marine "Amöbe" (->Trichoplax adhaerens) und ein Ciliat (->Condylostoma )

Begonnen von Oliver S., März 22, 2010, 00:59:10 VORMITTAG

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Oliver S.

Liebe Experten,
aus meiner Teneriffa-Pfütze habe ich heute diese beiden Tierchen gefischt:

Abb. 1 (amöboides Tierchen mit 500-600µm Durchmessen 10x)


Abb. 2 (amöboides Tierchen mit 500-600µm Durchmessen 40x; Abb. 2-5 sind Aufnamen in Folge weniger Sekunden)


Abb. 3


Abb. 4


Abb. 5



Abb. 6 (Ciliat (Condylostoma??) ca. 200x60 µm)


Nach meiner ganz bescheidenen Salzwasserliteratur könnte es sich um irgend eine Salzwasseramöbe ( Protamoeba??) und um  die Gattung Condylostoma in Abb. 6 handeln. Etwas stutzig macht mich allerdings, dass die vermeintliche Amöbe ganz klar Cilien hat, auch wenn das in den Bildern nur ansatzweise deutlich wird.

Ich weiß, dass Salzwasserexperten rar sind.
Falls aber dennoch jemand eine Anmerkung zur Bestimmung machen könnte, würde mich das natürlich sehr freuen.
Gruß, Oliver
(gern per "Du" )

Michael Plewka

hallo Oliver,
ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich hier, genauso wie bei deinem letzten Wurm, um Turbellarien handelt. Schau doch mal in dem "Hofrichter"-Band, den Du ja hast, nach...
beste Grüße Michael Plewka

Wolfgang Bettighofer

Hallo Oliver,

bei der Amöbe könnte es sich um Pelomyxa palustris handeln.

Tschüß, Wolfgang
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Oliver S.

Lieber Wolfgang, lieber Michale Plewka,
vielen Dank zunächst mal für die Tipps.
Das erste Tierchen sieht m.M.n Pelomyxa palustris tatsächlich sehr ähnlich. Allerdings scheint das Habitat nicht zu passen:

Zitat aus "http://www.eol.org/pages/491173"
"Pelomyxa palustris is usually reported as a large multinucleate amoeboid pelobiont, 100-5000 microns long, with small non-motile flagella, endosymbiotic bacteria, refringent cytoplasmic granules (sand and food particles); movement takes place usually as a monopodial progression, with a central forward flow of cytoplasm along a single axis, and the cytoplasm spills outwards at the anterior-most tip of the flagellum. The posterior uroid is involved in the capture of food which is comprised of detritus and algae. The cysts are about 100 microns in diameter. This species has been reported from freshwater and soils . This species has many inactive flagella attached to single basal bodies. Cones of microtubules arise from the bases and sides of the basal bodies; sometimes enclosing a nucleus. The nuclei may also be surrounded by endosymbiotic bacteria instead of microtubules. The axonemes of the flagella may or may not have the standard 9+2 arrangement of microtubules."

Auch die Flagellen waren sehr beweglich und keineswegs "non-motile". Daher finde ich den Gedanken, dass es sich um eine Turbellaria handeln könnte interessant. Allerdings ist das Tierchen so formveränderlich, dass ich mir das auch kaum vorstellen kann. Bisher habe ich im Hofrichter auch nichts passendes gefunden, aber ich will noch mal ganz genau nachschauen.
Herzliche Grüße und nochmals besten Dank!
Oliver
(gern per "Du" )

Wolfgang Bettighofer

Lieber Oliver,

OKOK, freshwater & soil ist schon ein Argument, wenn die Pfütze echtes Meerwasser und kein Brackwasser enthielt.
"non-motile flagella" meint das, was es sagt, nämlich flagellare Anhänge, die nicht schlagen, meint aber nciht, dass das Viech sich nicht bewegt.
Nun rast die Pelomyxa üblicherweise nicht, also lassen wir das, in dieser Richtung zu suchen.

Beste Grüße, Wolfgang
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Michael Plewka

#5
hallo Oliver,
mein Ausgangspunkt war, dass ich an dem gesamten Rand des Organismus Cilien zu sehen meinte. Sehe ich das richtig? Deshalb kamen für mich Amöben überhaupt nicht in Frage, sondern eher Vertreter der Plathelminthen (>>Turbellarien) (genauso wie hier: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=5198.0 ). Diese haben teilweise undulierende Säume, die, plattgedrückt, als tiefe Kerben erscheinen. Hierzu müsste man aber den "Körper" in einem größeren Bild sehen. Typischerweise kann man Turbellarien nämlich ganz gut an den Gonaden und dem Verdauungssystem erkennen. Dahingegen erscheint Dein Viech sehr homogen. Was aber an der Größe der Übersicht liegt.

Die weitere Möglichkeit, die ich mir vorstellen kann, ist, dass es sich um Trichoplax adhaerens (Placozoa) handelt. Auf die Schnelle im Netz (aber ebenfalls im HOFRICHTER) ergibt sich eine gewisse Ähnlichkeit; vor allem kommt da die Größe besser hin.
Beste Grüße Michael Plewka

Oliver S.

#6
Lieber Michael Plewka,
Trichoplax adhaerens "anhaftende haarige Platte" darauf wäre ich ohne den Tipp nie gekommen aber jetzt besteht für mich kein Zweifel, dass es das ist! Also vielen Dank für den Hinweis. Mit den Bildern im Hofrichter hätte ich das 1883 entdeckte Tierchen (das einzige des Tierstamms der Placozoa!) übrigens nicht erkannt, aber hiermit : http://de.wikipedia.org/wiki/Trichoplax_adhaerens oder damit: http://www.marinespecies.org/placozoa/index.php besteht für mich kaum noch ein Zweifel.
Herzliche Grüsse und nochmals vielen Dank!
Oliver
(gern per "Du" )

Oliver S.

kleiner Nachtrag:
Ich habe gerade noch mal die Bilderserie angeschaut und festgestellt, dass man auf keinem Bild die vielen Cilien so gut beobachten kann, wie das durchs Mikroskop direkt möglich war. Die Bewegungen sind für meine Kamera wohl einfach zu schnell und gehen in einer Art Rauschen oder Bildtrübung unter.
Da mir bei der Gelegenheit aufgefallen ist, dass ich zufällig 20 Folgebilder habe, die den Bewegungsablauf der beiden hier vorgestellten Tierchen zeigt (Trichoplax adhaerens schiebt sich ein bisschen in den Vordergrund) , habe ich mal versucht eine Animation mit Picolay daraus zu machen:

Animation aus 20 Bildern:

Gruß, Oliver
(gern per "Du" )

Walter Pfliegler

Unglaublich! Trichoplax adhaerens! Das ist wie ein 'Holy Grail' :)

Grüsse, Walter
Walter - Amateur Naturfotograf, Ungarn