gibt es DAS richtige Mikroskop? und was ist realistisch an Erwartungen als Laie?

Begonnen von Patsen, Januar 04, 2015, 01:15:24 VORMITTAG

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Patsen

Hallo nochmal liebe Mikrogemeinde.
Ich habe mich hier vor einigen Wochen angemeldet, weil ich mich dem Mikrokosmus widmen möchte und das für mich richtige Gerät brauche. Außerdem war ich beeindruckt von der Hilfsbereitschaft und amüsiert über den Humor der sich hier in den vielen Beiträgen verbreitet. Es dauerte auch nicht lange und ich bekam auf meine Anfrage hin ein gutes Zeiss Standard 16 (bino) zugeschickt, samt Phasenkontrastkondensor und dunkelfeld.
Ich belas mich inzwischen sehr intensiv zu verschiedenen Themen, zu verstehen was mach ich wie und warum, was beinhaltet den groben Aufbau des Mikroskops und natürlich, was kann ich wie erweitern bzw. upgraden :)
Ich merke das Richtige Hobby gefunden zu haben, aber auch das es viel zu lernen gibt.
Nun musste ich aber feststellen, die Ergebnisse waren nicht die, die ich mir erhofft hatte. Das Standard 16 und ich schienen uns nicht so gut zu vertragen, Objektive und 0,32/1,4 Kondensor wollten nicht immer wie ich mit den Obketiven harmonieren, bei der köhlerschen BEleuchtung (ich bekam keine richtige Schärfe mit dem 0,32 Kondensor und 10er Objektiv hin) und das Dunkelfeld habe ich nie so eingestellt bekommen, dass ich einen gleichmäßig verteilten Ring um das Objekt hatte, so dass sich eher eine schiefe Dunkelfeld-Beleuchtung ergab. Vielleicht ausreichend für manche, aber da bin ich glaub ich zu kleinlich...
Nach einigen Frustrationen meiner Seits und sehr vielen GEsprächen, Tipps und Geduld die mir der liebe Herbert erwies, bot er mir an das Gerät zurückzunehmen.
Ich sprach von meiner Idee, vielleicht doch auf ein Gerät zurückzugreifen, dass teurer wäre, wie das Motic BA310 oder den Primostar. Teurer, ohne Frage, aber dank China ja doch günstiger als im Normalfall ein solches Gerät kostet.

Ich bekam dann ein sehr sehr gutes Angebot zu einem Zeiss Axiostar (wo liegt eigentlich der Unterschied zum AxiostarPlus außer beim Revolver?Finde kein Handbuch ohne PLUS) mit 4 CP.Achromaten (4 10 40 100) und den besseren Okularen 10/20 aus dem AxistarPlus.
Ich war sofort Feuer und Flamme und freute mich sehr über das gute Angebot. Nun las ich hier sehr oft heraus, es handle sich letztendlich um ein "Kursmikroskop", kaum erweiterbar und wenn doch sehr sehr kostspielig.
Ich bin nun stark am überlegen, sollte ich zugreifen? Sollte ich doch ein paar Monate sparen und auf das Motic bzw. Primo hinzielen mir entsprechender AUsstattung?
Ich fürchte, ich weiß ja nichteinmal, was genau ich für realistische Vorstellungen habe bezüglich der Ergebnisse in der Mikroskopie.
Fakt ist, ich bin sehr interessiert am Entdecken und Beobachten von Mikroorganismen. Ich möchte sie im Laufe der ZEit zuordnen können und auch Präparate mit der Zeit erstellen (habe schon entsprechende Literatur zum Geburtstag erhalten und mich in der MikroFibel und Co schlau gemacht). Ich möchte vom Dunkelfeld profitieren und auch vom Phasenkontrast. Später mal natürlich auch DIC, wird natürlich teurer dann aufzurüsten, klar, aber die Möglichkeit möchte ich mir offen lassen...

