Octodiceras fontanum, Echter Quellgabelzahn

Begonnen von rekuwi, Oktober 06, 2009, 18:30:34 NACHMITTAGS

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rekuwi

Liebe Mikroskopiker/innen,

bei absolut niedrigem Wasserstand bin ich kürzlich auf den Grund des Rheins gestiegen (zumindest am Rand der trockengefallen ist). Mir war von der sehr hohen Böschung aus dunkler Bewuchs aufgefallen und den wollte ich mal mikroskopieren. Ich fand ein Moos, es ist Octodiceras fontanum wie Bernhard Kaiser, den ich um die Bestimmung bat mitteilte. Es ist ein zertreut in Bächen und Flüssen vorkommendes Moos. Verbreitet sich aber an manchen Stellen (wohl bei guten Bedingungen) invasiv.

Hier ein Pflanzenbüschelchen auf einem Stein knapp über der Wasseroberfläche:



hier auf einem trockengefallenen Betonspitze (liegt normalerweise 50 - 100 cm unter Wasser):



hier die Spitze eines Ästchens:



hier ein halbes Blättchen, die Blättchen sind recht lang, verlängert linealisch:



hier die Blattspitze:



hier der Bewuchs mit Algenläusen:



hier der Blattrand:



Mich wundert, daß ein Moos das unter Wasser wächst Seten ausbildet. Ich habe aber keine gesehen.
Was natürlich beim Mikroskopieren etwas stört ist der starke Bewuchs mit Algenläusen und auch die Verschmutzung der Pflanzen. Ließ sich leider nicht abkratzen :D.

Liebe Grüße
Regi


Ernst Hippe

Hallo Regi,

wirklich schöne Dokumentation von etwas, das man sonst nie sieht!
Gruß Ernst Hippe
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Bernhard Kaiser

Guten Morgen Regi,

eine überzeugende Darstellung.
Ich habe O. fontanum noch nie in "freier Wildbahn" gesehen und finde Deine Photos sehr anschaulich. Die Aufnahmen der Blattzellen sind  hervorragend.

Die sehr selten auftretenden Sporogone brechen leicht ab, werden fortgeschwemmt und sorgen für die weitere Verbreitung.

Einen schönen Tag.

Bernhard Kaiser

Michael Plewka

hallo Regi
ich schließe mich an: sehr schöne Dokumentation!
beste Grüße Michael

Klaus Herrmann

Guten Morgen Regi,

da kann ich nur mitjubeln: eine schöne Darstellung dieser wohl selten zu sehenden Spezies. Was für die Einen ein Ärgernis ist, ist für die Anderen eine Freude (Der z. Zt  sehr niedere Wasserstand des Rheins).

Zu den "Algenläusen" eine Frage: sind die so durchsichtig, dass man nur Umrisse sehen kann? Und sind das Parasiten?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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G. Helbig

Zitat von: Klaus Herrmann in Oktober 07, 2009, 08:24:05 VORMITTAG
Zu den "Algenläusen" eine Frage: sind die so durchsichtig, dass man nur Umrisse sehen kann? Und sind das Parasiten?

Hallo Klaus,

Algenläuse sind Kieselalgen (Cocconeis). Es sind keine Parasiten - sie gehören zu den Aufwuchs-Diatomeen.

Viele Grüße

Gerald

Fahrenheit

Liebe Regi,

da möchte ich mich anschließen, eine sehr schöne Dokumentation.

Mir ist Anfang des Jahres in einem ähnlichen Biotop (trockengefallene Buhne im Rhein bei Königswinter) ein Quellmoos (Fontinalis antipyretica) in die Hände gefallen, das ich noch in einem Herbarblatt zu hause habe.
Eigentlich findet man dieses nach Prof. Frahm eher in kleineren, klareren und vor allem langsamer fließenden Gewässern. Aber zumindest um Bonn herum gibt es eine größere Population, die sich auch vom Habitus her den höheren Strömungsgeschwindikeiten im Rhein angepasst hat - und zwar durch Ausbildung einer leichten Rippe der sonst rippenlosen Blätter zur Stabilisierung (ich schreibe aus meiner Erinnerung und hoffe, ich habe mich nicht vertan).

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

rekuwi

Herzlichen Dank an alle.

Das war für mich auch ein kleines Abenteuer weil ich an diesem Stück Ufer keinen flachen Einstieg fand. Ich mußte rückwärts ca. 5 m eine steile gemauerte Treppe (Auftritt 12 cm, Steigung ca. 28 cm, gottseidank ein Handlauf in ca. 25 cm Höhe von der Mauer) runterkraxeln. Mein altes Hündchen war tollkühn und flitzte kopfüber da runter! Hätte ich nie geglaubt. Dann lange über eine Streu von Körbchenmuscheln gelaufen bis ich zu der Stelle mit dem Moos kam. Raufwärts war dann nur eine Treppe ohne Handlauf, bin auf allen Vieren hochgekrabbelt. Na, da war ich hinterher ganz stolz auf mich ;D.

Lieber Jörg,
das Quellmoos Fontinalis antipyretica fand ich auch mal, allerdings bei Bingen-Gaulsheim. Es schien mir als wäre es dort angeschwemmt worden. Dort wächst weit und breit sowas nicht am Ufer.

Liebe Grüße
Regi