Flemmings Orangeverfahren

Begonnen von Gert Flemming, Februar 20, 2015, 17:05:17 NACHMITTAGS

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Gert Flemming

Liebe Mikroskopiker, speziell Färbeenthusiasten,

da´s der Name so schön nahelegt, habe ich mich mal mit Flemmings Orangeverfahren versucht (in meiner Privatbibliothek beschrieben z. B. im Strasburger,  7. Auflage 1923, S. 84 ff. und Romeis 15. Auflage 1948, §§ 961 ff. [noch älter hab´  ich´s leider nicht]; auch bei Eisner zu finden).

Ich habe Paraffinquerschnitte (10/15/20 µm) durch ganz, ganz junge Fichtentriebe (ca. 7mm lang, im Frühjahrs-Wachstum, in AFE fixiert) untersucht.

Das Verfahren ist als dreizeitige Dreifachfärbung für Kernteilungen entwickelt, etwas umständlich und langwierig (beginnend mit einer Chrombeize, die letzte Differenzierung erfolgt in Nelkenöl), liefert aber sehr schöne Ergebnisse.
Auch ich bin mit diesen sehr zufrieden: die Chromosomen sind in den Kernteilungsfiguren sehr klar gefärbt; auch die Spindeln, selbst die Phragmoplasten mit den neu entstehenden Zellwänden (ich hoffe, die Begriffe richtig zu verwenden), sind deutlich erkennbar.

Allerdings weichen bei mir die Farben völlig von den Angaben in der Literatur ab: die Chromosomen sind nicht rot sondern kräftig blau, die Spindelfasern nicht bläulich oder violett sondern bräunlich, nur das Zellplasma ist (wie in der Literatur angegeben) teilweise hellbräunlich.

Wer hat mit diesem Verfahren Erfahrungen?

Liegen meine abweichenden Farben
-  an den verwendeten Farbstoffen (die von den o. g. Autoren verwendeten enthielten damals sicher andere Verunreinigungen/Beimengungen als meine),
-  an der Chrombeize (ich habe statt mit Chromtrioxid mit Kaliumbichromat gebeizt),
-  oder gar an der Einbettung (ich verwende als Intermedium Balsamterpentin statt z. B. Xylol)?

Das Ganze ist nicht von weltbewegender Bedeutung, interessiert mich als Färbeenthusiasten aber. Vielleicht kann ja jemand was Kompetentes dazu sagen.

Mit interessierten Grüßen

Gert Flemming

hebi19

Lieber Gert Flemming

Unabhängig von der Fragestellung würden mich, und ich denke viele hier im Forum, die Ergebnisse in einem Bild interessieren !!
Ist es Ihnen nicht möglich, zumindest mit Digi-Knipse oder handy ein kleines Foto zu schießen ???

Zu Ihrer Fragestellung kann ich aber leider nichts beitragen - da sind wohl mehr die Chemiker gefragt......

Grüße aus einem heute sehr sonningen Franken

Martin
Grüße von
Martin alias hebi19

Motic BA-300, div Lomo, Stereo-Mikroskop noname

Gert Flemming

Lieber Martin,

danke für das Interesse!
Ich kann schon Fotos anfertigen, auch mit ordentlicher Mikrofotoausrüstung. Aber ich habe keinen Foto-Host (so heißt das wohl), über den ich sie zugängig machen könnte und will mir für die wenigen auf mich zutreffenden Fälle da auch gar nicht erst viel Mühe machen.

Ich halte das in diesem Fall aber auch für keinen großen Mangel: wie Mitosestadien aussehen, dürfte doch ausreichend aus der Literatur bekannt sein. Und bei mir sind die Chromosomen halt blau.

Mit der Bitte, mein geringes Interesse an den unendlich vielen Computer-Möglichkeiten zu entschuldigen und
freundlichen Grüßen

Gert Flemming

koestlfr

Hallo Gert!

Aus meiner Sicht: Chromtrioxid ist deutlich aggressiver als das Bichromat und Balsamterpentin löst nicht vergleichbar wie Xylol.

Liebe Grüße
Franz
Liebe Grüße
Franz

Gert Flemming

Lieber Franz,

das mit dem Chromtrioxid sehe ich auch so, darum habe ich die Konzentration auf Chromsäure umgerechnet und verwende die 1,5-fache Konzentration an Kaliumbichromat.
Darüberhinaus habe ich (wohl im Romeis) gelesen, dass auch das Kathion, also Kalium, Einfluss auf die Färbbarkeit hätte. Andere seien besser geeignet - kann ich nicht ausprobieren, habe nichts anderes und vor allem kein Chromtrioxid.

Balsamterpentin verwende ich nicht als Paraffinlösemittel nach dem Schneiden sondern als Intermedium zwischen Isoprop abs und Paraffin bei der Einbettung. Könnte ja generell Einfluss auf die Färbbarkeit haben ...

