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Die Holzkeule Xylaria longipes

Begonnen von Carsten Wieczorrek, April 01, 2017, 22:21:57 NACHMITTAGS

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Carsten Wieczorrek

Hallo,
letzten August habe ich auf einer Wanderung einen keulenförmigen Pilz gefunden, der auf einem toten Ast wuchs. Da ich diese Sorte noch nie gesehen hatte, habe ich ihn als "mikroskopisches Studienobjekt" mitgenommen. Ich dachte, den kann man ja prima mit dem Handmikrotom schneiden und mal "in ihn hinein sehen". Das hat leider nicht funktioniert: entweder ist das Pilzmaterial beim Schneiden zerbröselt, oder die Schnitte waren so dick, dass man nicht mehr hindurch sehen konnte.

Nun habe ich dünne Schnitte angfertigt.

Den Pilz habe ich laienhaft als langstielige Holzkeule, Xylaria longipes, eingeordnet.

Der Pilz ist fast schwarz, ledrig, rauh und im inneren schnee weiss. Meine Exemplare waren etwa 5 cm hoch. Direkt unter der Außenhaut bilden sich Kammern (Perithecien) in denen die Sporen reifen. Zur Reifezeit öffnet sich die Kammer nach aussen und die Sporen können sich verbreiten.

Der Pilz wurde im August in AFE eingelegt und gestern entwässert und in Paraffin eingebettet und mit einem B-Messer auf 10 µm geschnitten. Der Schnitt ist ungefärbt.

Bild 1 zeigt den Pilz mit seinem Substrat (leider etwas unscharf). Bild 2 zeigt drei Sporenkammern, aufgenommen mit dem 6er Objektiv. Die linke Kammer ist noch verschlossen, die anderen Beiden sind bereits offen (oben ist außen). Bild 3 zeigt eine geschlossene Kammer, aufgenommen mit dem 16er. Die Sporen sind bereits zu erkennen. Bild 4, auch mit dem 16er aufgenommen, zeigt eine weitere, gtößere Kammer. Gut zu erkennen ist, wie die Sporen in der Kammer "aufgehangen" sind. Die Bilder 5 und 6 zeigen ein Detail aus dieser Aufnahme, angefertigt mit dem 40er und 63er Objektiv.

Viel Spaß beim Betrachten,

Carsten


Bild 1: der Pilz



Bild 2: drei Perithecien



Bild 3: eine geschlossene Perithece



Bild 4: eine Perithecie mit Sporen



Bild 5: Detail aus 4



Bild 6: Detail aus 4
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

gdno81

Hallo Carsten,
Pilze sind ja eigentlich mit nem Mikrotom kaum schneidbar aber mit Xylaria hast du dir einen guten Kandidaten herausgesucht.
Der Schnitt ist klasse und hervorragend bebildert. Macht Spaß sich das anzuschauen. ;D

Abgesehen davon hast du die Art in meinen Augen richtig bestimmt.
Um ganz sicher zu gehen könntest du einen Fruchtkörper mal der länge nach halbieren. Beim Verwechslungskandidat, der vielgestaltigen Holzkeule, Xylaria polymorpha, reichen die Perithecien bis an die Basis, bei Xylaria longipes gibt es einen sterilen Stiel.

Danke fürs Herzeigen.  :)
Liebe Grüße
Björn

Reinhard

Hallo Carsten,

man sieht, daß auch ungefärbte Schnitte sehr interessant und (für mich) unerwartet aussehen können.
Lassen sich Pilzschnitte dennoch färben oder ist das nicht sinnvoll?

Schönen Sonntag noch
Reinhard
seit wann ist Kunst ein Fehler ?



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www.mikrochemie.net

liftboy

Hallo Carsten,

den hübschen Pilz hab ich bei mir in Kultur :-)



Der wächst bei mir zusammen mit anderen Arten auf Altholz (Kirschwurzel)



Ich hab da mal versucht Sporen zu gewinnen, hat leider nicht geklappt, war sehr hartes Material.. vielleicht schon zu alt.

Hallo Björn,
den Bestimmungstest will ich mal durchführen.
Danke

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
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Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Peter Reil

Hallo Carsten,

schöne Schnitte, Kompliment! Gerade bei diesem Pilz-Material ist das nicht so einfach.
Die Bilder zeigen gut die Anordnung der Asci.

Die Sporen sind (durch AFE?, Euparal?) etwas eingedellt. Das ist eines der Probleme, die ich auch auch bei den Pilzen habe. Noch habe ich keine Lösung.

Freundliche Grüße
Peter

PS: Pilze lassen sich auch färben. Mit Baumwollblau z. B. werden die Sporenornamente mancher farbloser Sporen blau/schwarz. Das bleibt auch im Dauerpräparat erhalten.
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, BHT, CH2, CHK, Olympus SZ 30, antikes Rotationsmikrotom