Objektive zentrieren, aber wie?

Begonnen von JB, November 10, 2012, 16:16:46 NACHMITTAGS

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JB

Hallo Forum,

Ich moechte gern fragen, ob jemand Tips zum Zentrieren von Objektiven am einem Durchlichtmikroskop geben kann (Erfahrungen, Links, Literaturhinweise).

An meinem Mikroskop (4fach Objektivrevolver) sind 3 Objektive recht gut abgestimmt (das Bild der Leuchtfeldbende bleibt leidlich in der Bildmitte wenn das Objektiv gewechselt wird); das 4. Objektiv "spingt" und ich muss jedes mal den Kondensor neu zentrieren (zeitraubend!). Ausserdem vermute ich, dass beim 4. Objektiv damit der Strahlengang etwas schief ist und ich nicht die beste Abbildungsleistung erziehle.

Also wuerde ich gern die vorhandenen Objektiv-Zentrierfassungen nutzen. Wie das geht weiss ich. Meine Frage ist nur welche STRATEGIE ich nutzen sollte.

- Mit welchem Objektiv fange ich an? Hohe oder niedrige Vergroesserung?
- Ich nehme ein geeignetes Objekt, ein Strichkreuz o.ae., und zentriere dann die anderen 3 Objektive und zentriere so, dass das Kreuz zentral liegt?
- Kann man mit einfachen Mitteln herausfinden, wo genau die zentrale Achse an meinem Mikroskop liegt (es koennte ja sein, dass derzeit nur ein Objektiv korrekt zentral liegt und die anderen 3 sind dezentriert)?

Vielen Dank fuer Hinweise!

Beste Gruesse,

Jon

Bernhard Lebeda

Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Nomarski

#2
Hallo Jon,

nehmen wir mal an, daß dein Mikroskop ansonsten gut zentriert ist, es gibt da schließlich einige Stellmöglichkeiten.. ::)
Folgende Frage:
Wie sieht es denn aus, wenn du dein 4. "Sprungobjektiv" in ein anderes Revolverloch reindrehst? Springt es dann immer noch?

Und was was hast du für eine Zentrierfassung? Ist das Objektiv selbst mit einer solchen ausgestattet (Pol-Objektiv) oder handelt es sich um einen Zwischenring, bei dem man das Objektiv zentrieren kann? Sowas ist auch meist für die Pol-Objektive gedacht.

Wo die Optische Achse verläuft, läßt sich mit einem Phasenrohr und einem einfachen Lochblendenobjektiv feststellen. Dabei sollte zwischen Okularstutzen und Leuchtfeldblende bzw. Lampenkollektor keine weitere Optik im Strahlengang sein.

Viele Grüße
Bernd

Nachtrag:
Zigarettenpapier-so ein Schmarrn! ;D

JB

Hallo Bernd2 :)

Danke fuer die Hinweise und den Link. Das erste Ergebniss waere also, dass man mit dem Objektiv mit der hoechsten Vergroesserung beginnen sollte.

Zur Frage, was passiert wenn ich mein Sprungobjektiv austausche: An den anderen Fassungen arbeitet es normal. Es liegt also am Objektivrevolver plus den vorhandenen Zentrierfassungen (es handelt sich um Zwischenringe). Die Objektive sind von Leitz, sollten ab Werk hinreichend parzentrisch sein.

Bleibt noch folgendes Problem: Wie verhindere ich, dass ich ALLE Objektive schiefstelle? Ich kann ja meinen Kondensor dezentrieren und dann alle Objektive so einstellen, dass das Bild der Leuchtfeldblense in der Mitte liegt (oder??). Im Link wird rhetorisch gefragt: "Man kann darüber streiten, ob man denn nicht auf diese Weise die Objektive am Revolver "schief stellt". Wenn einem diese Bedenken kommen, dann überlege man doch einmal, woher denn die nicht gleiche Zentrierung der Objektive kommt!"  - Leider hilft mir das nicht weiter...

