Feintrieb bei Hertel & Reuss Studio C defekt

Begonnen von Buchhalter, April 15, 2009, 13:34:31 NACHMITTAGS

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Buchhalter

Hallo,

hat schon mal jemand den Feintrieb eines Hertel & Reuss Mikroskops der Serie "Studio" zerlegt bzw. repariert?

Nur mit dem Grobtrieb arbeiten ist einfach nervig bzw. in höheren Vergrößerungen unmöglich. Aber das brauche ich hier eigentlich ja nicht erwähnen, bei den vielen Fachleuten hier.

Jetzt ist es so, das ich mir eine Reperatur in einer Fachwerkstatt einfach nicht leisten kann. Allerdings bin ich im feinmechanischen Bereich nicht unerfahren und traue mir da auch einiges zu.

Danke schon mal vorab.

Buchhalter
schön, ist es auf der Welt zu sein, sagt die Biene zu dem Stachelschwein .... lalala

wilfried48

#1
Aber Herr XXXX,

er will doch selber reparieren und aus Kostengründen keine Fachwerkstatt aufsuchen.

Ich kann leider auch nicht helfen, da ich mich bei Hertel & Reuss auch nicht auskenne,

würde aber auch noch ein paar Fachwerkstätten kennen, die er nicht konsultieren will.

Vielleicht kann Herr Jülich als Fachwerkstatt und Forumsmitglied weiterhelfen ?

viele Grüsse

Wilfried
vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

Werner Jülich

Sie können mich unter werner.juelich@juelich-bonn.com erreichen.
Dann schaun mer mal, ob wir Ihnen helfen können.

Werner Jülich

Buchhalter

Hallo Hr. Jülich,

haben Sie vielleicht einen Tipp, wie man da rangeht?
Ich möchte das Stativ in jedem Falle selber reparieren. Ich muss nicht nur Geld sparen sondern will auch meine feinmechanischen Kenntnisse erweitern.

feintriebige Grüße

Buchhalter
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fraureuter

Hallo,
inwiefern ist denn der Feintrieb defekt? Ist er gar nur verharzt? Ich habe gerade ein Studio C auf dem Tisch, das ich teilzerlegt habe. Ich könnte mich natürlich eventuell dazu aufraffen, etwas weiter in die Innereien einzudringen. Den Feintriebknopf LINKS hatte ich heute schon ab. Rechts ist er etwas zickig.
Hat das Instrument einen Kondensor mit Zahntrieb oder mit Schiebehülse?
Gruß
Martin
Nichts ist so klein, als dass es nicht auch gegessen werden könnte.

Buchhalter

Hallo Martin,

das Studio C hat einen Kondensor mit Drallschiebehülse. Verharzt glaub ich eher nicht, auch wenn der Grobtrieb etwas schwergängig ist. Der Feintrieb lässt sich sehr leicht drehen. Von einem Endanschlag bis zum anderen (also so 50 Umdrehungen etwa).
Ich habe fast die Befürchtung, das das Zahnrad oder Schneckenrad (ich weis es nicht, habe mich noch nicht soweit vorarbeiten/zerlegen getraut) defekt ist. Vielleicht dreht es ja nur leer auf der Welle. Ich weis es nicht.
Ich weis auch nicht recht, wie ich mit dem zerlegen anfangen soll. Den Stativarm habe ich runter. Was mache ich am besten als nächstes?
Du sprichst vom Feintriebknopf links, ist das die Seite wo Grob- u. Feintrieb kombiniert sind? Da ist doch eine große Rundscheibe, ca. 4 cm Durchmesser mit 4 Löchern. Da braucht man vermutlich einen Hakenschlüssel. Den hab ich zwar nicht, könnte ich mir aber anfertigen.
Ich wäre Dir sehr dankbar, wenn Du Dich noch etwas in die "Innereien" vorarbeiten könntest.

Herzliche Grüße

Gerhard
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fraureuter

Hallo Gerhard,
ich hatte mich verschrieben - den RECHTEN Knopf hatte ich heute ab. Die Scheibe links dient nur der Einstellung der Schwergängigkeit des GROBtriebes. Dafür lag den Mikroskopen damals ein Metallstift bei (etwa 4cm lang und 3mm dick), so ließ sich recht leicht der Grobtrieb einstellen.
Machen wir mit dem Feintrieb weiter: Kannst Du den Tisch einige Millimeter anheben, wenn der Feintrieb ganz heruntergedreht ist? Der Feintrieb hebt ja nur den Tisch an, herunter kommt der Tisch durch sein eigenes Gewicht.
Ich schätze, man muß die Knöpfe für die Operation gar nicht abbauen - ich habe das gleiche Mikroskop wie Du und habe festgestellt, das der Metallblock, an dem die Löcher für die Aufnahme des Spiegels/der Klemmleuchte sind, mit zwei Schrauben gehalten wird. Genau hinter diesem Block müsste sich die Mechanik des Feintriebes befinden. Ich mach das morgen Vormittag mal auf (Du kannst es natürlich auch versuchen, sind nur 2 Schlitzschrauben). Ich melde mich dann wieder, wenn ich schlauer bin.
Ach so: Vorher würde ich noch den Tisch abnehmen (ebenfalls 2 Schlitzschrauben), dann hat man bequem Platz um am Halteblock zu arbeiten.
Bis morgen
Martin
Nichts ist so klein, als dass es nicht auch gegessen werden könnte.

Buchhalter

Hallo Martin,

ich find das richtig toll, das Du Dir die Zeit nimmst, mich bei meinem Problem zu unterstützen, vielen vielen Dank.

Ich hab mich heut wieder ran getraut zum weiter zerlegen. Erst mal hab ich den Objekttisch abgeschraubt. Da war schon das erste große Problem, die Schrauben saßen so fest, daß sie mehr oder weniger zerbröselt sind. Also die Schrauben von vorne, da wo der bei mir nicht vorhandene Zahntrieb sitzen würde. War ein heiden Aufwand, die kaputten Schrauben rauszukriegen, aber ich habs geschafft  :D

Vorne daran war die Führungseinheit für den Feintrieb montiert, das weis ich jetzt. Die ist beim Ausbau dann leider zerfallen. Das heist, ich hab jetzt die Zylinderrollen des Rollenlagers der Führung schön einzeln vor mir, keine Verharzung sichtbar.

Dann hab ich mittlerweile die Axialschrauben der Grob/Feintriebachse außen gelöst, locker geworden ist damit allerdings noch nichts.

Von vorne betrachtet sehe ich jetzt den Stativfuß/Getriebekasten. Unten ist eine Öffnung, wo ein Arm herausragt, dies ist sicherlich der Feintriebarm, der den Objekttisch bewegt.

Wie mache ich jetzt weiter, den Getriebekasten vom Fuß abschrauben?, die Grob-Feintriebachse krieg ich ja nicht raus.

Ich wart jetzt einfach mal lieber Martin, was Dir dazu einfällt.

Ich hätte gern paar Fotos dazu reingestellt, aber ich kriegs nicht auf die Reihe, sorry

