Was ist inzwischen möglich mit Handy-Kameras?

Begonnen von rhamvossen, Mai 12, 2024, 17:36:57 NACHMITTAGS

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Lupus

Hallo,

da wurden jetzt zwei verschiedene Probleme angesprochen.

Das eine ist, dass man beim Smartphone im Gegensatz zur Systemkamera das Objektiv bezüglich des Bildwinkels (durch die gewählte Brennweite) nicht anpassen kann. Das "Standardobjektiv" bleibt beim Smartphone sicher das Weitwinkelobjektiv, das entspricht häufig etwa der Brennweite 23 mm einer 24x36mm Vollformatkamera. Also grob gerechnet einem Bildwinkel von 55°x76°. Ein Weitwinkelokular 10x SF20mm erfasst etwa 44°. Der Rest des Kamerasensors bleibt ungenutzt. Bei den aktuell oft 50 MP großen Sensoren (vereinzelt wie beschrieben auch 200 MP) ist das aber im Vergleich zur üblichen Systemkamera gar nicht so problematisch.

Das andere Problem ist die Bildqualität durch JPG-Konvertierung. Jedenfalls ohne Verwendung der RAW-Datei wird ein Smartphone (für die Mikrofotografie) immer schlechter sein als eine gut eingestellte Systemkamera weil die Hersteller leider sehr intensiv in das Originalbild eingreifen. Die Ausgangsfrage bezog sich daher richtigerweise auch auf die Smartphone-Bildqualität aus RAW-Dateien. Einen Vergleich Smartphone (hier Tablet) JPG - RAW an Mikroskop-Präparaten hatte ich vor einiger Zeit schon einmal gemacht (letztes Bild im Beitrag), aber nicht den Vergleich Systemkamera mit RAW-Smartphone.
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=48097.0

Wenn ich Zeit habe, versuche ich auch diesen Vergleich noch am identischen Objekt zu machen. Die RAW-Bilder aus dem verlinkten Beitrag sind übrigens nicht bearbeitet, nicht einmal mit einem Standard Waveletfilter wie es eigentlich bei jeder RAW-Konvertierung moderat angewendet wird. Daher erscheint die RAW-Ausschnittsvergrößerung relativ stark verrauscht im Vergleich zum JPG-Bild, das kameraintern immer entrauscht wird.

Hubert

Bob

Zitat von: rhamvossen in Mai 17, 2024, 17:57:23 NACHMITTAGSHallo Bob,

ZitatDie typischen Weitwinkelobjektive passen schlecht zu normalen Okularen

Stimmt. Besser sind Okularen mit eine kleine Augenlinse und eine Vergrosserung von 12.5x-15x.

Vor 10 Jahren hätte ich gedacht, dass Smartphone-Kameras innerhalb weniger Jahre die Qualität von Systemkameras erreichen würden. Jetzt vermute ich das das in die nächste 10 Jahren nicht passieren wird.

Beste Grüsse,

Rolf
Hallo Rolf,
beim Telefon möchte man halt nur begrenzt vorstehende Kameras tolerieren, sonst wird es für andere Anwendungen unpraktisch. Ich finde es aber verblüffend, dass schon 1 Zoll-Sensoren zum Einsatz kommen. Wo die modernen Handy-Kameras punkten können ist die Software. Ein Handy hat heute wesentlich mehr Rechenleistung und Speicher als eine Systemkamera. Dadurch kann viel mehr getan werden, um aus einem oder mehreren Fotos ein gutes Bild zu erzeugen. Panoramas oder Fotos bei sehr wenig Licht gelingen verblüffend gut. Was dabei leidet ist die Verlässlichkeit, dass nichts aufs Bild kommt, was es gar nicht wirklich gab. Auch sind diese Algorithmen nicht auf Mikroskopfotos optimiert und eher nicht für eine umfangreiche Nachbearbeitung vorgesehen. Sie liefern dafür "gute" Fotos in normalen Aufnahmesituationen, allerdings oft übermäßig optimiert und bonbonfarbig.

Ein nützlicher Test für eine neue Kameraadaption ist immer das Foto mit einem höheraperturigen Objektiv. Meine Olympus TG-4 machte ganz brauchbare Mikrofotos mit schwächeren Objektiven, ab dem 40er tauchen aber Objektivmängel und Sensorschmutz störrend und schwer korrigierbar im Bild auf.  Ob da auch bei moderen Handys Einschränkungen zu erwarten sind weiß ich nicht.

Viele Grüße,

Bob

rhamvossen

Hallo Hubert,

In der von dir verlinkten Beitrag sieht man in dem vergleich RAW-JPG auch sehr gut das die Farbfehler vom Objektiv in dem JPG Bild fast weg sind. Und das, durch die stärke nachbearbeitung. Für tote Diatomeen viellicht eine schöne sache weil Farbe da nicht wichtig ist. Mit dem Handy wird einen einfachen Achromat ein Apochromat ;).

@Bob
ZitatMeine Olympus TG-4 machte ganz brauchbare Mikrofotos mit schwächeren Objektiven, ab dem 40er tauchen aber Objektivmängel und Sensorschmutz störrend und schwer korrigierbar im Bild auf.  Ob da auch bei moderen Handys Einschränkungen zu erwarten sind weiß ich nicht.

Ich habe die Erfahrung das mit einem Handy die beste Bilder mit die höher vergrösserende Objektive entstehen. Ein Bild vom 10/0.25 enthalt viel mehr Informationen als ein Bild vom 100/1.25. Mehr Informationen bedeutet das man mehr Pixel braucht. Und mit einem kleinen Handy-Sensor wird der unterschied sehr deutlich sichtbar sein. Beste Grüsse,

Rolf

witweb

Hallo,

vielleicht noch eine interessante Ergänzung zum Thema: Raw ist nicht gleich Raw

Beste Grüße

Michael
Dieser Post wurde aus recycelten Elektronen erstellt
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