Bernd, koenntest Du bitte noch mehr zum "Phasenrohr und einem einfachen Lochblendenobjektiv" sagen? Letztlich ist die Anforderung, dass alle 4 Objetive den selben Objektbereich abbilden (Zentrierung) und ihn plan abbilden (also im Bezug auf den Objekttisch).

Die Aperturblende des Kondensors ist bei mir im Moment uebrigens auch nicht 100%ig zentriert (beobachtet durch ein Phasenrohr). Zu wissen, wo genau die optische Achse verlaeuft, waere also hilfreich.

Beste Gruesse,

Jon

TPL

#4
Hallo Jon,

Zitat- Mit welchem Objektiv fange ich an? Hohe oder niedrige Vergroesserung?
Mit dem schwächsten Objektiv.

Zitat- Ich nehme ein geeignetes Objekt, ein Strichkreuz o.ae., und zentriere dann die anderen 3 Objektive und zentriere so, dass das Kreuz zentral liegt?
Letzteres ist weniger umständlich, aber es funktioniert nur, wenn die Zentrierung des ersten (schwächsten) Objektivs korrekt war. Und natürlich sollte jedes Objektiv kurz geprüft und optimiert werden. Ein Denkfehler ist aber dennoch dabei: das Kreuz bleibt immer zentral. Wichtig ist, dass das ausgewählte Objekt unter dem Kreuz bleibt.

Zitat- Kann man mit einfachen Mitteln herausfinden, wo genau die zentrale Achse an meinem Mikroskop liegt (es koennte ja sein, dass derzeit nur ein Objektiv korrekt zentral liegt und die anderen 3 sind dezentriert)?
Wenn mit einem zentrierten Drehtisch ein beliebiges Objekt unter einem Fadenkreuz über eine vollständige Drehung mittig bleibt, dann liegt die optische Achse des Mikroskops zentrisch in diesem Objektiv. Alle anderen Objektive können mit diesem verglichen/beurteilt werden.

Cheers, Thomas

Nomarski

Hallo Jon,

auch wenn der Tubus über das RMS-Gewindeloch im Revolver bis zur Leuchtfeldblende 100% zentriert sind, kann jedes Objektiv mit seiner Abbildung von diesem Idealfall abweichen, indem die Bildmitte mit der optischen Achse nicht zusammenfällt. Solange es sich um eine Paralleverschiebung handelt, ist das auch nicht weiter schlimm, denn über die Kondensorzentrierung kann man das ausgleichen, indem der Lichtfleck auf dem Präparat entsprechend verschoben wird.
Es darf eben nur keine Verkippung der beiden Bildebenen stattfinden. Aber genau das passiert. wenn man diese Folien da reinstopft, so daß das Objektiv schief gegen die Ringauflage am Revolver angezogen wird. Bei einem Objektmikrometer werden dann auch die Striche immer unschärfer.
Das RMS-Gewinde zentriert eben nicht so sauber und genau wie eine Steckpassung, es tritt also ein gewisser Fehler auf, der sich bei Zwischenringen mit anderen Fehlern addieren kann.
Aber wenn du ein Zwischenring mit Zentrierfassung hast, kannst du diesen Fehler doch ausgleichen, indem du das Objektiv ohne Zwischenring ansetzst, köhlerst, dann mit Zwischenring und diesen solange nachzentrierst, bis die Köhlerung wieder da ist.

Viele Grüße
Bernd

JB

Hallo Thomas,

Zitat von: TPL in November 10, 2012, 21:37:38 NACHMITTAGS
Letzteres ist weniger umständlich, aber es funktioniert nur, wenn die Zentrierung des ersten (schächsten) Objektivs korrekt war.

Wenn mit einem zentrierten Drehtisch ein beliebiges Objekt unter einem Fadenkreuz über eine vollständige Drehung mittig bleibt, dann liegt die optische Achse des Mikroskops zentrisch in diesem Objektiv.

Leider habe ich nur einen einfachen Kreuztisch. Gibt es noch eine andere Moeglichkeit das Referenzobjektiv zu bestimmen?

Zitat von: TPL in November 10, 2012, 21:37:38 NACHMITTAGS
Ein Denkfehler ist aber dennoch dabei: das Kreuz bleibt immer zentral. Wichtig ist, dass das ausgewählte Objekt unter dem Kreuz bleibt.

Ich dachte da an ein Objektmikrometer oder einen Objekttraeger mit Strichkreuz; das muesste doch funktionieren?

Hallo Bernd,

ZitatAber wenn du ein Zwischenring mit Zentrierfassung hast, kannst du diesen Fehler doch ausgleichen, indem du das Objektiv ohne Zwischenring ansetzst, köhlerst, dann mit Zwischenring und diesen solange nachzentrierst, bis die Köhlerung wieder da ist.

Ich habe Zwischenringe mit Zentrierfassung; ich kann das also sauber machen. Jetzt muss ich nur noch die optische Achse meines Mikroskops ausfindig machen.

Beste Gruesse,

Jon

Nomarski

#7
Hallo Jon,

ZitatJetzt muss ich nur noch die optische Achse meines Mikroskops ausfindig machen.

darüber haben sich bereits die hohen Experten und Koryphähen den Kopf zerbrochen:
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=11417.0

Beste Grüße
Bernd

P.S.: Es kann auch mal sein, daß die Revolverrastung nicht 1000%ig arbeitet. ;)

Rawfoto

Hallo Bernd

Sorry fuer den Einspruch, aber die Zentrierung wird nicht ueber das Gewinde gemacht, dies koennte KEIN Gewinde leisten. Es ist die Auflageflaeche am Objektiv. Wenn ein Objektiv nich vollstaendig eingeschraubt ist, z.B. weil ein findiger Mikroskopiker einseitig Papier hineinstopft, kann diese Auflageflaeche nicht FLAECHIG zur Wirkung kommen ...

Guten Morgen an Alle

Meiner Erfahrung nach fangt man mit dem 10x an und geht auf beide Seiten, bei Olympus ist eine Position im Revolver nicht verstellbar. Dort muss man starten und ich gebe das 10er genau dort hinein. Auf Basis dieses Objektives wird der Drehtich zentriert und dann kommen die anderen Objektive dran. Ich habe versucht mit dem 2x und dem 4x zu beginnen ==> die Verfroesserung ist fuer die Tischzentrierung zu gering ...

Liebe Gruesse aus Linz

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Nomarski

Hallo Gerhard,

wozu der Einspruch, wenn es nichts einzusprechen gibt! Ein Gewinde bietet, da eben mit etwas Spiel behaftet, keine besoders gute Führung. Wenn man dann noch den Rundlauftest auf der Drehmaschine macht, fängt die Meßuhr doch ganz schön an zu zappeln.
Wichtiger ist, daß der Bund am Objektiv flächig am Revolver anliegt, was eigentlich nur möglich wird, wenn das Gewinde etwas Spiel hat.

Mit einem Phasenrohr und einer Lochblende im Revolver läßt der Verlauf der optischen Achse erkennen, der Zielpunkt ist die Mitte der Leuchtfeldblende.
Wenn man nun die Lochblede gegen ein Objektiv austauscht, durch das man nun schaut, wird man sich wundern, wo auf einmal der Zielpunkt ist.
Selbst wenn man das Okular mit dem Fadenkreuz im Stutzen um 360° dreht, wird man in manchen Fällen erkennen, daß das Kreuz um einen anvisierten Punkt regelrecht herumtanzen kann, weil auch nicht gesagt ist, daß es absolut in der Mitte der optischen Achse liegt.