Ich habe ein wenig die Befürchtung, dass ich mich zu sehr blenden lasse von den vielen Ergebnissen im Internet, in diesem Forum, bei Youtube, in den Büchern etc.
Was darf ich realistisch erwarten? Klar sind viele Bilder gestackt, aber Videos auch? Ich bin fasziniert von den grünen, intensiven Farben auf den Fotos/Videos von den kleinen Organismen, ein Video hatte es mir ganz besonders angetan vom Martin Kreutz beim pippetieren:
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=5585.0
aber auch diese faszinieren mich als Laie sehr und motivierten mich zur Mikroskopie..
https://www.youtube.com/v/0P7RQV51XvU?rel=0%22%20type=%22application/x-shockwave-flash%22width=%22640%22%20height=%22360%22
https://www.youtube.com/watch?v=Ghzmp9FiGKI#t=12

Was brauche ich letztendlich um solche Ergebnisse zu erzielen?`Mir fehlt da einfach der Vergleichserfahrungswert. Und wie ich mich auch belese, es kommen mehr Fragen auf als ANtworten, daher brauch ich eure Hilfe..
Standard 14, 16, KF2, Standard RA, Axiostar oder doch lieber Motic/Primostar ? Vermultich werd ich erstmal "nur" so oder so Achromaten besitzen von Zeiss, Videos/Fotos muss ich schauen ob ich für Lebewesen Plan brauche oder nicht...
Ich weiß das nervt, sowas kommt hier oft zur Frage udn ich hab gleich Mehrere in diesem Text versteckt, aber es geht um viel Geld für mich und ich möchte auch das ewige Hin-undHer möglichst vermeiden, habt bitte etwas Nachsicht
Auf jeden Fall bedanke ich mich für die vorherigen Hilfeleistungen und Tipps die ich hier erhalten habe, macht eine Menge Spaß sich hier rein zu lesen.

Liebe Grüße Patrick

piu58

Lieber Patrick,
> Was brauche ich letztendlich um solche Ergebnisse zu erzielen?

Hauptsächlich Erfahrung.

Es geht ja nicht nur darum, das im Mikroskop Gesehen einfach abzufotografieren. Für gute Fotos muss alles stimmen: Ordentliche Bleleuchtung, kein Dreck im Strahlengang, ggf. muss das Beobachtungsobjekt aus der Probe herauspipettiert und vereinzelt werden. Die Tiefenschärfe wird durch Stacking erreicht, was eigentlich ein unbewegliches oder zumindest wenig bewegliches Objekt erfordert. Hierzu sind ggf. Maßnahmen nötig (Betäubung).

Die Bildbearbeitung im Nachhinein, auch jenseits des Stacking, hat einen großen Anteil. Kontrast, Helligkeit und Farbabstimmung müssen harmonisch sein, der Hintergrund fleckenfrei. Da gehen pro Bild schnell mal paar Stunden vor dem Computer drauf.

Die eindrucksvollsten Bilder hier werden mit Differentieller Interferenzkontrast gewonnen. Dies erfordert ein entsprechendes Mikroskop, da landet man wohl preislich im Bereich Kleinwagen.

Ich empfehle, erst mal anzufangen. Das wieder zurückgeschickte  Zeiss Standard 16  war doch ein guter Einstieg, es war sogar zum Phako ausbaubar (ist aber *kein* Differentieller Interferenzkontrast). Lernen kann man mit jedem vernünftig ausgeführten Instrument.

> Das Standard 16 und ich schienen uns nicht so gut zu vertragen, Objektive und 0,32/1,4 Kondensor wollten nicht immer wie ich mit den Objektiven harmonieren

Das muss man lernen. Und das Lernen als schönen und erfahrenswerten Teil des Hobbys begreifen.

Insgesamt wäre zu erwägen, mit dem Zeichnen anzufangen. Beim zeichnen kommt man den Objekten näher, da man jede charakteristische Einzelheit zuerst erkennen und dann auf das Papier übertragen muss. Die Anforderung an die Technik sind viel geringer: Eine etwas ungleichmäßige Ausleuchtung oder ein Schatten im Bild fällt nicht ins Gewicht, stacken geschieht beim Zeichnen.
Bleibt dran, am Okular.
--
Uwe

Eckhard F. H.

