Zwittriges oder Mannweibiges Streifensternmoos BILDER FEHLEN!

Begonnen von Heiko, April 21, 2013, 00:03:57 VORMITTAG

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Heiko

Hallo,

heute wurde mir Aulacomnium androgynum auf Totholz vorgestellt:



Habitus, gestapelt





Peudopodium mit Brutblättern, Auflicht, gestapelt



Brutblätter (Brutkörper), Durchlicht pol., 40er Objektiv, gestapelt

Mich würde eine Deutung bzw. Erklärung des Artnamens interessieren.

Viele Grüße,
Heiko

Alfons Renz

Hallo Heiko,

Beschrieben wurden die streifensternigen Moos (aula = Stern, comonium = streifig) von Hedwig, der sich im 18. Jahrhundert mit dieser Pflanzengruppe beschäftigt hat:


Frontispes der "Species muscorum frondosum" von Hedwig, 1801,





Hier sein Portrait, im Vordergrund ein ähnliches Mikroskop eines (Tübinger) Zeitgenossen aus der Sammlung der Botanik (leider in falsch zusammengebauter Konfiguration festgefressen...).

Angesichts der damals gebräuchlichen Mikroskope kann die Erklärung des Namens kaum im kleinsten Detail liegen.
Der Artname androgynum (andros = Mann, gynum = weiblich) bezieht sich sicher auf eine Zwittrigkeit der Pflanzen.

Herzliche Grüße,

Alfons

Bernhard Kaiser

#2
Hallo Heiko,

ich empfehle Ihnen zusätzlich einige flachgelegte Einzelblätter bei ca. 400x zu mikroskopieren. Die Schönheit des Zellnetzes erschließt sich erst dann. Achten Sie auch auf die winzigen, dreieckigen Durchbrechungen in den Ecken einiger Blattzellen.
Genau so ein Hingucker ist Aulacomnium palustre.

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser

Heiko

Hallo Alfons, hallo Herr Kaiser,

herzlichen Dank für die "Historie" um diese attraktive Art. Herr Hedwig hatte also damals schon entdeckt, was dem Laien heute nicht ,,in's Auge springt": Antheridien und Archegonien. Und das war der eigentliche ,,Sinn" meiner sonderbar formulierten Frage, ob nämlich dem Polster das Geschlecht anzusehen ist.
Vielen Dank auch für den Hinweis auf die Blättchen, schaue ich mir unbedingt an ...

Herzliche Grüße,
Heiko

Heiko

Hallo,

ich fürchte, allzu geschickt habe ich mich wohl nicht angestellt beim Ablichten eines Blättchens:





Durchlicht und pol. D., gestapelt

Grüße, Heiko

Bernhard Kaiser

#5
Hallo Heiko,

so schlecht ist die Aufnahme nicht.
Versuchen Sie das Deckglas während des Eintrocknens zu beschweren. Mit einer Schraube oder vorsichtig auch mit einer Wäscheklammer zusammendrücken. Wenn alles trocken ist, die Deckglasecken unter Druck mit Nagellack fixieren. Vor weiterem mikroskopieren 1 Tropfen H2O dest. an die Kante setzen. Der Tropfen wird kapillar in das Präparat gesogen. Jetzt ist das Blatt schön flach und Sie müssten die zarten Durchbrechungen in einigen Zellecken erkennen.

Zweihäusige Polster bei den Laubmoosen können unterschiedlich aber auch ähnlich sein. Die Geschlechtsorgane sind unter der Stereolupe meist gut zu finden. Die Präparation ist etwas schwierig.

Viel Erfolg.

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser

Heiko

Hallo Herr Kaiser,

danke für Ihre Anleitung. Der "Schwerkraftversuch" ist angesetzt ...

Viele Grüße,
Heiko

Heiko

Hallo Herr Kaiser,

habe das ,,Planlegen" nach Ihrer Anleitung mit Erfolg durchgeführt.
Nur, was sehe ich jetzt?
Sie meinten mit ,,winzigen, dreieckigen Durchbrechungen in den Ecken einiger Blattzellen" doch nicht etwa Interzellulare (falls es die bei Moosen überhaupt gibt), die ich zu sehen meine?



100er Obj.

Viele Grüße,
Heiko


Bernhard Kaiser

Hallo Heiko,

genau die meine ich.
Bei ca. 1000 facher Vergrößerung scheinen sie nicht mehr so winzig. Bei 400x sollte man sie eben noch sehen können.
Interzellulare dürften das nicht sein, die machen an dieser Stelle wenig Sinn. Soweit mir bekannt gibt es die bei Moosen, wie Sie auch vermuten, gar nicht. Wenn doch, vielleicht in der Sporenkapsel. Ich weiß es nicht.

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser

Heiko

Hallo Herr Kaiser,

herzlichen Dank für Ihre Antwort.
Vielleicht dienen die ,,Lücken" der raschen kapillaren Wasseraufnahme nach Trockenheit. Wie effektiv dies geschieht, war entsprechend Ihrer Anleitung am Mikroskop ja direkt mitzuverfolgen.

Hier noch einmal eine Aufnahme (mit nicht komplett gekreuzten Pol-Filtern), die das Lückensystem in gutem Kontrast darstellt:



Viele Grüße,
Heiko

Bernhard Kaiser

#10
Danke Heiko für dieses aufschlußreiche Bild.

Übrigens ist nach
Limpricht, G. (1895): Die Laubmoose D,Oesterreichs und der Schweiz Bd. II
(die Bibel der Bryologen) Aulacomnium androgynum nicht zwittrig sondern 2-häusig.

Viele Grüße
Bernhard Kaiser