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Dünnschliff Basalt

Begonnen von micromax, November 11, 2025, 13:36:25 NACHMITTAGS

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micromax

Liebe Dünnschliffmikroskopiker,

in einem von mir als Basalt angesprochenen Gestein, finde ich im Dünnschliff folgendes Phänomen:

II POL
49_25_Z17_PLFL10_12klein.jpg

+ POL
49_25_Z17_PLFL10_11klein.jpg

Bei dem +Pol-Bild ist das Mineral in der Mitte in Diagonalstellung.

Es scheint sich um ein rundes(?) Mineral zu handeln, das in glasiger Matrix liegt. In die glasige Matrix sind leistenförmige Kristalle eingewachsen?

Soweit meine Beobachtung.
Kann jemand etwas mehr dazu sagen?

Ansonsten kommen in dem Basalt, wenn es denn einer ist, zahlreiche solche, bernsteinfarbene Minerale vor:

II POL
49_25_Z17_PLFL10_13klein.jpg

+ POL
49_25_Z17_PLFL10_14klein.jpg

auch hier könnte ich Hilfe gebrauchen.

Vielen Dank und Grüße

Thomas

olaf.med

Lieber Thomas,

Dein rundlicher Kristall ist eindeutig ein Fremdkörper, der in die Basaltschmelze gefallen ist und von dieser "verdaut" (aufgelöst) wird, daher die runde Form. So etwas passiert z.B. wenn ein Quarzkorn in die basische Schmelze fällt. Das Reaktionsprodukt ist dann etwa Enstatit (vereinfacht Mg2[SiO4 ]+ SiO2 = Mg2[Si2O6]). Darauf würde ich bei diesem Einschluß auch tippen, aber die isotrope Substanz ist mir rätselhaft.

Bei dem braumnen Mineral könnte es sich um einen Amphibol (basaltische Hornblende) handeln, diese zeigen oft solche Zersetzungserscheinungen. Es gilt aber auch hier immer - wie bei den Lottozahlen - OHNE GEWÄHR!

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

micromax

Lieber Olaf,

ich hatte gehofft, dass Du Dich meines Problems annimmst, auch wenn es ohne Gewähr ist.
 
Zu dem ersten Bilderpaar:

Ein Quarzkorn wird in der Schmelze verdaut: das ist der runde Partikel, das würde ich anhand der Interferenzfarben, Struktur und seinem ganzen Aussehen auch vermuten, nur hatte ich Bedenken ein Quarz in einem Basalt zu vermuten.
Das freigewordene SiO2 wird zu Enstatit durch Anreicherung der forsteritischen Schmelze? Du schreibst, dass Du bei dem Einschluss darauf tippen würdest. Meinst Du jetzt die leistenförmigen Minerale oder etwa das Korn in der Mitte?
Ich sehe die isotrope Masse als Glas (ev. forsteritisches Glas, wenn es sowas gibt), in das die leistenförmigen Kristalle (Enstatit?) gewachsen sind. Oder vielmehr eine leistenförmige Bildung in der Schmelze, die dann schlussendlich als Glas erstarrt ist.

Zu dem zweiten Bildpaar:
Mich erstaunt die Bernsteinfarbe, die sich bei gekreuzten Polarisatoren kaum ändern, vielleicht ein wenig dunkler erscheint. Beim Drehen des Tisches kommt es im Gesamten auch zu keiner Auslöschung. Man erkennt vielmehr, dass der Kristall aus sehr feinen, schuppig bis nadeligen Bereichen besteht, die auch auslöschen, makroskopisch sieht es jedoch so aus, wie wenn sich nichts ändert.

Viele Grüße
Thomas

olaf.med

Lieber Thomas,

das Korn in der Mitte ist noch reliktischer Quarz, der Saum aus isotropem Material mit den leistenförmigen Pyroxenen ist das Reaktionsprodukt mit der basischen Schmelze. Die hohe Interferenzfarbe der leistenförmigen Pyroxene läßt vermuten, dass es sich um Klinopyroxene und nicht um reinen Enstatit handelt. Den hatte ich nur als einfachste Modellreaktion aufgeführt; hier ist wohl auch noch Eisen im Spiel.

Wenn die braunen Gebilde keine homogen auslöschenden Kristalle sind handelt es sich zweifellos um Pseudomorphosen. Da fällt mir spontan nur Iddingsit ein, also umgewandelter Olivin.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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Gerd Schmahl

Hallo Thomas,
von wo stammt denn der "Basalt im weitesten Sinne". Im Tharandter Wald gibt es am Ascherhübel den "Sonnenbrennerbasalt" (eigentlich ein Nephelinit). Dieser hat die cenomane Sandsteindecke durchbrochen und enthält recht viele gefrittete Sandsteinbrocken. Da könnte ich mir solche Quarz-Einschlüsse auch gut vorstellen.

LG Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

micromax

Lieber Olaf,

was soll ich sagen? Hut ab!!
Es hat ein wenig gedauert, ich musste erst noch einiges nachlesen aber in der Zwischenzeit kann ich alles was Du schreibst nachvollziehen. Ich habe wieder viel gelernt, danke.
Von Iddingsit hatte ich bisher noch nichts gehört aber auch das klingt logisch und deckt sich mit den Beobachtungen im Schliff. Und dann erscheinen die von mir gefundenen Serpentinasbeste in den Olivinen auch nicht so abwegig, der scheint ähnliche Bildungsbedingungen zu haben. Eventuell kann ich da morgen noch ein Bild nachschieben.

@Gerd: der Basalt stammt aus einem Beton aus der östlichen Lausitz. Woher der Basalt genau stammt, kann ich nicht sagen aber vermutlich nicht aus dem Tharandter Wald, dort wäre der Abbau vermutlich auch nicht gestattet.

Euch beiden vielen Dank und Grüße

Thomas