Zitat...Und das Lernen als schönen und erfahrenswerten Teil des Hobbys begreifen.

Hallo Patrik,
es ist bei diesem Hobby nicht anders als bei allen Hobbys: Der Weg ist das Ziel. Irgendwann wirst auch Du das unterschreiben.
Gruß - EFH

Bernhard Kaiser



ZitatLernen kann man mit jedem vernünftig ausgeführten Instrument.
ZitatDas wieder zurückgeschickte  Zeiss Standard 16  war doch ein guter Einstieg,

volle Zutimmung!

Hallo Patrick,
Lernen Sie das Mikroskopieren im Hellfeld. Denken Sie am Anfang nicht an Phasenkontast, Dunkelfeld, DIC und schöne Aufnahmen. Achromaten sind meist ausreichend. Planapos sind etwas für Könner. Sie würden anfänglich kaum Unterschiede sehen.
Sie wollen Mikroorganismen kennenlernen. Fangen Sie mit Grünalgen an. Stellen Sie sich die Aufgabe, diese in einem nahegelegenen Weiher, Tümpel Gartenteich kennenzulernen. Das beginnende Frühjahr bringt viele Funde.
Die Fruchtschicht eines Champignons aus dem Supermarkt oder Kartoffelstärke bieten Ihnen erstes Übungsmaterial.

Dann, aber erst dann können Sie auf Ergebnisse von Profis  schauen.
Bedenken Sie, Herr Kreutz betreibt diese Wissenschaft seit Jahrzehnten.

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser


Fahrenheit

Lieber Patrick,

ein ganz praktischer Einstieg: soweit ich mich erinnere (ich hatte selbst mal ein Standard 16), haben die Zeiss Kondensoren eine Klapplinse, die bei Objektiven bis 10x in den Strahlengang muss, um eine korrekte Ausleuchtung sicher zu stellen. Die Appertur eines 10x Objektives liegt üblicherweise bei 0,25. Deine Info zum Kondensor (0,32 - 1,4) könnte ein Hinweis sein, dass die Klapplinse fehlte. bei der praktischen Arbeit dürfte das aber keinen all zu großen Einfluß haben - und Zeiss Kondensoren sind gebraucht nicht besonders teuer und bei Bedarf leicht zu wechseln.  

Ich arbeite selbst mit einem Leica DME. Das ist ein älteres, einfaches Kursmikroskop, dass schwer bis gar nicht ausgebaut werden kann. Aber ich bin ein Pflanzenschnippler, der nur gelegentlich etwas tümpelt oder mal einen Dünnschliff betrachtet - ich habe, was ich brauche.
Im Gegensatz dazu ist das Standard 16 ein Forschungsmikroskop, das für fast alle Kontrastverfahren etc. ausgebaut werden kann und dabei doch immer recht kompakt bleibt, also auch auf dem Tisch eines Hobbymikroskopikers Platz hat, wenn der nicht gerade ein Labor einrichten will. :)

Mir war die Justage des Beleuchtungsstrahlengangs immer etwas zu fummelig. Nicht, weil es nicht geklappt hätte, sondern von der Lage der Bedienelemente her (hinten liegende Kondensorzentrierung ...).  Das ist beim Leica DME anders gelöst, auch wenn die Arbeitsschritte die gleichen sind. Der Kondensor hat keine Klapplinse, aber das ganze System ist halt auch nicht ausbaubar.

In dem Sinne gibt es sicher für jeden das richtige Mikroskop. Grundlage ist die Frage, was ich damit betrachten will und wie ich mit dem Handling zurecht komme.

Meiner persönlichen Meinung nach ist das BA310 keine Alterrnative zu einem Standard. Weder vom Preis, noch von der Vielseitigkeit und der späteren Erweiterbarkeit. Ich denke, auch die Verarbeitungsqualität eines alten Zeiss ist da besser - aber dafür habe ich keine Belege. :)
Das Axiostar ist eine Weiterentwicklung der Standard Serie. Es kann z.B. auch für Phasenkontrast ausgerüstet werden, aber ich denke, der Gebrauchtmarkt ist nicht so vielseitig, wie bei den alten Standards. Soweit ich mich erinnere, hat das Axiostar Plus eine unendlich Optik, während das ältere Axiostar ohne plus ein Endlichsystem ist. Das hat jedoch keine Auswirkung auf die Abbildungsqualität.
Ein befreundeter Mikroskopiker hat mit einem solchen Gerät jahrelang zufrieden gearbeitet und sehr gute Ergebnisse erzielt.

