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Rasiermesser schärfen

Begonnen von D. Zollondz, Juli 11, 2009, 12:31:59 NACHMITTAGS

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D. Zollondz

Der Umgang mit dem Rasiermesser war ja schon Thema in diesem Forum. Ich wende mich mit meinem Beitrag an die erfahrenen Rasiermesser-Anwender, die sich auch mit dem Messer rasieren.

Irgendwo habe ich gelesen (war es bei Klaus Henkel?), dass das Rasiermesser so scharf sein sollte wie eine Rasierklinge. Und da liegt mein Problem, sowohl beim Rasieren als auch beim Schneiden für botanische Querschnitte.

Ich besitze insgesamt 3 Rasiermesser aus Edelstahl, einen japanischen Wasserstein mit 6000er Körnung und einen Abziehriemen aus Rindsleder. Mit dieser Ausrüstung ist es mir bislang nicht gelungen eines der Messer auf Rasierklingenschärfe zu bringen. Während die weicheren Haare an Arm und Bein gut geschnitten werden, artet eine Gesichtsrasur (also an den stärkeren Haaren) zur Tortur aus. Das Rasiermesser schneidet schlecht und fühlt sich an wie eine ein Jahr alte Rasierklinge, die täglich zweimal im Gebrauch war. Als Vergleich steht mir ein Klingenhalter für halbe Rasierklingen zur Verfügung, der wie ein Rasiermesser geformt ist. Mit der eingespannten Rasierklinge ist eine Gesichtsrasur kein Problem, wenn man davon absieht, dass man sich ruck zuck geschnitten hat.

Meine Frage: Liegt es evtl. am reinen Edelstahl, dass man die Messer nicht so scharf bekommt? Ich habe von Messern gelesen, deren Klinge aus ,,Carbonstahl" gefertigt ist. Bekommt man ein solches Messer schärfer bzw. auf Rasierklingenschärfe?  


Viele Grüße
D. Zollondz

derda

Hallo,

generell sollte man ein Rasiermesser fast auf Rasierklingenschärfe bekommen. Je nach Stahl fällt dann die Schnittbeständigkeit unterschiedlich aus.

Schleiftip:

1. Schlemme den Wasserstein erstmal gut auf und schleife dann die Schneide analog zu den Bewegungen wie später auf dem Streichriemen. Da die meisten Steine und der Streichriemen etwas schmaler sind, führe ich eine langgezogene Acht als Bewegung aus.

2. Nun noch einige Züge über den Streichriemen und rasieren... => Acht geben, daß der Riemen nicht zu stark durchhängt und mit wenig Druck arbeiten

Üben, üben, üben und immer wieder Rasieren => man verbessert sich Schritt für Schritt und als Belohnung tut es später nicht mehr weh...

VG

Erik



the_playstation

#2
Wie weit man eine Klinge schärfen kann, hängt wesentlich von zwei Faktoren ab.
1.) Dem Stahl
2.) Der Härtung des Stahls

"Edelstahl" (rostfrei) ist leider nicht ideal (liegt am Anteil von Chrom, ...)
Dadurch entstehen recht grobe Karbidkörner.

Beim Kauf legt man sich daher schon ähnlich fest wie beim Kauf eines guten oder schlechten Mikroskops.
Dabei hängt es nicht unbedingt vom Preis ab.

Das Schärfen selbst vom Winkel, der Feinheit des Poliermittels und des Abziehens am Leder (Grat).

Wie man im "Stahlschlüssel" nachschauen kann, gibt es eine Unmenge an verschiedenen Stahlrezepturen.
Dabei spielt nicht nur der Kohlenstoffanteil eine Rolle. Auch Mangan, Nickel, Silizium, ...

Jede Stahlsorte hat eine andere Kombination möglicher Eigenschaften wie Härte, Elastizität, Korngröße (Karbide), ...
Stahlsorten mit feinen Karbiden lassen sich feiner schärfen.

Dann kommt noch die hoffentlich optimale Härtung hinzu.
Nur so wird das letzte aus dem Stahl herrausgekitzelt.

Ja nach Produkt, Hersteller, .. kann das Ergebnis extrem unterschiedlich ausfallen.

Die Themaik ist nahezu grenzenlos und wird von div. Spezial-Foren heftig diskutiert.

Meine Messer (Selbstbau (Materialrest aus der Restetonne von Markus Balbach)) haben eine Härte von ca. 67-69 HRC (härter als Glas (HRC 62)) und sind biegefest, bruchfest und bekommen auch keine Ausbrüche an der Schneide. Sie werden kaum stumpf. Aber wenn, dauert das Schärfen etwas länger. ;D

Zum Schärfen:
Wassersteine, Diamantplatten von DMT, gute Micromesh-Schleifpapiere, Schleifpulver (Merk), Rubinkeramik-Stab.
Wassersteine mag Ich persönlich nicht so gerne, da Sie schnell ihre Form verlieren können und dann abgerichtet werden müssen.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

Rawfoto

Guten Abend

Ich moechte zu bedenken geben das ein Rasiermesser anders geschliffen wird als ein Messer fuer botanische Schnitte. Das Rasiermesser hat neben einem Hohlschliff eine sehr leicht abgerundete Schneide - damit reisst es nicht so ...

Ein abgerundetes Messer ist fuer Mikroschnitte toetlich ...

Das mit der Uebung beim Schleifen kann ich nur bestaetigen. Ohne eine Abziehhuelse ist es sehr schwer bis unmoeglich die gleiche Position zu halten. Auch diese Abweichung fuehrt zur Abrundung der Schneide ...

Wer mehr wissen moechte sollte sich die letzten drei Hefte vom Mikrokosmos aus 2012 besorgen, da habe ich einen Dreiteiler zur Aufbereitung von Mikrotommesser geschrieben.

Liebe Gruesse

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Eckhard F. H.

#4
Hallo zusammen,
ein (selbsternannter?) Messerfachmann erzählte mir mal von einem Schärfungsproblem, das in einer Firma für Schneidwaren auftrat und für Aufregung sorgte. Nach langer Rätselei über die Ursache wurde letztlich die Mikroerwärmung der Schneide beim Feinschliff und seine Auswirkung auf die Metallstruktur ermittelt. Lösung erbrachte (angeblich): Änderung von Materiallegierung, Schleifmittelart, Schnittgeschwindigkeit und Kühlung.
Im erweiterten Kontext noch eine Frage. Vielleicht kennt hier ja jemand die Antwort: Was ist die Ursache für die typischen Gerüche, die auftreten, wenn zwei Kiesel aufeinander scheuern bzw. Schmirgelpapier auf Aluminium reibt?
Gruß - EFH

the_playstation

Die Geschichte kann Ich ohne genaue Infos nicht nachvollziehen.
Welches Material, wie wurde geschliffen, ....
Da sind 100 Parameter, die nicht genau spezifiziert wworden sind.

Aber ja. Wird der Grat beim schleifen (besonders trocken) zu heiß, verliert Er seine Härtung.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

Eckhard F. H.

ZitatWird der Grat beim schleifen (besonders trocken) zu heiß, verliert Er seine Härtung.

Das wird den Messermänner qualitativ natürlich auch bekannt gewesen sein. Ich setze deshalb voraus, daß der Feinschärfeschliff obligat immer mit Wasserkühlung erfolgte.
Gruß - EFH

the_playstation

In vielen Fabriken leider nein. Es muß ja schnell gehen.
Sieht man in div. Youtube Werbefilmen einiger Messerfirmen.
Da wird leider oft recht lang mit Trockenschliff gearbeitet.
Wobei das prinzipiell ja auch klappt, wenn man die Schneide nicht überhitzt.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

the_playstation

Bei normalen Messern ist das Schleifen ja sowiso kein Problem.
Da kommt es bei sachgemässer Schärfung auch zu keinem Problem.

Aber bis Ich mein (Haßliebe) Messer scharf hatte bin Ich fast verzweifelt.
Es wollte sich nicht schärfen lassen, was übrigens nicht so sehr an der Härte sondern
an der Zähigkeit (Nickel) liegt.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

Eckhard F. H.

ZitatIn vielen Fabriken leider nein.

Tschuldigung, the_playstation. Offensichtlich habe mich als Grufti geoutet.
Aber besonders Gruftis haben natürliches Empfinden (und so manch anderes) über die Zeit bewahrt.
Gruß - EFH

the_playstation

Bin ja auch einer. ;)
So wie die alten Carl Zeiss Mikroskope aus dem Vollen gefräst waren, wurden halt Messer auch mal ordentlich per Hand naß geschliffen.
Heute höchstens von Maschine naß aber schnell. Oder von Maschinen naß und dann von Mensch trocken.
Zumindest sieht man oft Funken fliegen.

Muß halt schnell gehen.

Nur Privatmessermacher schleifen ewig an den Messern rum. :lach:
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

Eckhard F. H.

Zitataus dem ´vollen gefräst`
Ho Narro!
EFH

Rawfoto

Guten Abend

Wer es besser wie mit Wasser machen moechte, Weisoel ist die Loesung der Profis ...
Bei einem Mikrotom-Messer sollte nur nass geschliffen werden, nie trocken Schleifen und vor allem nicht zwischen Wasser und Oel wechseln ...

:-)

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

the_playstation

Kleiner Tip fürs Nassschleifen bei nicht rostfreien Stahlsorten.
Dem Wasser etwas basisches hinzufügen (Seife nicht ph-neutral natürlich), damit die Klinge nicht rostet.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

Eckhard F. H.

Zitat...was übrigens nicht so sehr an der Härte sondern an der Zähigkeit (Nickel) liegt.

Hmm. Nickelzusatz ist in meiner Erinnerung eher Feind denn Freund der Schneidhaltigkeit von Stählen. Oma meinte gelegentlich: Messer, die nicht rosten, taugen nicht. Moderne Messeralchimisten hüten natürlich das Geheimnis ihres Materials wie weiland die Böttgers das Rezept für Porzellan.
Gruß - EFH