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Adineta und DIK

Begonnen von Michael Plewka, Februar 04, 2010, 22:45:18 NACHMITTAGS

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Michael Plewka

liebes Forum, liebe Tümplerinnen und Tümpler,

Meine letzte Wasserprobe , die ich vor 10 Tagen gezogen habe, war wenig ergiebig , so bin ich mal auf ,,terrestrisches" Material umgestiegen. Ich habe mir also mal die  Organismen aus einer feuchten Moos-und Baumpilz-Probe angeschaut und fand einen alten Bekannten wieder: das Rädertier Adineta barbata.  Da ich momentan ich ein Mikroskop mit DIK-Einrichtung testweise zur Verfügung habe, ergab es sich, einige für mich interessante Bebachtungen zur Morphologie des Rädertiers  im Bild festzuhalten. Adineta barbata ist durch Cilien an der Rüsselspitze gekennzeichnet. Bei diesem Exemplar waren diese mit seltsamen Blasen versehen (gelbe Pfeile):




Adineta hat  außerdem ein  seltsames Räderorgan, das zu einer Wimpernscheibe umgewandel ist.  Deutlich ist zu sehen, dass die Wimpernscheibe  von einem Saum umgeben ist (gelbe Pfeile). Die Nahrung wird mit den U-Häkchen abgeschabt. Zum Kauer hin wird das abgeschabte Material duch eine Rinne kanalisiert und zum Kauer transportiert (grüner Pfeil).




Was ich vorher noch nie beobachten konnte ist, dass der Saum  kontrahieren kann und die Wimpernscheibe irisartig wie hinter einem Vorhang verschwindet. Im  Bild sind Fasern erkennbar, die möglicherweise die Öffnung des Vorhangs bewirken (gelbe Pfeile). Grüne Pfeile: U-Häkchen:



Hier der maximal geschlossene "Vorhang". Das kreisförmige Gebilde an der Spitze des Rüssels  ist mir nicht bekannt. :



viel Spaß beim Anschauen wünscht Michael Plewka




Ernst Hippe

Lieber Herr Plewka,

fabelhaft, was Sie da an Details entdeckt haben -der alte Koste hätte seine Freude daran gehabt! Ich habe leider nicht so eine feine Optik, um es mir gelegentlich näher anzusehen.
Gruß Ernst Hippe
Vorstellung:Hier klicken

Eckhard

Hallo Michael,

sehr schöne und detailreiche Aufnahmen. Kannst Du etwas darüber sagen, welches DIC mit welchen Objektiven hier im Einsatz war?

Herzliche Grüsse
Eckhard
Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
Nikon SE2000U (HF, DIK, Ph)
Olympus SZX 12 (HF, DF, Pol)
Zeiss Sigma (ETSE, InLens SE)

www.wunderkanone.de
www.penard.de
www.flickr.com/wunderkanone

Michael Plewka

hallo zusammen,
dass sich Adineta in dieser Weise präsentiert hat, hat bestimmt nichts mit DIK zu tun. Dennoch ist für mich als Neuling , was dieses  Verfahren angeht, der Blick durch  die ,,DIK-Brille" überwältigend.  Die Organismen scheinen in einem unendlich tiefen  See zu schwimmen und präsenteren sich dabei sehr klar und leuchtend.  Die Gefahr ist, dass man sich in Details verliert, welche nun so plastisch hervortreten und sich geradezu aufdrängen. Beispielsweise habe ich noch nie so viele Amöben in den Präparaten wahrgenommen. Dieses Verfahren  erfordert deshalb vielleicht eine etwas andere (mentale) Herangehensweise ans Mikroskopieren.
Ein Vergleich mit HF- Schieflicht des gleichen Objekts ergibt sich vielleicht hier:http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/source/Adineta%20barbata.html
Zur Technik: zum Hersteller möchte ich mich an dieser Stelle (noch) nicht äußern. Es handelt sich um ,,normalen" DIK, also nicht ,,PlasDic". Das obere Bild ist mit einem PA 63/ 1,4 Öl  aufgenommen, die anderen Aufnahmen mit einem PA  40/ 1,0 Öl. Dass es sich um ein Unendlich-system handelt, wirkt sich auf die Bildeigenschaften meiner Erfahrung nach nicht aus. Da das Mikroskop nicht für Blitz adaptiert ist, musste ich meine Coolpix reaktivieren, um die Belichtungszeiten kleinzuhalten (1/2000 sec). Das Tier war nicht festgeklemmt, sondern schwamm frei herum (allerdings für Adineta ungewöhnlich langsam) ; Hier gezeigt: die Ausbeute aus ca. 250 Fotos in 1 Stunde.
beste Grüße Michael Plewka

ludo

Hallo Michael,

ganz herzlichen Dank für die tollen Detailansichten ! Sehr interessant, was Du über die "DIK-Brille" schreibst ! (Man kann ja diese Raumtiefe auch bei etlichen DIK Bildern ahnen). Mich würde noch interessieren, wie Du als exellenter Schieflichtexperte die tagtägliche praktische Handhabung des DIK beurteilst. Ist die ähnlich aufwendig (oder mehr oder weniger) wie die Schieflicht-Experimentiererei ?

Viele Grüße
ludwig

Michael Plewka

hallo Ludwig,
wieso ist die Schieflicht-Experimentierei aufwendig? Ein Stück schwarze Pappe und fertig. Es ist ja alles eine Frage des Anspruchs.... Genauso ist es beim DIK auch (nach meiner bescheidenen Erfahrung). Es gibt mehr Parameter zum Einstellen  (Kondensor und die Stellung des 2. Nomarski-Prismas). Es mag an den Objektiven liegen, aber die Schichtdicke hat m.E. noch stärkeren Einfluss als im Hellfeld. Es lassen sich mehr Varianten in der Beleuchtung einstellen, die sich vor allem im Kontrast und der Dunkelheit des Hintergrundes äußern. Das ist aber Geschmacksache, scheint es. Im Forum hier  kann man die unterschiedlichen Präferenzen der  Mitglieder dieses Forums ganz gut erkennen ....
beste Grüße Michael

ludo

Hallo Michael,

herzlichen Dank für Deine Ausführungen ! Mit der "Experimentiererei" habe ich das Fingerspitzengefühl gemeint, das man erwerben muß, um das Optimum herausholen zu können.

viele Grüße

ludwig