Tipps sind aus der Ferne immer schwer zu geben. Aber Mikroskope sind recht komplexe Instrumente und man muss sich eingewöhnen. Irgend ein Stolperstein, der umschifft werden will, findet sich immer. Aber wie meine Vorschreiber schon sagten: beim Hobby ist der Weg das Ziel und sehr gute Ergebnisse brauchen Erfahrung und Übung. Und ich kann aus meiner eigenen mikroskopischen Praxis sagen, dass es ein gutes Gefühl ist, zu erleben, wenn einem die Dinge immer besser gelingen.  :D

Martin ist übrigens ein absoluter Profi mit - ich nehme an - jahrzentelanger Erfahrung in allen für ihn relevanten Bereichen der Mikroskopie.  ;)

Herzliche Grüße
Jörg



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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

anne

Lieber Patrick,

das Standard ist doch ein tolles Gerät!
Damit kann man eigentlich alles verwirklichen, zudem mit der Unterstützung der vielen hilfsbereiten Leute in diesem Forum!

Ich habe 10 Jahre in der Industrie tag täglich ca. die Hälfte meines Arbeitstages am Mikroskop verbracht. Arbeitsgebiet Werkstoffprüfung - also reine Auflichtanwendung.
Als ich später begann als Hobby Mikroskopie zu betreiben habe ich trotzdem ca. 1 Jahr gebraucht um ein eingermaßen zufriedenstellendes Bild in der Durchlichtanwendung zu bekommen.

In dieser Zeit habe ich z.B. die Beleuchtung auf LED umgestellt, damit grün grün ist.
Habe einen besseren Kondensor gekauft, habe im Vegrößerungsbereich den ich hauptsächlich anwende die Optiken verbessert.
Und vor allem Dingen habe ich geübt, geübt, geübt und mein Mikroskop kennengelernt.

Gerade die älteren Zeiss Geräte lassen unheimlich großen Spielraum für Beleuchtungstricks.

Falls Du trotzdem ein anderes Mikroskop willst, kann ich Dir aus meiner Erfahrung das Zeiss Universal empfehlen - hier geht wirklich nahezu alles. Und der Gebrauchtmarkt ist groß und günstig.

Letztendlich ist das Standard aber nur der kleine Bruder.

lg
anne

Klaus Herrmann

#6
Willkommen Patrick im Club!

Hier bist du richtig, wenn du guten Rat suchst zur Mikroskopie! Und wenn du den Humor schätzt, auch den findest du hier - wir können auch schmunzeln über
ZitatMikrokosmus
:D

Dass es mit dem Standard 16 nicht so richtig geklappt hat lag wohl hauptsächlich am falschen Kondensor. 0,32/1,4 deutet auf den mit der Schraubfrontlinse hin, der ist eigentlich etwas unpraktisch, wenn man öfter wechselt zwischen kleinen Vergrößerungen, die zur kompletten Ausleuchtung des Gesichtsfeldes die kleine Apertur 0,32 benötigen und hohen Vergrößerungen, die nicht immergiert etwas weniger als 1,0 benötigen. Da ist der mit der Klapplinse 0,9/0,32 viel praktischer. Möglich ist auch, dass es eine Version ist, bei der der Phasenkontrast nur funktioniert, wenn die 1,4er Frontlinse immergiert ist. Das ist dann ganz unpraktisch. Das St 16 mit dem "richtigen" Kondensor ist ein tolles Instrument, mit einem riesigen Erweiterungspotential. Dazu kommt noch, dass es sicher den größten Markt an Zubehör gibt für Gebrauchtmikroskope! Vom Preis/Leistungsverhältnis her gesehen ist es fast nicht zu übertreffen.

Meine Meinung: 2. Versuch mit geeignet ausgerüstetem St 16 und eine Vor-Ort-Beratung. Den richtigen Umgang mit dem Mikroskop lernt man in einer Stunde bei einem alten Hasen oder in ein paar Wochen duch Versuch und Irrtum ohne Anleitung. Mein Rat: Wenn du nicht in der hinteren Walachei wohnst, dann schau, wo die nächste Mikroskopische Vereinigung ist und mach dort einen Termin aus - oder oute dich mit dem Großraum, in dem du wohnst, da findet sich sicherlich einer oder eine, die dir die Augen öffnet. ;)

Ach und noch was: der Martin Kreutz mach nur so gute Bilder, damit auch alte Hasen wie ich einer bin abends heulend ins Bett gehen, weil sie die Qualität nicht hinbekommen. :(

Edit: habs gerade gesehen: Berlin, na das ist zwar groß, aber mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt man sicher problemlos zum Epizentrum der Mikroskopischen Gesellschaft Berlin. Nix wie hin!

http://www.berliner-mikroskopische-gesellschaft.de/index.html
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Mikroman

Moin Patrick,

man kann fast mit jedem Mikroskop befriedigende Ergebnisse erzielen und - ein Bild gibt's immer. Von daher glaube ich auch nicht an "das" richtige Mikroskop schlechthin. Häufig ist es eine Frage der geistigen Disziplin und Kenntnis der eigenen Interessen und Möglichkeiten. Was will ich genau? Was brauche ich dafür? Wie viel kann ich investieren?

Die Tipps von Bernhard kann ich nur empfehlen: Haushalt und Natur bieten viele hervorragende Einstiegs- bzw. Forschungsgegenstände. Ich würde auch noch etwas Literatur an Land ziehen. Die oft zitierte Mikrofibel von Klaus Henkel ist ein nicht zu unterschätzender Quell der Inspiration (meine Erfahrung). Ich würde mich auch Schritt für Schritt vorantasten. Bevor ich mich an Dunkelfeld, Phasenkontrast etc. heranwage, lerne ich erst einmal, das Mikroskop im Hellfeld-Durchlicht richtig einzustellen und zu gebrauchen. Was man braucht, ist auch ein Stück Frustrationstoleranz. Ich erinnere mich noch gut, es ist erst ein paar Jahre her. Ich hatte mir ein hübsches Präparat herausgesucht, konnte es gut bei 10- und 20facher Vergrößerung einstellen und fotografieren, aber mit dem 40er Objektiv wurde es nichts, egal wo und wie ich drehte. Ich habe dann ein anderes, einfacher gebautes 40er in den Revolver gedreht - das Ergebnis blieb: ich bekam kein scharfes Abbild. Als ich das Präparat wechseln wollte, stellte ich fest, dass ich es mit dem Deckglas nach unten "eingespannt" hatte.

Das von vielen hier empfohlene Standard 14/16 scheint mir, gerade wegen der fast universellen Ausbaubarkeit und der guten Teileversorgung ein wesentlich besseres Angebot für Einsteiger zu sein als die (gar nicht mal schlechten) Chinamikroskope (wie das Motic). Selbst wenn man sich von seiner Ersterwerbung mal trennen möchte, sind die erzielten Wiederverkaufspreise im Allgemeinen höher als bei den Chinamikroskopen bzw. vergleichbaren Exoten. Nicht zu unterschätzen ist natürlich auch die geballte Kompetenz hier.

Schönen Sonntag
Peter   
Zu sehr auf sich selbst zu beharren,
ist ein unvernünftiges Vergeuden der Weltsubstanz (Juarroz, 9. Vertikale Poesie,1)

Peter V.

