Mikroskopie und einfärben von Schimmelpilzen

Begonnen von devilro, Mai 06, 2009, 10:46:25 VORMITTAG

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devilro

Oben schon das bestehende Problem.
Wie mache ich das richtig? Als Färbemittel steht mir Lactophenol zur Verfügung.

Das Problem ist, dass ich die Schimmelpilze vollständig unterm Mikroskop sehen möchte.
Durch die Probenahme sind diese bis jetzt immer zerstört worden, sprich die Konidien oder Sporangien
sind von den Trägerhyphen abgerissen.

Hab schon mehrere Verfahren ausprobiert, Klebefilm, Impfnadel etc.

Weiß eventuell jemand bescheid wie ich das am besten anstelle? Wäre auch schön wenn das nicht nur etwas improvisiertes wäre, da ich die daraus resultierenden Bilder für meine Examensarbeit brauche.

Und kann mir auch jemand sagen wie ich die Pilze richtig einfärbe? Wie geht man da vor? Ganz ungiftig ist das Zeug ja nicht.

mfg Oliver

Werner Jülich

Eine sehr schönes Verfahren ist der Einsatz von AFL kombiniert mit einem Fluorchrom.
Ich darf einmal verlinken:
http://www.juelich-bonn.com/site/mikroskop/texte/led_illuminator/  zum Auflichtillumnator als Beispiel
http://www.juelich-bonn.com/site/mikroskop/texte/mykoval/ zum Farbstoff Mykoval

Werner Jülich

devilro

Hallo und lieben dank für die Antwort.
Leider bringt mich das nicht wirklich weiter, da das Färbemittel (Lactophenolblau) und das Mikroskop (Axiostar Plus) fester bestandteil sind.

Das erste Problem liegt schon bei einer saubren entnahme der Pilzprobe, ohne diese zu zerstören.
Dafür bräuchte ich tipps wie man es richtig macht.

lg

schwejk

#3
Hallo Oliver,

1) Zunächst in welcher Form hast du denn die Pilze, in Kultur/Reinkultur (Petrischale) oder auf einem Gegenstand wachsend?
2) Was willst du genau sehen? Fruchtkörper, Konidien etc?
Jedenfalls, falls du auch eine (gute) Stereolupe zur Verfügung hast, kannst du - je nach anamorphem Pilz - bereits eine sehr gute Übersicht gewinnen.
Zum Präparieren: die "sanfte" Methode ist mit dem von dir bereits angesprochenen "Klebefilm". Du drückst den Klebestreifen auf die Pilzkolonie, dann gibst du einen Tropfen deines Färbemittels auf den Objektträger und klebst den Streifen einfach drüber. Nach Möglichkeit sollte es ein wirklich qualitativ hochwertiger (sprich wirklich transparenter!) Klebefilm sein!! Das sollte natürlich blasenfrei erfolgen...

[edit]
Es ist völlig normal, dass du durch die Probenahme die anamorphen Pilze "zerstörst"

lg bernhard

devilro

zu 1) die pilze habe ich als reinkultur aus einem Labor bekommen und auf Petrischalen kultiviert.

zu 2) ich möchte die den Gesamten Fruchtkörper sehen.
vgl. Reiß 1997 S.8 ;-)

ich habe nur imperfekte pilze, also die anamorphe ungeschlechtliche form (Nebenform)

Es gibt ja Sporangien und Konidien

ich möchte das Myzel, die Trägerhyphe die daraus entspringt (Sporangiophor oder Konidiophor) , und die davon abgehenden Sporen (Konidien oder sporangien) sehen. Und der Schimmelpilz sollte vollständig sein und nicht zerstört werden. Aalso nicht nur die einzelnen Konidien und Myzelfrakmente. Ich habe auch schon solche Bilder im Internet gefunden, nur leider noch keine Möglichkeit, heile Proben selber zu entnehmen.

mfg Oliver

lieben dank für die Antwort

schwejk

Nach googlen vermute ich du sprichst von

REISS, Jürgen (1997) Schimmelpilze Lebensweisen, Nutzen, Schaden, Bekämpfung. Springer Verlag Berlin, Heidelberg, New York?

Vorweg ich kenne dieses Buch nicht, in unserer Uni-bibliothek ist es gerade ausgeliehen,..., aber meinst du eine Abbildung in diese Richtung? Um welche Pilze handelt es sich denn?


lg bernhard

Günter

Hallo Oliver,

vielleicht hilft diese schöne Beschreibung von Ralf Feller im "alten" Forum auch etwas weiter  http://www.mikroskopie.de/mikforum/read.php?2,44252,44252#msg-44252

Grüße
Günter
über mich   
Folge denen, die die Wahrheit suchen.
zweifle an denen, die sie gefunden haben.

devilro

Hey

genau das ist das Buch.

Ich habe 7 Pilze.

Aspergillus fumigatus, A. niger
Penicillium chrysogenum
Mucor plumbeus
Fusarium solani
Scopoulariopsis brevicaulis
Cladosporium herbarum

danke für die Antworten, ich werde gleich mal auf der Seite schauen.

mfg

schwejk

#8
Hallo Oliver,

Wie ich schon vermutet habe, hast du nicht mit "exotischen" Pilzen zu tun. Ich dachte schon du brauchst "speziellere" Strukturen Kleistothecien, Synnemata, (...) , da kann es einen wirklich ärgern. Wie du mittlerweile sicher schon festgestellt hast, sind in den Abbildungen (meist) idealisierte Ansichten zu sehen. Vor allem sind praktisch immer "Längsschnitte" gezeichnet. In der Praxis siehst du deine Objekte natürlich räumlich.

Unter dem Deckglas sind freie Konidien und abgerissene Hyphen eher die Regel denn die Ausnahme. Um unter dem Mikroskop das "gleiche" wie in einem gezeichneten Bild zu sehen brauchst du viel Glück und oder Ausdauer. Es ist aber fast nicht möglich, meistens ist es auch nicht notwendig. Solange die Merkmale (Fußzelle, Vesikel, Metulae, Rami,...) gut erkennbar sind, sollte es in Ordnung sein.

Ein wichtiges Kriterium ist das Alter deiner Reinkulturen. Nicht alle Strukturen werden gleichzeitig gebildet. Aspergilli insbesondere aber Penicillien produzieren eine Unmenge von Konidien. Wenn du mit der Klebestreifen-Methode vor lauter Konidien nichts siehst, ist es ratsam mit einer Impföse zu arbeiten. Tauch sie vorher in Seifenwasser, dann hast du weniger Konidien im Bild!!

Von all deinen Pilzen kann eigentlich nur Fusarium zu einem echten Härtefall werden, denn Makrokonidien werden nicht immer gebildet!! In der Regel werden diese in der Kultur nur gebildet wenn man den Pilz mit speziellen Nährmedien (zB.:Synthetischer Nährstoffarmer Agar - SNA) oder mit heißen Impfösen usw. "quält". Auch dann müssen keine Makrokonidien gebildet werden. Außerdem verlieren Fusarien in Kultur anscheinend die Fähigkeit diese zu bilden. Das heißt, je öfter eine Kultur überimpft wurde, desto unwahrscheinlicher sind die "großen Bananen".

Ansonsten wünsche ich viel Glück  :D
lg Bernhard