Objektive und Okulare mit Gravur Zeiss-Winkel

Begonnen von Klaus Henkel, März 24, 2009, 16:49:50 NACHMITTAGS

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Klaus Henkel

In der letzten Zeit kommt es mir so vor, als würden oft Gebrauchtkäufe von Mikro-Optik Zeiss-Winkel erwähnt bzw. es bestehe Interesse daran. Diese Gravur verwendete Carl Zeiss Oberkochen von 1945 bis etwa 1955 oder auch bis 1957. Vor 1945 wurde die Gravur Winkel-Zeiss verwendet.

Die Objektive und Okulare für die Instrumente "Zeiss-Winkel" stimmen in der optischen Tubuslänge nicht mit denen überein, welche die Gravur Carl Zeiss (Oberkochen) tragen. Wie in der Mikrofibel klar dargestellt, betrug die Okular-Abgleichlänge (Lage des unteren Okular-Brennpunktes vom oberen Tubusrand) bei der Zeiss-Winkel-Optik 5 (i. W. fünf) Millimeter und nicht 10 wie bei Carl Zeiss. Wenn man die damals übliche optische Spitzenleistung mit Optiken von damals erreichen möchte, sollte man also Zeiss-Winkel Objektive nicht mit Okularen Carl Zeiss kombinieren oder umgekehrt. Es handelt sich immerhin um reale 5 mm Tubuslängendifferenz! Das Ergebnis kann also, besonders bei Objektiven höherer Apertur, nur suboptimal bis unbefriedigend sein.

Nur 'mal so zur Erinnerung.

KH

alemanne

#1
Lieber Herr Henkel, liebe Winkelfreunde,

Anfang Juli 2008 kam im alten Forum eine Diskussion über die Objektive von Zeiss-Winkel auf. Bei einigen Diskutanten schienen die Objektive zu passen, bei anderen nicht. Um der Konfusion ein Ende zu bereiten, setzte ich mich mit Zeiss in Göttingen in Verbindung. Ich erlaube mir heute, mich selbst aus meinem damaligen Beitrag zu zitieren:

"Re: Okular-Abgleichlänge bei Zeiss-Winkel - Problemlösung!
geschrieben von: alemanne
Datum: 02/07/08 15:52

An alle Winkelfreunde!

Ich habe letzten Sonntag eine Mail an Carl ZEISS MicroImaging in Göttingen zu dem oben angegebenen Problem gesendet. Als Antwort auf meine Mail wurde mir ein Telefonat mit Herrn Dr. Zölffel angeboten, das ich auch wahrgenommen habe. Die Fakten in Kürze:

1. Die mit ZEISS-WINKEL gekennzeichneten Achromate sollten nur mit ZEISS-WINKEL gekennzeichneten Okularen verwendet werden. Umstellungsjahr ist 1957. Sie waren für 5 mm Okularabgleichlänge gerechnet (Anmerkung: Herr Göke und Herr Henkel haben dies in der Broschüre bzw. in der Mikrofibel korrekt dargestellt.)
2. Höherkorrigierte ZEISS-Winkel Objektive wie z. B. die Winkel-Neofluare sind beim Mischen mit jüngeren ZEISS-Objektiven unproblematisch, weil sie den Oberkochener Objektiven schon "angenähert" wurden.
3. Uneinheitlich ist die Situation bei den Phasenobjektiven und den -kondensoren. Sie können bezüglich der Abgleichlänge und dem Phasenring passen oder auch nicht. (Anmerkung: Da hilft nur "probieren")."

Offensichtlich ist es so, dass es einige Zeit vor der Gravur "Carl Zeiss" es auch Objektive mit Zeiss-Winkel Logo gegeben hat, die der "Oberkochener Norm" (10 mm Okularabgleichlänge) entsprochen haben. Der Umstellungszeitpunkt - so meinte nach meiner Erinnerung Herr Dr. Zölffel -  dürfte in etwa mit dem Zeitpunkt zusammenfallen, als Zeiss Oberkochen entschieden hatte, das aufwändige W-Mikroskop nicht mehr zu produzieren (um 1955).
Was ich noch bei dem Telefonat mit Herrn Dr. Zölffel gelernt habe: Die genauen Umstellungsdaten der einzelnen Objektivreihen wie Seriennummer und Datum stehen nicht abrufbereit zur Verfügung. Dazu bedarf es intensive und teure Archivarbeit, die bisher wegen der geringen Relevanz (für das Unternehmen) verständlicherweise nicht geleistet wurde. Und die meisten Mitarbeiter wie z. B. Werkmeister, die noch direkt hätten Auskunft geben können, sind mittlerweile verstorben.

Mit herzlichem Gruß
HG