Hallo Patrick,

Du sagst, Du hast nichts gegen unseren Humor. Dann will ich mal so beginnen:

"Ich möchte gerne in die Musik einsteigen. Deshalb habe ich mir vor ein paar Wochen eine gute gebrauchte Geige zugelegt. Leider wollen die Saiten und der Korpus nicht so recht harmonieren, ich bekomme einfach keine so tollen Töne heraus, wie ich sie oft im Konzert oder auf CD höre. Ich denke da so an Menuhin, mir würde es aber schon reichen, wenn ich Ergebnisse erzielen würde wie David Garrett oder Vanessa Mae. Sollte ich lieber doch auf eine Stradivari sparen?"

Ich denke, Du verstehst, was ich sagen will. Das Problem des Mikroskops ist in diesem Fall sicherlich oberhalb der Okulare lokalisiert  ;)

Jetzt mal Spaß beiseite:

1) Dein Standard ist ein Top-Instrument, mit dem Du wirklich ALLES machen und die besten Bilder erzeugen kannst. Da liegt sicher nicht die Limitation. Ich gehe einmal davon aus, dass das Gerät technisch in Ordnung ist. Das läßt sich aber übeprüfen. Wenn Du uns mitteilst, wo Du wohnst, können wir Dir ziemlich sicher eine Adresse nennen, wo Du das bei einem Mikroskopiker oder einer Vereinigung überprüfen lassen kannst. Wenn Du das Hin- und Rückporto investierst (geschätzt max. 20 EUR), biete ich Dir an, mir das Mikroskop gut verpackt zu schicken und ich überprüfe es. Sollte etwas fehlen oder defekt kann, kann ich es vermutlich ersetzen.  Mein Rat: Wenn es in Ordnung ist, behalte es. Ein Axiostar oder Primostar in keineswegs ein bessere Alternative, sondern sicher die schlechtere Wahl. Beide Mikroskope haben - insbesondere, was die Ausbaubarkeit betrifft - starke Limitationen. Das Standard kannst Du für wirklich alle Kontrastverfahren ausbauen, selbst Fluoreszenz und DIK sind möglich. Welches Mikroskop bietet das schon? Es abzugeben, wäre ein großer Fehler. Auch der größere Bruder vom Standard - das von Anne angeprochene Universal - bietet Dir da keine Vorteile. Ob der reine "Ständer" für die Optik nun ein Universal oder Standard ist, spielt letztlich keine Rolle.
Um es klar zu sagen: In der Liga, in der Du Dich derzeit bewegst, hängt die Qualität der Fotos SICHER noch nicht vom Mikroskoptyp ab!!! Und das Standard ist einfach ein Super-Gerät, das Du keinesfalls abgeben oder tauschen solltest. Hervorragende Mikrofotos kann man sogar mit noch viel einfacheren Mikroskopen machen, selbst mit einem Lomo-Biolam.

Ich bin mir sicher: Würde ich Dir ein nagelneues Axioscope A1 mit Phasenkontrast für vielleicht 10.000 EUR hinstellen - Du würdest keine besseren Fotos erzielen!

2) Du nimmst Dir ein Beispiel an den Spitzenfotografen im Forum. Das sind Leute mit zum Teil 30(!)- oder zumindest mehrjähriger Erfahrung in der Mikroskope und Fotografie, gerade Martin Kreutz spielt in einer Klasse für sich. Sie haben in der Regel auch optimal adaptierte hervorragende Kameras, kennen sich bestens mit Elektronischer Bildverarbeitung (Photoshop) aus und haben - was das wichtigste ist - lange ERFAHRUNG!!!
Daran darfst und kannst Du Dich doch nicht mit Deinen ersten Gehversuchen orientieren. Denk an mein Geigerbeispiel.

Dann gehört zu einem guten Mikrofoto eine gute Präpariertechnik, die beste Ausrüstung nutzt nichts, wenn das Präparat nicht gut vorbereitet ist.

