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Aufbau von Mikroskopobjektiven

Begonnen von MikroTux, Januar 01, 2016, 23:42:08 NACHMITTAGS

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MikroTux

Hallo miteinander,

bei youtube gibt es einen Film wie man Mikroskopobjektive auseinander nimmt:
https://www.youtube.com/watch?v=2jiU2tb6Ljk
Gezeigt wird das zerlegen einex 4-fach Objektives, das wohl aus einer einfachen  Linsengruppe besteht. Wenn man von dem etwas kruden Werkzeugeinsatz absieht, sind Objektive generell so aufgebaut, und können sie so demontiert werden, daß man dann die Linsengruppe entnehmen kann?
Ich frage, weil mir bei einem Objektiv aufgefallen ist, daß es -obwohl gleicher Hersteller und Serie- knapp 0,5mm von der Parfokalität der anderen Objektive abweicht. Dazu kommt, wenn man die Apertur-Blende zuzieht, dann ist diese ziemlich dezentriert, wenn man zum Tubus oben hereinschaut. Das ist sonnst bei keinem anderen Objektiv, das ich habe.
Meine Gedanken, sind nun, ob es sein kann daß der innere Einsatz verschoben ist, weshalb ich mir überlege Aufzuschrauben, nur ist die frage, ob ich damit rechnen kann, auch so einen Block entnehmen zu können, oder ob mir auch Einzelteile entgegenfallen können?
danke,
F.

Gerd Schmahl

Hallo F.,
in dem Video wird ein sehr einfaches, gering vergrößerndes Objektiv zerlegt. Höher vergrößernde und höher korregierte Objektive bestehen aus wesentlich mehr Linsengruppen. Den gezeigten Einsatz des Werkzeuges, den Du ja schon selber als "krude" bezeichnest, würde ich auf keinen Fall empfehlen, weder diese Zange nich die Schere würde ich an ein teures Objektiv lassen.

Wenn das Objektiv nicht genau an die selbe Stelle "guckt" wie die anderen Objektive, dann kann das verschiedene Gründe haben. Nicht immer ist das Objektiv selber die Ursache. Das Gewinde des Objektivrevolvers kann auch die Ursache sein. Tausche erstmal die Plätze der Objektive und schaue, ob immer noch das gleiche Objektiv falsch guckt, oder jetzt ein anderes. Kleine Abweichungen kann man beheben, indem man sehr dünne Papierschnipsel an der richtigen Stelle unter den Rand der Objektivauflage schiebt, bevor man richtig fest dreht. Ist eine ehlende Fummelei, aber es geht.

Schreibe mal bitte, welche Objektive Du nebeneinander verwendest! Auch ein Foto von Deinen Objektiven kann weitere Hinweise geben. Auch gleiche Hersteller garantieren keine absolute Perfokalität, wenn es sich um unterschiedliche Objektivgenerationen handelt.

Was auch passieren kann: Die Frontlinse wird unsanft auf den Objektträger aufgesetzt und aus ihrer Verankerung gedrückt. Das sollte man aber sehen, wenn man sich das Objektiv mit einer Lupe oder einem Stereomikroskop ansieht. Zur Not tut es auch ein umgekert gehaltenes höher vergrößerndes Okular (10..15x).

Beste Grüße
Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

Klaus Henkel

Zitat von: MikroTux in Januar 01, 2016, 23:42:08 NACHMITTAGS
Hallo miteinander,

bei youtube gibt es einen Film wie man Mikroskopobjektive auseinander nimmt:
https://www.youtube.com/watch?v=2jiU2tb6Ljk

Gezeigt wird das zerlegen einex 4-fach Objektives, das wohl aus einer einfachen  Linsengruppe besteht. Wenn man von dem etwas kruden Werkzeugeinsatz absieht, sind Objektive generell so aufgebaut, und können sie so demontiert werden, daß man dann die Linsengruppe entnehmen kann?

Ich frage, weil mir bei einem Objektiv aufgefallen ist, daß es -obwohl gleicher Hersteller und Serie- knapp 0,5mm von der Parfokalität der anderen Objektive abweicht. Dazu kommt, wenn man die Apertur-Blende zuzieht, dann ist diese ziemlich dezentriert, wenn man zum Tubus oben hereinschaut. Das ist sonnst bei keinem anderen Objektiv, das ich habe.

Meine Gedanken, sind nun, ob es sein kann daß der innere Einsatz verschoben ist, weshalb ich mir überlege Aufzuschrauben, nur ist die frage, ob ich damit rechnen kann, auch so einen Block entnehmen zu können, oder ob mir auch Einzelteile entgegenfallen können?
danke,

F.

Den Film habe ich mir nicht angeschaut.

Daß das Objektiv nicht parfokal ist, könnte auch an Ihren Augen liegen. Im allgemeinen bemerkt man eine kleine Fehlsichtigkeit im Alltag nicht, aber im Umgang mit bestimmten optischen Geräten sofort. Wenn Sie Brillenträger sind: Lese oder Fernbrille? Schauen Sie niemals mit einer Lesebrille ins Mikroskop. Wenn sie unterschiedliche Sehstärke auf beiden Augen haben, müssen Sie für Ausgleich sorgen. Dafür brauchen Sie mind. ein fokussierbares Okular mit einer Skala. Wenn Sie den Augenabstand einstellen, müssen Sie die gemessene Distanz auf den Binokulartubus übertragen, wenn es sich nicht um einen Tubus mit automatischer Übertragung handelt.

Ich habe seit 35 Jahren mit Mikroskopen zu tun, habe aber noch nie gewagt, ein Objektiv auseinander zu nehmen, weil ich meinen Arbeitsplatz nicht so staubfrei halten kann, daß ich später keine Fussel zwiscben den Linsen sehe.

Früher wurden die Einzelteile im Objektiv miteinander verschraubt. Gegen Ende der siebziger Jahre war es wohl, daß man zur sogen. Schachtelbauweise überging und die Linsen in einer Fassung befestigte und diese Fassungen nacheinander in den Obj.tubus einfach aufeinander steckte. Da könnte es schon passieren, daß da einiges heraus purzelt, wenn Sie das Obj. falsch halten.

Grundsätzlich, niemals ein Obj. auseinander nehmen, solange nicht alle (!) anderen möglichen Fehlerquellen als Ursache geprüft und auszuschließen sind.
Schwachvergrößernde Objektive reagieren besonders kräftig auf Augenfehler. Ebenso macht sich bei schwachvergrößernden Obj. die Anpassungsfähigkeit des Auges insofern bemerkbar, als es Fokusdifferenzen von selbst ausgleichen kann ("Adaptionsfähigkeit).

Ihr Kondensor hat doch wohl beidseitig je eine Justierschraube, mit denen Sie die Öffnung von Apertur- und Leuchtfeldblende mittig ausrichten können?

Soviel für heute.
Ein gutes Neues und viel Freude am neuen Mikroskop.

KH

Werner

Hier ein Link von einem Profi:
http://zeiss-campus.magnet.fsu.edu/articles/basics/objectives.html

Bei den höchstpreisigen Objektiven für die Konfokalmikroskopie müssen die Farbabweichungen sogar im Abstand von < 150 nm (Nanometer!) liegen. Das bekommen sogar erfahrene Profis nur mit "Pröbeln" aus einer Vielzahl von Linsensätzen hin - wie zu Anfangszeiten der Mikroskopie. Die viele Handarbeit macht diese Objektive dann sehr teuer.
Aber das ist wohl auch das Ende der Fahnenstange...

Gruß   -   Werner

the_playstation

Hallo F.
Bei 95% aller Objektive würde ich es nie machen. Ausser, es hat einen Defekt und einen einfachen Aufbau. Objektive können verklebt, verkittet, ... sein. Ausserdem muß man Sie nach dem Demontieren exakt gerade (3 Achsen + xyz Position) wieder positioniert werden. Manche Objektive haben mehr als 9 Linsen (je 2-3 miteinander verkittet. Da vermurkst man mehr, als etwas zu verbessern.

Werner und Klaus Henkel haben Recht!

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

MikroTux

Zitat von: Werner in Januar 02, 2016, 11:03:31 VORMITTAG
Hier ein Link von einem Profi:
http://zeiss-campus.magnet.fsu.edu/articles/basics/objectives.html

Werner, das ist eine interessante Seite, vorrallem ein Satz sprint mir in`s Auge: " The objective is parfocalized by translating the entire lens cluster upward or downward within the sleeve with locking nuts so that focus will not be lost while objectives housed on a multiple nosepiece are interchanged".  Gerade das ist meine Frage, sind die Linsen als fester verschiebbarer Block(Cluster) in der Hülse (sleeve), so daß nachjustiert werden kann. Prinzipiell scheint dem so zu sein, wie man dabei jeweils vorgeht, vermute, weis wohl nur der Hersteller (?).



MikroTux

Zitat von: Klaus Henkel in Januar 02, 2016, 00:42:32 VORMITTAG

Daß das Objektiv nicht parfokal ist, könnte auch an Ihren Augen liegen. Im allgemeinen bemerkt man eine kleine Fehlsichtigkeit im Alltag nicht, aber im Umgang mit bestimmten optischen Geräten sofort. Wenn Sie Brillenträger sind: Lese oder Fernbrille? Schauen Sie niemals mit einer Lesebrille ins Mikroskop. Wenn sie unterschiedliche Sehstärke auf beiden Augen haben, müssen Sie für Ausgleich sorgen. Dafür brauchen Sie mind. ein fokussierbares Okular mit einer Skala. Wenn Sie den Augenabstand einstellen, müssen Sie die gemessene Distanz auf den Binokulartubus übertragen, wenn es sich nicht um einen Tubus mit automatischer Übertragung handelt.

Danke für Antwort und Neujahrwünsche, wünsche hier auch allen ein gutes neues 2016. Mit den Augen, da habt ihr mich jetzt voll erwischt. Eine Brille habe ich, Zylinder und sphärische Korrektur, jedes Auge anders aber kein Wert mehr als 2/3-Dioptrie. Als ich mit Mitte-30 diese Brille bekam, wurde mir klar, weshalb mir Schwimmen immer besser gelegen hat, als Ballspiele. Inzwischen trage ich sie jedoch kaum mehr, weil wirklich Alltagsrelevant ist der Unterschied nicht.
Beim Mikroskopieren habe ich anfangs zwischen Mit- und ohne Brille ausprobiert, fand keinen relevanten Schärfe-Unterschied, dafür weniger Reflexe ohne Brille, und gleiche am linken Okular eben die ½-Dioptrie aus.  Das war, als ich nur Olympus EA-10/40/100-Objektive hatte.
Inzwischen kam ein Oly. dplan 4 -auch aus der LB-Serie- hinzu, und das ist gerade das Objektiv, das aus bei der Parfokalität der Reihe tanzt, während  das dplan 40, das auch inzwischen neu ist mit den anderen Objektiven gut harmoniert.
Daß sich Sehfehler so unterschiedlich auswirken können, da wäre ich nicht darauf gekommen. Ich werde mal vergleichen, und die Objektive auch nochmals umsetzen, um Abweichungen am Revolver auszuschliessen.

Lupus

Hallo,

ZitatSchwachvergrößernde Objektive reagieren besonders kräftig auf Augenfehler. Ebenso macht sich bei schwachvergrößernden Obj. die Anpassungsfähigkeit des Auges insofern bemerkbar, als es Fokusdifferenzen von selbst ausgleichen kann ("Adaptionsfähigkeit).
ich denke nicht, dass sich eine nicht durch eine Brille kompensierte Fehlsichtigkeit auf die Parfokalität unterschiedlicher Objektivvergrößerungen dramatisch auswirkt. Ein Beispiel: Wenn das Auge eine Fehlsichtigkeit von 1 Dioptrie hat, muss bei einem 40x Objektiv etwa um 0,5 µm nachfokussiert werden (im Vergleich zu einem nicht fehlsichtigen Auge), bei einem 4x Objektiv um etwa 38 µm. Das lässt sich durch die Abbildungsgleichung einfach nachrechnen.

Hubert

Gerd Schmahl

Hallo F. (ein richtiger Name wäre schöner),
mit Olympus kenne ich mich wenig aus, aber bei vielen Herstellern waren die Übersichtsobjektive oft nicht abgeglichen. Bei Zeiss-Jena ist es zumindest so.
Beste Grüße
Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

MikroTux

#9
Zitat von: plaenerdd in Januar 03, 2016, 18:15:01 NACHMITTAGS
mit Olympus kenne ich mich wenig aus, aber bei vielen Herstellern waren die Übersichtsobjektive oft nicht abgeglichen. Bei Zeiss-Jena ist es zumindest so.

Hallo Gerd,
ob dahinter eine Absicht ist, habe ich mir auch schon überlegt. Immerhin ist es so, daß beim scharftstellen mit dem 4x Objektiv durch den großen Arbeitsabstand nicht viel passieren kann, und man gewöhnt sich schnell daran, beim umschalten nach unten zu kurbeln, tendenziell also sicherer, nur es ist schon recht viel, das zu kurbeln ist.
Und Olympus hat in den 80`er Jahren die LB-objektivserie mit 45 statt 35mm Abgleichlänge ja unter anderm mit der Begündung eingefürt, daß sich damit auch die niedrigvergrößernden Objektive abgleichen lassen. So zumindest, wenn man diesem    Prospekt glauben schenkt. Daher denke ich nicht daß es daran liegt.

Rawfoto

Guten Abend F

Es gibt sehr fein abgestufte Zwischenscheiben, die werden zwischen Objektiv und Revolver gelegt um sie mit den anderen abzugleichen. Bezugsquelle z.B. edmund Optics ...

Gerade 1x, 2x und 4x sind da Kanditaten die eine Anpassung bei der Olympus LB Serie ...

Wenn Du mit den hoeher vergrossernden Objektive keine Probleme hast ist das Deine Loesung. Du kannst das Objektiv vorsichtig einen Teil einer Umdrehung rausschrauben um das zu ueberpruefen und um fest zu stellen wie dick die Scheibe sein soll (schaut aus wie eine duenne Beilagscheibe) ...

Liebe Gruesse

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Werner

Olympus kann man glauben, wenn man die Abbildungsgleichung anwendet.
Bei 160 mm optischer Tubuslänge hat ein 4x Objektiv eine Brennweite von 25 mm und eine Gegenstandsweite von 32 mm, das paßt gerade eben in 33 mm Abgleichlänge.
Ein 3x Objektiv hat 30 mm Brennweite und eine Gegenstandsweite von 40mm, da schaut die Linse hinten aus dem Revolver raus, aber bei 45 mm Abgleichlänge geht es gerade noch ohne Überstand.

Gruß   -   Werner

Lupus

Hallo,
ZitatBei 160 mm optischer Tubuslänge hat ein 4x Objektiv eine Brennweite von 25 mm und eine Gegenstandsweite von 32 mm, das paßt gerade eben in 33 mm Abgleichlänge.
ganz so einfach ist es nicht. Der Hauptebenenabstand muss noch berücksichtigt werden.

Hubert

Werner

Doch, in diesem Fall paßt das.
Die schwachen Objektive bestehen aus einem einfachen, dünnen Achromaten. Der Hauptebenenabstand liegt unter 1 mm.
Objektive unter 3-fach, also 1x bis 2x müssen dann mehrlinsige Retrofokusobjektive sein, die wieder einen größeren Hauptebenenabstand haben. Da können 45 mm Abgleichlänge und Parfokalität auch nicht mehr eingehalten werden.

Gruß   -   Werner

Klaus Herrmann

Hallo Gerd,

ZitatHallo F. (ein richtiger Name wäre schöner),

ein wenig OT: F. ist gleich Frieder, wie aus seiner Vorstellung zu ersehen ist. Wobei ich dir absolut beipflichte: ich fände es auch schöner, wenn alle ihre Beiträge mit zumindest ihrem Vornamen unterschreiben.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken