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Laufkäfer

Begonnen von Erich T., April 16, 2016, 18:55:33 NACHMITTAGS

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Erich T.

Carabus granulatus ist einer der häufigsten Großlaufkäfer unserer Breiten. Er wird 16 - 23 mm groß und lebt, wie alle Carabus Arten, rein räuberisch von anderen Insekten, Würmern, etc. Die Männchen besitzen verbreiterte Vordertarsen, die an der Unterseite mit Polstern aus Hafthaaren besetzt sind. Es wird beschrieben, dass diese eine Rolle bei der Paarung der Tiere spielen.
Bei meinen ersten Versuchen mit meiner neu erstandenen Fluoreszenzeinrichtung bemerkte ich, dass diese Hafthaare fluoreszieren. Das war mir neu, und auch der Grund dafür ist mir unbekannt.
Mit meiner Ausrüstung bin ich immer noch in der Testphase, es gelingen mir noch keine scharfen Fluoreszenzbilder und ich weiß nicht woran es liegt. Ich möchte trotzdem ein paar Bilder vorstellen, vielleicht erhalte ich ja einige Tipps. Auch was den Hintergrund betrifft bin ich noch beim experimentieren.

Ausrüstung:
Nikon D 90, Micro Nikkor 105 mm, 1:2,8
Zeiss Phomi III
Erreger-Bandfilter 460 nm, Farbteiler 510 nm, Sperrfilter 520 nm
LED-Beleuchtungseinsatz mit Cree XM-L LED
Picolay Stack Software

Bild 1: Carabus granulatus Männchen, 12 Bilder Stack. Es sind bereits hier die verbreiteten Vordertarsen erkennbar


Bild 2: Vordertarsus, Plan 1x/0,04. Die ersten 4 Tarsenglieder deutlich verbreitert, mit Polstern aus Hafthaaren


Bild 3: Vordertarsus, PlanApo 4x/0,14, 23 Bilder Stack


Bild 4: Vordertarsus, Fluoreszenz, Neofluar 16x. Aufgrund der mangelnden Schärfe wurde auf Stacking verzichtet


Bild 5: Hafthaar, Neofluar 40x, 6 Bilder Stack


Bild 6: Hafthaar, PlanNeofluar 63x/1,25, Oel, DIK


In den letzten Bildern kommt die Röhrenstruktur der Hafthaare gut zur Geltung. Es wirkt, als ob am Ende des Haares ein saugnapfähnliches Gebilde vorhanden ist.

Liebe Grüße
Erich

the_playstation

Hallo Erich.

Faszinierende Käfer-Bilder. Besonders die ersten 3x. Totale + die vom Bein mit der Klaue. Vielen Dank fürs Zeigen.

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

Erich T.

Freut mich, wenn die Bilder gefallen. Ich finde diese Tierchen auch wirklich faszinierend.

LG
Erich

HDD

Hallo Erich

Ganz hervorragende Bilder. Deine Beleuchtungstechnik ist genau nach meinem Geschmack, wie von einem Bühnenbeleuchter gesetzt. :D  Kannst Du was zur Beleuchtung sagen?

Das dritte Bild lässt ahnen was der Käfer für eine Haftkraft an einer glatten Fläche haben muss. Das dürfte aber nur für die vorderen Tarsien gelten. Die Natur geht manchmal seltsame Wege.

Viele Grüße
Horst-Dieter

Oecoprotonucli

Hallo Erich,

schöne Bilder! Wie bekommt man so ein schönes "freischwebendes" Tier und Dunkelfeld hin?

Zitat von: HDD in April 17, 2016, 06:59:37 VORMITTAG
Das dritte Bild lässt ahnen was der Käfer für eine Haftkraft an einer glatten Fläche haben muss. Das dürfte aber nur für die vorderen Tarsien gelten. Die Natur geht manchmal seltsame Wege.

Wo hat Erich denn die Info her, dass sie der Paarung dienen? Vielleicht lässt sich Näheres herausfinden. Vielleicht hat das Weibchen ja sogar eine komplementäre Struktur?

Erich, hast Du mal ein "normales", also flaches, dünnes, kleines Fluoreszenzpräparat ausprobiert und treten dort auch diese Unschärfen auf? Das wäre vielleicht ein erster Schritt zur Eingrenzung, woran es liegt.

Viele Grüße

Sebastian
Ich benutze privat:
Leitz SM-Lux mit (LED-) Durchlicht und Phaco-Ausrüstung (ca. 1975-77)
Hensoldt Wetzlar Stereomikroskop DIAMAL (1950er Jahre)

Erich T.

Zur Beleuchtung: außer den letzten beiden Bildern erfolgten alle Aufnahmen mit Blitzlicht und einer Belichtung von 1 - 1,6 sec. Verwendet wurden 2 Nikon SB-R200 Blitze. Dunkelfeld wurde nicht verwendet, als Hintergrund dient eine schwarze Glasscheibe (beim ersten und dritten Bild).

Die Angaben zum Zweck der Haftpolster stammen unter anderem aus: EIDMANN/KÜHLHORN: Lehrbuch der Entomologie. Es erscheint auch logisch, da diese großen Käfer bodenlebend sind und daher kaum auf glatten Flächen empor klettern. Bei der Paarung allerdings umklammert das Männchen mit den Vorderbeinen das Weibchen. Der sehr glatte Chitinpanzer bietet wahrscheinlich kaum Halt für die Beinen. Übrigens kann man selbst bei den abgetrennten Beinen die Haftkraft an einem Deckglas noch feststellen.

Die Unschärfe bei den Fluoreszbildern fiel mir vor allem beim Vergleich mit normalen Auflichtbildern, mit ansonsten gleichem Gerät, auf. Werde noch Bilder von eingebetteten mikroskopischen Schnitten machen um mehr dazu sagen zu können

Liebe Grüße
Erich

liftboy

Hallo Erich,

das von Dir beschriebene Unschärfeproblem habe ich öfter bei Polarisationsaufnahmen; bei normaler Beleuchtung ist scharfstellen dannn kein Problem. Hast Du schonmal an Stelle von Fluoreszenz Polarisation versucht? Leuchten die vorher fluoreszierenden Teile auf?

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Erich T.

Leider steht mir keine Polarisationseinrichtung zur Verfügung. Vielleicht lege ich mir mal entsprechendes zu, erst möchte ich aber meine vorhandene Ausrüstung in den Griff bekommen.

LG
Erich

reblaus

Hallo Sebastian -

die Haft-Tarsen sind durchaus kein Alleinstellungsmerkmal des Laufkäfers, sondern dienen auch anderen Käfermännchen zu dem gleichen (und keinem anderen) Zweck, z.B. beim Gelbrandkäfer. Auch wichtiges Merkmal zur Unterscheidung von Männlein und Weiblein.

Viele Grüße

Rolf

Erich T.

Das ist völlig richtig. aber schon innerhalb der Familie der Laufkäfer sind diese Haare sehr unterschiedlich ausgebildet. Bau und Anordnung können gattungsspezifisch sehr unterschiedlich sein. Wäre ein interessantes Feld für vergleichende Studien.
LG
Erich

Oecoprotonucli

Hallo zusammen,

Danke für die Antworten!

Viele Grüße

Sebastian
Ich benutze privat:
Leitz SM-Lux mit (LED-) Durchlicht und Phaco-Ausrüstung (ca. 1975-77)
Hensoldt Wetzlar Stereomikroskop DIAMAL (1950er Jahre)

wilfried48

Hallo,

Erich hat mir ein Vorderbein des Laufkäfers für ergänzende REM Aufnahmen zugeschickt.











viel Spass beim Anschauen und viele Grüsse
Wilfried




vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

Heiko

Der pure Wahnsinn, Wilfried – ob das so jemals schon gezeigt wurde?

Viele Grüße,
Heiko

the_playstation

Hallo Wilfried.

Dir sind wieder absolute Top-Bilder gelungen. Insekten sind meiner Meinung nach zusammen mit Diatomeen die ergiebigsten, vielfältigsten und faszinierensten REM-Objekte. Und dann natürlich Eckhards Amöben. :) Danke fürs Zeigen.

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

Oecoprotonucli

Hallo Wilfried,

eine tolle Zoomfahrt, Danke!

Bezüglich des "Käfer krallt sich Weibchen"-Problems: Ob Du vielleicht "zufällig" noch eine Aufnahme der Chitinpanzer-Oberfläche in gleicher Vergrößerung hättest?

Viele Grüße

Sebastian
Ich benutze privat:
Leitz SM-Lux mit (LED-) Durchlicht und Phaco-Ausrüstung (ca. 1975-77)
Hensoldt Wetzlar Stereomikroskop DIAMAL (1950er Jahre)