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Widmanstätten-Struktur ?

Begonnen von Heiko, Oktober 22, 2014, 23:53:04 NACHMITTAGS

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Heiko


Hallo,

dem Ahnungslosen kann man alles verkaufen – eventuell auch einen Eisenklumpen vom Schrottplatz.
Tatsächlich soll es sich um ein Stückchen vom Meteoriten Agoudal handeln:







Sind meine Zweifel berechtigt?

Viele Grüße,
Heiko

Ulrich S

Moin moin,
um das einzuschätzen ist ein Foto des Gesamtstücks hilfreicher.
und wo von wem gekauft.
So viele Händler gibt es nicht, die meisten kennt man.
Widmanstättensche Linien sind das aber (wenn es Agoudal ist) nicht, denn da gibt es keine , nur Neumannsche Linien.
siehe auch hier:
http://www.lpi.usra.edu/meteor/metbull.php?sea=Agoudal&sfor=names&ants=&falls=&valids=&stype=contains&lrec=50&map=ge&browse=&country=All&srt=name&categ=All&mblist=All&rect=&phot=&snew=0&pnt=Normal%20table&code=57354
Grüße
Ulrich
Es kommt immer anders wenn man denkt

the_playstation

#2
Hallo Heiko.
Im Moment siehte es mir eher nach Kratzspuren aus. Wiedmanstätten-Strukturen sind 3dimensional. Als ob man ohne Lücken Kristall-Metalstäbe aus 3 Richtungen zusammenschiebt. Einzigartig! Könntest Du das Stück ätzen und ein größeren Übersichtsbereich fotografieren? Am schönsten sind geätzte Platten oder (noch schöner) größere Kugeln. Hier versteht man die Strucktur am besten. Irgendwo habe ich eine 5cm Kugel. Man sieht die einzelnen "(Stangen/Fasern/...)" sehr gut.
http://www.daviddarling.info/images/Widmanstatten_pattern.jpg
Bei deinem Foto kann ich aber keine "Fasern" erkennen. Die tiefe Rille im zweiten Bild könnte eine Trennlinie zweier "Stangen" sein. Das ist aber schwer zu beurteilen.

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

Heiko

Hallo Ulrich & Jorrit,

Euere Argumente leuchten mir ein. Und da ich keinen Grund habe, am Leumund des Händlers zu zweifeln, und dieser auch nie ,,Widmannstätten" erwähnte – ,,Neumann bands" aber schon – liegt das Ungemach ausschließlich bei mir.

Herzlichen Dank und viele Grüße
Heiko

the_playstation

Hallo Heiko.
Ich kann nur Jedem empfehlen, sich ein kleines Stück Widmanstätten-Meteoriten-Metall zu kaufen. Z.B. eine kleine Kugel (mind. 1,5cm). Ein wunderschöner Anblick eines Natur-3D-Puzzels. 8)  :) Leider sind meine in meiner großen Unordnung verloren gegangen. Sonst hätte ich schnell mal ein Foto gemacht. Bei einer Kugel versteht man die "Puzzel-3D-Struktur" am besten.

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

Frank D.

Hallo Heiko,

die Einschlüsse sind nicht von den "Gräben" durchzogen und die größeren Lamellen (Kamazit) zeigen eine dunklere Struktur (auf Foto 2 zu erkennen).
Lediglich die Ätzdauer dürfte an Deinem Hexaedriten überschritten worden sein und die Neumannschen Linien verunstaltet haben. Denn schon E. Cohem bemerkt in seiner Meteoritenkunde von 1905 zum Ätzverhalten der Hexaedrite:

".... Zum Studium der Structur empfiehl sich ein vorsichtiges Aetzen, da bei zu langer Einwirkung der Säure die Oberfläche leicht durch Vergrößerung der Aetzgrübchen grobhöckerig wird; dann bleiben höchstens noch die Hauptnetzlinien erhalten, während die feineren, sowie der orientirte Schimmer verschwinden. ..."

Ich halte es für einen echten Außerirdischen.

Herzliche Grüße
Frank


the_playstation

Hallo.
Wie wäre es mit einem Bild vom kompletten Objekt incl. Längenangabe. Dann läßt sich eventuell mehr sagen.
Die bisherigen Bilder sind meiner Meinung nach nicht aussagekräftig. Die oder ähliche könnte Ich auch an einer verkratzten Metalloberfläche feststellen/erkennen.
Die Struckturen müßten so aussehen:
http://www.thefoxisblack.com/blogimages//Widmanst%C3%A4tten-pattern-1.jpg
Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

Frank D.

Zitat von: the_playstation in Oktober 24, 2014, 14:24:05 NACHMITTAGS
.... Die oder ähliche könnte Ich auch an einer verkratzten Metalloberfläche feststellen/erkennen.
...

