetzung des Getriebes beim Drehen der Feineinstellung von den entstehenden Kräften so gut wie gar nichts spürt.

Durch die Wasserschicht ist zwar ein geringer Spielraum gegeben, aber ein direkter Kontakt der Frontlinse mit dem Deckglas gehört bitte unbedingt vermieden.

Daher: Sofern Du die weit verbreiteten Deckgläser gebrauchst, die  ohne echte Markenbezeichnung erhältlich sind, ist die Deckglasdicke sehr oft deutlich über der geforderten Dicke von 0,17 mm.

Du kannst in Kantenansicht zumindest ein wenig dünnere Deckgläser (gegen einen hellen Hintergrund) aus einem Stapel aussortieren.

Viel, viel besser ist es aber, Präzisionsdeckgläser der Kategorie Nr. 1 zu kaufen. Die sind etwas dünner als 0,17 mm, was ausgesprochen günstig ist, da das 0,17 mm Kriterium ja auch die Schicht zwischen der Unterseite des Deckglases und der Oberfläche des Objektträgers meint.

Deckgläser des Herstellers Marienfeld, der Spitzenqualität bietet, sind gar nicht übermäßig teuer. Man kann 1000 Stück bereits um unter € 30,- bekommen.

Fall Du dies möchtest, suche ich Dir gerne Links für einen Bezug heraus, Florian.


Liebe Grüße

Jakob
jakob.wittmann@hotmail.com


,,Ein Leben mit nur einem schwarzen Mikroskop ist möglich aber sinnlos."

Bernhard-Viktor ,,Vicco" Christoph-Carl von Bülow zugeschrieben

beamish

So sehe ich das auch (wie Kay). Deine Präparate sind zu dick. Für Pilzpräparate reicht eine winzige, an geeigneter Stelle mit der Rasierklinge herausgeschnittene Probe. Das Deckglas wird vor dem Mikroskopieren leicht angedrückt, überschüssiges Wasser an der Seite des Deckglases mit Tempo o.äh. abgesaugt.

Grüße
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Peter Reil

#5
Hallo Florian,

die Probleme kennt jeder, der mit Pilzmikroskopie beginnt.

1) Schichtdicke gering halten. Das Pilzfragment ist ca. 1x1 mm groß. Deckglas drauf und mit Korken (Radiergummi o. ä.) andrücken. Es heiß nicht umsonst Quetschpräparat. Wasser seitlich mit Papiertaschentuch abziehen. Dadurch rutscht das Deckglas tiefer und hält alles darunter fest.
2) Kein zu zähes Immersionsöl verwenden. Sonst helfen auch geringe Schichtdicken nichts.

Das wird schon!

Gruß
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, BHT, CH2, CHK, Olympus SZ 30, antikes Rotationsmikrotom

Florian D.

Danke für die vielen Antworten. Ja, ich habe die Schichtdicke jetzt geringer gewählt. Das mit dem dünnflüssigen Öl ist sicher ein guter Tipp. Ich verwende gerade das Zeiss Immersol 518 N. Weiss nicht, wie hoch viskos das ist.
Dass man das Objektiv nicht zum Nüsseknacken verwenden soll, ist klar. Ich habe jetzt auch mit Nagellack abgedichtet, das funktioniert schon ganz gut!

Peter V.

#7
Hallo Florian,

wie schon oft vor mir beschrieben, ist das 518N von Zeiss für yie Tümpelei und auch für Deine Zwecke  zu viskos. Ich selbst nutze und empfehle stets das Immersionsöl von Merck, mit dem das von Dir beschriebene Problem deutlich reduiziert werden kann.
Anne und Siegfried haben auch schon qwgen des identischen Problems von mir etwas bekommen und gegen Kostenerstattung kann ich Dir auch gerne etwas abfüllen.

https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=35370.msg259114#msg259114

Näheres gerne per PM.

Hezrliche Grüße
Peter

Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.