Hauptmenü

Diatomeenbuffet

Begonnen von sushidelic, Januar 30, 2018, 16:35:44 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

sushidelic

Gestern kam ganz unverhofft Annes letzte Diatomeensendung von November bei mir an. Ein Nachbar hatte sie im Flur der Vorderhauses gefunden, wo sie von Aushilfspostboten einfach hinterlassen wurde und wohl ganze zwei Monate herumlag.
Da konnte ich nicht anders und habe bis in die Nacht durchmustert und auch die Kamera bemüht. Das Kamera - Rohmaterial ist noch lange nicht komplett bearbeitet, und auch auf den Objektträgern wartet noch weiteres Material, aber hier schonmal die erste Ausbeute. Besonderen Spass hatte ich diesmal, sehr kleine Kieselalgen möglichst hochauflösend darzustellen.

Geknipst am BX51 mit Öl-Dunkelfeld, manchmal polarisiert, manchmal als COL mit einem 100x / 1.35 mit Aperturblende. Manche Bilder sind Einzelaufnahmen, manche gestapelt.

Hier zuerst eine Reihe der winzigen Kandidaten (da muss ich immer an Carlos denken :) ), die sich in einer unglaublich reichhaltigen Probe aus Finnland fanden. Es könnte sogar sein, dass die ersten drei ein und dieselbe Spezies sind, aber sie unterscheiden sich doch. Die letzte der Reihe ist nicht so hübsch geworden, aber ich will ihr trotdem nicht den Tag versauen und habe sie mit eingestellt.
EDIT: Ich ergänze den Beitrag mit den Bestimmungen!

Cavinula pseudoscutiformis (Hust.) Mann & Stickle, Schale Aussenansicht Danke an Anne!


Cavinula pseudoscutiformis (Hust.) Mann & Stickle, Schale Innenansicht


Cavinula pseudoscutiformis (Hust.) Mann & Stickle, Schale Aussenansicht








Aus dem selben Präparat hier das Fragment einer großen Diatomee. Manchmal kann Bruch auch seine ganz eigene Ästhetik entwickeln. Die "Krokodilschnauze":

Bruckstück einer Didymosphenia geminata (Lyngbye) M. Schmidt Danke an Anne


Und noch ein vorerst letzter Finne, mit meines Erachtens spektakulärer Form und Struktur:

Neidum hitchkockii (Ehr.) Cleve Auch hier Dank an Anne


Apropos Struktur - Pleurosigma aus einem anderen Präparat der Lieferung ist immer wieder ein Hingucker - besonders die Moirée - Effekte durch die drei sich überlagernden Gitter machen einen schwindelig am Okular:



Kann man sagen, was man will, fotogen ist sie, die Gute. Auch als "Kunst":



Hilfe beim Finnen-Bestimmen ist herzlich willkommen, Anne hatte im Beiblatt vermerkt, dass sich wohl viele der Spezies in der Iconographia Diatomologica Vol. 2 wiederfinden. Das habe ich leider nicht vorliegen, und hab's gar nicht erst versucht.

Weiter Bilder folgen, ich mach dann einfach hier im Faden weiter.

LG Michael


anne

Hallo Michael,
sehrschön!!
Einige der Kandidaten habe ich auch schon im "Kasten".
Bild 1-3 dürfte wohl Cavinula pseudoscutiformis (Hust.) Mann & Stickle sein.
Bild 7: Ein Bruckstück einer Didymosphenia geminata (Lyngbye) M. Schmidt
Bild 8:  Sie sieht nicht nur interessant aus, sondern hat auch einen interessanten Namen: Neidum hitchkockii (Ehr.) Cleve

Bidl 4,5,6: Evtl. Cyclotella spec.? Oder Aulocoseira spec.?

Danke Dir für die schönen Bilder vom Inari Järvi, Finnland.

lg
anne

P.S. Bei kleinen Diatomeen muss ich auch immer an Carlos denken.

Frank Fox

Hallo Michael,

ich schließe mich an, sehr schöne Aufnahmen.
Die Neidum hitchkockii (Ehr.) Cleve  gefällt mir besonders gut.

