Pilzmikroskopie mit Jenamed 2: Coprinopsis echinospora

Begonnen von Jürgen, Januar 11, 2015, 21:22:52 NACHMITTAGS

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Jürgen

Guten Abend,

ich möchte hier mal kurz anhand eines kleinen Pilzportraits meine ersten Ergebnisse mit dem Jenamed 2 vorstellen:

Coprinopsis echinospora (Warzigsporige Hasenpfote)

Gefunden habe ich diesen seltenen Tintling im Fichtenwald auf Taubendung.

C. echinospora ist einer der wenigen Tintlinge mit warzigen Sporen. Der Keimporus ist sehr groß und deutlich vorgewölbt.
Sporengröße: 8.5-11x6-7,5 µm

Für die Mikrofotos habe ich ein Quetschpräparat aus dem Exsikkat erstellt.

Makro:



Sporen 1000fache Vergrößerung, Zeiss Jena Planachromat HI 100x/1,30 oo/0,17-A, Stack aus sieben Einzelaufnahmen



Als kleine Spielerei das gleiche Foto als Negativ. Ich finde, die grobwarzige Ornamentation der Sporen kommt hier noch deutlicher zum Vorschein



Viele Grüße
Jürgen

anne

Hallo Jürgen,

endlich wird hier nicht nur über Pilzmikroskopie gesprochen sondern auch mal was gezeigt!
Vielen Dank für den Einblick in dieses schöne Thema anhand sehr guter Bilder.


lg
anne

frfmfrfm

Megusta the subject and photos, Juergen.
Regards, Francisco.

Bernhard Lebeda

Zitat von: Jürgen in Januar 11, 2015, 21:22:52 NACHMITTAGS


Für die Mikrofotos habe ich ein Quetschpräparat aus dem Exsikkat erstellt.


Moin Jürgen

wie macht man denn Exsikkate von einem Tintling?
Nachdem ich mir mal meine Exkursionstasche und die halben Klamotten versaut hatte, mache ich eigentlich einen Riesenbogen um die Drecksdinger  ::)

Frische Tintengrüße

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Jürgen

Hallo Bernhard,

man muss halt schnell sein  ;D.

Ernsthaft: Tintling ist nicht gleich Tintling. Schopftintlinge sind gute Speisepilze, müssen aber auch schnell verarbeitet werden. Nach dem Sammeln stundenlang weiter durch den Wald streifen, tut denen auch nicht gut. Ich habe mal den Extremfall erlebt, dass ich einen Minitintling in einer Wiese gefunden habe und dieser mir, während der makroskopischen Begutachtung in meiner Handfläche, innerhalb von fünf Minuten zerlaufen ist. Grundsätzlich sammel ich Tintlinge oder andere Kleinpilze in Plastikdöschen, die ich mit einem feuchten Tempo ausgelegt habe.

Herzliche Grüße
Jürgen

Eckhard F. H.

ZitatNachdem ich mir mal meine Exkursionstasche und die halben Klamotten versaut hatte, mache ich eigentlich einen Riesenbogen um die Drecksdinger
Hallo Bernhard,
zürne nicht! Die eigene Erfahrung hat den Vorteil völliger Gewißheit.  ;D (Schopenhauer)
Gruß - EFH

Bernhard Kaiser

#6
Hallo Bernhard,

ich habe (vor Jahren) ein Tintlingsfragment in eine Filmdose mit H2O dem. gelegt, einige Tropfen Formalin (30%) zugegeben und vermischt. Am nächsten Tag den Pilz entnommen und an der Luft trocknen gelassen. Keine Schwarzfärbung. Eine nicht behandelte Vergleichsprobe wurde schwarz.
Ich habe darüber hier im Forum berichtet aber nichts mehr gehört.

Freundliche Grüße
der andere Bernhard

Bernhard Lebeda

Zitat von: Bernhard Kaiser in Januar 13, 2015, 16:09:54 NACHMITTAGS
Hallo Bernhard,

ich habe (vor Jahren) ein Tintlingsfragment in eine Filmdose mit H2O dem. gelegt, einige Tropfen Formalin (30%) zugegeben und vermischt. Am nächsten Tag den Pilz entnommen und an der Luft trocknen gelassen. Keine Schwarzfärbung. Eine nicht behandelte Vergleichsprobe wurde schwarz.
Ich habe darüber hier im Forum berichtet aber nichts mehr gehört.

Freundliche Grüße
der andere Bernhard

Hallo anderer Bernhard

besten Dank, das ist doch mal ne Ansage!

Beste Mikrogrüße

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Jürgen

Hallo,

das sagt Wikipedia u. a. zur Verwendung von Fromalin:

"Haltbarmachung von anatomischen und biologischen Präparaten

Als 4–8%ige Formaldehydlösung (Formalin) wird es als gängiges Fixierungsmittel in der Histotechnik eingesetzt. Es ist ein Protein vernetzendes, additives Fixans. Es stoppt die Autolyse und Fäulnis von (medizinischen) Gewebeproben und macht diese dauerhaft haltbar. Die Eindringgeschwindigkeit wird mit 1 mm/h (Faustregel) angegeben. Die Geschwindigkeit der Vernetzung ist erheblich langsamer als das primäre Anlagern von Formaldehyd (mind. 2–3 Tage für ausreichende Fixierung). Es werden dabei Methylenbrücken und Brücken per Schiff'sche Basen ausgebildet. Die Anbindung kann durch (langes) Auswaschen in Wasser bzw. durch Einwirkung von heißen Pufferlösungen unterschiedlicher pH-Werte wieder rückgängig gemacht werden (Antigen-Retrieval). Methylenbrücken sollen stabil sein.

Weiterhin wird eine solche Formaldehyd-Lösung zur Leichenkonservierung benutzt, sowie zur Konservierung von anatomischen und biologischen Präparaten, wie beispielsweise Insekten (erstmals 1893 vorgeschlagen von Isaak Blum). Da derart eingelegtes Material jahrelang haltbar ist, kann es problemlos als Anschauungs- oder Vergleichsmaterial in der Medizin und Biologie für Forschungs- und Lehrzwecke herangezogen werden. Auch zu künstlerischen Zwecken wird es eingesetzt. So konservierte der britische Künstler Damien Hirst einen Hai in Formaldehyd. Aufgrund der Gesundheitsgefahren durch Formaldehyd wird heute jedoch oft auf andere Konservierungsmittel wie Ethanol oder Isopropylalkohol zurückgegriffen."

Sollte also auch mit Ethanol oder Isoprpylalkohol funktionieren?!

Viele Grüße
Jürgen

Bernhard Lebeda

Zitat von: Jürgen in Januar 13, 2015, 17:05:19 NACHMITTAGS

Sollte also auch mit Ethanol oder Isoprpylalkohol funktionieren?!


Hallo Jürgen

das weiß ich natürlich nicht, aber ich bin lang genug im Forum unterwegs um zu wissen, dass selbst Fachleute hier die Sache mit der Gefahr durch 30% Formalin nicht so verkrampft sehen. Ich sach ma, wenn Du im Parkhaus im Stau stehst, atmest Du garantiert schädlicheres ein!

LG Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Peter Reil

Hallo Jürgen,

schöne Sporenbilder, Kompliment!

Freundliche Grüße
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, BHT, CH2, CHK, Olympus SZ 30, antikes Rotationsmikrotom

Bernhard Kaiser

Hallo Jürgen,

ZitatAufgrund der Gesundheitsgefahren durch Formaldehyd

Die Gesundheitsgefährlichkeit vieler Chemikalien wird heutzutage - ob zu Recht oder Unrecht - meiner Meinung nach zu übertrieben dargestellt.

Ich erinnere mich an meine Zeit als Produktionsleiter, Ende der 70-Jahre, in einem Betrieb,  in dem z.B. mit Xylol gearbeitet wurde. In den Betriebsräumen lag ein permanenter Geruch nach diesem Lösemittel. Die Mitarbeiter wuschen sich nach der Arbeit bis zu den Ellenbogen die Hände darin, jahrelang. Viele von Ihnen wurden sehr alt.

Xylol wird heute als gesundheitsgefährdent Xn eingestuft, und ist nicht mehr zu haben.

Es darf nicht vergessen werden, dass es sich bei den Warnungen vor allem um Verschlucken der Chemikalien oder Einatmen der Dämpfe handelt, was bei Mikroskopikern sicher nicht vorkommt.

Vorsicht ist immer gut. Übertriebene Vorsicht mit Einschränkung.

Viele Grüße
Bernhard Kaiser

reblaus

Hallo -

Xylol ist immer noch zu haben - nämlich als obskure Mischung zum Pinselreinigen. Das reine Xylol hingegen scheint hingegen eine hochgefährliche Substanz zu sein, ähnlich wie ja auch andere eine Lösungsmittel für Normalbürger nicht zu kriegen sind, die sich aber an jeder Tankstelle fast beliebige Mengen einer ähnlichen Substanz erwerben können. Ähnliches könnte man über potentiell giftige oder explosive Substanzen berichten, aber man kann ja eines der wirksamsten Gifte Produkte aus jedem Automaten lassen oder wenn man sein Häuschen in die Luft sprengen will eine Flasche Campinggas erwerben.

Viele Grüße

Rolf


Jürgen

#13
Guten Abend,

ich habe mittlerweile bei einem netten Forumsmitglied unterschiedliche 100er Objektive der Zeiss Jena CF 250 Reihe testen können (Achromat, fl-Planachromt, GF-Planachromat und einen Apochromat). Gegenüber meinem Planachromat brachten der Achromat und der GF-Planachromat keine Vorteile, der fl-Planachromat lieferte hingegen ein helles, klares und sehr gut aufgelöstes Bild. Stand aber leider nicht zum Verkauf  :-. Der Apochromat lieferte ein ebenso brilliantes Bild und löste noch einen Tick besser die Strukturen meiner untersuchten Pilzsporen auf. Der Unterschied war aber wirklich nur im dirketen Vergleich erkennbar. Rein visuell ein großer Unterschied zu meinem Planachromaten. Warum erzähle ich das? Ich konnte den Apochromaten käuflich erwerben  :). Und bin seitdem nicht nur etwas sondern seeehr zufrieden mit meinem Jenamed. Verliere zwar den Vorteil der Großfeldoptik, das brilliante Bild und die super Auflösung sind es mir aber Wert. Auf Fotos diesen Unterschied zu dokumentieren, ist immer schwer (habe keine Testdiatomeen oder Testplatten). Versucht habe ich es trotzdem.

Apochromat Stack aus 9 Einzelbildern:



Zum dirketen Vergleich noch mal das gestackte Foto mit dem Planachromat:



Interessant wäre jetzt noch ein Vergleich mit dem GF-Planapochromat. Den zu bekommen, scheint aber ziemlich schwierig zu sein.

Mehr brauche ich (derzeit  ;D) nicht zum meinem Mikro-Pilzler-Glück...

Viele Grüße
Jürgen

reblaus

Hallo Jürgen -

die Fotos sind aber doch unterschiedlich hell (belichtet?). Im zweiten sehen ich Ölkörperchen oder Kerne (?) in den Basidiosporen - warum nicht im ersten?

Viele Grüße

Rolf