ROW Poladun IV M - Fragen bezüglich gründlicher Reinigung / Zerlegung

Begonnen von Bertron, Juli 18, 2014, 17:13:41 NACHMITTAGS

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Bertron

Hallo,

ich habe kürzlich ein komplettes ROW Poladun IV M mit einigem Zubehör erhalten. Das gute Stück ist leider ziemlich arg verdreckt und nicht wirklich sachgemäß gelagert worden. Grob- und Feintrieb arbeiten allerdings noch leichtgängig und spielfrei und die Objektive scheinen mir frei von Kratzern und Pilz su sein. Allerdings hat sich bei einigen etwas Grünspan auf der Verchromung gebildet.
Nun habe ich ein paar Fragen, wie ich am besten eine gründliche Reinigung durchführe. Werkzeug und andwerkliches Geschick sind durchaus vorhanden, allerdings habe ich noch keine Erfahrung im Umgang mit Mikroskopen, geschweige denn mit Auflicht-Polarisationsgeräten wie dem Poladun. Habe mich bisher mehr mit Makro-Stacking (auch mittels Mikroskopie-Objektiven) beschäftigt.

Was kann relativ unproblematisch zwecks Reinigung zerlegt werden, wovon sollte man möglichst die Finger lassen?
Insbesondere: Illuminatortrommel für Auficht, Kondensor, Revolverscheibe?
Besonders die Revolverscheibe ist arg verdreckt. Auf dem Analysator klebt leider eine dicke Staubschicht und er läßt sich auch kaum mehr drehen. Die Betrand-Linse sieht auch nicht viel besser aus.

Für die Reinigung der Optiken wir in der Original-Anleitung von ROW (10seitiges PDF, was auch hier und da im Netz zu finden ist) Xylol empfohlen, während die Mikrofiebel ja eindeutig zu Wundbenzin rät. Hat hier jemand Erfahrung mit den ROW-Optiken aus dieser Zeit? Wie würdet Ihr den Grünspan auf den verchromten Teilen entfernen?

Und schließlich noch: Könnt Ihr ein leicht zu beschaffendes Schmiermittel empfehlen, um zB. den Analysator vor dem Wiedereinbau wieder leicht drehbar zu machen?

Das soll erstmal an Fragen genügen - mehr ergibt sich bestimmt noch mit der Zeit.
Bernd

plaenerdd

Hallo Bernd,
ich kann Dir nicht alle Frage beantworten, aber erstmal zum Reinigungsmittel. Wenn original Xylol empfohlen wird, sollte man sich daran halten. Die Mikrofiebel empfiehlt auch nicht einfach generell Wundbenzin, sondern macht deutlich, dass verschiedene Hersteller zu verschiedenen Zeiten ihre Optiken mit verschiedenen "Klebern" zusammengefügt haben, die von verschiedenen Lösungsmitteln angegriffen werden oder nicht. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: frühe Zeiss Jena Optiken sind gegen Xylol empfindlich - der Analysator des Poladun ist es nicht. Ich habe seit einem halben Jahr einen in Xylol liegen, weil ich gehofft hatte, dass der ebenso einfach in seine Bestandteile zerfällt wie die Doppellinsen eines K15 Okulares von Zeiss Jena. Fehlanzeige! Das Ding, das total "verbrannt" ist, zerfällt nicht. Ich würde mich bei der Reinigung aber unbedingt an die in der Mikrofiebel beschriebene Reihenfolge halten: 1. Mit Blasebalg versuchen (berührungsfrei), 2. mit Pinsel, 3. mit Aqua dest. und Augenwatte an Holzstab, 4. mit Lösungsmittel (in diesem Fall Xylol)ebenfalls an Augenwatte.Die nächst höhere Nummer kommt nur dann zur Anwendung, wenn die vorhergehende keinen Erfolg zeitigt. Das Wundbenzin ist in sofern ein beliebter "Allzeckreiniger", als er i.d.R. schneller verdampft, als er Schaden anrichten kann. Aber Xylol verdampft auch sehr schnell und du willst ja auch nur die Glasflächen reinigen. Die Verklebungsritzen sollten dabei eigentlich trocken bleiben.

Die Mechanken am Poladun sind m.E. überwigend selbsterklärend und nicht durch irgendwelche schwer wieder herzustellenden Justierungen geprägt. Beim Kondensor muss man bei der Iris-Blende aufpassen, falls man die aufmacht. Das ist bei jedem Kondensor eine ziemliche Fummelei, die einzelnen Lamellen wieder an ihren Platz zu bekommen. Diese sollen trocken laufen und werden nur gereinigt (Waschbenzin).

Bei dem Analysator-Revolver würde ich mit ganz wenig Ballistiol (nicht die Sprühvariante, sondern das aus der Flasche und dann mit Pinsel auftragen) versuchen die Achse gängig zu machen. Das gleiche gilt für das Rändelrad, das den Analysator dreht. Erst wenn das keinen Erfolg zeigt würde ich das Ding zerlegen. Habe ich selber schon gemacht. Ich empfehle immer Fotos von jedem Demontageschritt zu machen, wenn man bis dato unbekannte Teile zerlegt, damit man zur Not nochmal nachschauen kann wie herum das eine oder andere Teil wieder rein kommt. Und wenn Du das alles fein hin bekommen hast, machst Du aus den Fotos einen Beitrag im Forum: "Zerlegen eines Poladun IV". ;D Ich habe das damals beim Poladun leider noch nicht so gehalten. Habe es gut wieder zusammen bekommen, aber leider keine Fotos. :(. Den Analysator musst Du natürlich genau so wieder einbauen, dass er bei der 90 Grad-Anzeige auch seine volle Auslöschung zum Polarisator hat. Bitte nicht beide gleichzeitig ausbauen, da sie auch in einem bestimmten Winkel zur Einschub für die Lampta-Plättchen ausgerichtet sein müssen.

Den Ausbau des Auflicht-Illuminators habe ich irgendwie in schlechter Erinnerung, weiß aber nicht mehr, was da geklemmt hat. Ist schon ein paar Jahre her, aber wenn das Prisma und das Planglas total versüfft sind, muss das Ding raus. Wenn es nur die Schwergängigkeit ist, wieder zuerst mit Ballistol probieren. Erst wenn das nicht hilft ausbauen und mit Waschbenzin reinigen (nur die Mechaniken!!!) und neu fetten. Wenn man kein richtiges Mikroskopfett hat (davon gibt es viele spezielle und ihre Anwendung und Beschaffung ist jeweils ein Kapitel für sich), geht auch Weiße Vaseline aus der Apotheke, aber bitte sparsam, damit die nicht sonstwo hin fließt, wenn das MIk mal etwas wärmer werden sollte.

Zum Reinigen von vercromten Objektivhülsen war hier irgendwann mal ein Beitrag im Forum. Wenn ich mich recht erinnere wurde dazu sehr feine Stahlwolle benutzt, aber natürlich nur, wenn man dem Glas nicht zu nahe kommt. Aber da bin ich mir nicht ganz sicher. Es gab sogar schon Leute, die diese Hüllen neu vercromt haben. Dazu muss man aber die Hülle von der Optik trennen können und das ist bei den ROW-Objektiven leider nicht so leicht der Fall ist, wie bei den Zeiss-Jena-Objektiven, wo sie wirklich "Hüllen" sind, die mit dem eigentlichen Objektiv nichts zu tun haben, wärend mir die ROW-Objektive selber vercromt erscheinen. Da habe ich jedenfalls noch nie eine Hülle abschrauben können.

In welcher Ecke des deutschsprachigen Raumes steht denn das gute Stück? Vielleicht ist auch jemand in Deiner Nähe, der helfen kann.

Beste Grüße aus Dresden
Gerd

Beste Grüße
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Bertron

Hallo Gerd,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Es beantwortet aber schonmal eine Menge meiner Fragen.
Werde mir dann mal Xylol und Augenwatte besorgen und mich an die Arbeit machen.

Zitat von: plaenerdd in Juli 20, 2014, 20:32:24 NACHMITTAGS
Die Mechanken am Poladun sind m.E. überwigend selbsterklärend und nicht durch irgendwelche schwer wieder herzustellenden Justierungen geprägt. Beim Kondensor muss man bei der Iris-Blende aufpassen, falls man die aufmacht. Das ist bei jedem Kondensor eine ziemliche Fummelei, die einzelnen Lamellen wieder an ihren Platz zu bekommen. Diese sollen trocken laufen und werden nur gereinigt (Waschbenzin).
Die Fummelei habe ich gerade bei der Irisblende für's Auflicht hinter mir.... Die Lamellen waren ziemlich angerostet und es bewegte sich folglich garnix mehr. Leider ist hier auch der Hebel zum Betätigen der Blende abgebrochen. Muß mal sehen, ob ich das abgebrochene Teil da vorsichtig ausbohren kann - oder gleich eine neues Gewinde an anderer Stelle bohren. Mit einem kleinen Schraubendreher läßt sie sich jetzt zumindest wieder einwandfrei betätigen. 


Zitat von: plaenerdd in Juli 20, 2014, 20:32:24 NACHMITTAGS
Ich empfehle immer Fotos von jedem Demontageschritt zu machen, wenn man bis dato unbekannte Teile zerlegt, damit man zur Not nochmal nachschauen kann wie herum das eine oder andere Teil wieder rein kommt. Und wenn Du das alles fein hin bekommen hast, machst Du aus den Fotos einen Beitrag im Forum: "Zerlegen eines Poladun IV". ;D Ich habe das damals beim Poladun leider noch nicht so gehalten. Habe es gut wieder zusammen bekommen, aber leider keine Fotos.

Werde ich mal beherzigen - macht Sinn.


Zitat von: plaenerdd in Juli 20, 2014, 20:32:24 NACHMITTAGS
Den Analysator musst Du natürlich genau so wieder einbauen, dass er bei der 90 Grad-Anzeige auch seine volle Auslöschung zum Polarisator hat. Bitte nicht beide gleichzeitig ausbauen, da sie auch in einem bestimmten Winkel zur Einschub für die Lampta-Plättchen ausgerichtet sein müssen.

Ich habe leider nur ein einzelnes Plättchen ("Rot I" - glaube ich)
Gab es eigentlich einen leeren Einschub (also ohne Optik), um die Öffnung zu schließen und den Eintritt von Staub zu verhindern?


Zitat von: plaenerdd in Juli 20, 2014, 20:32:24 NACHMITTAGS
In welcher Ecke des deutschsprachigen Raumes steht denn das gute Stück? Vielleicht ist auch jemand in Deiner Nähe, der helfen kann.

Es steht in Stralsund - falls da  also ein ROW-Kenner in der Nähe wohnen sollte ....

Beste Grüße aus dem Norden
Bernd