Viele Grüße
Bernd 

Rawfoto

Hallo Bernd

Ich glaube wir wissen beide was gemeint ist, ein Gewinde ist nicht fuer die Zentrierung da, die Luft die ein Gewinde hat (sonst kann man es nicht drehen und das entspricht vollkommen der Norm). Der Revolver ist an dieser Stelle bei Olympus zwischen 2,5 und 4mm (gerundet auf 0,5 mm) Fleisch und die Anzahl der Gewindegaenge ist daher sehr gering. Daher kann das schon gar nicht zunktionieren. Das Gegenstueck am Revolver wird sehr praezise geschliffen, zumindest bei den Modellen der gehobenen Qualitaetsklasse ...

Da Du in Deinem Satz das Gewinde mit der Zentrierung in Zusammenhang bringst mein Einspruch um die in Mechanik nicht so bewanderten MikroskopikerInnen darauf aufmerksam zu machen das des dafuer eine andere Stelle am Objektiv gibt die fur die Fixierung "in Position" verantwortlich ist.

Mir sind zwei Faelle bekannt wo, scheinbar durch herunterfallen eines bestueckten Revolvers (anders kann ich mir das nicht erklaeren) das Gegenstuech dieser planen Stelle am Objektivs ausgedellt (nicht sichtbar mit dem freien Auge) waren. Damit konnte man in beiden Faellen an dieser einen Stelle kein Objektiv einsaetzen von welchem man exakte Zentrierung erwartet. Das Gewinde war aber noch intakt. Das koennte in diesem Fall auch der Ausloeser sein ...

Was mich aber noch brennend intressieren wuerde ist die von Deir beschriebene Lochblende, hast Du so ein Teil und wenn ja, entspricht das dem Teil welchen ich ein eBay ein Mal gesehen aber nicht bekommen habe?!?

Was ich gesehen habe war ein Teil mit RMS Gewinde, dieser war incl. Gewinde ca. Einen Zentimeter hoch und hatte nur ein kleines Loch in der Mitte. Da hat einer Serviceteile verkauft, die die ich ersteigert habe waren alle von Olympus. Steckschluessel, Einstellhilfen fuer die Justage der Trinoprismen, zwei Mappen technische Doku ...

Ist das diese von Dir zitierte Lochblende???

Nach meinem Verstaendnis, ich habe eine Lochkamera vor Augen, muss diese Blende ja an einer gestimmten Stelle sitzen und auch noch eine definierte Groesse haben um das Bild in die Zwischenbildebene zu bringen. Liege ich da falsch, ist der Vergleich mit der Lochkamera an dieser Stelle irrefuehrend ...

Liebe Gruesse

Gerhard

Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Nomarski

Hallo Gerhard,

ZitatWas mich aber noch brennend intressieren wuerde ist die von Deir beschriebene Lochblende, hast Du so ein Teil und wenn ja, entspricht das dem Teil welchen ich ein eBay ein Mal gesehen aber nicht bekommen habe?!?
das ist schon möglich, ich habe mir so ein Lochblendenobjektv mal selber angefertigt aus einem Schrott-Objektiv, dessen Linsen bereits gefehlt hatten. Die Lochblende brauchte ich also nur noch einpassen. Durch das kleine Loch blickt man also wie durch einen engen Kanal, der auf das Ziel gerichtet ist, ähnlich wie beim Schießen. Der Rand der Lochblende muß sich mit dem Rand der Leuchtfeldblende decken, also wie beim Köhlern. Das ist der Verlauf der idealen optischen Achse, die durch keine Linse abgelenkt werden kann. So läßt sich der Strahlengang der Stative überprüfen und die Justage ggf. korrigieren.

Aber in Jons Fall sollte geprüft werden, wo dieser Fehler denn tatsächlich herkommt, ob aus dem Objektiv oder aus dem Zwischenring, dessen Auflageflächen nun auch nicht 100%ig parallel zueinander liegen müssen und somit eine leichte Verkippung des Objektives bewirken. Auch nur eine Mutmaßung...

Auf der anderen Seite wird zwar von Parfokalität der Objektive geredet, aber wenn der Revolver umgeschlagen wird, muß in 99% der Fälle doch etwas nachfokussiert werden.

Viele Grüße
Bernd