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Sporenbildende Bakterien

Begonnen von Ernst Hippe, Mai 30, 2009, 11:38:36 VORMITTAG

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Ernst Hippe

Hallo,
in der Probe mit Mougeotia (genuflexa) fand ich gelbliche große "Bärte" (Obj.10x):



Sie verändern sich in Stunden; eine Bewegung sieht man aber kurzzeitig nicht:



Bei genauerem Hinsehen (Wasserimm. 40x) erkennt man, daß die Struktur aus sehr kleinen Stäbchen besteht: roter Pfeil. Sie sind ca.7 µm lang und tragen mindestens 1 helles Körnchen:



Wer kennt diese Organismen?
Gruß Ernst Hippe
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Ernst Hippe

Hier noch die Stäbchen mit den Körnchen etwas deutlicher. Mit viel Geduld konnte ich nun auch eine extrem langsame Verschiebung beobachten, die den Strukturwandel des Gesamtgebildes erklärt.

Gruß Ernst Hippe
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Ernst Hippe

Und noch 2x Phasenkontrast im Abstand von einer Stunde, um das Kriechen des Ganzen nach links zu zeigen (Obj. 10x):





Nun warte ich auf Erklärungen...
Gruß Ernst Hippe
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rekuwi

Lieber Ernst,

ich habe am Anfang meiner Mikroskopiererei mal ganz durchsichtige dünne Röhrchen gefunden und fuhr mit dieser Probe zu den Biologen hier im Museum. Die kamen auch nicht drauf was es sein könnte. Diese Röhrchen kamen aus einer Wasserprobe in einem Rinnsal wo ein deutlich gelber Belag war. Wochen später löste sich das Rätsel, es waren Eisenbakterien die allerdings beim Transport von ihren Röhrchen die sie bauen abgefallen waren. Vielleicht ist es was Ähnliches!?

Liebe Grüße
Regi

Ernst Hippe

Liebe Regi,

ich glaube nicht, daß das Eisenbakterien sind, habe die schon mal gesehen. Gerade habe ich festgestellt, daß inzwischen die beiden Desmidiaceen des letzten Bildes nun völlig von dem Unbekannten eingehüllt sind. Mal abwarten, ob es die Chloroplasten "frißt". Sehr merkwürdig!
Gruß Ernst Hippe
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steffenclauss

Hallo Herr Hippe,

Ihre Bakterienprobe ist sehr interessant, ist es Ihnen möglich von den Bakterien eine Farbfixierung mit Karbolfuchsin oder Methylenblau (vielleicht sogar Giemsa) anzufertigen?
Fixiert könnte man diese in Ruhe mit starken Immersionsobjektiven betrachten.

viele Grüße
Steffen

Ernst Hippe

Hallo Herr Clauss,

leider muß ich mich als absoluter Nicht-Färber outen, da ich mich auf Lebendbeobachtung beschränke. Es gäbe wohl auch Schwierigkeiten, das Gebilde heil aus der Petrischale zu bringen. Es ist übrigens jetzt weitergekrochen, hat das Closterium unbeschadet hinterlassen und das Euastrum nur mechanisch mitgeschleppt.
Das Gebilde, das ja aus tausend Einzelstäbchen besteht, bewegt sich anscheinend gezielt als kompletter Organismus ähnlich wie ein Plasmodium. Diese Tatsache und die ungefähre Form der Stäbchen müßten eigentlich einen Hinweis auf die Bestimmung geben.
Gruß Ernst Hippe
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Ernst Hippe

Nun, 18 Stunden nach dem letzten Bild, zeigt sich das Euastrum (E) doch zerstört und leer, während das Closterium (C) unversehrt ist:



Ich warte weiter auf Erklärungen!
Gruß Ernst Hippe
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Ernst Hippe

Von Regi Kunz bin ich darauf hingewiesen worden, daß im "Wassertropfen" ein
Methanobacterium omelianskii
gezeigt wird, das meinem Fund nach Gestalt und Größe sehr ähnlich sieht, einschließlich der "Knötchen", nämlich der gebildeten Sporen. Dort steht auch: "Gelegentlich schwach beweglich". Nicht erwähnt wird die Bildung eines großen "Verbundes" aus Massen dieser Bakterien, der als Ganzes agiert. Das könnte daran liegen, daß bei mit der Pipette aufgenommenen Proben dieser Verbund aufgelöst wurde und also dem Beobachter entgangen ist.
Im Internet gibt es zwar etliche Treffer zu diesem Bakterium, leider aber ohne Bilder. Vielleicht hat jemand bessere Literatur?
Gruß Ernst Hippe
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Ernst Hippe

Um das Thema abzuschließen: nach einigen Tagen zerfällt der Verbund und stirbt ab. Sogleich sind Massen wimmelnder Spirillen da, um aufzuräumen:



Trotzdem hoffe ich immer noch auf Hinweise!
Gruß Ernst Hippe
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Franz

Die Bilder im Phasenkontrast haben mich an das "Torfgespenst" erinnert. Allerdings scheinen die kurzen Stäbchen dagegen zu sprechen.

Viele Grüße
Franz

Ernst Hippe

Hallo (Herr) Franz,

wenn Sie das an das Torfgespenst erinnert, dann vermute ich Sie im Bereich München. Auf der Seite der dortigen Mikr. Vereinigung war nämlich lange ein solches zu sehen, das sich aber als Penardia mutabilis herausstellte...
Das wirkliche T. sieht ganz anders aus - ich habe mich lange mit ihm beschäftigt.
Immerhin ist es schon erstaunlich, daß ein Bakterien-Verbund fast wie eine Amöbe aussieht und agiert!
Gruß Ernst Hippe
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Heribert Cypionka

Lieber Herr Hippe,

ich vermute, dass es sich um sporenbildende Bakterien handelt. Wir haben ähnlich große z.B. in den Sedimenten des Mittelmeers gefunden. Hier ein Link zum 'Mikrobiologischen Garten' mit entsprechenden Bildern http://www.icbm.de/pmbio/mikrobiologischer-garten/de/demim04.htm

Wenn sie massiv wachsen, bilden Bacillus u.a. Species manchmal Bündel, allerdings habe ich das noch nie gesehen, wenn sie schon Sporen gebildet hatten.

Beste Mikrogrüße

Heribert Cypionka

Ernst Hippe

Lieber Herr Cypionka,

vielen Dank für den Hinweis! Das Bild E des Links entspricht recht gut meinem Fund, bei dem nur die Sporen relativ etwas kleiner waren. Jedenfalls ist wohl Methanobacterium wenigstens die richtige Richtung, und die Bündelbildung mit Gesamtaktivität war doch etwas Überraschendes.
Gruß Ernst Hippe
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