Anleitung zur Anwendung von Meltmount

Begonnen von micromax, Dezember 05, 2015, 19:39:14 NACHMITTAGS

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micromax

Liebe Mikroskopiker,

hier möchte ich mein Vorgehen beim Einbetten mit Meltmount vorstellen. Ich bette damit Pigmente und Schwerminerale, also Streupräparate und Fasern ein. Es gibt bestimmt sehr viele unterschiedliche Methoden, hier werde ich meine vorstellen.

Meltmount ist ein thermoplasisches Harz, das in den 1980er Jahren das PCB-haltige Aroclor Harz ablöste. Es schmilzt bei 70 - 80°C, ist im Glas honiggelb und geruchlos.

Hier meine Equipment, das ich für die Einbettung verwende:

1: Heizplatte, diese würde ich nicht empfehlen, sie hat ziemliche Temperaturschwankungen. Aber da ich keine andere habe benutze ich sie trotzdem. Es gibt sicherlich bessere. Gut geeignet sind Tassenwärmer, da ist allerdings darauf zu achten, dass sie keinen erhöhten Rand haben
2: Zellstofftücher zum Reinigen
3: Meltmount n=1,662 in der originalen Verpackung
4: eine kleine Menge Meltmount in einem kleinen Gläschen. Durch den Schraubdeckel habe ich ein Loch gebohrt. In dem Gläschen steckt ein kurzer, zu einer Spitze ausgezogener Glasstab. Das ist mein Arbeitsgläschen. Damit wird ausgeschlossen, dass der große Vorrat an Meltmount kontaminiert wird. Würde ich auf alle Fälle empfehlen. Die in dem Gläschen enthaltene Menge reicht für sehr viele Präparate
5: Ständer für den Glasstab (aufgebohrte Rändelschraube)
6: Aceton zur Reinigung der Objektträger
7: Objektträger
8: Deckgläser. Ich verwende runde Durchmesser mit 12 mm Durchmesser für die Streupräparate. Für Fasern nehme ich die gewöhnlichen quadratischen Deckgläser
9: Wattestäbchen
10: Radierstift
11: Mikrospatel
12: Pinzette
13: Skalpell
14: Reißnadel




Zunächst wird das Meltmount auf der Wärmeplatte vorsichtig geschmolzen. Ich habe das auch schon im Wasserbad gemacht. Das ist auf alle Fälle sicherer. Ich schmelze das Meltmount und modeliere durch drehen einen kleinen Tropfen auf das Ende des Glasstabs.





Der Glasstab kann mit der Schmelzperle in dem Ständer stehen und ist damit für mehrere Präparate zur Verfügung. Der Objektträger wird auf der Heizplatte erwärmt und mit dem Glasstab wird eine kleine Menge Meltmount aufgeschmolzen.



Da ich immer mehrere Präparate mache, schreibe ich die Probennummer mit einer Reißnadel auf den Objektträger. Wasserfeste Stifte eignen sich nicht, da der Objektträger zum Schluss mit Aceton abgewischt wird bis das ausgetretene und überschüssige Meltmount entfernt ist.



Mit dem Mikrospatel oder der Präpariernadel wird eine kleine Menge des Pulvers aufgebracht. Die hier zu sehende Menge ist eigentlich schon zu viel. Das hängt natürlich von der Feinheit des Pulvers ab. Da das Pulver auf einer Fläche verteilt wird, die von einem Deckgläschen mit 12 mm Durchmesser bedeckt ist und sich die Körner nicht berühren sollten, kann man sich vorstellen, dass äußerst wenig Pulver ausreicht.



Dann wir das Deckglas aufgelegt und das Meltmount wieder auf der Heizplatte erwärmt bis es flüssig ist und sich mit der Pulverprobe vermischt.




Durch leichtes Kreisen des Deckglases mit dem Wattestäbchen oder auch mit dem Radierstift wird das Pulver gleichmäßig unter dem Deckglas verteilt.



Mit dem Wattestäbchen wird anschließend das ausquellende Meltmount verschmiert. Es erleichtert das Reinigen mit Aceton erheblich, wenn das Meltmount möglichst dünn auf dem Objektträger verteilt ist.



Nach dem Reinigen mit Aceton sieht das Präparat dann so aus. Wie schon eingangs erwähnt, war die Probenmenge viel zu dicht. Die besten Präparate sind die, bei denen man mit bloßem Augen nichts sieht.



Ich hoffe die kleine Anleitung hilft denen, die auch mit Meltmount arbeiten wollen. Vermutlich wird jeder das Einbetten ein wenig anders angehen. Das ist meine Methode und für mich hat sie sich bei vielen hunderten Präparaten bewährt.

