Orthoplan Tisch justieren

Begonnen von JMB, Mai 23, 2018, 19:50:35 NACHMITTAGS

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JMB

Wehrte Mikroskopiker,

ich habe ein Problem mit der richtigen Justage meines Orthoplan Tisches möglichst genau im Rechten-Winkel zur optischen Achse. Hintergrund: Ich musste den Triebmechanismus für eine Neufettung vom Mikroskop abbauen - hierbei geht natürlich die Justage des Tisches (normaler Orthoplan Kreuztisch) flöten.

Meine Vorgehensweise wäre: erst mal den Tisch möglichst genau senkrecht zur optischen Achse ausrichten (aber wie?), den Triebkasten dann mit den 4 Schrauben in dieser Lage befestigen. Die Feinabstimmung der Ausrichtung könnte dann durch Unterlegen von Abstandsstücken (z.b. Alufolie) unter die Tischbefestigung erfolgen....

Den ersten Schritt bekommt man ja noch einigermaßen genau hin, aber dann scheitere ich. Wie gehe ich hier sinnvoll vor? Gibt es Möglichkeiten die Stellung des Tisches zur Auflagefläche der Objektive (sollte ja parallel sein) zu messen, oder benötigt man hier zwingend einen Autokollimator?

Ich bin für jeden Tipp dankbar. Im Forum habe ich hierzu bisher noch nichts finden können, was mir irgendwie weitergeholfen hätte.

Vielen Dank schon mal,

Jens

Dr. Jekyll

#1
Hallo Jens,

Du nimmst am Besten ein Planobjektiv und einen Objektmikrometer mit horizontaler und vertikaler Skala. Nun fährst Du die Skala ab und kannst feststellen ob sie scharf bleibt oder nicht. Wenn nicht muß Du an entsprechender Stelle unterlegen. Je größer die Skala, desto genauer die Justierung.
Ob das so optimal ist kann ich nicht sagen. Ich habe es jedenfalls so gemacht und es funktioniert.
Beste Grüße
Harald

Werner

Vielleicht geht das auch mit einem Laser (Lochblende davor).

Statt der Beleuchtung(Birne) einen Laser so ausrichten, daß der Strahl (ohne Kondensor) mittig durch Objektiv und Okular fällt. Dann sitzt er genau in der optischen Achse. Gaslaser haben eine bessere Strahlqualität als Diodenlaser, die müßten aber auch funtionieren.

Auf den Tisch eine dicke planparallele Platte legen (von Endmaßen o.ä.). Wenn der Tisch geneigt ist, wird der Strahl seitlich ausgelenkt und fällt nicht mehr mittig durch das Okular.
Mangels einer Planplatte kann man die parallelen Seiten eines Glasprismas verwenden. Wenn die matt sein sollten, werden zwei Deckgläser mit Immersionsöl angeklebt, dann sind sie blank.

Geht vielleicht auch einfacher: Ohne Kondensor einen Oberflächen-Planspiegel mit der Schicht nach unten auf den Tisch legen und schauen, wo der reflektierte Strahl den Laser bzw. die Blende wieder trifft. Das funktioniert aber nur, wenn der Spiegel im Fuß genau justiert ist.

Mit einem AKF kann das schwierig werden, außer die Tubusoptik ist leicht zu entfernen.

abendliches Brainstorming   -   Werner


Dr. Jekyll

Hallo Werner,

Gute Idee👍
Das probier ich mal aus.
Beste Grüße
Harald

JMB

Hallo Harald, Hallo Werner,

erst mal vielen Dank für eure Antworten und Hilfe. Mit einem Laser habes ich es auch schon versucht. Ich habe mir einen Adapter für die Aufnahme des Trinokulars gedreht und setze diesen statt des Trinokulars auf das Mikroskop auf. In diesen Adapter kommt dann ein Laser (Justagelaser aus der Astronomie). Auf dem Objekttisch liegt ein Planspiegel. Theoretisch müsste bei planer Ausrichtung des Tisches dann der Laserstrahl exakt in den Justierlaser zurückgeworfen werden.... (es gibt eine matte Plexiglasplatte, über den man den zurückgeworfenen Strahl als hellen Punkt wahrnehmen kann). Leider sind meine Künste an der Drehbank eher bescheiden, und der Adapter ist wohl nicht ganz passgenau. Wenn ich den Adapter mit Laser in der Aufnahme des Trinos drehe, zieht der zurückgeworfene Strahl immer leichte Kreise -> er sitzt also nicht ganz genau mittig. An diesem Problem arbeite ich also noch.

Andere Möglichkeit: im Amerikanischen Forum habe ich Hinweise auf einen glockenförmigen Einsatz (wohl von Zeiss) gefunden der in die Objektivaufnahmen geschraubt wird und dessen planparallele Seite dann zum Einstellen der  Tischoberfläche dient (kennt jemand hier die Bezeichnung?).

Etwas ähnliches gab es wohl auch von Olympus (laut BH2 Service Manual): hier ist es ein brückenförmiger Adapter, der ebenfalls in den Objektivrevolver eingeschraubt werden kann und der eine recht genaue rechtwinklige Ausrichtung des Tisches erlaubt.

Wenn irgendjemand hier im Forum über eines dieser Hilfsinstrumente verfügt, würde ich mich über eine kurze PM freuen.

mit freundlichen Grüßen,

Jens 

JMB

Liebe Kollegen,

hier nochmals kurz meine Beschreibung, wie ich dann letztendlich meinen Tisch einigermaßen so ausgerichtet habe, dass ich damit zufrieden bin. Im Grunde bin ich so vorgegangen, wie von Harald beschrieben:
- grobe Ausrichtung des Tisches mit Objetträgerhaufen (auf Tisch als "planer Abstand") an planer Fläche der Objektivaufnahme
- dann mit Planobjektiv (10x) und Objektmikrometer jeweils linke und rechte Seite scharf gestellt und Photo gemacht (Schärfe konnte ich so deutlich besser beurteilen). Dabei habe ich den "Abstand" zwischen linkem und rechtem (scharfem) Photo an meinem Feintrieb abgelesen. So konnte ich relativ gut und schnell ermitteln, auf welcher Seite ich den Tisch durch unterlegen von Distanzscheiben erhöhen muss.
Dieses Spiel habe ich dann solange wiederholt, bis ich den Objektmikrometer mit nur einem Photo über den ganzen Bereich scharf abbilden konnte.

Es ist also alles gar nicht so komplizert, dauert nur etwas... Hier nochmals vielen Dank an Harald und Werner für die Tipps.

mit freundlichen Grüßen,

Jens

Jürgen Boschert

Hallo Jens,

Zitat... Andere Möglichkeit: im Amerikanischen Forum habe ich Hinweise auf einen glockenförmigen Einsatz (wohl von Zeiss) gefunden der in die Objektivaufnahmen geschraubt wird und dessen planparallele Seite dann zum Einstellen der  Tischoberfläche dient (kennt jemand hier die Bezeichnung?).
...

Ich hatte das Glück, dieses Teil, einschließlich eines Werksjustiertisches für die Großgeräte (Zeiss West Universal, Phomi, WL) zu ersteigern. Das Ding zum planparallelen Ausrichten der Tische wird wohl Zeiss-Pilz genannt.


Gruß !

JB
Beste Grüße !

JB

Werner

Ich hätte noch eine Idee, ohne Laser.
Alte Libellen-Nivelliergeräte bei ebay (und ältere Theodolite, aber teurer als Nivelliere) haben zum Horizontieren eine hochempfindliche justierbare Libelle. Meist mit 20 Winkelsekunden Empfindlichkeit; wenn sich das Blasenende von einem Strich zum nächsten bewegt, ist die Neigung 20 Sekunden.

Wenn man diese Libelle auf eine Blechplatte montiert und justiert (Umschlag-Methode), könnte man den Tisch auch damit ausrichten. Das Mikrosop so unterlegen, daß der Tubusträger genau waagerecht ist, dann die Libelle auf den Tisch legen. Grobjustage vorher mit einer Dosenlibelle.

Anmerkung: Zum Verlegen von Bodenplatten absolut ungeeignet, da wird man sonst wahnsinnig!

Gruß   -   Werner