Leitz ICT-Objektive - Prismen justieren ???

Begonnen von ortholux, Dezember 09, 2010, 18:12:56 NACHMITTAGS

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ortholux

Guten Abend zusammen,

in den 70er Jhren führte Leitz den Interferenzkontrast T (Transmission) nach Smith ein. Die Objektive waren fest in den Revolver eingeklebt und durften nicht gelöst werden, weil sonst die Orientierung des Wollaston-Prismas nicht mehr stimmte.

Nun habe ich im Laufe der Jahre den Kondensor und die entsprechenden Objektive zusammentragen können. Leider sind die Objektive einzeln und somit nicht mehr richtig orientiert.

Schraubt man die Hülse solch eines Objektivs ab, kommt eine geklebte Nahtstelle zum Vorschein (Pfeil). Dies scheint die Verbindung zwischen drehbarem Kopf und Grundkörper zu sein.



Soweit so gut. Wie löse ich diesen Kleber ohne das Objektiv zu ruinieren? Eine Rasierklinge passt in die Naht. Nur scheint der Kleber aber tiefer vorgedrungen zu sein. 2K-Kleber kann man mit Hitze (Lötkolben) zerkrümeln. Aber an einem spannungsfrei (P) gefassten Objektiv?

Vielleicht hat jemand eine Idee, oder gar das Problem schon mal gelöst.

Vielen Dank
Wolfgang

olaf.med

Hallo Wolfgang,

ZitatDie Objektive waren fest in den Revolver eingeklebt und durften nicht gelöst werden, weil sonst die Orientierung des Wollaston-Prismas nicht mehr stimmte.

Ich denke auch, dass die Objektive im Revolver verklebt waren - und daher nicht an der Stelle, die Du uns in dem Bild zeigst. Dort würde ich nicht rumfummeln. Ich selbst habe einmal einen Jamin-Lebedeff neu justiert, da auch ein Vandale die Objektive trotz der Verklebung entfernt hatte. Das geht im Interferenzbild. An Details kann ich mich nur noch dunkel erinnern - ja, ja der böse Alzheimer :-[. Ich kann gerne mal zuhause nachschauen wie das im Interferenzbild aussieht. Ich meine es wäre ein Streifensystem ähnlich den Savartschen Streifen, das diagonal zur Orientierung der Polarisatoren stehen muß, ich kann mich aber auch fürchterlich irren.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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olaf.med

Hallo Wolfgang,

ich habe nochmals über Dein Problem nachgedacht und bin zu dem Schluß  gekommen, dass ursprünglich die Justierung doch über die Drehung des Frontelements mit Wollaston-Prisma an der von Dir gezeigten Naht erfolgt sein könnte, nachdem das Objektiv fest in den Sitz geschraubt und fixiert war. Ich würde aber dringend abraten, hier mit Wärme rumzufummeln. Der evtl. Verlust der Spannungsfreiheit ist dabei sicher das kleinere Problem. Ich denke, dass das Wollaston-Prisma eine solche Behandlung sehr übel nimmt. Diese Prismen sind - zumindest wenn sie aus Calcit gefertigt sind - extrem empfindlich gegen Temperaturschwankungen. Die Kittschicht reißt dann gerne wegen der unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten der beiden Prismen. Daher würde ich die Justierung doch am Anschraubgewinde vornehmen:  bestpassendes Loch im Revolver suchen, evtl. Differenzen mit dünnen Beilagscheiben oder durch Nachdrehen des Sitzes ausgleichen (dabei kann ich Dir gerne helfen), fixieren mit Schraubensicherung.

Gruß, Olaf
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Holger Adelmann

Hallo Olaf,

ja, es erscheint bei der Justierung des Leitz DIC nach Smith bei richtiger Orientierung des Objektives in der Tat im Einstellmikroskop ein schwarzer Streifen, der bei NS und OW orientiertem Polarisator und Analysator diagonal liegen muss.

Ich hatte Wolfgang schon in einer PN geantwortet: Ja die Sache mit den verschiedenen Revolverpositionen hatte ich auch versucht, war aber nicht gluecklich ...
Ich war es dann irgendwann leid und seeehr mutig: Ich habe tatsächlich dann die Backen zweier kleiner Rohrzangen mit Gummi belegt und die zwei Teile des Objektivs gegeneinander gedreht, ein kleiner Knack - das war's und ich konnte alles neu einstellen.
Diese auf den ersten Blick heroische Vorgehensweise klappte bei allen 3 ICT Objektiven - zur Nachahmung möchte ich hier nicht unbedingt aufrufen ohne eine Warnung auszusprechen:
Man darf das Objektiv dabei nicht quetschen, es erfordert beim Ausueben der nicht unerheblichen Kräfte schon Fingerspitzengefuehl ... aber es ging letztendlich  ;D
Hängt aber letztlich davon ab, wieviel Lack ueber den Spalt eingedrungen ist ...

Herzliche Gruesse
Holger








olaf.med

Hallo Holger,

so  mutig wäre ich nicht gewesen, aber für Nachahmungstäter würde ich eine Aufnahme in einer passenden Spannzange an einer Drehbank unbedingt den Rohrzangen vorziehen. Die Spannzangen spannen verläßlich und ohne zu viel Druck - auf der anderen Seite kann man dann evtl. sogar alles von Hand mit einem zwischengelegten Gummi lösen.

Bei mir hab ich es jedenfalls durch Anpassen bestens hinbekommen.

Herzliche Grüße,

Olaf
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Piper

Hallo Ortholux,
habe auf Englisch eine PDF, Anleitung Leitz Interferenzkontrast T, welche auch ein Kapitel zur Re-Justierung der Objektive enthält (Dateigröße ca. 1,5 MB). Kann diese PDFgerne via Email versenden, wenn ich eine passende Email-Adresse erhalte (am einfachsten via Email an meine eigene private Email).
Meine Private "Familien-Email" (wird täglich mehr als einmal nachgeschaut): jpu.mp@t-online.de
Schöne Grüße
Jörg Piper

ortholux

lieber jörg,

eine anleitung habe ich. meine bezieht sich allerdings auf die neue obektivgeneration mit drehbarem kopf, der mit einer madenschraube fixiert wird.
hast du eine andere?

@holger

hallo holger,

klingt gut. ich glaube, so mutig werde ich wohl mal sein müssen. wobei der tip von olaf mit den spannzangen noch die sicherere alternative sein dürfte. lässt sich der kopf dann frei drehen oder ist das ein gewinde?

bezüglich der bezeichnungen: mach dir keinen streß!


vielen dank an alle
wolfgang

olaf.med

Hallo Wolfgang,

meine Drehmaschine mit allen Spannzangen steht Dir natürlich zur Verfügung, wenn Du demnächst sowieso kommst. Drehen mußt Du allerdings selbst, da ich immer noch gehandicapped bin >:(.

Gruß, Olaf
Gerne per Du!

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Piper

Hallo Ortholux,
ich habe offenbar die selbe Anleitung, die Du auch schon besitzt. Sie bezieht sich in der Tat auf eine neuere Objektivgeneration (NPL FLuotar ICT, Tubuslänge 160 mm). Diese Objektive hatten zwei einander gegenüberliegende Löcher, in welche zwei kleine Justierschrauben gesteckt werden konnten. Die Justierung wurde dann über eine Einstell-Lupe vorgenommen. Diese Prozedur wird in der besagten Anleitung beschrieben.
Schade, hätte Dir gerne weitergeholfen.
Schöne Leitz-Grüße
Jörg


ortholux

Es ist vollbracht!
Danke Holger für Deinen "Gewalt"-Tip, danke Olaf fürs Einspannen.

Der Trick ist tatsächlich denkbar einfach. Die Spannzange hält das vordere Objektivteil schonend fest. Man kann dann, mit einem Gummilappen bewaffnet, den Rest per Hand abdrehen.

Jetzt muß ich nur noch Zeit finden die Prismen zu justieren.

Viele Grüße
Wolfgang

Holger Adelmann

super, Wolfgang  :)
viel Erfolg, aber die Justage ist nun einfach.
herzliche Gruesse
Holger