Viele Grüße
Thomas




anne

Lieber Thomas,

wunderschön beschriebene Anleitung!!
Genau dieselbe Heizplatte habe ich auch, eigentlich für eine Espressokanne gedacht.
Inzwischen  habe ich diese ersetzt, war mir auch zu unkonstant.

Eine Frage, ist es ein Diatomeenstreupräparat welches Du da herstellst?

lg
anne

Michael L.

Hallo Thomas,

Danke für die super Anleitung!

Gruß

Michael

micromax

Hallo Anne,

freut mich, dass Dir meine Anleitung gefällt.
Nein es ist kein Diatomeen Präparat, sondern ein Gesteinspulver, das als puzzolanischer Zusatz in Mörteln verwendet wird: Suevit oder besser bekannt als bayerischer Trass.
Kann man auf dem Bild natürlich nicht erkennen.

Viele Grüße
Thomas

plaenerdd

Hallo Thomas,
eines irritiert mich an Deiner sonst so schönen Anleitung: Durch das Loch im Deckel, durch das der Glasstab geführt wird, kommt da nicht Staub in das meltmount?
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

vbandke

Guten Abend, Thomas,

Ich bin mir ja ziemlich sicher, dass ich kaum in die Situation komme werde, Meltmount einzusetzen.  Deine exzellente Beschreibung habe ich dennoch aufmerksam gelesen.  Für solche Art der Informationen bin ich diesem Forum beigetreten.  Vielen Dank dafür!


Mit besten Grüßen

Volker

P.S. Alle meine Bilder dürfen/sollen kommentiert, verrissen, gelobt, und zur Veranschaulichung in diesem Forum auch bearbeitet werden.

micromax

Hallo Gerd,

das Loch im Deckel entspricht fast dem Durchmesser des Glasstäbchens. Es ist natürlich nicht 100%ig dicht. Aber mit Staub hatte ich in der Beziehung noch keine Probleme. Man könnte das ganze natürlich noch in ein Marmeladenglas stellen und dann den Deckel richtig verschließen. Bei mir steht das kleine Gläschen im Schrank.
Was es meiner Meinung nach eher zu überdenken gilt sind die Zellstofftücher und die Wattestäbchen. Da kommt es schon mal vor, dass man einen Fussel mit einbettet. Die Wattestäbchen wechsle ich zwar bei jedem Präparat, aber auf dem Objektträger sind doch manchmal noch feinste Faserreste. Ist mir aber noch nie so aufgefallen, dass ich etwas grundlegendes ändern würde.

Grüße
Thomas

plaenerdd

#7
Hallo Thomas,
danke für die Antwort. Die neue Glasstabhalterung ist natürlich etwas professioneller, aber den guten alten Klammertrick fand ich auch schon sehr gut:

Zumindest für Leute, die das meltmount nur gelegentlich einsetzen, reicht das vollauf.

Ich benutze übrigens sehr gerne ein Encaustic Maleisen als Heizplatte, weil es eine recht gute Temperaturregelung hat.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Michael L.

Hallo Gerd,

Das ist eine gute Idee, hast Du eine ungefähre Vorstellung davon was die niedrigste Temperatur ist die mit dem Gerät einstellbar ist?

Viele Grüße

Michael

micromax

Hallo Gerd,

ja der gute alte Klammertrick ist auch nicht schlecht. Hat mich recht amüsiert, als ich Dein Foto aus vergangenen Tagen gesehen habe.

Durch die Bohrung in dem Deckel des Gläschens kann man den Glasstab immer im Meltmount drin lassen. Ich wüßte nicht, wie man den sonst lagern sollte.
Die Alternative wäre, dass man das Glasstäbchen nach der Benutzung mit Aceton reinigt. Dabei geht aber meines Erachtens zuviel des kostbaren Meltmounts verloren.

Es gibt auch spezielle Flaschen für solche Anwendungen:

http://scienceservices.de/de/balsam-flasche-mit-glasstab-und-deckel-100ml-1-stuck.html

Aber die sind mir zum einen zu teuer und auch zu groß. Ich empfehle wirklich das Meltmount in kleine Gläschen zu portionieren. Man weiß nie was passiert. Und wenn Dreck drin ist bekommt man den nicht mehr raus.

Grüße
Thomas

micromax

#10
Hier habe ich noch eins gefunden, das ist vielleicht eine Alternative für Menschen die es stilecht bevorzugen:

http://www.hecht-assistent.de/de/produktbereich/mikroskopie-ufaerbung/zubehoer-fuer-mikroskopie-und-faerbetechnik.html

Unter "Kanadabalsam-Gläser mit aufgeschliffener Kappe" schauen.

Grüße
Thomas

anne


Das ist noch was für den Wunschzettel, super!
Danke für den link!

lg
anne

plaenerdd

Hallo Thomas,
da beim Meltmount ja nichts verflieht, würde wohl auch das preiswertere "Kanadabalsam-Glas mit loser Kappe" reichen.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph