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Langzeit-Kristalle

Begonnen von Ernst Hippe, Oktober 23, 2013, 17:53:09 NACHMITTAGS

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Ernst Hippe

Hallo Fachleute,
früher habe ich schon berichtet über Kristallbildungen an Kleinkrebsen und ihren Exuvien. Sie wurden schließlich als Calciumcarbonat analysiert. Eine Probe mit Exuvien der Amanogarnele ist nun nach einigen Wochen ausgetrocknet. Dabei haben sich neue größere Kristalle, meist unverbunden mit den Schalenresten, gebildet von ganz anderer Form (polarisiert):



Ihre Größe liegt zwischen 260 und 470 µm; der Einkristall links ist doppelt so stark vergrößert und zeigt die typische schräge Parallelogrammform. Das müßte nun wieder Calciumcarbonat sein - hat das diese Form? Es ist ja wohl schlecht wasserlöslich, daher wundert mich diese "Umkristallisierung". Wer weiß genaueres?
Gruß Ernst Hippe
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Heiko

Hallo Herr Hippe,

damit hatte ich auch schon einmal meine Not:



Die Fachleute hatten die 102° damals genehmigt.

Viele Grüße,
Heiko

Ernst Hippe

Hallo Heiko,
war das denn auch Calciumcarbonat? Ich messe 115°, soweit nicht der Winkel durch Schräglage verfälscht ist. Kristallografen an die Front!
Gruß Ernst Hippe
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Heiko

Hallo Herr Hippe,

stimmt, da ist eine Abweichung:



Gruß, Heiko

Ernst Hippe

Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, daß sich doch noch jemand zu dieser Kristallfrage äußert!
Vielleicht hilft das verregnete Wochenende dazu?
Gruß Ernst Hippe
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Ernst Hippe

Jetzt habe ich eine Stelle der Probe vor und nach Beträufeln mit Citronensäure (in Wasser) aufgenommen:



Ergebnis: die alten Schalenkristalle völlig aufgelöst mit starker Blasenbildung (CO2) - die größeren neuen Kristalle noch intakt. Liebe Chemiker, ich bitte um Kommentare!
Gruß Ernst Hippe
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Klaus Herrmann

Lieber Ernst,

ZitatLiebe Chemiker, ich bitte um Kommentare!

Hier: nicht aufgelöst, aber deutlich sichtbar angelöst! Bitte beobachten!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Stefan_O

Da Calciumcitrat nur schlecht in Wasser löslich ist, wäre Essig vielleicht die bessere Säure gewesen. Das mag den Unterschied zwischen der Löslichkeit der Strukturen mit grosser Oberfläche und den kompakten Kristallen erklären.

Gruss,
Stefan

Ernst Hippe

Hallo Klaus und Stefan,
heute habe ich das Experiment (an anderer Stelle der Probe) mit Essigessenz 25% wiederholt: gleiches Ergebnis, wobei die großen Kristalle eher noch weniger angelöst erscheinen.
Die nach genauerer Betrachtung von mehreren Exemplaren des ersten Versuchs sehr schwache, z.T. fehlende Anlösung hat sich nach über einem Tag nicht verstärkt.
Ob aus alledem abzuleiten ist, daß die großen Kristalle auch aus Calciumcarbonat sind oder nicht, kann ich nicht beurteilen, erscheint mir aber immer noch fraglich...
Gruß Ernst Hippe
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Ernst Hippe

Aber hallo!
Deutlich über 500 Abfragen - und kein kundiger Chemiker oder Kristallograf dabei? Die "neuen" Kristalle haben sich nicht verändert.
Noch immer bleibt ein bißchen Hoffnung...
Gruß Ernst Hippe
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Stefan_O

Hallo Ernst,

das mag daran liegen, dass die Informationen zur Bestimmung zu mager sind. Nach der Essigessenz glaube ich nicht mehr an Calciumcarbonat, aber es ist schwer nachzuvollziehen, was dort passiert ist. Ich habe ein bisschen in Richtung anderer Karbonate (Umwandlung von Calzit in Dolomit durch Mg im Leitungswasser) gedacht, die Kristallform passt aber nicht. Auch bei organischen Verbindungen in Zusammenhang mit Garnelenschalen bin ich auf keinen grünen Zweig gekommen.

Ich kann anbieten, ein Raman-Spektrum eines Kristalls aufzunehmen. Wenn er anorganisch ist, sollte ich ihn bestimmen können, für organische fehlt mir die Datenbank.

Gruss,
Stefan

Ernst Hippe

Hallo Stefan,
vielen Dank für das Raman-Angebot! Die "klassischen" Schalenkristalle wurden schon nach dieser Methode als Calciumcarbonat erkannt. Die neue Probe ist jetzt freilich durch Citronensäure und Essig möglicherweise verfälscht, also müßte ich später nochmal eine Langzeitprobe ansetzen. Jedenfalls nochmal danke für Deine Nachforschungen.
Gruß Ernst Hippe
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olaf.med

Lieber Ernst und Miträtseler,

ich habe den Beitrag mit dem sehr schönen Sanduhr-artigen Kristall erst jetzt entdeckt und möchte meinen Senf - obwohl kein Kristallograph - auch dazu geben. Diese Art des Kristallwachstums nennt man isomorphe Schichtung und sie entsteht dadurch, dass auf unterschiedlichen Flächen unterschiedliche chemische Zusammensetzungen angelagert werden. Das setzt aber voraus, dass diese Flächen kristallographisch nicht äquvivalent sind und damit scheidet Calcit als rhomboedrischer Kristall ganz eindeutig als Kandidat aus. Dieser Kristall ist wohl monoklin. Bei einer Größe von fast einem halben Millimeter sollte man dies auch optisch leicht bestimmen können. Das kann ich gerne einmal versuchen.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0