Zeiss KM, Kondensorfragen

Begonnen von attoparsec, April 14, 2012, 19:29:24 NACHMITTAGS

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attoparsec

Hallo,

dies ist (nach der Vorstellung im "Mikroskopiker im Netz"-Forum) mein erster Eintrag hier.
Ich bin an ein Zeiss KM Mikroskop gelangt, das bisher im medizinischen Laborbetrieb eingesetzt wurde. Als Objektive sind montiert:
- Plan10/0.22
- Plan40/0.65
- PH2 Plan40/0.65
- Neofluar 100/1.30 Oel
Die Okulare sind W10x/18 an einem 1.25x Binokulartubus. Phasenkontrastblende und Farbfilter sind ebenfalls dabei, das Phasenkontrast-Einstellmikroskop fehlt.

Ich habe keine grosse Mikroskopier-Erfahrung, mich daher mittels Mikrofibel etwas eingelesen und ein paar Dinge wie Blütenpollen betrachtet - passend zur Jahreszeit. Sämtliche Mechanik des Mikroskops funktioniert einwandfrei (habe nur eine Zahnstange des Kreuztisches leicht nachgestellt - ist jetzt spielfrei), die dimmbare Beleuchtung ebenfalls. Insgesamt macht das Mikroskop einen sehr sauberen & ordentlichen Eindruck. Soweit so gut.

Inzwischen habe ich festgestellt, dass die oberster Kappe am Kondensor fehlt. In der Anleitung wird sie als "Kondensorfrontkappe" und "Ausgleichsplatte" bezeichnet. Die Kappe wurde vermutlich entfernt, da das Mikroskop mit einer Blutzählkammer verwendert wurde. In der Anleitung steht dazu: "Asphaerischer Kondensor 0,9; verwendbar auch für Blutzählkammern nach Entfernung der Ausgleichsplatte"

Hier nun meine Kondensorfragen  ???:
Ist diese Kappe eine Schutzkappe, oder handelt es sich um ein optisches Element mit entsprechender Bedeutung? "Ausgleichsplatte" klingt jedenfalls eher nach Letzterem.
Welche Auswirkungen auf das Bild kann das Fehlen der Kappe haben?

Das Mikroskop hat einen Schieber zur Kontrolle der Kondensorhöheneinstellung: Die Kondensorhöhe ist so einzustellen, dass der Schieber scharf abgebildet wird. Bei meinem KM mit fehlender Kondensorfrontkappe bekomme ich den Schieber nur dann halbwegs scharf abgebildet, wenn ich die Kontrastblende voll schließe und die Kondensorhöhe bis zum Anschlag der Verstellmöglichkeit einstelle. Ist das normal oder kann das an der fehlenden Kappe liegen?

Gruß+Dank!
-attoparsec


attoparsec

Hallo,

da das Zeiss KM vielleicht etwas unbekannter ist (Dank an Jon für den Hinweis!), hier ein paar Fotos von dem Instrument:




Das Mikroskop ist speziell für den Routinelaboreinsatz konzipiert und wechselt hierzu z.B. automatisch die Blende bei Wahl eines anderen Objektivs am Revolver.

Und hier zwei Ansichten der obersten Kondensorlinse:


Dort gehört die fehlende "Kondensorfrontkappe" drauf geschraubt.

Von der Kappe habe ich leider auch im Internet kein Bild gefunden.  In der Anleitung ist sie nur als grobe Strichzeichnung dargestellt. Demnach dürfte sie außen gerändelt sein, damit man sie mit Daumen und Zeigefinger leichter auf-/abschrauben kann.

Wer kennt das oben gezeigte Instrument und weiß, welche Bedeutung diese Kappe hat?