Hallo Jorrit,

die dünnen Kamazitlinien enden vor den Einschlüssen und sind dunkler als das angrenzende Taenit. Wenn der Ätzvorgang zu lange dauert, werden die Taenitbereiche entlang der Kamazitlinien canyonartig "ausgewaschen", so dass das feine Kamazitband nicht, oder nur schwer zu erkennen ist. Aus diesem Grund täuscht die breite Taenitoberfläche lediglich einen Kratzer vor.

Zitat von: the_playstation in Oktober 24, 2014, 14:24:05 NACHMITTAGS
Die Struckturen müßten so aussehen:
http://www.thefoxisblack.com/blogimages//Widmanst%C3%A4tten-pattern-1.jpg

Das ist das breite Taenit-Kamazit-Gefüge eines Oktaedriten, die Struktur nach Widmanstätten.
Schau Dir einmal die Anschliffe auf der von Ulrich verlinkten Seite an. Dort erkennst die feinen Haarlinien nach korrekter Ätzung.

Herzliche Grüße
Frank

Heiko

Hallo zusammen,

dieses Makro – der ,,Brocken" misst immerhin etwa drei Zentimeter – war ich noch schuldig:



Viele Grüße,
Heiko

piu58

Zu Ätzen: Salpetersäure mit Alkohol verdünnen, nicht mit Wasser. Das Meteor-Eisen neigt ansonsten zum rosten.

An konzentrierte Salpetersäure zu kommen, ist etwas schwierig geworden.
Bleibt dran, am Okular.
--
Uwe

Frank D.

Zitat von: Heiko in Oktober 28, 2014, 20:21:35 NACHMITTAGS
...

dieses Makro – der ,,Brocken" misst immerhin etwa drei Zentimeter – war ich noch schuldig:

...


Hallo Heiko,

Deine gezeigten Fotos der N.-Linien sind wirklich außergewöhnlich gut und werden selten mit dieser Auflösung gezeigt. An der zarten Struktur kann man durchaus erahnen, wie empfindlich diese auf den von Uwe hingewiesenen Ätzvorgang reagiert.

Herzliche Grüße und Danke für die Präsentation
Frank

Frank D.

.... und diesen Satz

Zitat von: Frank D. in Oktober 24, 2014, 12:10:09 NACHMITTAGS
...
Lediglich die Ätzdauer dürfte an Deinem Hexaedriten überschritten worden sein und die Neumannschen Linien verunstaltet haben. ....


möchte ich für Unsinn erklären, Dir aber gleichzeitig groblistige Täuschung vorwerfen  :D

Herzliche Grüße
Frank

Ulrich S

Moin moin,
entweder ich verstehe die Art von Humor gerade nicht oder ich habe grundlegend andere Vorstellung von "außergewöhnlich guten" Neumannlinien.
Für mich befindet sich das Stück in einem beklagenswerten Zustand und bedarf einer gründlichen fachmännischen Restauration.
Grüße
Ulrich
Es kommt immer anders wenn man denkt

Frank D.

#13
Hallo Ulrich,

es sollte kein Humor mit Hintergedanken sein!
Dem Trugschluss, die Bereiche auf den ersten drei Aufnahmen seien falsch geätzt und die Fläche auf dem letzten Foto hätte einen gründlichen Anschliff nötig, bin ich auch verfallen.
Aber mein Lineal und der Taschenrechner brachten mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Die beiden "fetten" Linien, die rechts auf dem 2. Foto durch eine weitere Linie verbunden, wie ein H aussehen, haben gerade mal einen Abstand von 0,6mm.
Und die feinen Linienscharen auf dem letzten Foto (Gesamtansicht) rechts unten, liegen alle ca. 0,1 bis 0,3mm auseinander.

Somit sind die 3 Fotos der Neumann-Linien wirklich außergewöhnlich gut. Ich hatte nicht von "außergewöhnlich guten" Neumannlinien gesprochen.
Meinst Du, Du würdest dieses 30mm lange und vielleicht 10mm dicke Stückchen ordentlicher hinkriegen? Ich habe selbst schon einige Teilstücke geschliffen und geätzt, u.a. auch die "Bröselkatastrophe" Toluca, und habe vor solch kleinen Strukturen einen riesen Respekt.

Herzliche Grüße
Frank

Ulrich S

Moin moin,
ZitatDem Trugschluss, die Bereiche auf den ersten drei Aufnahmen seien falsch geätzt und die Fläche auf dem letzten Foto hätte einen gründlichen Anschliff nötig, bin ich auch verfallen.
na dann bin ich wenigstens nicht alleine
ZitatMeinst Du, Du würdest dieses 30mm lange und vielleicht 10mm dicke Stückchen ordentlicher hinkriegen?
ich nicht, deswegen schrieb ich ja auch fachmännischen Restauration.
ich habe jetzt nicht nachgemessen, vielleicht sieht das Stück hier:
http://www.lpi.usra.edu/meteor/get_original_photo.php?recno=5664891
bei anderer Beleuchtung auch so aus, daran habe ich mich jedenfalls orientiert.

Grüße
Ulrich
Es kommt immer anders wenn man denkt