3) Zwischen einem guten mikroskopischen Bild im Binokular (das sollte deine erstes Ziel sein) und einem guten Mikrofoto liegen noch Welten! Vielen guten Mikroskopikern mit besten Mikroskopen gelingt es oft nicht, auch wirklich technisch gute Mikrofotos zu erzeugen. Weil es dazu - wie erwähnt - eine guten Kameradaption und gewisser Kenntnisse / Erfahrung im Umgang mit Photoshop bedarf. Glaub bitte nicht, dass alle Bilder, die Du hier so bewundert, bereits nach dem "Schuss" so, wie Du sie hier siehst, auf dem Rechner des Fotografen liegen. Auch die Spitzen-Mikrofotgrafen kochen nur mit wasser und die "Rohbilder" sind auch nicht so, wie Du vielleicht denkst. Praktisch alle Bilder sind mehr oder weniger mit Photoshop bearbeitet und zusätzlich sogar gestackt, gestitcht oder ge-sonstwas. Es ist ein langer Prozess vom rohen Mikrobild bis zum fertigen, schönen Mikrofoto, der viel Erfahrung voraussetzt.

Ich gebe zu, dass es für einen Anfänger oft frustierend sein kann, wenn er die ganzen tollen Fotos sieht und seine ersten Ergebnisse damit vergleicht, in dem Glauben, diese Fotos stellten den alltäglich Standard der Mikrofotografie dar. Das ist keineswegs so.

FAZIT:

1) Standard behalten! Ggf. technisch überprüfen, aber nicht abgeben!!
2) Mikroskopieren üben, üben, üben....Und mit normalem Hellfeld beginnen, nicht gleich mit Dunkelfeld und Phasenkontrast.

Als Extrembeispiel zeige ich gerne dieses Bild vom Mikrofotl-Workshop in Hagen: Eine katastrophale DIK-Aufnahme eines Rädertiers - in zwei Bearbeitungsversionen von Martin Kreutz und Michael Plewka. Alles klar?



Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Herbert Dietrich

Hallo liebes Forum,

Ihr habt ja alle recht, schuld bin ich.
Ich dachte ich tue ein gutes Werk und habe an Stelle des gängigen Klappkondensors dem Patrick für ein "Butterbrot" den
Phasen-Kondensor Ap 1,4/0,32 ausgetauscht, da er unbedingt Dunkelfeld wollte. Bei mir funktionierte sowohl Hell- und Dunkelfeld, Phasenkontrast und Polarisation.
Aber ich spiele halt auch schon länger "Geige". Dass ich den jungen Mann damit überforderte, wurde mir klar, das habe ich ihm auch geschrieben. Soweit ich informiert bin,
ist das Mikroskop schon wieder auf dem Weg zu mir.
Da Patrick so scharf aufs Fotografieren ist, würde sich auch ein RA mit der Einschubleuchte 6V/15W und fünffach Wechselrevolver anbieten. Vom Zeiss Phototubus habe ich
ihm vorerst abgeraten, da ich dachte, er solle erst klassisch mikroskopieren üben.

Dass ich das Mikroskop bei Nichtgefallen wieder zurück nehme, war von Anfang ausgemacht.

Herzliche Grüße
Herbert

Herzliche Grüße

Klaus Henkel

#10
Verführt durch die gewisse Leichtigkeit mit der wir hier im Forum über Mikroskopie und Mikroskope schreiben, und durch die große Menge neuer Instrumente östlicher Provenienz, glauben viele, besonders Anfänger, so ein Mikroskop sei der echte Brüller für Amateure. Seit vielen Jahren bemühe ich mich deshalb unverdrossen, darauf hinzuweisen, daß ein Mikroskop ein hochkompliziertes wissenschaftliches Instrument ist, konstruiert für die Benützung von Wissenschaftlern oder Technikern - nicht von Amateuren.

Selbstverständlich dürfen auch Amateure ... Aber sie müssen sich dazu auch der wiss./tech. Fachsprache in der seit mehr als hundert Jahre überlieferten Form und Ausdrucksweise bedienen, sonst besteht immer die Gefahr, daß man Anleitungen nicht versteht und Stümper bleibt. Manche halten das für Kokolores.

Wo und wie man ein Mikroskop zweckmäßig anfaßt und trägt, wie man seine Bestandteile richtig bezeicnet, wozu sie eigentlich da sind, welche
Funktion sie haben, welche Eigenschaften, kann man (z. B.) in dieser Darstellung studieren. (Und am besten auswendig lernen!)

http://www.klaus-henkel.de/mikteile.html

Und immer daran denken: Auch in der Hand eines Amateurs, bleibt ein hochpräzise gebautes Mikroskop ein Instrument für wissenschaftliche Anwendung, das entsprechend verstanden und behandelt werden will.