Herzliche Grüsse allen netten Menschen

Gerhard
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fraureuter

Hallo Gerald,
jetzt bin ich an einem Scheideweg: Folge ich der Devise "Don´t touch a running system", sollte ich nun nichts weiter zerlegen, weil mein Feintrieb ja funktioniert. Ich habe den Metallblock abgeschraubt (der von zwei Schrauben gehalten und zwei Stahlstiften fixiert wird). Dahinter sehe ich links und rechts je 4 Schrauben und in der Mitte die bewegliche Halteschiene (hochkant). Unten sehe ich den von Dir erwähnten Arm. Der wird links scheinbar von einer FEDER in Position gehalten....eine sogenannte Haarnadelfeder, scheint mir. Kannst Du die auch sehen?
Wenn ich in den oberen Schlitz einen großen Schraubendreher (als Gewicht + "Anzeigezeiger") stecke und den Feintrieb betätige, kann ich gut sehen, wie der Griff des Schraubendrehers sich hebt bzw senkt.
Dann sehe ich gerade, daß oben noch eine Platte mit einer Schraube befestigt ist, die den Feintrieb von oben abdeckt, die mach ich jetzt noch mal auf. Wenn mir dann was entgegen springt, hab ich 24 Stunden schlechte Laune...;-)
Ich melde mich wieder,
Gruß
Martin

Nichts ist so klein, als dass es nicht auch gegessen werden könnte.

Buchhalter

Hallo Martin,

Du kannst aufhören in den "Innereien" rumzustochern. Das wars bei mir. Der Feintriebarm, der aus dem Getriebekasten rauskommt bewegt sich.  :D
Also muß das Tischführungsrollenlager trotzdem verharzt bzw. verklebt sein. Ich werds mal reinigen, auswaschen und neu schmieren.
Ich meld mich.
Grüße

Gerhard
schön, ist es auf der Welt zu sein, sagt die Biene zu dem Stachelschwein .... lalala

fraureuter

Na, dann ist die Schnecke ja schon mal heil. Dann kann es wirklich nur ein angeklebter Tischhalter bzw. die angeklebte Halteplatte sein.
Bin gespannt, ob es klappt.
Herzliche Grüße
Martin

Nichts ist so klein, als dass es nicht auch gegessen werden könnte.

Buchhalter

Hallo,

der Eingriff war ein voller Erfolg. Es war tatsächlich nur verharzt. Nachdem ich alles gereinigt, neu abgeschmiert und wieder montiert habe läuft der Feintrieb butterweich, könnte neu nicht besser sein.

Noch ein Tipp für all jene, die sich auch mal an sowas ranwagen wollen.
Wichtig sind passende Schraubendreher, sonst ruiniert man zuviel bzw. kriegt manche Schrauben erst gar nicht auf.
Zerlegte Führungen mit Gefühl zusammen bauen, dabei auf spielfreien und weichen Lauf achten.
Nur geeignete Schmierstoffe verwenden, ich hab z.B. ein Graphitfett benutzt, das auch für Hochtemperatur geeignet ist, bei Zimmertemperatur aber doch weich ist, etwa wie Honig.

So, und jetzt versuch ich nochmal ein Bild einzufügen:


In der weißen Schale erkennt man die zerlegte Tischführung, die verharzt war. Der Feintrieb hatte keine Fehler.

Vielen herzlichen Dank nochmal an Dich Martin, für Deine Unterstützung. Mit Deinem Beistand habe ich mich erst richtig getraut, an die Sache ranzugehn.

Mit freundlichsten Grüßen

Gerhard
schön, ist es auf der Welt zu sein, sagt die Biene zu dem Stachelschwein .... lalala

fraureuter

Na, dann hat sich die Operation ja gelohnt. Wie heißt es so schön: Die Axt im Haus erspart den Zimmermann.
Ist das Graphitfett nicht schwarz? Ich hätte Angst, das es irgendwann austritt und meine frisch maniküren Finger besudelt. Ich benutzte schlichte Vaseline für Kreuztische, Kondensortriebe und Feintrieb. Für den Grobtrieb nehme ich etwas festeres Lagerfett (weil ich nichts anderes habe).

Toll, das es auf diese Art geklappt hat.
Herzliche Grüße
Martin

P.S.: Benutzt Du die originalen Objektive? Sind die noch gut? Meine sind alle halbblind, ich dachte schon, es sei normal, das die alten Hertel+Reuss Objektive nach über 20, ja teilweise 50 Jahren unbrauchbar sind.
Nichts ist so klein, als dass es nicht auch gegessen werden könnte.