...was vorher geschah: Winkel-Zeiss STANDARD

Begonnen von TPL, März 18, 2018, 22:45:43 NACHMITTAGS

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TPL

Liebe Freunde der frühen Jahre des Carl Zeiss-STANDARD-Systems,

wie andernorts bereits erwähnt, habe ich mit viel Glück ein gut erhalten gebliebenes interessantes Mikroskop ergattert:


Wie man sieht: ein Hufeisenstativ mit der Gravur "Winkel-Zeiss", die nach meinen (unvollständigen) Informationen bis in die frühen Nachkriegsjahre gebräuchlich war. Vielleicht wurden aber auch noch Bestände weiter verwertet, die in den Kriegsjahren montiert wurden. Das weiß ich nicht und bin daher für Hinweise – auch zu Modellbezeichnung, Katalogen und anderen Druckschriften – sehr dankbar.


Obenauf sitzt – fest mit dem alten Tubus verschraubt – ein Adapter mit Tubusfaktor 2X, der nach oben hin eine geläufige STANDARD-Ringschwalbe besitzt. Darin ist denn auch die frühe und etwas kleinere Version des Zeiss-Winkel-Binokulartubus montiert. Dieser Bino-Tubus wurde bereits ab etwa 1950 zum "Zeiss-Winkel STANDARD-Mikroskop" geliefert. Die Verbindung zwischen dem Tubus-Adapter und dem Tubus ist so fest, dass ich mich bisher nicht getraut habe, daran etwas zu ändern. Der schwarze Teil des Adapters lässt sich nach Lösen einer (nicht abgebildeten) Rändelschraube um 360° drehen. Das wäre bei den frei montierbaren STANDARD-Schwalben eigentlich gar nicht nötig. Weiß jemand einen Grund für diese, offenbar mit einem ordentlichen Gleitlager ausgestattete Funktion?

Eine weitere Besonderheit ist eines der Objektive:


Es ist mit "Winkel-Zeiss a18 Ap. o,58" graviert, mit den beiden anderen 39mm-Objektiven perfekt abgeglichen und hat eine von den anderen Objektiven abweichende, spitz-konische Kappe. Das Bild ist bei Durchlicht-Objekten brilliant, hat aber eine sehr deutliche Bildfeldwölbung. Weiß jemand mehr dazu?

Vielen Dank für Hinweise; auch, wo ich mehr dazu lesen kann.
Viele Grüße,
Thomas

PS: dieses rund 8 Kilogramm schwere Stativ lag – in eine (!) Lage Blasenfolie gekleidet – am ungepolsterten Boden eines ansonsten unvollständig mit Schaumstoff-Abschnitten und Chips beschickten, ziemlich ausgeleierten Karton:


Ich danke dem "Herrn DHL" für seinen sanften Transport bis an meine Türe!

Werner

Eine merkliche Bildfeldwölbung deutet auf eine abweichende Tubuslänge hin, im Extremfall  ∞.
Zum Herausfinden der passenden Tubuslänge an ein Mikroskop mit verstellbarem Tubusauszug schrauben und probieren.

Gruß   -   Werner

rhamvossen

Hallo Thomas,

Gratuliere mit das schöne Mikroskop! Ich habe diese Bino Version auch. Die spitz-konische Kappe sieht mann öfter bei Winkel-Zeiss (also, nicht Zeiss-Winkel) Objektive. Bildfeldwölbung habe diese Objektive wegen den Alter natürlich alle, aber sie geben in das Bildmitte ein Kontrastreiches und qualitativ gutes Bild. Beste Grüsse,

Rolf

Stephan Hiller

#3
Hallo Thomas,

Gratulation zu dem schönen Winkel Zeiss Göttingen Mikroskop mit Binokulartubus. Hab ich so noch nie gesehen. Toll!

Die Objektive kenne ich dagegen schon:



vermutlich wurde die Bauart bei den neueren Modellen von "spitz" auf "stumpf" geändert. Die weiterhin fortlaufenden 6-stelligen Produktionsnummern würden das vermuten lassen.

Man kann diese Objektive übrigens über eine spezielle Extenderhülse für die Zeiss Standard übliche Obektivabgleichlänge von 45 mm tauglich machen (zu sehen im folgenden Bild am "spitzkegeligen" 42 x Objektiv):



Ich weiss nicht ob du auch ein 10er Objektiv an deinem schönen Mikroskop hast. Diese hatten gegenüber den späteren Modellen eine deutlich höhere Aperturangabe von 0,28 (wie übrigens auch die 42 x Objektive mit 0,85! - das erreichte später nur noch das 40er POL Objektiv). Die neuen Zeiss West 10er Objektive haben dagegen nur noch eine nA von 0,22 und dazwischen gab es Zeiss Winkel mit nA 0,25. Im folgenden das Winkel Zeiss Göttingen 10x Objektiv mit Verlängerungshülse und nA 0,28:



Dass diese Objektive ein sehr schönes und kontrastreiches Bild (mit leidlicher Bildfeldebenung) produziern kann ich nur bestätigen.

Grüße

Stephan

TPL

Hallo Werner, Rolf und Stephan,

danke für Eure Glückwünsche und Hinweise.
Außer dem Objektiv "a18 Ap. 0,58" sind ein 10/0,25 und ein 40/0,65 eingeschraubt. Das 40/0,85 hatte ich selbst einmal und war davon ziemlich angetan. Was mir jetzt wieder auffällt: Im Netz finde ich nur sehr wenige Informationen zu Winkel-Zeiss-Mikroskopen und -Zubehör. Und von dem "a18 Ap. 0,58" hatte ich noch nie gehört. Wozu brauchte man solch ein extrem hochgeöffnetes Objektiv?

Sollte jemand dazu Unterlagen kennen, wäre ich für Hinweise sehr dankbar.

Viele Grüße
Thomas

rhamvossen

#5
Hallo Stephan,

ZitatDie neuen Zeiss West 10er Objektive haben dagegen nur noch eine nA von 0,22

Später kam Zeiss noch mit das F10/0.25. Ich habe viele Vergleichtests gemacht zwischen Zeiss-Winkel/Winkel-Zeiss und CZ/Zeiss Objektive und ich kann nicht sagen das neben die bessere Bildfeldebnung von die spätere Zeiss Optik viel ist verbesserd. Im Gegenteil, die spätere Objektive zeigen stärkere Farmsaumen und haben manchmal sogar eine schlechtere Auflösung! Mit mein Zeiss-Winkel 25/0.45 bekomme ich mit eine bestimmte Blende nur Grenzdunkelfeld, mit das viel spätere Schwarze Zeiss 25/0.45 bekomme ich mit dieselbe Blende schon ein reines Dunkelfeld. Wie kann das sein? Das kann nur passieren wenn das ZW Objektiv eine hohere Apertur hat. Beste Grüsse,

Rolf