Welche PL APOs für Orthoplan ?

Begonnen von Alchemist, Mai 25, 2018, 09:46:56 VORMITTAG

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Alchemist

Liebes Forum
Ich habe in letzter Zeit etwas gewütet und mir in einem wahren Mikroskopie-Blutrausch zwei Orthoplane besorgt, einen in Pol-Ausführung und einen für Durchlicht mit Variotubus. Ich bin nun dabei die Geräte erst einmal gründlich vom Staub zu befreien, das wird mich sicher eine Zeit lang gut beschäftigen.
An dem Durchlicht-Orthoplan sind momentan einige Planobjektive mit 170 mm Tubuslänge dran.
Ich trage mich mit dem Gedanken diese in Zukunft bei Gelegenheit gegen PL APOs tauschen, wenn mir entsprechende günstige Angebote über den Weg laufen. Das Ganze hat aber keine Eile, für meine aktuellen Ansprüche genügen mir die vorhandenen PLs.
Meine Frage an die Leitz-Experten unter Euch: aus diversen Threads in diesem Forum habe ich erfahren, dass der Orthoplan zwar "offiziell" für Objektive mit 170 mm Tubuslänge konzipiert wurde, tatsächlich aber sowohl mit 170 mm als auch 160 mm-Objektiven beste Ergebnisse liefert.
Meine Fragen an Euch:
- Gibt es technische/praktische Gründe für die eine oder andere Objktivfamilie?
- Die 160 mm-Objektive dürften später entwickelt worden sein als die 170er, kann man davon ausgehen, dass sie die bessere optische Leistung haben (vor allem bezüglich apochromatischer Korrektur und Kontrast)?
- Welche tauchen auf dem Markt häufiger auf, bzw. sind günstiger erhältlich?
- Für welche würdet Ihr Euch entscheiden?
Danke und beste Grüße
Anton

RainerTeubner

Hallo,

zu der Diskussion der unterschiedlichen Tubuslängen bei Leitz gibt es ein Dokument. Es befindet sich in der Anlage.

Vielleicht ist es hifreich.

Viele Grüße

Rainer
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

Peter V.

Hallo,

in der Tat können am OP 160mm- und 170mm-Objektive ohne Qualitätsunterschied eingesetzt werden.
Meiner Erfahrung nach sind die 160er PL Apos nicht erkennbar "besser" als die 170er. Man kann nicht sagen, dass eine Sorte häufiger am Markt auftaucht, aber vermutlich werrden die 170er etwas günstiger gehandelt.
Meine Ansicht nach sind aber auch die häufigeren 160mm-NPL- oder Pl-Fluotare hervorragende Objektive, die den PL Apos nicht nennenswert nachstehen.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Diana1982

Hallo Anton,

Ich traue mich mal zuzugeben, dass ich an meinem Orthoplan auch mal 160er und 170er Optik gemischt an einem Revolver verwende und bisher keine Probleme damit feststellen konnte.

Viele Grüße
Diana
Leitz Orthoplan
Leitz Diavert
Leica DMR
Olympus SZX12

www.microscopia.de

Alchemist

Danke für Eure Infos und Kommentare zu meiner Fragestellung.
Ich hatte es mir schon gedacht, dass es zwischen den 160er und 170er-Objektiven im Großen und Ganzen keinen merkbaren Unterschied am Orthoplan gibt.
Umso interessanter finde ich das von Rainer angehängte Leitz-Dokument, in dem festgestellt wird, dass man ab einer Vergrößerung von 16:1 160 mm-Objektive an 170er-Mikroskopen ohne erkennbare Qualitätseinbußen verwenden kann.
Im Umkehrschluß interpretiere ich das aber so, dass man am Orthoplan als Objektive mit bis zu 16facher Vergrößerung keine 160er verwenden sollte. Das war mir neu.
Ist zwar eine sehr spezielle Frage aber vielleicht hat jemand von Euch schon schwach vergrößernde 160er und 170er PL APOs (z.B. 6.3x, 10x) am Orthoplan verglichen und könnte hier seine Erfahrungen mitteilen? Mich würde interessieren ob da ein Unterschied feststellbar war.
Danke und lG
Anton

Ulf Titze

#5
Hallo Anton,

Deine Fragen hatte ich vor einiger Zeit auch, ich denke man sollte sie getrennt voneinander betrachten.

1. Abbildungsleistung von PL Apos für 170mm vs. 160mm: Ich kann einen Satz 170er und einen Satz 160er-Objektive direkt vergleichen. Bei meinen Exemplaren scheinen die 170mm-Varianten eine minimale Spur flauer zu sein, aber es sind wirklich nur Nuancen, die man v. a. bei der subjektiven Beobachtung wahrnimmt. Ich konnte nie einen Unterschied im Foto dokumentieren. Vermutlich nimmt man da einfach nur eine verbesserte Linsenvergütung wahr, weil die 160mm-Optiken jünger sind. Die Auflösung und Bildfeldebnung bis Sehfeld 28 ist bei beiden Reihen über jeden Zweifel erhaben.

2.  Das leidige Thema mit der Tubuslänge: Wenn Du einen vollständigen Satz von 160mm-Objektiven hast, kannst Du ihn ohne jegliche Einbuße am Orthoplan einsetzen - genauso wie einen kompletten Satz 170er-Optiken. Du wirst keinerlei Nachteile bei der Parfokalität oder in puncto Abbildungsmaßstäben bemerken, sondern nur die Okulare etwas nachstellen müssen, um die Parfokalität zu optimieren (falls Du den Trick noch nicht kennst, sag bitte bescheid).
Das Problem fängt an, wenn Du Objektive für 160mm und 170mm TL an einem einzigen Revolver mischst. Da solltest Du darauf achten, dass v.a. die Übersichtsobjektive (2,5:1, 4:1) für 170mm ausgelegt sind, damit Du eine saubere Parfokalität erreichst. Ab dem 16:1 ist es vollkommen Wumpe, ob das Objektiv für 160mm oder 170mm gerechnet ist (s. Memo).

3. NPL- vs. PL-Objektive: Als Pathologe lebe ich natürlich das Mantra der großen Sehfelder und bin daher besonders empfindlich gegenüber Bildfeldwölbungen. Trotzdem haben mich die NPL-Fluotare überzeugt! Auch wenn in den ganzen Druckschriften nur von einer Brauchbarkeit bis Sehfeld 22 mit einer "gewissen Reserve" die Rede ist - ich behaupte, dass man den Unterschied zu den PL-Verianten nur im direkten Vergleich wahrnimmt. Wer ganz kritisch einen dünnen Blutausstrich im Sehfeld 28 durchmustert, wird mit den NPL-Objektiven leichte Verzeichungen in den äußersten 2-3% des Sehfeldes wahrnehmen. Bei normal dicken Schnittpräparaten wird man den Unterschied nicht bemerken. Wenn ich mein Mikroskop heute nochmal mit Objektiven ausstatten müsste, würde ich NPL-Fluotare nehmen. 

Herzlich

Ulf
"Do not worry about your problems with mathematics, I assure you mine are far greater." (A. Einstein)

"Komm wir essen Opi!" - Satzzeichen können Leben retten!!!

Peter V.

Hallo

ZitatWenn ich mein Mikroskop heute nochmal mit Objektiven ausstatten müsste, würde ich NPL-Fluotare nehmen. 

Es freut mich, dass Ulf meinen Einruck bestätigt. Ich finde auch, dass die 160mm NPL-Fluotare hervorragende Objektive sind, die eigentlich schon keinen Wunsch mehr übrig lassen - auch nicht am Großfeld-Orthoplan. Und ich finde sie sogar "knackiger" und brillanter als die PL-Fluotare. Dafür sind sie vergleichsweise preiswert zu bekommen. Ob es noch einen deutlich erkennbaren Unterschied zu den PL APOs gibt, müsste ich mal vergleichen. Ich glaube es aber kaum. Man müsste schon garnz spezielle Objekte haben, um hier noch wirklich einen Unterschied feststellen zu können.

Herzliche Grüße
Peter


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Alchemist

Hallo Ulf
Vielen Dank für Deinen wirklich interessanten und informativen Post!
Ich will die Objektive nach Möglichkeit nicht wild mischen sondern möglichst konsistent bei einem Objektivtyp bleiben.
Ich werde jetzt mal den Markt beobachten was der aktuell so hergibt.
beste Grüße
Anton