Schöne Grüße

Gert


piu58

> Chromtrioxid

Was macht man mit dem Spülwasser und den Resten? Eigentlich müsste man zum dreiwertigen reduzieren und alkalisch ausfällen. Chrom(VI) im Abwasser ist so das schlimmste, was man anstellen kann.
Bleibt dran, am Okular.
--
Uwe

liftboy

Hallo Gert,

im dringensten Fall eine stinknormale mail mit .jpg Anhang http://www.mikroskopie-bonn.de/ schicken, Jörg wird dann schon eine Möglichkeit finden.

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Klaus Herrmann

ZitatChrom(VI) im Abwasser ist so das schlimmste, was man anstellen kann.

Das hält sich nicht lange bei den Mengen an oxidierbarem, was im Abwasser ist. Dioxin wäre da schon schlimmer! Und ein Schuss Alkohol macht das Cr 6+ schnell nieder!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

plaenerdd

#8
Hallo,
ich reiche für Gert mit "t" seine Fotos nach, weil er keinen eigenen Bilderhost hat:




Ich finde das sind Bilder, die es wert sind gezeigt zu werden, was allerdings die Fragen zu den Farbverschiebungen noch nicht beantwortet.
Gert hat dazu folgende Bemerkungen gemacht, die ich beifügen soll:

"Es sind kein Bewerbungen für einen Kunstpreis.

Ich habe Probleme bei sehr kleinen Abbildungsmaßstäben (kann ich nicht ordentlich ausleuchten) und sehr großen Maßstäben (eigenartige chromatische Effekte trotz Apochromaten und Kompensationsprojektiven). Die rot/blau-Färbung der Chromosomen muss ein optische Fehler sein. Sie sehen immer so aus, selbst wenn ich das Safranin weglasse und nur mit Gentianaviolett färbe.
Die Bilder sind nur ganz schwach bearbeitet: Kontrast und Schärfe jeweils ganz wenig angehoben. Visuell sieht alles wesentlich besser aus. Die Schärfentiefe reicht beim Fotografieren lange nicht aus und stacken kann und will ich nicht."

Beste Grüße
Gerd mit "d"
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Klaus Herrmann

Hallo,

nur mal eine unkonventionelle Anregung and Gert mit dem harten D ;D

Wenn ich eines deiner Präparate hätte würde ich mich mal künstlereisch einbringen. Meine Email Adresse hast du schon!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

hebi19

Klaus hat recht lieber Gerd mit hartem "d".  (als Franke darf ich das so sagen/schreiben - obwohl wohl mindestens 1/2 Deutschland nicht versteht, was wir damit meinen....)

Ein bisserl sellst Du dein Licht unter den Scheffel. Die Bilder sind absolut zeigenswert !!
Sowohl vom künstlerischen WIE AUCH vom naturwissenschaftlich-sachlichen Inhalt.
Und der Beweis, dass mann bei beiden auch heute noch ohne stacken (oder muß man deutsch "stäken" schreiben ??) noch tolle Sachen dokumentieren kann.

Grüße aus einem heute sehr "vermatschten" Franken
Martin alias HEBi
Grüße von
Martin alias hebi19

Motic BA-300, div Lomo, Stereo-Mikroskop noname

liftboy

Hallo Gerd´s,

das Problem  mit der Ausleuchtung ist bekannt.
Manchmal hilft es, einfach den Kondensor herunterzudrehen oder herauszunehmen.

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Gert Flemming

#12
Liebe Helfer,

zuerst einmal herzlichen Dank für Eure Mühen und freundlichen Worte!

Lieber Gerd,
danke für das schnelle Einstellen! Perfekt!

Lieber Klaus,
ich werde Dir (auch Deine Anschrift habe ich ja) mal eins meiner Präparate zukommen lassen. Dann kannst Du ja was d´raus machen. Und wenn dann das große Geld fließt, melde ich mich wieder ...

Lieber Martin,
auch bei uns in Sachsen hat es schon immer harte und weiche d´s und b´s gegeben. In der Schule wollten die Lehrer uns immer einreden, die Laute wären stimmhaft oder stimmlos. Aber das mag´s im Griechischen geben - im Deutschen sind diese Laute tatsächlich hart oder weich. In manchen Gegenden weiß man das nur noch nicht ---

Viele freundliche Grüße

Gert Flemming


Klaus Herrmann

ZitatUnd wenn dann das große Geld fließt, melde ich mich wieder ...

Dabei ist auf die Fließrichtung zu achten lieber Gert! Ich nehme pro angefangener Stunde 100.-, dabei laufen die ersten 5 Minuten noch unter Kulanz - man muss ja Mensch bleiben. So hard woll mer dann doch nisch sein! ;D
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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plaenerdd

Hallo,
hier in Sachsen musst der Exilmecklenburger lernen, dass das "weiche" d  ein "babsches" d ist, so wie ein nicht richtig durchgebackenes Brot auch "babsch" ist.
Beste Grüße
Gerd mit babschen d
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph