Stephanosphaera - auf den Spuren von Prof. Schneider

Begonnen von G. Helbig, Juni 19, 2012, 22:22:44 NACHMITTAGS

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G. Helbig

Hallo zusammen,

wie schon im Mikro-Forum angedeutet, habe ich mein familienfreies Wochenende nicht komplett in Darmstadt fürs Kornrade-Treffen verwendet, sondern bin in die Pfalz gefahren. Ausschlaggebend waren die Berichte von Prof. Scheider im Mikrokosmos (MK 78, Heft 4, 1989, "Geißelalgen aus Gesteinsmulden" / MK 78, Heft 10, 1989, "Neue Fundstellen der Kranzkugel Stephanosphaera in der Pfalz") sowie der gute Bericht von Christian Linkenheld hier im Forum (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=5659.0).  

Beim letzten Kornrade-Treffen stellt ich fest, dass die angegebenen Fundorte nur ca. 120 km von Darmstadt entfernt liegen. So kam mir der Gedanke beim nächsten Treffen dies auszunutzen.

So habe ich letztes Wochenende als erstes die Felsenburg "Drachenfels" bei Busenberg angefahren. Dies ist eine Fundstelle, welche Prof. Schneider beschrieben und Christian 2010 aufgesucht hat (und fündig wurde). Die Wetterbedingungen waren gut, da es die Tage vorher geregnet hat und die Pfostenlöcher und Gesteinsmulden mit Wasser gefüllt waren.

Fundstelle "Christian" am Drachenfels:
Christian wurde an einer Gesteinsmulde (Pfeil) direkt neben der Zisterne am höchsten Punkt der Felsenburg fündig. Diese Mulde war auch diesmal gefüllt (mehr als bei seinem Besuch) und von grünlicher Färbung.

Allerdings waren hier diesmal keine Stephanosphaera vorhanden.

So beprobte ich das von Prof. Schneider angegebene Pfostenloch (Pfeil 1) und zwei weitere Pfostenlöcher auf der gleichen Gesteinsplatte (Pfeil 2 + 3). Das Loch 3 war von leicht grünlicher Färbung, Loch 1 + 2 machten einen klaren Eindruck.

Loch 1 + 2 fand ich Stephanospaera in geringer Dichte, in Loch 3 in sehr hoher Dichte.

Somit hatte ich schon einmal die ersten "Treffer", welche ich in meinem "mobilen Labor"  :D untersuchte.

Bild links: mein Exkursionsmikroskop Will V385 mit Göke-no-name-Optik, Kramer-LED-Beleuchtung, Inder-Trino,  TS Superview Okular zur Fotoadaption, Foto (nicht im Bild da ich gerade das Bild damit mache) Digiknipse Canon exilim. Links unten im Bild: Futter für den Mikroskopiker (geniale Konditorei in Busenberg  ;D).
Bild rechts: Blick aus dem Wohnmobil-Labor auf den Drachenfels

Angespornt durch den Erfolg machte ich mich auf zur zweiten, von Prof. Schneider angegebenen Fundstelle: die Ruine Lindelbrunn (ca. 5km von Busenberg entfernt) bei Vorderweidenthal.

Prof. Schneider hat diese Fundstelle sehr gut dokumentiert. Hier ein direkter Vergleich seiner Zeichnung zum aktuellen Zustand:

Zeichnung: Prof. Schneider (verstorben), MK 78, Heft 10, 1989


1 + 10 waren ausgetrocknet, 4 + 8 mit Sand verschüttet, 2 + 3 + 5 + 6 + 7 + 9 + 11 (nicht im Bild) + 12 mit Stephanosphaera (6 + 2 mit sehr hoher Dichte).

Absolut faszinierend, dass die Fundorte nach 23 Jahren noch bestehen. Prof. Schneider hat noch weitere Funstellen in der Umgebung beschrieben. Diese habe ich nicht mehr aufgesucht (man muss sich ein Grund behalten, nochmals in diese schöne Gegend zu reisen), da ich die Proben auf schnellsten Wege nach Hause (ca. 500km entfernt) bringen wollte.

Hier noch ein kleiner Videoschnitt von der Kugel des Begehrens. Aufgenommen mit dem Will + Kreuzblende im "Feldeinsatz" vor Ort. Die Rädertiere zum Schluss (ich vermute Philodina roseola) haben wohl zu viel Fussball-EM geschaut  ;)

http://www.lebendkulturen.de/diverses/forum/video/pfalz.swf

Viele Grüße

Gerald

rekuwi

Lieber Gerald,

vielen Dank für die Auffrischung des Gedächtnisses. Denn von Christians Bericht über diese interessante Alge war ich damals sehr begeistert. Prima, daß Du die Reise dorthin unternommen hast. Jetzt bin ich (und sicher viele andere) sehr gespannt auf die Fotos und evtl. Videos die Du zuhause machen wirst.

