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HISTOLOGIE: Rätsel 1

Begonnen von Florian Stellmacher, November 30, 2009, 21:10:27 NACHMITTAGS

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Florian Stellmacher

Genau!

Normalerweise sollte doch zu erwarten sein, dass sich zunächst Zellen der unspezifischen Immunantwort, die neutrophilen Granulozyten, für die Pilze interessieren und sie vernichten. Aber auf dem Bild ist nicht ein einziger Granulozyt zu sehen.

Der Patient war nicht an AIDS erkrankt, bei Immunschwäche denken die meisten Menschen aber zunächst an diese Erkrankung. Nein, der Patient ist wenige Tage nach einer Hochdosis-Chemotherapie verstorben, die ihm wegen eines malignen Lymphoms (im Volksmund "Lymphdrüsenkrebs" genannt) verbreicht wurde. Hierbei wurde nahezu das gesamte Immunsystem zerstört. Danach sind die Patienten zunächst sehr infektionsgefährdet, wobei oftmals Keime lebensbedrohlich werden können, die die Patienten selbst schon lange - folgenlos - in sich tragen. In diesem Fall wurde dem Patienten ein relativ harmloser Hefepilz, der sich z.B. in der Mundschleimhaut und der Speiseröhre wohl fühlt, zum Verhängnis. der Pilz breitete sich rasant aus und wurde auch über das Blut in die inneren Organen verstreut. Vielleicht stelle ich den Fall mal mit entsprechenden Bildern vor.

Generell gilt: Eine Pilz-Sepsis wie hier bekommen nur Schwerkranke, eingentlich nie gesunde Menschen.

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Oliver S.

#16
Hallo ihr Mediziner,
dann stellt sich für mich eigentlich nur noch die Frage, warum man vor so einer hochdosierten Chemotherapie nicht erst mal alle potenziell gefährlichen Keime durch Antibiotika und Antimykotika aus dem zu behandelnden Patienten entfernt.
Gruß,
Oliver
(gern per "Du" )

reblaus

Hallo Oliver,
im Zeitalter der resistenten Keime würde der Patient vermutlich den ganzen Cocktail nicht dauerhaft überleben, zumal es wohl kaum möglich ist, die letzten Winkel des Körpers damit keimfrei zu kriegen.
"Ich glaube sowieso nicht an Bakterien" hat schon Max von Pettenkofer gesagt und ein Fläschchen Cholerabazillen schadlos geschluckt. Trotzdem gilt er as Vater der modernen Hygiene.
Gruß
Rolf

Jürgen Boschert

Hallo,

ja, gerade die systemisch (nicht topisch) verabreichten Antimykotica sind mit erheblichen und z. T. lebensbedrohlichen (toxischen) Nebenwirkungen behaftet und bedürfen
deswegen einer strengen Indikationsstellung.

Gruß !

JB
Beste Grüße !

JB

Peter V.

Hallo!

Zitatdann stellt sich für mich eigentlich nur noch die Frage, warum man vor so einer hochdosierten Chemotherapie nicht erst mal alle potenziell gefährlichen Keime durch Antibiotika und Antimykotika aus dem zu behandelnden Patienten entfernt.
Gruß,
Oliver

Das ist keineswegs ein so abwegiger Gedanke. Vor z.B. einer Knochemark- resp. Stammzelltransplantation ist es erforderlich, das eigene Immunsystem des Empfängers nahezu vollständig zu zerstören. Dazu wird eine exzessiv toxische Chemotherapie in Kombination mit einer Ganzkörperbestrahlung eingesetzt. Der Patient muss eine gewisse Zeit ( bis zum "Angehen" des transplantierten Knochenmarks ) praktisch ohne jegliches Immunsystem überstehen. Vor bzw. im Rahmen einer solchen Therapie erfolgt eine "Dekontamination", das heißt, eine Art "Desinfektion" zumindest des Magen-Darm-Traktes dieser Patienten mittels Einnahme nicht resorbierbarer Antbiotika ( gegen Bakterien ) und Antimykotika ( gegen Pilze ). Der Stuhl derart behandelter Patienten ist übrigens nahezu geruchlos.
Ich denke, dass auch vor einer Hochdosis-Chemotherapie bei Lymphomen eine solche Dekontamination erfolgt.
Eine vollständige "Sterilisation" des menschlichen Körpers ist natürlich nicht möglich.
Wer sich dafür weiter interessiert, möge einmal nach Knochenmarktransplantation Stammzelltransplantation und Dekontamination googlen.

Herzliche Grüße
Peter

Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Oliver S.

Mal ganz konkret: Die Hefe, an der der Kollege da gestorben ist, die hätte man doch vorher erledigen können, oder?
Gruselige Grüße,
Oliver
(gern per "Du" )

Peter V.

#21
Hallo Oliver,

wann darf ich in Schweden anrufen und Dich für den Nobelpreis nominieren lassen?  ;)

ZitatDie Hefe, an der der Kollege da gestorben ist, die hätte man doch vorher erledigen können, oder?
ist der klassiche Fall von "Große Worte gelassen ausgesprochen"  ;D

Im Ernst: Wenn das mal so einfach wäre.....

Grundsätzlich könnte man das - durch Autoklavieren des ganzen Menschen, ein allerdings vermutlich nicht ganz folgenloser Prozess. Und selbst dann würde es nicht 100%ig funktionieren, da auch der beste Sterilisationsprozess niemals ALLE Keime abtötet, sondern immer nur eine Keimzahlreduktion um bestimmte Zehnerpotenzen erreicht.

Natürlich versucht man alles, solche Patienten -soweit möglich - von Keimen zu befreien bzw. die Keimzahl weitest möglich zu reduzieren, neben den bereits beschriebenen Dekontaminationsmaßnahmen auch durch Isolation in Zimmern mit sterilgefilterter Luft, Sterilwasserversorgung, sterilisierte Nahrung etc.
Aber eine vollständige Entkeimung ist defintiv nicht möglich!

Herzliche Grüße
Peter
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Oliver S.

Hallo Peter,
ich kann Besserwisserei eigentlich auch gar nicht leiden  ;D und ziehe meine entsprechende Bemerkung daher zurück.
Es leuchtet mir außerdem schon ein: Wenn er nicht am Pilz gestorben wäre, hätte ihn genauso gut die nächste sonst harmlose Mikrobe umbringen können und alle Keime kriegt man halt nicht raus aus so einem Menschen :-\.
Gruß,
Oliver
(gern per "Du" )