Grüße, attoparsec

Werner

Hallo attoparsec (- die ganze Spanne -)

So´n KM habe ich auch - SerNr 002282, allerdings etwas anders, mit dem "Kompensator".
Diese Planscheibe dient dazu, den Kondensor-Fokus für normale Objektträger auf deren Oberfläche zu verkürzen.
Ist eigentlich nur bei hohen Vergrößerungen kritisch, bei Ölimmersion muß die Unterseite der Scheibe auch immergiert werden.
Die Vorrichtung ist auf den Kondensorträger aufgeschraubt, beim Deinem fehlen die Schraubenlöcher dazu.
Der Kompensator kann nach hinten geschoben und zum Reinigen dort rausgenommen werden.
Auf der rechten Seite ist bei Deinem noch eine Achse oder so, bei meinem ist dort nur ein Stöpsel. Wofür ist die ?
Hier noch einige Bilder:



Der "Kompensator" in Position:



Nach hinten geschoben:



Zum Reinigen entnommen:





Ich habe noch eine kurze Beschreibung des KM, der Link dazu ist leider verstorben. Wenn Du mit Deine e-mail mitteilst, kann ich Dir den PDF (3,5MB) senden.

Viele Grüße   -   Werner


attoparsec

Hallo Werner,

vielen Dank für die Beschreibung und die Bilder! Offensichtlich handelt es sich tatsächlich um eine etwas andere Konstruktion (verschiebbare Ausgleichsplatte vs. Schraubkappe), aber die Funktion der Ausgleichsplatte dürfte ja die gleiche sein. Wenn das eine beidseits plane Glasplatte ist, bräuchte ich ja eigentlich "nur" die Dicke und Glassorte/Brechungsindex, um einen halbwegs korrekten Ersatz basteln zu können, oder?

Die "Achse auf der rechten Seite" ist die Kontrolltaste für die Kondensorhöheneinstellung: Beim Eindrücken wird eine gerade Kante eingeblendet. Die Kondensorhöhe ist so einzustellen, dass die Kante scharf abgebildet wird. So richtig scharf wird es bei mir aber nicht, siehe auch meinen ersten Beitrag. Daher frage ich mich, ob das an der fehlenden Ausgleichsplatte liegen könnte. Aber ich kann's ja einmal mit verschiedenen planen Glasscheiben auf dem Kondensor versuchen...

An dem PDF mit der Beschreibung des KM bin ich interessiert - ich schicke Dir dazu meine e-mail per privater Nachricht.
Was ich an Dokumentation für mein KM habe ist:
- die beidseitige Kurzanleitung als Aluschieber im Gerätefuß
- die Bedienungsanleitung in Papierform (29 Seiten)
Falls Du etwas davon bei Deinem vermisst, kann ich es einscannen und als PDF senden.

Gruß+Dank
attoparsec

Werner

Hallo attoparsec!

Ich habe die Scheibe mal nachgemessen:
Dicke 2,53 ± 0,01 mm, Brechungsindex zwischen 1,506 und 1,512, also ähnlich dem üblichen Glas BK7 mit n=1,517.
Mein Objektträger hatte n = 1,43.

Um Fragen vorzubeugen:
Jeweils 2 Messungen: Dicke mit Meßschraube, Brechungsindex mit Mikroskop-Feintrieb.
Mit einem feinen Filzstift einen waagerechten Strich auf der Glas-Unterrseite und einen senkrechten auf der Oberseite anbringen.
Am Kreuzungspunkt kann man nacheinander auf beide scharfstellen. Die Differenz wird am Feintrieb abgelesen.
Der Brechungsindex ist der Quotient aus Glasdicke und Mikrometerwert.
Wegen der großen Glasdicke kann man hier maximal mit einem 20-er Objektiv arbeiten, ein stärkeres gibt zwar eine höhere Genauigkeit,
aber dann kommt man an den unteren Strich nicht mehr ran...

Gruß   -   Werner

attoparsec

Hallo Werner,

herzlichen Dank für die Information!
Dann werde ich mal sehen, wo ich an etwas passendes kommen kann und welche Auswirkungen das auf's Bild hat bzw. ob sich mit Ausgleichsplatte dann der Schieber zur Kondensorhöheneinstellung scharfstellen lässt.

Gruß, attoparsec

P.S. und wieder etwas gelernt: Die Methode zur Messung des Brechungsindex' ohne Winkelmessung.