Der jetzt gezeigte Film ist schon absolut sehenswert.

Liebe Grüße
Regi

Klaus Henkel

Lieber Herr Helbig!

Da hätten wir uns auf Lindelbrunn doch glatt treffen können. Ich war ganz in der Nähe, hatte aber leider keine Zeit, war anderwärts verabredet.
Waren gar keine Philodina roseola und keine Haematococcus pluvialis dabei? Mit denen sind doch die Stephnosphaera pluv. in der Regel vergesellschaftet in den Pfostenlöchern.
Gratuliere zu dem schönen Kurzfilm!

Servus. Ihr KH

G. Helbig

#3
Hallo Herr Henkel,

da ich mich mit Rädertierchen kaum auskenne, habe ich Rotaria rotatoria angenommen. Aber Sie dürften Recht haben mit Philodina roseola (wird auch häufig in der Literatur erwähnt). Ich habe es in meinem Beitrag geändert. Hämatococcus kam nur in (überraschend) geringer Dichte vor.

Viele Grüße aus Prien

Gerald

--------------

Hallo Regi,

die Proben sind gut in Prien angekommen. Jetzt versuche ich sie am "Leben" zu halten. Ein paar Bilder gibt es schon.

Viele Grüße

Gerald

Holger Adelmann

Lieber Gerald,

schön, dass Du auch sehr erfolgreich in der Nachsuch dieser faszinierenden Alge warst :)

Ich habe hier im Forum schon vor einiger Zeit darueber berichtet, ich fand sie damals - auch wie von Prof. Schneider angegeben - auf der Burgruine Lindelbrunn. Ein älterer, umfangreicher Thread ist hier:

http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=5233.0

Herzliche Gruesse
Holger


Frank Fox

Lieber Gerald,

sehr schön !!!

Ich bin mal sehr auf Deine weiteren Fotos gespannt  :)

Herzliche Grüße
Frank
Mikrofotografie
www.mikro-foto.de
www.fotofind.eu

Faszination Mikroskopie
www.dustri.com/nc/de/hachinger-verlag/category/sachbuch.html

Zeitschrift Mikroskopie
http://www.mikroskopie-journal.de/

YouTube - Kanal
www.youtube.com/channel/UC32f7n_zGHMphTHSTC5wylg

bewie

Lieber Gerald,

vielen Dank für diese ausgezeichnete Dokumentation Deiner Pfalz-Expedition, wird mir bei meinem nächsten Tour in die Pfalz sicher helfen. Und viel Erfolg bei der Kultur dieser schönen Alge!

Herzliche Grüße
Bernd Wiedemann

G. Helbig

Zitat von: Holger Adelmann in Juni 20, 2012, 07:51:22 VORMITTAG
Ich habe hier im Forum schon vor einiger Zeit darueber berichtet, ich fand sie damals - auch wie von Prof. Schneider angegeben - auf der Burgruine Lindelbrunn. Ein älterer, umfangreicher Thread ist hier:

Hallo Holger,

selbstverständlich kenne ich Deinen ausgezeichneten Thread - ich hatte ihn mir schon damals als pdf abgespeichert.  Besonders das Bilder der Dauerstadien von Stephanosphaera im Vergleich zu Haematococcus und die wirklich sehr lehrreichen Bilder von Günter Werber zur Vermehrung von Stephanophaera machen den Beitrag unverzichtbar in meiner "Literatursammlung". Übrigens treten auch bei meinen Rohkulturen die Vermehrungsstadien ausschließlich in der Früh auf. Aber dazu später - wahrscheinlich viel später  ;)

Viele Grüße

Gerald

Zitat von: bewie in Juni 21, 2012, 12:08:47 NACHMITTAGS
vielen Dank für diese ausgezeichnete Dokumentation Deiner Pfalz-Expedition, wird mir bei meinem nächsten Tour in die Pfalz sicher helfen.

Hallo Bernd,

genau das war mein Hintergedanke bezüglich dieser Fundortdokumentation.

Liebe Grüße

Gerald

Peter V.

#8
Lieber Gerald,

Danke für die schöne Dokumentation. Das Video gefällt mir schon recht gut, insbesondere die Ballspiele des Rädertieres sind einfach zu niedlich!
Und deine Doku zeigt wieder einmal trefflich, dass auch mit (aus heutiger Sicht vergleichsweise recht einfachen und preiswerten Gerätschaften) hervoragende Ergebnisse erzielt werden können und es nicht immer das Axioskop mit DIK sein muß.
Sag mal heute einem "Neuling", er möge sich ein altes Will mit No-Name-Optik und einem Indertrino kaufen.... :-\

Hezrliche Grüße
Peter

PS: Ich habe Dich auf der Kornrade vermißt, aber bei den Erleb- und Ergebnissen kann ich Deinen Entschluß nachvollziehen.
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.