Herzliche Grüße
Frank
Mikrofotografie
www.mikro-foto.de
www.fotofind.eu

Faszination Mikroskopie
www.dustri.com/nc/de/hachinger-verlag/category/sachbuch.html

Zeitschrift Mikroskopie
http://www.mikroskopie-journal.de/

YouTube - Kanal
www.youtube.com/channel/UC32f7n_zGHMphTHSTC5wylg

Päule Heck

Hallo Michael, Glückwunsch!
Die Hitchkockii ist toll getroffen. Am besten gefällt mir aber das letzte Foto, einfach schöööön!
Herzliche Grüße
Päule

Carlos

Hallo Michael & Anne,
Michalel
ZitatHier zuerst eine Reihe der winzigen Kandidaten (da muss ich immer an Carlos denken  )
Anne
ZitatP.s. Bei kleinen Diatomeen muss ich auch immer an Carlos denken.
Zuviel der Ehre, auch andere haben bereits weit vor mir auf die kleinen Diatomeen und ihre ebenfalls  interessante Feinstruktur hingewiesen.
Leider sind die nur schwer zu erfassen und fallen die ,,beim üblichen Sieben meist durch die Maschen".
(Bei meinen derzeitigen Arbeiten zur Aufbereitung von Diatomeen aus (bei stürmischer See) angeschwemmten Pflanzenmaterial an Sandstränden (Taormina, Sizilien) habe ich wiederum auch sehr viele kleine Diatomeen gefunden.)
So kleine Diatomeen und deren Feinstruktur, wie von Dir gezeigt Michael, habe ich bisher allerdings noch nicht ablichten können.
Danke fürs Zeigen!
Gruß Carlos   

sushidelic

Danke für die Bestimmungen und den Zuspruch!

Ich habe noch den Rest der Bilder aufbereitet und stelle sie mal kommentarlos ein, da ich jetzt weg vom Rechner muss. Morgen editiere ich dann den Beitrag noch, ich hoffe, das ist in Ordnung!

Die Kleinen zuerst:











Und die Größeren:







LG Michael

anne

#6
Hallo Michael,
also ein REM kannst Du Dir ruhig sparen.
Diese Bilder sind von den sichtbaren Details unschlagbar.
Besonders die Cymbella - unfassbar geil!
Ich danke Dir!
Interessant wäre der direkte Vergleich zum REM, ich schau mal ob ich dazu Bilder finde.
Lg
Anne

Kurz noch Versuche der Zuordnung:
Bild 1 ist eine Achnanthes. spec.
Bild 3 ist vermutlich eine Fragilaria constricta Ehrenberg.
Bild 6 ist eine Craticula spec.
Bild 7 ist vermutlich eine Cymbella lanceolata (Ehr.) Van Heurck

Bild 6,7,8 müssten aus der englischen Probe sein.


bernd552

Hallo Michael,

als Liebhaber schöner Bilder (und als Diatomeenlaie) würde ich mir das letzte Bild der ersten - und das vorletzte der zweiten Bildserie als Poster an die Wand hängen und darunter als Künstlernamen "vom Ansel Adams der Diatomeen" schreiben ;)

Mach bitte weiter so, Du sprichst mit solchen Bildserien scheinbar die Taxomonen aber sicher auch die Estheten an!

LG
Bernd

Appropo Poster, in welcher Auflösung liegen Deiner Bilder denn vor?


unkenheini

Hallo Michael
Ich kann mich "bernd552" nur anschließen! Auch der Künstlername paßt bei den gekonnten Schwarz-Weiß Aufnahmen.
Viele Grüße Jörg
Mit freundlichen Grüßen
Jörg G.

p.s. Mir ist es lieber mit Du angesprochen zu werden als mit Sie.Danke.

sushidelic

#9
Tach und freut mich, dass die Bilder gefallen!
Aber A. Adams... Ich fühle mich einfach mal geschmeichelt, ist ja einer meiner Lieblingsfotografen, aber das ist wie Hobbywinzer und Petrus. Trotzdem der Hammer, wenn die Bilder solche Assoziationen wecken.

Zum Thema Poster - bei der Auflösung gibt es einfach lichtmikroskopische Limits... Die Cymbella ist mit 200x (100er Objektiv + 2x ECA "Optovar" auf den Sensor projeziert, ein Pixel des Chips hat 4.87µm. Damit bilde ich auf einen Pixel ~25nm ab, dass das bei einer Wellenlänge von 550nm bei Grünfilterung + 2x NA1.4, also etwa 200nm theoretischem Trennvermögen nicht mehr scharf sein kann, ist natürlich klar. Physik ist manchmal echt nervig.. also Details von 8 Pixel kann ich trennen, mit Deconvolution und anderen Tricks bleibt eine Restunschärfe von ca. 4 Pixeln. Mit der Arbeite ich aber lieber, sobald das Subjekt ins Bildfeld passt als mit 100x zu projezieren, da das Bayer-Pattern und das Rauschverhalten des Chips sich ja nicht ändert. Beim Entwickeln bringt also die zusätzliche Vergrößerung doch etwas. Das fertige Bild könnte ich aber auf ca. 30% verkleinern, ohne nennenswerte Details zu verlieren. Simpel gesagt, etwa 100nm pro Pixel bekommt man einigermassen "scharf", wobei das auch nur optisch und nicht wissenschaftlich korrekt ist (letztendlich schärfe ich Beugungsartefakte nach, also eckiges Detail ist einfach rund), und das auch nur bei optimalen Vorraussetzungen (geeignetes Objekt + optimale Präparation für Immersion).
Hier habe ich einmal die Cymbella in voller Auflösung hochgeladen, dann sieht mal etwa, wie das Bild auf dem Chip aussieht (die keinen Spezies sind übrigens fast alle 100%-Ausschnitte).
https://owncloud.celluloid-vfx.com/index.php/s/sqHf8etp3qvP59w

@Anne - danke wieder für die Bestimmungen, die arbeite ich noch ein. Habe mich gerade durch den Schmidt gewühlt und frustriert aufgegeben. Kleine Diatomeen bestimmen ist echt noch mal eine andere Nummer als die 200µm - Fraktion...

LG Michael


sushidelic

Als kurzer Nachtrag zur Auflösungsphilosophie in meinem vorherigen Beitrag hier etwas Illustrativeres:

Zunächst ein Ausschnitt aus der Mitte des Vollformatsensors (fast die komplette Höhe) der D800 mit 100x Objektiv und 2x ECA, also 200x auf Bildebene.



Und hier ein 1:1 Ausschnitt mit Bemaßung:



Wie man sieht, ist es auch bei 200x möglich, ein fast scharfes Bild zu erhalten. Die quadratischen Poren sind sogar noch als solche zu erkennen und verschwimmen nicht zu einem runden Beugungsscheibchen. Das liegt primär daran, dass sich die Struktur dieser Kieselalge (ist das denn überhaupt eine? Sie findet sich in so einigen Proben, die ich habe) fast immer hochkontrastig absetzt, nicht weit in die Tiefe geht und sie hier direkt unter dem Deckglas sitzt. Das geht eben leider nicht bei allen Motiven, da machen einem schnell andere Faktoren einen Strich durch die Rechnung. Als Beispiel kann hier Franks Beitrag mit den Radiolarien dienen - sie sind bei weitem größer, und doch durch ihre Struktur und die Linsenwirkung der Rundungen, ihrer Tiefe, Strukturarmut etc. ungleich schwieriger knackscharf abzulichten, vor seinen Ergebnissen ziehe ich meinen Hut!

LG Michael

sushidelic

Weiteres Futter für's Buffet, diesmal aus Dunkirk/Maryland

Ein schönes Duo, da wollte ich die Beiden gar nicht trennen:



Actinoptychus



Am liebsten mag ich die Dornen (Ausschnitt aus dem obigen Bild)



Und noch eine Diatomee...



...deren Schönheit auch erst richtig im Ausschnitt zur Geltung kommt:


Bob

Hallo Michael,

diese Fotos sind auch wieder absolut erstaunlich! Der Detailgehalt liegt schon deutlich über dem, was man in Fotos von Diatomeen sonst so sieht. Darüber hinaus sind die Fotos auch wirklich schön anzusehen!
Ich weiß noch, wie ich mich mit den Poren von Amphipleura Pellucida beschäftigt habe: Ich konnte sie nach einiger Mühe darstellen, aber die Fotos sahen aus, als ob ich die falsche Farbe Pillen eingeworfen hätte. Da sind Deine Ergebnisse schon etwas ganz anderes!

Vielen Dank, auch an Anne für die Bestimmungen!

Viele Grüße,

Bob

sushidelic

Danke Dir, Bob.
Mein Faible für Mikroskopie entbrannte, als ich mit fünf Jahren eine Faksimile von Häckels "Kunstformen der Natur" in der Bibliothek meines Vaters endeckte. Irgendwie scheint das auch heute noch mein Antrieb zu sein, diesen Bildern nachzueifern ;).
LG Michael

anne

Hallo Michael,
eine Glanzleistung die Dir sicherlich auch viel Spass gemacht hat.
Eine Frage, könntest Du kurz zum COL Kontrastverfahren schreiben, wie Du dieses umgesetzt hast?

lg
anne