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Tintinnidium

Begonnen von Bernd, April 15, 2010, 20:53:29 NACHMITTAGS

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Bernd

Liebes Forum,

hier einige Fotos des ca. 130 µm langen, gehäusebauenden, heterotrichen Ciliaten Tintinnidium fluviatils aus im März und April dieses Jahres genommen Wasserproben aus einem Teich. Dieser Ciliat schwimmt mitsamt seinem Gehäuse frei im Wasser umher und setzt sich weder fest noch heftet er sich an eine Unterlage an. Die neu gebildete Gehäuse sind fast farblos, nehmen aber, wenn sie älter werden, eine braune Farbe an. Im Gegensatz zu den Stielen der peritrichen Ciliaten ist der Stiel von Tintinnidium ein Bestandteil der Zelle. Tintinnidium kann sich also nicht von seinem Stiel ablösen und auch keine Schwärmer bilden. Alle Aufnahmen DIC.

Viele Grüße
Bernd






rekuwi

Lieber Bernd,

eine schöne Reihe von eindrucksvollen Bildern dieses Ciliaten zeigst Du hier. Sehr interessant.

Habe dabei gleich an meine Frage wegen des Ciliaten im lockeren Gehäuse gedacht. Leider hatte meiner keinen Stiel und saß auch fest. Es wäre schön gewesen auf diese Weise doch noch die Art herauszufinden.

Liebe Grüße
Regi

Eckhard

Hallo Bernd,

Klasse!

Vielen Dank für die eindrucksvollen Bilder.

Herzliche Grüsse
Eckhard
Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
Nikon SE2000U (HF, DIK, Ph)
Olympus SZX 12 (HF, DF, Pol)
Zeiss Sigma (ETSE, InLens SE)

www.wunderkanone.de
www.penard.de
www.flickr.com/wunderkanone

Michael Plewka

#3
hallo zusammen,
@ Bernd:  Die Bilder sind wirklich genial (am Gehäuse außen dran erkenne ich auch noch Salpingoeca).  Mich hat allerdings diese Aussage stutzig gemacht:
ZitatIm Gegensatz ... ist der Stiel von Tintinnidium ein Bestandteil der Zelle. Tintinnidium kann sich also nicht von seinem Stiel ablösen und auch keine Schwärmer bilden.

Im FOISSNER ist zu lesen (S. 163): "Das Ciliat kann sich in sein Gehäuse zurückziehen oder es verlassen, wobei es so wie >> T. semiciliatum verschiedene Formen annimmt."  Dortr habe ich auch gelesen, dass es verschiedene Tintinnidium-Arten gibt. Dennoch würde ich gerne wissen, wo zu lesen ist, das sich T. fluvatile nicht ablösen kann. Vielleicht ist Deines ja eine andere Art.

Ich habe nun nicht das Verlassen des Geäuses selbst fotografieren könne (das geschieht ziemlich plötzlich), jedoch zeigen die zwei folgenden Bilder ein und dasselbe Ciliat :

1. Im Gehäuse (zwei Ansichten):


2. Frei schwimmend


(Beide Aufnahmen vom 24.3.2010, Teich Stadtgarten Herne)


An dem frei schwimmenden Ciliaten ist eindeutig kein Stiel erkennbar (eingeschmolzen?)

Dieses Verhalten, d.h. das Verlassen des Gehäuses, konnte ich mehrfach direkt beobachten. Es scheint mit dem Deckglasdruck auf das Gehäuse zu tun zu haben.

Jetzt kommt  die Frage, auf die ich bisher in meiner Literatur keine Antwort gefunden habe: kann dieses freischwimmende Individuum ein neues Gehäuse bauen? Wie erfolgt die Zellteilung? hat das jemand mal beobachtet und dokumentiert?


Meine Frage bezieht sich auch auf das Viech von Regi. Möglicherweise handelt es sich dort um eine solches Exemplar, welches ein neues Gehäuse aufbaut

beste Grüße Michael Plewka














Bernd

Hallo Michael:


1) Ich möchte noch einmal auf die Stiele von Ciliaten zurückkommen und um meine Aussage verdeutlichen.
Peritriche Ciliaten können am hinteren Ende ihres Körpers einen Kranz neuer Wimpern, den sog. adoralen Wimpernkranz, bilden und sich anschließend von ihrem Stiel, der ja ein Ausscheidungsprodukt eines speziellen Zellorganells, der Skopula, ist, ablösen. Während sie als sog. Schwärmer (Telotroch) davonschwimmen, bleibt der an seiner Unterlage festgeheftete Stiel zurück.
Tintinnidium heftet sich mit einer stielartigen Verlängerung des Hinterendes in seinem Gehäuse fest. Beim Verlassen des Gehäuses wird der Stiel eingezogen (Kahl, S. 514) und der Ciliat schwimmt davon.

2) Deine Fotos von Tintinnidium sind ebenfalls hervorragend. Wenn so viele Fremdkörper an dem Gehäuse haften, kann man (auch mit DIC) den Ciliaten nicht 100-prozentig freistellen. Besonders beeindruckend finde ich das Bild von dem freischwimmenden Tintinniden. Das habe ich so noch nicht gesehen und ich würde mich auch schwer tun, hier einen Tintinniden zu erkennen.

3) Tintinnidium teilt sich, wie alle nicht-peritrichen Ciliaten, quer. Franz Neidl hatte kürzlich Bilder des marinen Tintinniden Favella serrata in das amerikanische Forum eingestellt (http://www.photomacrography.net/forum/viewtopic.php?t=9248). Auf einem dieser Bilder ist die Zellteilung von Tintinnidum gezeigt.


Viele Grüße
Bernd

Michael Plewka

hallo Bernd,
vielen Dank für den Hinweis mit Franz´Bildern..
mir ging es um das Fehlen des Stiels im Bild von Regi, was zu dem Schluss verleitet hatte, es könne kein Tintinnidium sein. Das scheint aber  in dieser Form nicht zuzutreffen. Da ich gestern jede Menge eines ähnlichen Viechs gefunden habe, will ich die Fotos erst mal auswerten. Vielleicht ergibt sich daraus noch was...
beste Grüße Michael

Bernd

Hallo Michael,

noch 2 kurze Anmerkungen zu meinem Beitrag:
1) die peritrichen Ciliaten bilden einen aboralen Wimpernkranz, keinen adoralen.
2) Im Foissner ist eine Abbildung, aus der hervorgeht, daß nach der Tintinnidium-Zellteilung auch das Gehäuse geteilt wird (Querteilung).

Viele Grüße
Bernd