Ende der Neujahrsansprache.

KH

Klaus Herrmann

Hallo Herbert,

ZitatBei mir funktionierte sowohl Hell- und Dunkelfeld,
... ich vermute beim Dunkelfeld aber nur wenn die 1,4er Linse immergiert ist? Wenn das so ist, dann war er sicher überfordert. Kondensor tauschen gegen den mit der 0,9er Klapplinse. Als Universalkondensor mit PH gibt es ihn sogar mit DF.

Und dann wie ich schon sagte: 2. Versuch! ;)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Herbert Dietrich

Hallo Klaus,

ich glaube, ich konnte DF auch ohne zu immergieren erzielen, kann's aber für das 40er nicht beschwören.

Herzliche Grüße
Herbert


Peter V.

Hallo Herbert,

das ist aber schade, dass er es zurückgegeben hat  :-\ Warum sind die Leute immer so voreilig? Wieso fragt er uns im Forum, nachdem er das Gerät schon zurückgeschickt hat  ???

Eine Schuld sehe ich nicht bei Dir. Allerdings sehe ich bei den Standards - so toll sie auch sind - ein großes Problem: Einen Anfänger überfordert die etwas komplexe Lichtführungstechnik des Standard mit dem "Hilfsgelinse", den verschiedenen Zentrierungsmöglichkeiten und dem etwas komplexen Phasenkondensor häufig. Ohne Vor-Ort-Anleitung schaffen es manche Unbeleckte einfach nicht, überhaupt ein halbwegs brauchbares und zentriertes Bild zu bekommen. Ich gebe ehrlich zu: Wenn ich vor einem mir nicht bekannten Standard mit Phasenkondensor sitze, das verstellt ist, muss ich auch erst probieren und dreimal überlegen, bis ich ein Bild bekomme und der Phasenkontrast korrekt eingestellt ist. Hildflinse rein oder raus, Klapplinse vor oder nicht vor...?

Ich persönlich würde mich deshlab schwertun, einem absoluten Anfänger überhaupt ein Standard mit Phasenkondensor zu verkaufen, weil ich den nicht enden wollenden Telefonsupport schon erahnen und fürchten würde  ;)

Nur mal so: Ich erinnere mich noch an eine Anfängerin, der ich mal ein wirklich extrem einfaches und fehlertolerantes Standard 20 verkauft habe. Da kann man eigentlich nichts verstellen. Nach Wochen sprach ich sie am Telefon und sie meinte, dass sie eigentlich gut damit zurechtkäme. Nur eine Frage hätte sie: Wozu denn diese komische Metallkonstruktion auf dem Tisch mit dem gebogenen Federhebel dienen solle?  Das Ding sei ihr irgendwie immer im Weg. :o  :o  :o Ich weiss nicht, wie Sie die Objektträger da platziert hat, aber die Funktion des Präparateführers war ihr defintiv nicht bekannt. Man kann sich als erfahrener Mikroskopiker oft gar nicht mehr vorstellen, an welchen Banalitäten es bei einem absoluten Anfänger scheitern kann.

Der sicherlich bessere Weg wäre für Patrick gewesen, das Standard zu behalten, sich damit zum Beispiel zur Berliner Mikroskopioschen Gesellschaft zu begeben und es sich dort von einem Erfahrenen erklären zu lassen.

Herzliche Grüße
Peter


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Klaus Henkel

Zitat von: Herbert Dietrich in Januar 04, 2015, 13:32:28 NACHMITTAGS

[...] Vom Zeiss Phototubus habe ich ihm vorerst abgeraten, da ich dachte, er solle erst klassisch mikroskopieren üben.

Herzliche Grüße

Das halte ich auch für richtig.

Ihr Anteil an dem scheinbaren Mißerfolg erscheint mir doch recht gering.

Beste Grüße zum neuen Jahr.
Ihr

KH