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Zwei häufige Fransenflügler

Begonnen von Manfred Ulitzka, August 30, 2015, 22:10:32 NACHMITTAGS

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Manfred Ulitzka

Hallo alle,

nachdem ich mich einige Zeit sehr zurückgehalten habe (aber trotzdem Eure tollen Fotos betrachtet habe  ;D ) möchte ich hier mal wieder zwei Fransenflügler reinstellen.



Es handelt sich dabei um zwei sehr häufige Arten: Haplothrips aculeatus und Limothrips cerealium. Insbesondere die zweitgenannte Art kennt man auch als Gewittertierchen.
H. aculeatus lebt an unterschiedlichen Gräsern und kann bei Massenauftreten zum Schädling insbesondere am Roggen werden. Beide Tiere habe ich an Mais gefangen und auch auf einem Maisblatt fotografiert. Sie sind beide so um die 2,1mm lang.

Herzliche Grüße

Manfred.
www.thrips-iD.de    -    www.thysanoptera.de

reblaus

Hallo Manfred -

Wahnsinn - und fliegen können sie trotz der ausgefransten Flügel und sogar dahin, wo sie sie hinwollen - wie die das mit den paar Ocellen schaffen?

Viele Grüße

Rolf

Michael L.

Hallo Manfred,

Wieder mal tolle Bilder für makroskopisch so unscheinbare Insekten.

Viele Grüße

Michael

Manfred Ulitzka

Hallo Rolf,

fliegen können sie gerade deswegen, weil sie diese ausgefransten Flügel haben. Ich habe mal den Text dazu von meiner Homepage einfach hierher kopiert:

Je kleiner Insekten sind, desto skurriler sind ihre Flügel gestaltet. Man kann dies mit stömungsphysikalischen Gegebenheiten, die man als Reynolds-Abhängigkeit zusammenfasst, in Verbindung bringen. Der klassische Tragflügel der Insekten funktioniert danach nur bei größeren Formen, die sich rasch genug durch die Luft bewegen. Je kleiner die Tiere und je langsamer ihr Flug, desto ungünstiger wird für sie die normale Aerodynamik. So nutzen auch Thysanopteren nicht ihre Eigengeschwindigkeit, um Auftrieb zu gewinnen, sondern die Viskosität der Luft. Die kleinsten Formen fliegen, als ob sie in zähem Honig schwimmen würden. Für eine derartige Fortbewegung sind Fransenflügel besonders gut geeignet. Auch die Flügelführung unterscheidet sich von der größerer Insekten: sie erinnert eher an ein Flossenschlagen eines Fisches. Die hierfür erforderliche Flexibilität der Flügel wird dabei durch eine nahezu vollständige Reduktion der Flügeladern erreicht.

Dass diese der Physik entnommenen Überlegungen tatsächlich relevant sind, untermauern die konvergenten Formbildungen der Flügel vieler kleiner und kleinster Insektenarten aus den unterschiedlichsten Ordnungen. So finden sich »Fransenflügler« z.B. auch unter den Käfern (Coleoptera: Ptiliidae, Staphylinidae), den Schmetterlingen (Lepidoptera: Pterophoridae) oder den Hautflüglern (Hymenoptera: Mymaridae).

Die Fluggeschwindigkeit der Thysanopteren schwankt zwischen 10cm/s und 50cm/s. Sie ist damit fast immer geringer als die Luftbewegung. Ein gerichteter Flug scheint dadurch nahezu unmöglich. In der Regel dürften die Tiere also durch Luftströmungen und Winde verdriftet werden.


Ein paar Fotos anderer "Fransenflügler" gibt es hier: http://www.thrips-id.de/Thrips-iD-Deutsch/thrips-id-fotos4.html.


Dass Thripse mit den paar Ocellen gerichtet fliegen und sogar auf indem Grashalm landen ist schon eine verwunderliche Leistung. Vielleicht funktioniert es ja nach dem Motto "Weniger Einzelaugen machen auch ein weniger verpixeltes Bild!"

Herzliche Grüße

Manfred.
www.thrips-iD.de    -    www.thysanoptera.de

ruhop

Hallo, Manfred.

Vielen Dank für Deine logische Erklärung. Ich möchte dazu ein analoges Beispiel aus der Hydrobiologie erwähnen.

Copepoden und Cladoceren haben ebenfalls gegen die für sie hohe Viskosität des Wassers anzukämpfen. In der Schwebe halten und etwas schwimmen können sie mit Hilfe ihrer großen 2. Antennen, die obendrein auch noch mit zahlreichen Borsten besetzt sind. Quasi "Fransenfühler".

Schönen Gruß aus dem Hintertaunus

Holger

Fahrenheit

Lieber Manfred,

vielen Dank für die schönen Aufnahmen und die interessante Erläuterung zum Flugverhalten der Thripse.
Davon würde ich hier gerne mehr sehen und lesen.

Herzliche Grüße
Jörg
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Eckhard

Hallo Manfred,

das sind ja mal wieder tolle Bilder Deiner Haustiere.

Jörg, schaust Du hier: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=19493.0

Herzliche Grüsse
Eckhard
Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
Nikon SE2000U (HF, DIK, Ph)
Olympus SZX 12 (HF, DF, Pol)
Zeiss Sigma (ETSE, InLens SE)

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Manfred Ulitzka

Hallo alle,

danke für Eure positiven Kommentare! ;D

@Eckhard: vielen Dank für die Erklärung mit der Reynoldszahl. Ich sollte das mal auf meiner Homepage ergänzen!

Herzliche Grüße

Manfred.
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