Flügel von Tenothrips brevis (Thysanoptera)

Begonnen von Manfred Ulitzka, Februar 05, 2016, 12:40:34 NACHMITTAGS

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Manfred Ulitzka

Hallo allerseits,

wollte Euch mal wieder was aus der Welt der Thripse zeigen. Das Foto zeigt die rechten Flügel von Tenothrips brevis (Thysanoptera: Thripidae). Man kann sich richtig vorstellen, wie die Tiere damit durch das für sie zähe Medium Luft "schwimmen" (Zu diesem Flugverhalten und zum Leben mit kleiner Reynoldszahl gibt es übrigens einen schönen Beitrag von Eckhard: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=19493.0.

Diese Fransenflüglerart tritt in macropteren (geflügelten) und brachypteren (stummelflügligen) Formen auf. Die Flügelfransen der makropteren Formen sind zum Teil schön gewellt.
Das besondere an Tenothrips brevis ist aber, dass diese Art seit ihrer Erstbeschreibung 1969 in Frankreich nie wieder gefunden wurde. Ich habe im letzten Jahr drei Weibchen in Andalusien erfasst. Publikation erfolgt demnächst in der Entomologischen Zeitschrift (auf dem Cover der Dezemberausgabe konnte ich übrigens auch einen Thrips platzieren!  ;D ; siehe unten)


Thenothrips brevis: Flügel


Entomologische Zeitschrift (Haplothrips aculeatus auf dem Cover der Dezemberausgabe)

Herzliche Grüße

Manfred.
www.thrips-iD.de    -    www.thysanoptera.de

Ole Riemann

Hallo Manfred,

ein sehr interessantes und schönes Foto, vielen Dank! Ist die Aufnahme gestackt und wie ist das Insekt eingeschlossen? Nutzt Du Polyvinyl-Lactophenol zum Aufhellen der Strukturen?

Viele Grüße

Ole

koestlfr

Hallo Manfred!

Tolles Foto und ja, kannst du ein bisschen über die Technik schreiben?

Ciao,,,Franz
Liebe Grüße
Franz

Manfred Ulitzka

Hallo Franz und Ole,

ein paar Worte zur Technik:

Ich fange meine Tiere grundsätzlich in AGA (Mischung aus Glycerin, Ethanol und Essigsäure). Imagines werden bei Thysanopteren grundsätzlich in KOH mazeriert um Chitinstrukturen besser erkennen zu können.
Ich bette alle Imagines nach Entwässerung in der Alkoholreihe und Überführung in Nelkenöl in Kanadabalsam ein. Bei einer Sammlung für taxonomische Zwecke ist dies unumgänglich. Larven werden anders präpariert: man bettet sie in Homers medium ein. Genaueres zu Fang und Präparaten findet Ihr hier auf meiner Homepage (auch als PDF downloadbar): http://www.thrips-id.de/Thrips-iD-Deutsch/thrips-id-fangun.html. Sicherlich lässt sich vieles auch auf andere Insekten übertragen.

Zum Foto: Zeiss Standard, Objektiv: Zeiss Plan 16/0,35 160/0,17; Phasenkontrast. Das Bild ist aus 47 Einzelaufnahmen gestackt mit HeliconFokus. Es wurde in Photoshop eine ordentliche "Grundreinigung" vollzogen  ;) , weil das Flügelchen doch sehr verdreckt war  >:( !

Viele Grüße

Manfred.
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Klaus Herrmann

Hallo Manfred,

schönes Bild! Was mir auffällt: du hast einen sehr dezenten PH-Kontrast. Ist der denn optimal zentriert - also mit PH-Fernrohr überprüft?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Manfred Ulitzka

Hallo Klaus,

:o na ja ... vermutlich ist da nix optimal zentriert. Ich habe das Mikroskop mal vor zig Jahren gekauft.
Es hat mich auch schon gewundert, dass andere Phasenkontrast bessere Abbildungen liefern. Aber für meine Thripsbestimmung bin ich bisher klargekommen.
Was wäre denn zu tun? (...gehört vermutlich nicht hier in dieses Forum).

Viele Grüße

Manfred.
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koestlfr

Moin Manfred!

Anbei, ein Link zur UNI Wien: http://www.univie.ac.at/mikroskopie/2_kontraste/phasenkontrast/5_einstellen.htm

Aber du kannst ja auch den Link zur Mikrofibel von Klaus Henkel, 3. Link oben im Mikro-Forum anklicken und die Fibel durcharbeiten.

Liebe Grüße
Franz
Liebe Grüße
Franz

Ole Riemann

Hallo Manfred,

vielen Dank für die Erklärungen und den Link zu Deiner schönen Homepage.

Das Justieren des Phasenkontrasts ist ganz einfach - es müssen der Lichtring aus dem Kondensor und der Phasenring im Objektiv zur Deckung kommen. Also Position "2" am Zeiss-Revolverkondensor einstellen (bei Objektiven Ph2) und das nach vorne weisende Rädchen und den seitlich angebrachten Stift verschieben. Damit veränderst Du die Position der Phasenblende im Kondensor in x-y-Richtung. Idealerweise zur exakten Einstellung ein Ph-Fernrohr anstelle des Okulars einschieben (damit kannst Du die hintere Brennebene des Objektivs beobachten) oder beim direkten Einblick so lange justieren, bis der Phako-Kontrast am besten ist (möglichst dunkler Grund).

Viele Grüße

Ole

Rawfoto

Hallo Manfred

Tolle Details, die Fluegel sind wirklich faszinierend. Natuerlich auch Gratulation zum Coverbild ...

Liebe Gruesse

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

plaenerdd

Hallo,
wer kein Einstellfernrohr hat, kann auch ein zweites Okular ungekehrt auf das eigentliche Okular setzten und so weit anheben, bis die hintere Objektivebene mit den Phasenringen scharf abgebildet ist. Ist alles etwas kleiner als mit Einstellfernrohr, aber als Notbehelf durchaus brauchbar. Das Einstellen, wie Ole es beschrieben hat
Zitatoder beim direkten Einblick so lange justieren, bis der Phako-Kontrast am besten ist (möglichst dunkler Grund).
setzt voraus, dass man weiß, wie ein gutes Phasenkontrastbild aussieht. Wer damit lange genug unterwegs ist, braucht freilich kein Einstellfernrohr.

Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Bernhard Lebeda

Zitat von: Manfred Ulitzka in Februar 05, 2016, 20:45:24 NACHMITTAGS

Ich bette alle Imagines nach Entwässerung in der Alkoholreihe und Überführung in Nelkenöl in Kanadabalsam ein.


Hallo Manfred

darf ich noch mal nachfragen: aus dem Nelkenöl direkt in den Balsam?

Auf PhaKo wär ich bei dem Bild nie gekommen, obwohl mir die dezente Kontrastierung durchaus gefällt!!

Viele Mikrogrüße

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Herbert Dietrich

Hallo Gerd,

ich habe zwar Einstellfernrohr und Bertrandlinse im Optovar, aber zwei Okulare
das hörte ich zum ersten Mal: gleich ausprobiert und klappte sofort.

Vielen Dank für diesen Hinweis.

Herzliche Grüße
Herbert

Manfred Ulitzka

Hallo alle!

Mein Foto hat ja richtig was losgetreten!! ;D
Also erst mal DANKE für die Phako-Tipps. Ich habe das auch gleich ausprobiert mit den zwei Okularen. Funktioniert tatsächlich!
Ich habe vorher halt immer versucht das so möglichst gut einzustellen. Das Ergebnis war nun eigentlich auch nicht besser. Ohne Phasenkontrast sind die Flügelstrukturen kaum erkennbar.

@ Bernhard: ja, aus dem Nelkenöl direkt in das Kanadabalsam. Funktioniert nur, wenn die Tiere wirklich gut mit KOH mazeriert wurden. Sonst kollabieren sie. Siehe auch hier: http://www.thrips-id.de/Resources/Ulitzka%20Fang%20und%20Praparation%20von%20Thysanopteren.pdf

Viele Grüße

Manfred.
www.thrips-iD.de    -    www.thysanoptera.de

rlu

#13
Hallo,

Dr. Ulitzka hat uns seine Methode vorgestellt, wie er die Thripse präpariert und eindeckt.
Dabei verwendet er den Lackring nur bei Berlese-Präparate um zu verhindern, dass sie austrocknen. Nicht aber bei den normalen Präparaten mit Kanadabalsam. Die Idee Kanadabalsam zu verwenden ergibt sich aus der Tatsache, dass die über 300 Jahre alten Präparate immer noch in Ordnung sind.

Heute kam eine interessanter Aspekt hoch, als Olaf Gesteins-Dünnschnitte vorgestellt hat, die in Kandasbalsam eingedeckt sind.

Diese fast 200 Jahre alten Präparate waren klar und nicht gelb wie sonst üblich.
Die Vermutung wurde geäußert, dass das Kanadabalsam nicht nachdunkelte, weil der Lack einen Sauerstoffabschluß erzeugt hat.

Liebe Grüße
Rudolf