Variabilität von Schraubenalgen

Begonnen von plaenerdd, Januar 06, 2013, 20:40:17 NACHMITTAGS

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plaenerdd

Hallo liebe Algenfreunde,
in einer etwas überalterten Probe  aus einem Moortümpel bei Dresden fand ich diese Spirogyra, die an drei benachbarten Zellen eine unglaubliche Variabilität der Chloroplasten  zeigt, ganz kurz und bündig:


Weiß jemand wie diese unterschiedlich eng geschraubten Formen zu Stande kommen? Sind das unterschiedliche Altersstufen oder was gibt hier den Ausschlag?

Viele Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Dünnschliffbohrer

Hallo Gerd,
Ich hab gerade mal in

"Süsswasserflora von Mitteleuropa, Band 16, J.Z. Kadlubowska: Conjugatophyceae I. Zygnemales."

geblättert. Dort steht nur in der kurzen Einleitung auf s. 16 unten:

"Sowohl die Gestalt als auch die Zahl der Chromatophoren besitzt für die taxonomische Einordnung der Gattungen einen hohen Wert."

Ich glaube, du hast mit diesem Bild diese Aussage erfolgreich wiederlegt. Vieleicht müssten die unübersichtlich vielen Arten, die in dem Werk enthalten sind, einer grundlegenden Revision unterzogen werden. Insgesamt scheint sich allerdings, so der Eindruck beim Durchblättern, die Bestimmung dann doch mehr auf die Form der Zygote zu stützen. Aber warum sollte es dabei nicht erst recht eine große Variabilität geben?

Viele Grüße, Dsb.
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

JB

Hallo Gerd,

Spontan würde ich vermuten, daß dies mit der Zellteilung zusammenhaengt. Bei Ihren Zellem handelt es sich vermutlich um ein (mechanisch erzeugtes??) Bruchstück eines ursprünglich längeren Fadens. Nach dem Zerreißen oder alternativ auch nach erfolgter Zellteilung wird es etwas dauern bis die Chloroplasten wieder auf die typische Größe herangewachsen sind.

Mit freundlichen Grüßen,

Jon


plaenerdd

Hallo Dsb.
im "Wassertropfen" steht, dass Schraubenalgen, die nicht konjugieren, nicht sicher bestimmbar sind. Die Aussage, dass Gestalt und Form für die Bestimmung wichtig sind, bezieht sich sicher auf eine übergeordnete taxonomische Gruppe. Wenn ich hier von den Jochalgen aus schaue komme ich mit der Aussage 2 Chloroplasten und spiralig gewunden ganz sicher zur Gattung Spirogyra, aber nicht weiter. Dass meine Schraubenalge nicht näher bestimmbar ist, stört mich nicht weiter, aber die Variabilität der Windungsweite hat mich schon immer beeindruckt und noch nie habe ich sie so an einem Faden gesehen.

@Jon: das mit dem Zerreißen könnte stimmen.Ich habe sie nach dem sie schon ein paar Tage auf meinem Fensterbrett standen mit in die Schule genommen und wieder zurück (2x 33km Autofahrt). Jedenfalls waren sie nicht immer so kurz und jetzt sind fast nur noch solche Stummel übrig. Viele haben Dauerzysten gebildet oder sind gerade dabei es zu tun. Dann zerfallen die Chloroplasten regelrecht:


Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Bernd

Hallo Gerd,

dein zweites Foto zeigt keine Dauercysten von Spirogyra, sondern einen sog. Sternkörper, ein Entwicklungssatdium des Spirogyra-Parasiten Micromyces zygogonii (Mikrokosmos 101 (2012) 30-35).

Die mittlere Zelle in deinem ersten Foto ist stark geschädigt oder gar schon tot.

Viele Grüße
Bernd


plaenerdd

Hallo Bernd,
das ist ja toll, da habe ich ja echt was dazu gelernt. Danke! Bin leider noch kein dauernder Mikrokosmosleser. Da viele der Spirogyras in meiner Probe sich so veränderten, dachte ich das wären die Überwinterungsstadien. Micromyces ist also wohl ein Pilz, wie der Name vermuten lässt? Na, wie sollten die Algen bei Zimmertemperatur auch ans Überwintern denken?

Danke und viele Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph