"Absaufen" der Rottöne bei Analog - und Digitalfotografie

Begonnen von micropol, April 01, 2017, 21:33:12 NACHMITTAGS

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micropol

 Hallo "Physiker" und "ähnliche" Spezialisten !

Seit jeher muss ich immer wieder feststellen dass vor allem knallige Rottöne bei fotografischen Aufnahmen egal ob analog oder digital (oder auch im
Fernsehbild) "absaufen" will heissen Strukturen verschwinden teilw. oder ganz.Ich helfe mir halt so dass ich unterbelichte dann gehts einigermassen.
Kann mir ein Physiker oä. Spezialist bitte erklären warum das so ist.( Ich kann mich noch erinnern an Gespräche im SDR Funkhaus dass die Techniker
den Moderatoren immer darauf hinwiesen sie sollen keine knallroten Pullover oder Hemden tragen - wird heute immer noch ignoriert - dem
entsprechend schöne rote "Suppe").- Bin gespannt auf Eure Kommentare.Danke.-

Grüße Hermann.

Piper

Hallo,

bin zwar kein Physiker, habe aber einige spontane Einfälle dazu. In Stichworten:

Schon der Gossen Microsix-Belichtungsmesser hatte vor Jahrzehnten Rottöne so "falsch" gemessen, dass sie im Farbdia massiv überbelichtet waren, wenn man belichtet hatte, wie es der Belichtungsmesser sagte.  Gossen hatte dazu angemerkt, dass die verbaute Photozelle  unterschiedliche spektrale Empfindlichkeiten hat.

Auch die automatische Belichtungsmessung in Digitalkameras kann bei reinen Rottönen bzw. rot gefiltertem Beleuchtungslicht zu ähnlichen Überbelichtungen führen. Also hat sich an der differierenden Empfindlichkeit der Photozellen scheinbar nichts geändert. Somit ist eine knappe Belichtung essenziell.

Das menschliche Auge kann im Rotbereich feine Tonwertdifferenzen deutlich schlechter diskriminieren, weshalb diese auch im korrekt belichteten Bild untergehen können oder nur vergleichsweise schlecht wahrnehmbar sind.

Schließlich kann je nach Achromasie der verwendeten Komponenten, und dazu gehören ggf. auch Fotoobjektive adaptierter Kameras, Fremdokulare etc. die Fokusebenen von roten Objektanteilen deutlich von den Ebenen sonstig gefärbter Zonen abweichen. Dies kann in einem gemittelt fokussierten Bild zu relativer Unschärfe in den roten Partien führen. Aufwendiger perfektionistischer Ausweg: Drei Einzelbilder eines nicht bewegten Objektes anfertigen, gefiltert in strengem Rot, Grün und Blau, wobei jedes Einzelbild gesondert fokussiert werden sollte. Diese drei Aufnahmen anschließend zu einer RGB-Echtfarben-Aufnahme überlagern (Stichwort: Three-Shot-Technik). Dann kann man beim Überlagerungsbild in den roten Partien ggf. mehr Details erkennen.

Viele Grüße

Jörg

güntherdorn

#2
hallo hermann,
1. analog: kunstlichtfilm verwenden (da glühlampen irre gelb/orange); LED ist fast immer tageslicht, damit üblichen tageslichtfilm verwenden.
2. digitalkamera auf "kunstlicht" (glühbirnen-symbol) stellen oder noch besser...
3. bei vielen digitalkameras kann man auch auf genau DEINE "lichtmischung" einstellen und abspeichern.
   ich hatte das mal bei baby-fotos mit blitzanlagen-kunstlicht-pilotlicht, da ich nicht blitzen durfte.
güntherdorn
- gerne per du -
günther dorn
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=444.0
www.mikroskopie-gruppe-bodensee.de
gildus-d@gmx.de

Kurt Wirz

Hallo Hermann

Das Problem ist bekannt und ich neige dazu, so wie die "Vorschreiber", anzunehmen, dass im Rot keine Zeichnung sichtbar ist, weil die Bilder im Rot-Kanal überbelichtet sind.
Bei der Belichtung in der digitalen Fotografie verwende ich das Histogramm, nehme im RAW Format der Kamera auf und beurteile das RAW Bild, mit der Histogramm Software:
RAWDigger
https://www.rawdigger.com/
kostengünstig gibt es dazu noch FastRawViewer, der das Histogramm zusätzlich auch noch von JPG Bildern zeigt.

Kurt

Rawfoto

Guten Abend

Da kommen in der Digitalfotografie 3 unterschiedliche Dinge zusammen:

1.) wenn rot fotografiert wird ist rot im Histogramm voreilend, das bedeutet der Rotkanal liegt weiter rechts als die beiden anderen Farbkanäle. Das wird von den meisten FotografInnen übersehen und führt zum Beschnitt der Zeichnung im Rotbereich. Weiters gibt es einen engen Zusammenhang zwischen der Position der Farbtöne und des Weißpunktes (Verlauf der Black Body Kurve im Farbraum, man kann das leicht nachvollziehen, schaut Euch ein Histogramm an - den Rotkanal - und verstellt den Weißpunkt
2.) der Hochpassfilter, eine Filterschicht vor dem eigentlichem Sensor. Je nach Gute setzt der Beschnitt bereits deutlich im sichtbaren Bereich ein. Ein Hochpass schneidet leider nicht digital bei einer bestimmten Wellenlänge. Ergebnis ist ein Verlust an Rotzeichnung
3.) Das Auflösungsvermögen ist Aufgrund der Wellenlänge bei Rot am geringsten, das wirkt natürlich nur bei feinen Details, aber in der Mikrofotografie ist das nicht zu vernachlässigen (in der allgemeinen Fotografie kaum wirksam)

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Cornea

Als ich 2008 mit der Digitalfotografie begann, hatte ich auch mit dem Effekt zu kämpfen. Im Laufe der Zeit kam ich dahinter, dass (von wenigen Kameras wie der Leica S abgesehen) alle Kameras das Histogramm des jeweils eingestellten Weißabgleichs anzeigen. Der Weißabgleich wird erzeugt, in dem die R, G und B-Kanäle mit einem Faktor multipliziert werden. Im Ergebnis kann im JPG der Rotkanal schon lange übergelaufen sein, während im RAW davon noch nichts zu merken ist. Abhilfe würde ein RAW-Histogramm ohne Gamma-Kurve schaffen, dass wirklich anzeigt, welches Signal der Sensor aufgezeichnet hat. Mit dem schon erwähnten RAW-Digger kann man das nachträglich gut herausfinden, wenn man schon vor der Aufnahme neugierig ist, helfen nur Krücken wie uni-wb. Hier ist ein Artikel (auf englisch) in dem die ganze Problematik noch einmal erklärt wird einschließlich einer Anleitung, was man dagegen tun kann.

Gruß

Norbert